Ein Jahr ohne dich. Caroline Régnard-Mayer
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Название: Ein Jahr ohne dich

Автор: Caroline Régnard-Mayer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742798015

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СКАЧАТЬ die Brücke, die mit einer beachtlichen Länge die Stadtteile Manhattan und Brooklyn verbindet. Unter der Brooklyn Bridge fließt dunkel und dominant der East River und der Blick auf die Skyline von Manhattan war spektakulär. Zu Fuß ging ich beschwingt weiter zum New Yorker Hafen und dort bestieg ich die Fähre ´attery Park – Liberty Island´, Richtung New York. Die Fahrt und der Fußweg zur Fähre waren unbeschreiblich aufregend. Fremde Sprachen erreichten mein Ohr. Ich hatte noch nie so eine laute, pulsierende Stadt erlebt. Überall eilende Menschen, Autogehupe, Leuchtreklamen, die auch am Tage leuchteten, und gigantische Werbetafeln. Die Gerüche waren mir so fremd und wieder beschlich mich das mulmige Gefühl, das mich schon beim Landeanflug heimgesucht hatte. Doch ich schritt weiter meines Weges und sprach mir selbst Mut zu. Du hast es so gewollt, nun musst du auch hier durch, mit allen Vor- und Nachteilen.

      Von der Fähre aus hatte ich einen sagenhaften Blick auf die Skyline von New York. Es waren Gebäude, die in den Himmel wuchsen, so schien mir. Der Hudson River glitzerte im Morgenlicht. Weiße kleine Schaumkronen zeigten sich im Wasser, und die Gischt spritzte an beiden Seiten des Schiffs bis zur Reling hoch. Die Luft war warm und der Wind strich mir zärtlich um den Kopf, so als ob er mein aufgewühltes Inneres beruhigen wollte. Peggy hatte Recht, es waren erst wenige Touristen unterwegs, und die meisten New Yorker waren offensichtlich schon bei ihrer Arbeit.

      Dann sah ich sie, die Freiheitsstatue, genannt ´Statue of Liberty`. Wow. Um mich herum verstummten die Gespräche und ein Raunen ging durch die Menge. Die imposante Statue kam immer näher, und nach etwa einer halben Stunde Fahrzeit legten wir an der Insel an. Ich schlenderte gemütlich zum Sockel, um mir die vielen Gedenktafeln anzusehen. Aber immer wieder schaute ich über den Hudson River zur Stadt oder zum New Yorker Hafen, die mich magisch anzogen. Anschließend begann ich mit dem Aufstieg im Treppensystem, das mich bis zum Kopf der Statue brachte. Ich fühlte mich betrunken vor lauter Glück. Der Aufgang zur Fackel war leider gesperrt. Erstmals genoss ich den grandiosen Ausblick auf die gesamte Stadt und das anstrengende Treppensteigen war vergessen.

      Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich schaute Richtung Europa und dachte an meine Mutter und meinen Bruder. Was beide wohl gerade tun würden? Es war dort schon Abend. Ich vermisste sie sehr. Schmerzlich zog sich mein Herz zusammen. Ach hätte ich sie beide jetzt doch an meiner Seite und wir könnten zu dritt diese Reise erleben. Für Mama wäre so eine Reise zu anstrengend - sie würde sicher ständig über ihre Grenzen gehen, um mit uns beiden mitzuhalten. Auch der Jetlag, der nach dem Rückflug nach Deutschland nicht ausbleibt, würde ihre Kräfte übersteigen. Aber sie würde solche Momente wie hier in diesem Augenblick sicher genießen.

      Direkt nach dem Abstieg kaufte ich Ansichtskarten. Ich schrieb diese an meine kleine Familie und meine Großeltern, erzählte ihnen von meinen ersten Eindrücken, während ich mir ein verspätetes Mittagessen in einem kleinen Lokal gönnte, das ich auf dem Rückweg zum Hotel in Chinatown entdeckt hatte. Auch in diesem bunten lauten Stadtteil pulsierte das Leben, exotisch und fremd. Satt, zufrieden und auch ein bisschen kaputt nahm ich die U-Bahn und kehrte zur Herberge zurück. Ich gähnte und stellte fest, dass ich inzwischen zu müde war, um mich den anderen im Aufenthaltsraum anzuschließen, nur bei Peggy schaute ich kurz vorbei.

