Die Bluthunde von Paris. Christina Geiselhart
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Название: Die Bluthunde von Paris

Автор: Christina Geiselhart

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737553322

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СКАЧАТЬ Gier nach Macht, zerfressen vom Hass auf alle, die ihre Pläne durchkreuzten, schlachteten sie in einer Nacht allein in Paris 3000 Hugenotten ab. Und die Glocken der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois läuteten das Massaker ein. Stell dir das Grauen bildhaft vor: Frauen und Kindern schlitzt man die Kehle auf, Tote füllen die Straßen, schwimmen in der Seine. Admiral Coligny, Anführer der Hugenotten, wird von Säbelstichen durchbohrt, aus dem Fenster geworfen, sein Körper niedergetrampelt, bevor man ihm den Kopf abschneidet und dem Königshaus schickt.“

      Totenblass richtete sich nun Philippine auf. Sie bedeckte ihre Ohren mit den Händen.

      „Bitte, Monsieur Maxence! Sagen Sie nicht so schreckliche Dinge. Sie machen mir richtig Angst.“

      „Das soll es auch! Aber nach der Angst muss Wut, Zorn und geballte Kraft in dir wachsen, um diese Ungeheuer ein für alle Mal vom Thron zu stürzen. Deshalb erzähle ich dir die Schandtaten aller Potentaten. Deshalb, und damit du meine Geschichte besser verstehen kannst.“

      Allmählich begriff Philippine, wovor der edle Herr auf der Flucht war. Ein eiskalter Schauder rieselte ihr vom Nacken aus den Rücken hinunter. Trotz der Bitte und ihrer großen Bestürzung fuhr Maxence wild gestikulierend in seiner Rede fort:

      „Ja, durch Bildung unterscheiden sich die Menschen. Aus diesem Grunde muss jeder Mensch das Recht auf Bildung haben. Erst dann beginnt die Auslese, wer es zu Höherem bringt und wer nicht. Seit Jahrhunderten aber bestimmt das adlige Blut den Rang. Zwangsläufig wird das Volk von Kretins oder Bestien regiert, denn nicht immer ist adliges Blut auch edel.“

      „Aber Monsieur Maxence. Ist der gemeine Mensch nicht schlimmer? Oft ist er wie ein Tier. Ich habe Angst vor ihm und wünsche mir am Hof leben zu dürfen. Unter schönen, gepflegten, ja auch gebildeten Menschen.“

      „Der Hof wird täglich unwichtiger, lass es dir gesagt sein! Unter ihm bewegt sich der Boden. In ihm pulsiert wild das Blut des einfachen Mannes. Das Klopfen und Hämmern in den Adern der Erde wird so stark werden, dass der Thron zusammenbricht. Und ich ... ja ich, werde dazu beitragen, dieses morsche, korrupte Reich niederzubrennen. Und auf seiner Asche wird etwas Neues entstehen. Eine neue Form der Regierung, eine Gesetzgebung, die jeden Menschen gleich behandelt, eine Regelung, die Bedürftige beschützt. Die Republik! A bas la monarchie!“ Seine Faust sauste wie ein Säbel durch die Luft als wolle er sie durchschneiden. Dann plötzlich wurde es still. Durch die Schlitze der Stofffetzen an den Fenstern blitzte bläulich rosa ein letzter Tagesrest. Maxence bemerkte es beunruhigt, schöpfte neuen Atem und öffnete den Mund zum Sprechen. Bevor er jedoch ein weiteres Wort herausbrachte, fragte Philippine in die Stille hinein:

      „Was ist eine Republik?“

      Über ihre Frage erstaunt, blieb er einige Sekunden mit offenem Munde stehen und starrte sie an. Dann streifte sein Blick den Schlitz im Vorhang. Es war fast dunkel.

      „Das erkläre ich dir morgen. Ich will dir alles beibringen, was dir hilft, unsere Welt, unsere Gesellschaft zu verstehen! Aber nun musst du rasch zurück reiten. In wenigen Minuten ist es Nacht.“

      7. Kapitel

      In all der Zeit, in der sich Philippine weiter bildete, in der sie ihren neuen Gesundheitsschuh angepasst bekam und die ersten aufwühlenden Regungen der Liebe empfand, waren Lea und Frieda im Hause des Verhörvollstreckers nicht untätig gewesen.

      Frieda verrichtete mittlerweile ihre Arbeit so versiert, dass man sie im engen Kreis die geborene Hure nannte. La Putain war fortan ihr Name und er sollte sich innerhalb eines Jahres in ganz Paris herumsprechen. Sie beherrschte ein vollendetes Spiel der Verführung.

