Название: Ich und der Fisch, der Fisch und ich
Автор: Dorothea Doris Tangel
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783738004403
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Ich aber muss Dinge neu erschaffen. Aus nichts weiter als einem Gedanken heraus entsteht ein ganzes Werk, das man danach sogar anfassen kann, wo vorher absolut nichts war. Ist das nicht herrlich? Ich sammle mir das Holz auf der Straße und nagle und klebe sie zusammen, grundiere mein Bettlaken und darauf kommt eine Idee mit der kein Aas etwas anfangen kann. Haha!
Viele wollten mir einreden daß ich nicht „richtig“ male, weil es kein Geld bringt. Traurig. Sie messen alles am Geld und wissen nicht dass es Dinge gibt die man nicht kaufen kann wie eine Idee oder die Liebe, die ich nun einmal zur Kunst habe, dass ich bereit bin dafür solche Opfer zu bringen und mich auch noch dem Spott meiner Leute aussetzen muss.
Aber ich weiß, in 100 Jahren sind meine Sachen Millionen wert. Also hebt schön Eure Bilder von mir auf, auch wenn ich sie Euch angedreht habe und ihr nicht wisst was Ihr mit ihnen anfangen sollt. Eure Enkelkinder können sich davon einmal ein Haus kaufen…
Ich wische mir die Tränen ab und versuche zum Katerlè, als er kommt und mich aus dem Kreislauf meiner dunklen Gedanken reißt mit normaler Stimme zu sprechen und mich zusammenzureißen, damit er sich nicht um mich sorgen muss. Schließlich sind wir eine Familie! Wenn er nicht wäre, wäre ich auch nicht mehr. Ich brachte es nicht über s Herz ihn alleine zu lassen, als ich einmal keinen Ausweg mehr sah, so rettete er mir das Leben. Jetzt bin ich froh dass ich noch da bin, auch wenn es gerade ziemlich holprig ist.
Tag 12
Gehe einkaufen. 20 Euro. Ich mache eine Liste und versuche mir das Geld einzuteilen, damit es die Woche reicht. Also:
Toilettenpapier 1,59
Katzenfutter 4,-
Brotbackmischung für 2 große Roggenbrote 1,-
Milch für Tee 1.-
Frisches Gemüse der Saison im Sonderangebot 1,50
Schokolade (muss sein, kann mir nicht alles auf einmal abgewöhnen!) 1,50
Sojabratlingsmischung 1,80
Frischkäse für die Gemüsesoße 0,50
Nudels 0,60
Käse für aufs Brot 0,50
Macht zusammen: 12,99 Euro. Nein. 13, 14? ...
Egal. Hauptsache Essen! Restgeld für Unvorhergesehenes, beruhigt mich.
Weiß auch nicht woran das liegt, dass ich immer pleite bin, ich bin nie vorbereitet, materiell. Bei der Kunst ist das was ganz anderes! Da kann ich planen, einteilen und vielleicht vorausschauen (das letzte Wort kommt mir gerade so komisch vor. Genau das ist es, ich kann nicht vorausschauend agieren). Das mit dem „Alltäglichen“ und mit dem „für sich sorgen“ und „vorsorgen“, kann ich nur eine Woche im Voraus. Ist schon immer so. Da ist irgendeine Synapse in meinem Gehirn zu kurz geraten und mehr als 7 Tage für die Schöpfung stehen mir anscheinend nicht zur Verfügung! Ist echt schwer wenn man so minderbemittelt ist wie ich, Gehirn- mäßig…
Es hat mir immer Stress bereitet Monate im Voraus planen zu müssen. Woher soll ich wissen wie es mir in ein paar Wochen geht? Feste Arbeitsverträge bargen immer ungeahnte Albträume, weil ich nie wusste ob ich das auch abliefern konnte. Ich wollte ja niemanden enttäuschen. Aber eins wusste ich definitiv, dass mir in ein paar Wochen andere Dinge wichtiger waren und genau die verlässliche Gleichförmigkeit, die andere so schätzten auf die Nerven ging. Ich brauchte einfach regelmäßige Abwechslung sonst verkümmerte ich.
Es gibt Berufe wo genau das gefragt ist, aber ich war damit beschäftigt, krampfhaft so sein zu wollen wie die anderen. Ein sehr sinnloses Unterfangen! Ich arbeitete die ganze Zeit gegen meine eigene Natur, anstatt zu nutzen was mir zur Verfügung stand und wunderte mich warum ich nie auf einen grünen Zweig kam. Ich befand mich dadurch nur immer auf dem absteigenden Ast, denn wo ein Körper ist, kann nun einmal kein anderer sein. Aber das hat wieder etwas mit dem Eigenwert zu tun. Ich musste lernen mich auch um mich selbst zu kümmern, nicht immer nur anderen zu Gefallen zu sein! Co- Abhängig heißt das, glaube ich. Immer alles tun, um den anderen zufriedenzustellen.
