Название: mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild
Автор: Hedwig v. Knorre
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783745033755
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Selten sind Kinder behindert. Das bedeutet für die Eltern eine Extrembelastung, an der auch schon gute Beziehungen zerbrochen sind.
Junge Eltern müssen sich dem Eltern-Sein stellen und daran wachsen. Sie müssen ihm aber auch gewachsen sein.
Ein 14jähriger Teenager ist in unserer Gesellschaft wirklich überfordert allein mit Kind und braucht unbedingt Unterstützung. In einfacheren, weniger komplex strukturierten Gesellschaften, womöglich mit Großfamilie, sind 14jährige dagegen durchaus in der Lage, für eigene Kinder zu sorgen. Wobei allgemein ein höheres Alter für die Geburt des ersten Kindes besser ist.
Wieder andere Menschen haben zwar keine Kinder und erreichen doch diese Reife auf andere Weise. Da ist beispielsweise die Mitt-20-Jährige, deren Mutter an Krebs erkrankt und sie sich darum kümmert, komplett, neben 100%iger Berufsarbeit her: Krankenhaus rein, Krankenhaus raus, Wäsche, Einkauf, Essen, Pflege, Dokumente für Krankenkasse und Ämter, und nach dem Tod der Mutter organisiert sie die Beerdigung und löst ihre Wohnung auf. Danach ist sie selbst kaputt und lässt sich vom Arzt zur Kur schicken. Hochachtung vor dieser Persönlichkeitsreife! Ganz ohne eigene Kinder!
Titel
alte Mütterweisheit
Beim ersten Kind hilft dir die Nachbarin.
Beim zweiten Kind kommst du klar.
Beim dritten Kind hilfst du der Nachbarin.
Diese alte Mütter-Weisheit bedeutet, dass wir beim ersten Kind sozusagen in der Ausbildung sind. Beim zweiten Kind sind wir ausgebildete Berufsanfänger. Beim dritten Kind haben wir Berufserfahrung.
Die psychisehe Transformation zu Eltern ist ein überaus wichtiges Thema! Wir brauchen eine Eltern-Gesellschaft, in der Eltern-Sein im Focus ist, als normal, gut und wichtig angesehen ist.
Titel
innere Ambivalenzen
Innere Ambivalenzen sind normal, in allem. Morgens müssen wir aufstehen – keine Lust, es ist so schön gemütlich im Bett! Aber wenn wir nicht aufstehen, kriegen wir Ärger in der Schule oder auf der Arbeit … also stehen wir auf. Oder wir nehmen den Ärger in Kauf.
Auch da, wo es um Kinder geht, gehören innere Ambivalenzen dazu. Viele Erwachsene, die Kinder haben, denken ab und zu, „worauf habe ich mich nur eingelassen! Gibt es wirklich kein Zurück?!“ Das kann schon während der Schwangerschaft sein. Unter der Geburt kommt es häufiger vor. Oder mit schwierigen Teenagern… Wir kommen an unsere Grenzen. Wir lieben unsere Kinder nicht immer, nicht unbedingt von Anfang an, nicht jederzeit durchgängig gleichermaßen. Das Kind verändert sich, und da will das Lieben immer wieder neu gelernt sein.
Auch bei Wunschkindern kommt das vor. Meist ist es ein Tabu-Thema. Es widerspricht dem Mythos der 100%igen Mutter in der Frau. Doch es ist normal. Es gehört zum inneren Reifeprozess, sich damit auseinanderzusetzen und daran zu wachsen. Im besten Fall kommen wir zu einer inneren Sicherheit in der Überzeugung, „ich hätte es gerne einfacher. Doch nun ist es nun einmal anders, als ich es mir vorgestellt oder gewünscht habe. Ich stelle mich dieser Aufgabe. Dies ist MEIN Kind. Ich lerne dazu, ich stelle mich innerlich um.“
Die offene Auseinandersetzung ist Bestandteil des Reifeprozesses. Sie geschieht im inneren Dialog mit uns selbst und auch im Dialog mit verständnisvollen Personen. Nach oben hat dieser Reifeprozess übrigens keine Grenzen. Das heißt, dass diese innere Auseinandersetzung immer wieder neu geführt werden muss, vor allem, wenn neue, vorher unvorstellbare Schwierigkeiten auftreten.
