Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ (2007). So eine Zuwachsrate ist wohl noch nie zuvor auf der Welt verzeichnet worden. Leider konnte ich im Internet bei einer Recherche entsprechende Quellen nicht finden – aber ich habe das stenographische Protokoll des österreichischen Nationalrates der Republik Österreich vom 12. November 1997 gefunden, in der Herr Mana Rauch-Kallat (OVP) im Rahmen seiner Rede zur außenpolitischen Budgetbeschlussfassung das Folgende mitteilt:

      „Zur Ökonomie der Lebensbedingungen. Der Armutsbericht 1997 der Vereinten Nationen zeigt ganz klar, daß die Ausrottung der Armut ein erreichbares und auch finanzierbares Projekt ist und daß etliche Länder darin bereits große Fortschritte gemacht haben. So haben zum Beispiel China und 14 andere Länder in weniger als 20 Jahren die Armut um die Hälfte reduzieren können.

      Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist daher ein Skandal, daß auf der einen Seite der Reichtum zunimmt, daß die Zahl der Milliardäre und Billiardäre im Steigen ist – so ist etwa die Zahl der Billiardäre von 1989 bis 1996 von 157 auf 447 angestiegen –, während auf der anderen Seite die Armut tatsächlich erschreckend zunimmt. Das gilt es zu bekämpfen! (Beifall bei der SPÖ.)

      Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als bedrohlich empfinde ich auch die Zunahme der Armut in Osteuropa. So hat zwischen 1989 und 1997 die Armut in Osteuropa um 25 Prozent zugenommen. Es sind dort Entwicklungen wie in Lateinamerika zu beobachten. Ich denke, die Menschen in Osteuropa haben sich von der freien Marktwirtschaft etwas anderes erwartet. Sie haben sich vor allem fairere Lebensbedingungen erwartet.“ (Quelle: Stenographisches Protokoll: 97. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich/XX. Gesetzgebungsperiode, Mittwoch, 12. November 1997, im Internet unter dem Stichwort: Milliardäre).

      Frau Illner sprach jedoch von einer sehr viel höheren Steigerungsrate zwischen 2003 bis 2007 – also einem, vergleichsweise, kürzeren Zeitraum als dem von Herrn Mana Rauch-Kallat genannten. Es wäre schön, wenn Journalisten, die Zugang zu diesem Material haben, dies auf die Titelseite der Zeitungen setzen würden: Die Kehrseite der Armut und Verarmung – die weltweite Zunahme der Billiardäre.

      Soweit zu dem Thema, wie gut der Kern des Kapitalismus ist und wem er Freiheiten gewährt. Die Freiheit zum Profit ist verbrieft. Der Zwang des Erhaltes des Mehrwertes und der Anreiz zur Steigerung der Profitrate aufgrund der Zunahme des weltweiten Konkurrenzdrucks (Globalisierung) im Kapitalismus vertieft die Kluft zwischen den beiden Klassen der Besitzlosen und Besitzenden. Welche Freiheit haben die abhängigen Menschen dann noch tatsächlich? Welche Freiheiten nehmen sich dann Kapitalisten?

      Krönung des verantwortungslosen kapitalistischen Regierens ist jedoch die Abschaffung von Heilung und Heilungsprinzipien im Gesundheitswesen zugunsten eines weiteren kapitalistischen Wirtschaftszweiges. Damit kann der deutsche unternehmerische Gesundheitsmarkt in den Stand Patienten und Behandler vermarkten und gleichzeitig international tätig werden zu können. Der inländische Kapitalismus floriert und wird gestärkt und die Produkte können ins Ausland verkauft werden: Noch besser! Und das alles vor dem Hintergrund, je kränker, desto besser für den Markt.{2} Dieses Vorgehen verstößt gegen jeden Anstand, gegen jede Würde, gegen jede Menschlichkeit. Und genau das ist „Capitalism.“ Die Menschen haben nicht die Freiheit zu wählen, ob sie das möchten oder nicht – sie müssen sehen, dass sie damit klar kommen. Die Frage, wie sie damit klar kommen liegt dann in ihrer einsamen eigenen und leeren Hand.

      Man fragt sich, ob Christoph Keese noch zu retten ist, davon zu schreiben, dass die Besitzlosen den Kapitalismus retten sollen? Womit denn? Sie haben nichts zu bieten, was dieser kapitalistische Markt noch von ihnen haben will! Menschen sind bereits restlos ausverkauft, verschuldet und versinken Tag für Tag weiter in Armut. Sie sind finanziell und gesundheitlich entkräftet. Aber, er hat insofern Recht, als dass er die Haltung der Wirtschaft und die der Politiker Ende 2004 mit dem Titel seines Buches „Rettet den Kapitalismus“ als Appell an die Bürger für die aktuelle Politik vorweg genommen hat. Das lässt sich nun 2008 feststellen. Er hätte nur die Nuancen etwas anders drapieren sollen, etwa so:

