Der Plethora-Effekt. Jon Pan
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Название: Der Plethora-Effekt

Автор: Jon Pan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847661313

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СКАЧАТЬ ich mich so ziemlich sicher in der untersten Zone aufhielt. Also vermutete ich seitlich oder über mir noch weitere Räume. Ich fasste den Entschluss, mich auf die Suche zu machen.

      Möglichst ruhig schlich ich mich voran. Im zweiten Raum suchte ich Wände und Decke ab. Dabei berührte ich nichts mit meinen Händen, obwohl ich die Ungefährlichkeit des Steins vorhin ja selbst überprüft hatte. Doch er konnte andere, mir noch nicht bekannte Gefahren in sich bergen. Nirgends sah ich aber eine zusätzliche Öffnung. Ich kam in den dritten Raum, wobei ich mich nicht darum kümmerte, dass mich die fünf Männer, die im vierten Raum auf ihren Würfeln saßen, durch den Durchgang vielleicht sehen konnten.

      Das helle Licht ergoss sich über die Wände und ließ sie ohne Lücke erscheinen. Aber es musste eine Lücke geben. Wenn nicht in der Wand, dann in der Decke. Angestrengt schaute ich hoch, bis mir der Nacken schmerzte. Ich fand nichts. Zwanghaft kniete ich mich auf den Boden und suchte dort auf allen vieren weiter.

      Was war mit Martina geschehen? Hielt sie sich vielleicht auch hier im Raumschiff auf? Dieser Gedanke erwärmte mich für einige Sekunden. Niemals, Martina durfte nicht hier sein, schoss es mir durch den Kopf, denn das wäre ihr sicherer Tod. Wenn es mir schon enorme Mühe bereitete, mit diesen unfassbaren Umständen fertig zu werden, wie würde es da erst Martina ergehen! Ich beschwor mich selbst, eisern daran zu glauben, dass sie sich keinesfalls im Raumschiff befände. Damit konnte ich mich wirklich nicht auch noch belasten.

      Ich legte mich auf den Boden, streckte mich aus, starrte zur Decke empor, die nicht besonders hoch und ebenfalls weiß war. Diese Eintönigkeit wirkte immer unangenehmer auf mich. Das Weiß drang in mich ein, schien mich von innen her auszubleichen. Unerwartet und mit absoluter Dringlichkeit fragte ich mich nach der Zeit in Stunden und Minuten. Wie spät war es? Natürlich, ich besaß ja eine Armbanduhr. In auf dem Boden liegender Stellung verharrend, hob ich den Arm hoch. Die Uhr befand sich noch an meinem Handgelenk. Ich drehte mir das Zifferblatt zu. Das Glas war an mehrere Stellen zersprungen, die Zeiger abgebrochen. Ging das auf den Kampf im Feld unten zurück? Oder hatte es andere Gründe? Doch es war sowieso unsinnig, mich im Weltall um die Tageszeit zu kümmern.

      Würde es mir etwas nützen, zu wissen, dass es 22.30 Uhr ist? Mit zwei Fingern der anderen Hand griff ich unter das Lederband, mit dem die Uhr an meinem Arm befestigt war, und riss sie mit einem kräftigen Ruck weg. Den Schwung, sie gegen die Wand zu schleudern, konnte ich gerade noch abstoppen. Ich ließ sie, mit einer Geste der Gleichgültigkeit, neben mir auf den Boden fallen. Dann erhob ich mich, betrat den vierten Raum und schritt auf das schwarze Quadrat zu. Die Außerirdischen hatten ihre Köpfe darüber gebeugt.

      Laut und deutlich fragte ich: »Wo bin ich hier?«

      Meine Stimme klang seltsam dumpf in dem steinernen Raum. Einer der Außerirdischen hob den Kopf hoch, lauschte, zeigte dann mit ausgestrecktem Finger nach oben zur Decke.

      »Was wollt ihr von mir?«, sagte ich weiter.

      Ein anderer, und zwar der, der auf dem mittleren der fünf Würfel saß, sprach, ohne den Kopf hochzunehmen, einige Laute in dieser für mich unverständlichen Sprache. Meine Annahme, sie würden nun in irgendeiner Weise auf mich reagieren, verflog, denn sie vertieften sich gleich wieder ins schwarze Quadrat. Damit fand die ganze Aktion ihr Ende.