      ***

      »Hi, Peggy. Mensch, bin ich geschafft. Es war echt ein guter Tipp von dir, dass ich so frühzeitig zur Freiheitsstatue gehen sollte.«

      »Ja, wir hatten am Montag den Fehler gemacht, erst mittags hinzufahren und da war die Hölle los.«

      »Peggy, du sprichst so gut deutsch mit wenig Akzent. Woher kommst du eigentlich, Skandinavien oder so?«

      »Danke. Aus Norwegen bin ich, aus einem kleinen Nest in der Nähe von Oslo. Ich hatte vier Jahre Deutsch in der Schule und dieses Jahr machte ich meinen Abschluss. Im Herbst gehe ich nach Oslo, um Medizin zu studieren.«

      »Ehrlich? Ich werde hier zwei Semester Englisch studieren und anschließend zuhause auch Medizin!«

      »Das ist ja ein Zufall!«

      Nachdem wir uns umarmt hatten, verabredeten wir uns zum Frühstück am kommenden Tag. Wir wollten dann zusammen zum Solomon R. Guggenheim Museum und anschließend in den Central Park.

      ***

      Beschwingt starteten Peggy und ich am nächsten Morgen, spazierten nur wenige Straßen über eine Brücke zur U-Bahn 495. Der Himmel zeigte sich wieder von seiner freundlichsten Seite, trotz der frühen Morgenstunde. Nach nur kurzer Fahrzeit nahmen wir den Ausgang ´96th Street` und landeten in der Nähe des Central Parks mitten in Manhattan. Von überall her empfing uns Lärm. Polizisten, die mit gellenden Pfeifen den Verkehr regelten, Hupen, hetzende Menschen, die irgendein Ziel anstrebten. Wie im Irrenhaus! Nichts auf Dauer für mich, dachte ich entnervt. Wir spazierten an riesigen Bäumen entlang, und auf der gegenüber liegenden Seite zeigten sich prachtvolle viktorianische Häuser. Mittlerweile hatten wir sommerliche Temperaturen, kein Wölkchen war am stahlblauen Himmel zu sehen. Wir lachten ausgelassen und erzählten uns die ganze Zeit aus unseren Leben.

      »Peggy, lass uns eine Pause machen. Siehst du dort drüber das schöne italienische Eiscafé?«

      »Oh ja, dazu hätte ich jetzt auch Lust und zwar auf einen großen Früchtebecher.«

      An der nächsten Ampel überquerten wir die Straße und nahmen in dem einladenden Eiscafé Platz.

      »Was darf ich den Damen bringen?«

      Ein gut aussehender Mann trat an unseren Tisch, dabei lächelte er uns fragend an.

      »Ich nehme einen großen Früchtebecher«, sagte Peggy.

      »Und ich bitte einen Erdbeerbecher.«

      Kaum war er verschwunden, um sich um unsere Bestellung zu kümmern, kicherten wir und erzählten uns unsere bisherigen Begegnungen mit dem anderen Geschlecht. Peggy hatte schon zwei Freunde gehabt, sie war im Frühjahr neunzehn Jahre alt geworden.

      »Kurz nach meinem Geburtstag erwischte ich Sören mit meiner besten Freundin. Das tat weh, kann ich dir sagen! Elin kannte ich seit dem Kindergarten und wir waren unzertrennlich - aber nur bis zu diesem Moment! Stell dir vor, in unserem Garten hinter einem großen Kastanienbaum küssten sie sich mehr als nur leidenschaftlich - und das an meinem Geburtstag! Dieses Biest, dieser Idiot! Ich war echt geschockt und schloss mich dann auf meinem Zimmer ein. Die Party war gegessen. Drei Tage später machte ich Schluss - per SMS. Diesem Typ wollte ich nicht noch einmal begegnen und Elin schrieb ich eine saftige Mail. Deswegen bin ich auch hier, um auf andere Gedanken zu kommen. Gleichzeitig etwas Cooles zu erleben.«

      Peggy hatte kaum Luft geholt, ich sah, dass sie mit ihrer Fassung rang.

      »Das tut mir echt leid, aber so etwas Ähnliches habe ich auch erlebt. Lucas war mein erster Freund. Wir waren fast ein Jahr befreundet, dann traf er sich heimlich mit einer Mitschülerin aus meiner Klasse. Dieser Volltrottel! Ein Sportfreund aus seinem Fußballverein sah die beiden eng umschlungen das Kino verlassen. Ich sprach Lucas direkt an, ich tobte. Er gab es sofort zu und meinte: ´Für mich ist es eh aus. Hatte nur vergessen Schluss zu machen.` Kannst du dir das vorstellen, Peggy? Ich hasse ihn.«

      Wir beide redeten noch eine Weile, dann bezahlten wir bei dem gutaussehenden Kellner, der mit viel Charme die Rechnung brachte. Klar, bei den Preisen musste man überfreundlich zu den Kunden sein, um wenigstens etwas Trinkgeld zu erhaschen, denn davon lebten die Bedienungskräfte dort ja hauptsächlich.

      Ich hängte mich bei Peggy unter und wir schlenderten zum Guggenheim Museum, das nur wenige hundert Meter um die Ecke lag. Wirklich ein Meisterwerk an moderner Architektur. Der Anblick war atemberaubend СКАЧАТЬ