      „Liebe Bürger, die Wirtschaft wird schweigen zu den Schulden und Verlusten, die sie im Land und Ausland angerichtet hat und die Politiker werden von Ihren Steuern diese Verluste bezahlen. Sie müssen sich damit abfinden, dass Sie Jahr für Jahr weniger von Ihrem Geld einkaufen können und zusätzlich, dass Sie immer weniger Lohn verdienen werden. Seien Sie froh, wenn Sie noch Arbeit haben und so den Kapitalismus retten können, in dem Sie auf Lohnforderungen verzichten. Dafür wird es dem Kapital und den Managern dann gestattet sein, in der Weltrangliste der Millionäre mitzuspielen: Wer hat die meisten Millionäre im ganzen Land? Das muss doch nationales Ziel sein! Also, helfen auch Sie mit, unseren Kapitalismus zu retten!“

      Keese hätte in diesem Falle den Titel seines Buches klarer fassen sollen: „Vorsicht, Sie müssen den Kapitlaismus retten!Diese Rettung wird Millionäre in Deutschland hervorbringen. Dafür werden andere verarmen, arbeitslos, in die Rente oder einfach aus dem Arbeitsplatz rausgemobbt und wiederum andere auf Hartz-IV existenziell gebracht.

      Die Krux ist, dass Menschen im Kapitalismus zum einen gar nicht anders können, weil sie nichts außer ihr Leben gegen ihn zu setzen haben und zum anderen keine Option zu Wahlmöglichkeiten auf andere Wirtschaftssysteme besteht und drittens Menschen durch die kapitalistische Ideologie durch und durch geprägt sind.

      Bezüglich Religionen können Menschen wählen und selbst bestimmen, an wen oder was sie glauben wollen. Bei Kapitalismus ist das keine Frage: Sie haben an ihn zu glauben, ihn nicht zu hinterfragen noch in seinen Wurzeln und Auswirkungen in ihrem eigenen Leib und Leben zu begreifen. Denn, wenn ein Mensch das täte und sagte, wird er politisch mit Begrifflichkeiten belegt, die Wertungen beinhalten: Kommunist! Sozialist! (Und wer will das schon sein? Man sucht doch eher die Freiheit! Menschen wollen doch endlich mal zu sich selbst kommen, zum eigentlichen, wofür sie ihr Leben lang geschuftet haben!!!) Damit wird er dann in eine politische Ecke gestellt, die ihm kaum Raum zum Atmen gibt, geschweige denn, zum Sprechen.

      Kapitalismus scheint das nachhaltigste, und weitverbreiteste Glaubenssystem auf Erden zu sein, das Tag und Nacht auf Menschen einwirkt und sogar in ihren Träumen, meist aber als Alptraum, lebt. Sie müssen nicht einmal ein Gebäude wie eine Kirche aufsuchen, um den Glauben zu bekunden. Die Kirche des Kapitalismus ist alles, was je erbaut wurde. Alles wird vom Kapital aufgekauft. Menschen frequentieren die Bank, um ihr Geld abzuholen und Hoffnung zu schöpfen. Der Glaube an den Kapitalismus findet sich im Herzen. Da, wo eigentlich die Wohnstatt der Liebe sein sollte, finden sich düstere Wolken und Angst aufgrund ungesicherter Existenzen. Da ist keine Sonne im Herzen, da ist Gier und Misstrauen implantiert. Menschen bekunden ihren Glauben durch die Tatsache, dass sie jeden Tag ihre Arbeit tun und sich mit so ziemlich allen Verzichtsforderungen und Notwendigkeiten der Kapitalisten abfinden. Kapitalismus ist ein perfektes Beispiel des Herr-Knecht-Verhältnisses. Für den Herrn, das kapitalistische System, wird jedes Opfer gebracht. Insofern sind selbst Kapitalisten aufgefordert, die Knie zu beugen und ihr Herz mit Börsennotierungen und Hässlichkeiten zu füllen, so traurig das trotz des Geldes auf der Bank ist. Kapitalismus ist nicht als Religion zu interpretieren, wie der Philosoph Walter Benjamin es 1921 schrieb, sondern Kapitalismus ist die Religion des Kapitals und wird fundamentalistisch mit allen Mitteln verteidigt. Da der Mammon als Teufelswerk in den wirklichen Religionen verschrien ist und Menschen spüren, dass Geld allein nicht glücklich macht, sucht sich so mancher Mensch ein zusätzliches religiöses System, um Abbitte zu leisten, um dennoch so weiter machen zu können, wie bisher. Man bedenke, dass Religionsführer meist über beides, weltliche Reichtümer in nicht geringem Ausmaß und Religionssystem verfügen.

      Im Laufe der Zeit lernten auch Staatssysteme vom kapitalistischen System und übernahm in den letzten 10 Jahren erfolgreich kapitalistische Wettbewerbsstrukturen, um die Staatskassen zu füllen: Kontrollen von Verordnungen, die bei Übertretungen Bußgelder beim Bürger fällig werden lassen sowie eine Unzahl von neuen Jobs in Kommunikations- СКАЧАТЬ