Da gibt es Menschen, die in Extremsituationen weit über sich selbst hinaus wachsen. Sie lernen und bewältigen, was sie von sich selbst nicht möglich gehalten hätten und andere von ihnen auch nicht.
Titel
erlebt
Ich hatte immer Kinder um mich, mein Leben lang: meine Geschwister, unzählige Nachbarskinder auf der Straße, unzählige Cousins und Cousinen bei Familienfeiern. Für die Kleineren war ich als Teenager in den Schulferien Babysitter. In der Nachbarschaft war ich beliebter Babysitter und räumte auch gerne die Küchen auf, nebenbei, wenn die Kinder abends schliefen. Ab 14 gab ich Grundschulkindern regelmäßig Nachhilfe.
Meine Kinder hatten immer viele Freunde, meine Freunde hatten viele Kinder, und auch heute habe ich Besuch von Nichten und Neffen, habe Nachbarskinder um mich, gebe Nachhilfe und lassen mir von den Kindern erzählen, was sie beschäftigt.
Kinder interessieren mich. Ich mag Kinder. Sehr!
Doch meine eigenen Kinder – das geht in eine völlig andere Tiefe! Ob erfreulich oder unerfreulich, ob beglückend oder gar leidvoll: es geht VIEL TIEFER als jedes Erleben mit jedem anderen Kind. Es ist einfach so.
Ich verstehe es. Ich akzeptiere es, und ich bewerte es als normal, gut und gesund.
Titel
Glücksgefühle
Wer steht nicht auf Glücksgefühle? Mal ehrlich, die lieben wir doch alle! Wir suchen sie, streben sie an, wollen sie haben … dochwann bekommen wir sie? Und wie? Ist das nicht eine der ganz großen Fragen der Menschheit?
Die Glücksforschung ist eine spannende Sache. Mehrere wissenschaftliche Disziplinen sind involviert. Es gibt schon Schulen, die „Glücks-Unterricht“ als Fach in den Stundenplan integriert haben.
Macht Eltern-Sein glücklich? Auch dazu gibt es viel Umfragen und Untersuchungen mit widersprüchlichen Aussagen.
Titel
Glück und Leid sind messbar
Sind Glück und Leid messbar? Ja, so ist es. Mimik und Gestik sind bedingt aussagekräftig. Weit aussagekräftiger sind die beiden Stoffe Oxytocin und Cortisol. Sie sind wesentliche Bestandteile des komplexen Neurotransmitterhaushalts in unseren Körpern. Sie finden sich im Speichel. Der Gehalt diese beiden körpereigenen Stoffe kann auf recht einfache Weise nachgewiesen werden. Sie dienen in der Forschung schon lange als markante Indikatoren für „Glück“ und „Leid“.
Krabbelkindern wurden in verschiedenen Situationen Speichelproben entnommen und auf Oxytocin hin untersucht. Wenn sie mit Frauen zusammen waren, war ihr Oxytocin-Spiegel am höchsten beim Schmusen und Kuscheln. Waren sie mit Männern zusammen, war ihr Oxytocin-Gehalt am höchsten, wenn sie mit ihnen gespielt haben. Kleine Kinder wollen also am liebsten mit Frauen kuscheln und schmusen und mit Männern am liebsten spielen. Das finde ich super interessant!
Das funktioniert auch bei Tieren. Speichelproben von Zirkustieren wurden in verschiedenen Situationen entnommen und auf Cortisol untersucht: im Käfig, auf Reisen, beim Proben, gleich nach der Vorstellung. Die Proben wurden verglichen mit entsprechenden Tieren in der Wildnis. Auch diesen Tieren wurde in verschiedenen Situationen Speichelproben entnommen und ebenfalls auf ihren Cortisolgehalt untersucht. Überraschendes Ergebnis: Zirkustieren geht es deutlich besser als Tieren in der Wildnis! Erklärung: sie bekommen regelmäßig zu Essen und müssen nicht СКАЧАТЬ