Schattenspiel - Der zweite Teil der Schattenwächter-Saga. Sandra Grauer
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Название: Schattenspiel - Der zweite Teil der Schattenwächter-Saga

Автор: Sandra Grauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738005875

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СКАЧАТЬ aber du bist mir nach wie vor wichtig, und deshalb muss ich dir was sagen.« Ich wartete darauf, dass er etwas erwiderte oder womöglich auflegte, doch nichts von beidem geschah. Also erzählte ich ihm, was ich bereits meiner Mutter und Hannah erzählt hatte.

      Er hörte zu, doch kaum hatte ich geendet, meinte er: »Und das soll ich dir jetzt abkaufen?«

      »Tim, bitte. Du musst mir glauben. Es ist wirklich wichtig, sonst hätte ich dich nicht angerufen und gewarnt. Das solltest du wissen.«

      »Das Ganze klingt trotzdem ziemlich abstrus.«

      »Ich weiß, und es tut mir auch leid, dass ich dir nichts Genaueres sagen kann. Vertrau mir einfach. Du glaubst vielleicht, dass du mir nicht vertrauen könntest, aber ich würde nie etwas tun, was dir schadet. Also bitte vertrau mir, Tim. Nur dieses eine Mal noch.«

      Eine ganze Weile herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann sagte Tim: »Also gut, ich vertraue dir und werd zu Hause bleiben. Okay?«

      Wie zuvor bei meiner Mutter war ich nicht sicher, ob er es ernst meinte oder ob er mich einfach nur loswerden wollte. Was auch immer es war, mehr konnte ich leider nicht für ihn tun. »Okay. Frohe Weihnachten, Tim.«

      »Dir auch.« Dann legte er auf.

      Ich starrte einen Moment auf das Display, bevor ich ebenfalls auflegte und das Handy wieder wegsteckte. Frohe Weihnachten. Ich liebte Weihnachten, und ich hatte mich schon so auf das Fest in diesem Jahr gefreut. Ob es jetzt überhaupt noch so etwas wie ein Fest geben würde? Wie auch immer, wenn wir Noah bis dahin nicht gefunden hatten, würde Weihnachten definitiv nicht froh werden. Ich seufzte. Wann war das Leben eigentlich so kompliziert und gefährlich geworden?

      »Entschuldigung, ich wollte nicht stören«, murmelte ich und wollte das Wohnzimmer schon wieder verlassen.

      Ich hatte Gabriel oder Joshua gesucht, doch keiner von beiden war mehr dort. Frau Lennert saß alleine auf dem großen Sofa und wischte sich die letzten Tränen aus den Augen. Nun sah sie mich an und lächelte. Es war das erste Mal, dass sie mich anlächelte.

      »Ist schon gut«, sagte sie sanft.

      Wir sahen uns einen langen Moment an. Zum ersten Mal seit wir uns kannten betrachtete ich sie etwas genauer. Sie war schlank und sah in diesem Moment trotz roter Augen sehr hübsch aus. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich ausnahmsweise einmal nicht hinter irgendetwas versteckte, sondern sich so zeigte, wie sie tatsächlich war. Und anscheinend war sie ganz nett.

      Sie hatte braune Haare, die ihr bis weit über die Schultern fielen, und blaue Augen. Gabriel und Lilly sahen mit ihren dunklen Haaren und den grünen Augen genauso aus wie ihr Vater, aber Joshua hatte sehr viel Ähnlichkeit mit seiner Mutter. Warum war mir das bisher nicht aufgefallen?

      »Ich bin froh, dass du da bist«, sagte sie nun zu mir.

      Überrascht sah ich sie an. War das etwa ihr Ernst? Bisher war ich davon ausgegangen, dass sie mich nicht leiden konnte. Auch wenn wir in den vergangenen Monaten ehrlich gesagt nicht sehr viel miteinander zu tun gehabt hatten.

      »Du hilfst Joshua und Gabriel in dieser schweren Zeit, das ist toll.«

      »Sie würden dasselbe für mich tun«, antwortete ich, und ich wusste, dass es die Wahrheit war.