      Manche dachten sie stände unter Drogen, wenn sie gierig mit der Zunge lockte, dabei die Augen verdrehte und aufreizend ihren Körper streichelte. Lechzend und sabbernd näherten sich dann die Kunden dem verlockenden Gesäß, durften es berühren, aber mussten sich plötzlich in höchster Not zurückhalten, weil Lea – die vom Fenster aus alles beobachtete – eintrat und zur Kasse bat.

      „Jegliche Nahrung kostet Geld, mein Freund!“, sagte sie. „Und legst du etwas mehr drauf, darfst du es mit uns beiden treiben, wie es dir beliebt.“ Dabei fasste sie dem Kunden an die Hose und holte sich dabei sein winselndes Einverständnis.

      Monatelang florierte das Geschäft im Haus des Verhörvollstreckers. Die Nachbarn – einfache, zum Teil geistig behinderte Leute – begriffen erst im Spätsommer, was sich dort zwischen drei Uhr Nachmittags und sechs Uhr Abends tatsächlich abspielte. Zunächst hielten sie die jungen Männer, die sich die Klinke in die Hand gaben, für Anwärter der äußerlich wenig ansprechenden Frieda und vermuteten, sie habe es nicht leicht, einen Mann zu finden. Deshalb das ständige Kommen und Gehen. Später führten sie die aus den Räumen dringenden Brunftlaute auf die Tatsache zurück, Frieda locke mit Vorzügen, die ihr Gesicht nicht bieten konnte. Im Monat September dann hatte ein Nachbar aufgrund der Laute einen bestimmten Verdacht und schlich sich in brennender Neugierde an eines der Fenster. Bevor er jedoch in den Genuss des Bildes kam, das ihm seine Ohren vorgaukelten, stand Lea neben ihm. Sie erkannte ihn als den älteren Bruder des Nachbarjungen, der vor Monaten hin und wieder mit Alberta geredet hatte.

      „Na, lernt dein Bruder nun das Handwerk des Ebenisten?“

      Der junge Mann zuckte zusammen und drehte sich erschrocken um.

      „Äh ... natürlich. Er ... er macht seine Sache ganz gut!“. Sein Atem ging rasch.

      „Und du? Was lernst du für ein Handwerk? Glotzen? Schnüffeln?“

      Sich entschuldigend wich der Bursche zurück. Er sah aus, als fürchte er Lea wie den Tod.

      „Es ist unanständig, andere Leute zu beobachten!“, fuhr sie fort. „Meine Tochter will sich verheiraten, einen eigenen Hausstand gründen. Sie sucht einen großzügigen Freier, den sie großzügig bewirtet. Außer Kuchen und Wein gibt es Köstlichkeiten, die nicht jedes Fräulein anbieten kann. Hast du Heiratsabsichten?“

      Der junge Mann verneinte.

      „Und Geld hast du ohnehin nicht. Meine Tochter soll eine gute Partie machen. Das Leben ist schon hart genug.“

      „Ja, aber ist sie denn eine gute Partie? Sie ist die Tochter des Verhörvollstreckers. Das habe ich meinem Bruder auch immer gesagt, als er um Alberta herumschlich.“

      „Ist es ein Verbrechen, die Tochter des Verhörvollstreckers zu sein? Bist du auf den Kopf gefallen? Sie kann besser sein als manche Winzers Tochter. Vor allem in gewissen Dingen. Meine Tochter zum Beispiel lässt dich den Wein auf unschlagbare Weise kosten!“

      „Wie denn?“, fragte er mit offenem Mund und sah dabei reichlich dumm aus.

      „Verrätst du es auch niemandem?“ Der Kerl schwor bei Gott und allen himmlischen Heerscharen. Aber Lea stieß ihn lachend weg.

      „Kann ich dir glauben? Dir, dem Sohn der geschwätzigsten Nachbarin? Lass dir eines gesagt sein: Hast du den Wein bei ihr gekostet, willst du nur noch sie und heiratest sie auf der Stelle. Da ich dich aber nicht zum Schwiegersohn will, erfährst du nichts. Und nun verschwinde und lass dich nicht mehr blicken, sonst sag ich es meinem Mann, dem Folterer.“

      Die Idee mit dem Wein war Lea erst in dem Augenblick gekommen, als sie dem jungen Nachbarn davon erzählte. Gleich am nächsten Tag führte sie den Plan mit sprichwörtlich rauschendem Erfolg aus. Sie begoss die nackte Frieda tüchtig mit Wein und trieb den Freier an, ihn ihr vom Leib zu lecken. Unter der hechelnden Zunge des Freiers verlor Frieda den Rest von Hemmungen, СКАЧАТЬ