Irgendwann fiel mir auf, daß alle die ich kenne am Anfang des Jahres ihren Urlaub buchen und dann auch wirklich dorthin fahren und so lange bleiben wie geplant, egal wie schrecklich es dort ist. Habe ich nie verstanden. Könnte ich nicht! Gut, ich bin auch ein Mensch der reisen und die Welt sehen will und nicht an einem Ort vor sich hindümpeln möchte, nur um braun zu werden. Wozu eigentlich? Langweilig! Ich bin eben gerne unterwegs.
Ich hatte auch nie mehr als 50 oder 100 Mark, um durch halb Europa zu trampen oder mit dem Interrail- Ticket (eine Hammer Erfindung von der Bahn für junge Leute, um für eine Pauschale von damals 200 Mark, 1-3 Monate lang durch alle Länder fahren zu können). Wir alle nutzen das gerne und es war eine wirkliche Bereicherung! Für ein Hotel reichte es sowieso nie, aber wir alle hatten einen guten Schlafsack und morgens am Mittelmeer aufzuwachen, direkt am Strand ist eines der besten Erlebnisse die ich je hatte.
Ich spielte auf der Straße Gitarre und sang mir mein Frühstück oft zusammen und wenn alles Geld verbraucht war, trampte ich wieder nach Hause. Einmal hatte ich das Geld für die Faire von England zurück auf s Festland nicht mehr und der Verkauf meiner Gitarre hätte auch nur 20 gebracht. Damals gab es den Tunnel unter der Nordsee noch nicht. Die Schiffpassage kostete aber über 30 Pfund. Es brauchte bis ich jemand traf der mir das Geld leihen konnte und ich hatte aber dadurch die ungewöhnlichste Begegnung, auf der Suche nach Überleben in London, wo ich keinen kannte.
Mir fällt auf dass ich nach der Einführung des Euros gar nicht mehr weggewesen war. Wo ich doch so gerne unterwegs bin! Sesshaft zu sein ist echt anstrengend! Man trifft immer wieder dieselben Leute und muss auch noch dafür gerade stehen was man gestern verzapft hat. Ich sehne mich danach mal wieder was anderes zu sehen und an Orten zu sein, die einen anderen Geruch haben. Jedes Land riecht anders.
Armes Deutschland. Schon wieder ein Grund mir leid zu tun! Erst musste ich Jahre bei meinem sterbenden Vater bleiben, wollte Mutter mit der vielen Arbeit nicht alleine lassen und als ich danach einen gutbezahlten Job am Flughafen hatte und mal so richtig pompös hätte reisen können, ans Meer, sogar mit Hotel und Flugzeug, lag meine Mutter im Sterben und danach war ich dann wieder ewig pleite, bis heute. Wird sich denn nie etwas ändern?
War ich schon immer arm? Ich ewig arme Sau! Oder bin ich wirklich autistisch veranlagt, wie ein Freund mir einmal an den Kopf knallte, weil ich den ganzen Tag malte und er sich langweilte? Er wollte doch sowieso immer nur Sportschau gucken, womit ich eben nichts anfangen kann. Warum wollte er mich ändern? Ich ließ ihn doch auch wie er ist und tat eben etwas anderes. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, ihm seinen „passiv“- Sport gucken (haha!) zu verbieten. Wenn s ihn glücklich macht.
Aber anscheinend reichte ihm das dann doch nicht und er wollte irgendwann den stündlichen Beweis dass ich ihm wohl gesonnen bin indem ich ihn ständig befriedigte, wann immer er es verlangte. Bis zu 10 Mal an einem Tag, bis mir das zuviel wurde und ich mir wie ein Ding vorkam dass er nur benutzte, um seinen Willen zu haben und seine Macht an mir zu demonstrieren. Es war einfach blöd. Wenn ein Mann täglichen Sex verlangt, kann man tatsächlich davon ausgehen dass er nichts im Hirn hat oder zu faul ist zu denken!
ich wollte mir endlich einmal beweisen, dass ich es schaffe, trotz Freund meine Bilder malen zu können. Sonst hatte ich ja immer Schluss machen müssen, СКАЧАТЬ