      »Sie haben dich beide sehr gern.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

      Ich zögerte, wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Es schien mir unpassend, mit Frau Lennert über die Gefühle ihrer beiden Söhne zu sprechen. »Wir werden alles tun, um Noah so schnell wie möglich zu finden und zurück nach Hause zu bringen. Das verspreche ich Ihnen.«

      »Danke, Emmalyn. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du das für uns tust.«

      »Das ist selbstverständlich.«

      »Das ist es leider nicht. Umso dankbarer bin ich dir. Und es tut mir leid, wenn du bisher einen anderen Eindruck hattest. Ich heiße übrigens Marlene, und du darfst sehr gerne du zu mir sagen.« Sie sah mich einen Moment an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ich nickte und hätte gerne etwas erwidert, doch ich fühlte mich nicht dazu imstande. »Was ist mit deiner Familie? Die machen sich doch bestimmt Sorgen um dich.«

      »Ich hab schon mit meiner Mutter gesprochen. Sie weiß ja von nichts, deshalb sind die Sorgen wohl nicht so groß wie sie sein könnten. Sie war aber ein wenig enttäuscht, dass ich über die Feiertage nicht da sein kann.«

      Marlene seufzte. »Das kann ich gut verstehen. Ich werde mal mit Noah reden, wenn er wieder zurück ist.« Ihre Stimme brach, und ihre Augen glitzerten verdächtig. Sie schluckte und lächelte mich entschuldigend an. »Vielleicht können wir in deinem Fall eine Ausnahme machen und deiner Mutter die Wahrheit sagen. Und wenn man es genau nimmt, wäre es ja nicht einmal eine Ausnahme. Du bist ein Sonderfall, und dafür gibt es keine Regeln. Unwissende Menschen dürfen nicht eingeweiht werden, aber du bist jetzt Teil der ganzen Sache, und dann sollte deine Familie ebenfalls Teil sein, um es dir wenigstens so leicht wie möglich zu machen.«

      »Denken Sie …« Ich schluckte. Es war komisch, sich plötzlich zu duzen. »Denkst du wirklich, das würde gehen?« Ich konnte die Hoffnung in meiner Stimme deutlich heraushören. Es wäre so viel einfacher, wenn meine Mutter endlich Bescheid wüsste. Andererseits, was würde sie dazu sagen? Ehrlich gesagt konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie begeistert sein würde. Wer wollte seine Tochter schon auf gefährlicher Schattenjagd wissen? Ob sie es mir vielleicht sogar verbieten würde? Einen Moment verspürte ich so etwas wie Panik in mir aufsteigen. Es war gefährlich, sogar lebensgefährlich, das war mir erst heute so richtig bewusst geworden. Und dennoch war die Schattenjagd nun ein Teil meines Lebens. Ich wollte sie nicht mehr missen, so seltsam das auch war.

      Marlene lächelte mich wieder an. »Aber natürlich. Es kann ja nicht sein, dass du solche Nachteile hast. Immerhin bist du eine große Hilfe. Und Noah hat Einfluss im Rat. Davon einmal abgesehen ist der Rat dir ohnehin noch was schuldig. Wenn ich da nur an die Ereignisse denke, als sie dich kennenlernen wollten …«

      Überrascht sah ich sie an. »Du weißt davon?«

      »Sicher, mein Mann und ich haben keine Geheimnisse voreinander. Und auch, wenn ich nicht Teil der ganzen Sache bin, bin ich froh, dass ich Bescheid weiß. Das wird sicher nicht leicht werden für deine Mutter, aber sie wird es akzeptieren. Glaub mir.«

      »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte ich leise, und ich wunderte mich selbst, dass ich Marlene gegenüber so ehrlich war.

      »Natürlich wird es am Anfang schwer sein, das ist klar. Aber sie wird verstehen, wie wichtig das Ganze ist und was dein Beitrag ist. Sie kann stolz auf dich sein.«

      »Sie wird sich immerzu Sorgen um mich machen.« Nun sah ich Marlene direkt in die Augen. »Du machst dir doch bestimmt auch Sorgen um die Jungs, wenn sie unterwegs sind.«

      »Als Mutter macht man sich immer Sorgen. Es wäre schlimm, wenn es anders wäre. Aber es wird mit der Zeit ein wenig besser. Wenn du willst, kann ich mich ja dann mal mit deiner Mutter unterhalten. Und Noah kann ihr sicher auch gut zureden.« Sie lächelte traurig.

      »Das wär toll«, antwortete ich leise. Wir schwiegen einen Moment und hingen beide unseren Gedanken nach. Ich dachte an Noah, und ich wusste, dass auch sie an Noah dachte. Ob wir ihn wirklich finden würden? Schließlich räusperte ich mich. »Wo sind denn Gabriel und Joshua?«

      »Sie wollten СКАЧАТЬ