      Verstanden sie mich nicht? Natürlich, sie unterhielten sich ja in einer eigenen Sprache, die sich von der meinen stark unterschied. Doch das allein konnte nicht der Grund für ihr Benehmen sein. Sie wollten offenbar nichts von mir wissen. Aber warum? Oder durften sie sich nicht mit mir abgeben? Ein Befehl von einer höheren Stelle, die anordnete, mich in Ruhe zu lassen?

      »Könnt ihr mich verstehen?«, sprach ich die Außerirdischen nochmals an. »Oder dürft ihr nicht mit mir reden?« Es war Unsinn, was ich da tat. Sie starrten hinaus in den Weltraum, ohne sich auch nur für den Bruchteil einer Sekunde um mich zu kümmern. Der eine hatte aber vorhin nach oben zur Decke gezeigt. Bedeutete das nicht, dass sich dort etwas befand, das mit mir im Zusammenhang stand? Ich fragte mich zu viel. Wie sehr hätte es mich beruhigt, wenigstens mit einem der Außerirdischen sprechen zu können. Doch da war wohl nichts zu machen.

      Ich drehte mich um, blieb noch eine Weile stehen, den Rücken dem schwarzen Quadrat zugewandt, bevor ich den Durchgang passierte. Dann blieb ich erneut stehen, ja, ich erstarrte.

      Die Uhr? Wo war die Uhr? Sie lag nicht mehr auf dem Boden. Ich sackte in die Knie, streckte mich aus, die Arme weit nach vorne. Meine Finger griffen an der Stelle, wo ich die Uhr fallen gelassen hatte, ins Leere. Sie war nicht mehr da.

      »Was habt ihr mit mir vor?«, rief ich laut.

      Niemand gab mir eine Antwort.

      Der Gedanke, noch längere Zeit hier in diesen Räumen verbringen zu müssen, erfüllte mich mit Schrecken, aber auch mit einer enormen Wut. Mein ganzer Körper fing zu zittern an, und das hatte nichts mit dem Vibrieren zu tun, dem ich nach wie vor ausgesetzt war. Warum geschah nichts? Hatte ich die ganze Zeit vorhin noch über dem Abgrund gehangen, den Blick zwar schon in die Tiefe gerichtet, so stürzte ich jetzt hilflos ab. Die Unerträglichkeit der Situation schlug erbarmungslos über mir zusammen. Ich rief, richtete mich auf, torkelte im hoffnungslosen Weiß des Raums herum. Wild schlug ich um mich, traf gegen den Stein, hämmernd, bis mir die Fäuste schmerzten. Die Erschöpfung holte mich sehr schnell ein, doch die Wut peitschte mich weiterhin voran. Das Gefängnis musste aufgebrochen werden! Sollte das Raumschiff nur bersten! Das Schwarz des Alls würde mich verschlucken – dann hätte wenigstens diese panische Ungewissheit ein Ende.

      Keuchend lehnte ich mich an die Wand, mit hängenden Armen, gelockerten Fäusten. Wo war ich? Täuschte ich mich wirklich nicht? Gedanken sägten sich mit frostiger Klarheit durch den Morast meiner Gefühle, die mich in einen neuen Anfall hineinzutreiben drohten. »Was wollt ihr von mir!«, brüllte ich.

      Mitten im Beischlaf hatten sie mich weggeraubt. Mit Gewalt entführt. Und nun überließen sich mich einfach mir selbst. Ich war allein, furchtbar allein. Hier weiter existieren zu müssen war das Gegenteil von Leben. Stunden, Tage, Monate, Jahre – was bedeutete das hier für mich! Die Zerstörung meiner Uhr zeigte doch an, dass es keine Zeit mehr gab. Löste ich mich dadurch nicht auf? Ich taumelte mit Lichtgeschwindigkeit durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Da waren keine Punkte mehr, auf die ich mich beziehen konnte.

      Vielleicht stand ich stundenlang so da. Kein Hunger, nichts. Nur Luft, um zu atmen.

      Ein neues Geräusch ließ mich aufhorchen. Ein höherer Klang mischte sich in das tiefe Vibrieren. Und immer deutlicher konnte ich die Richtung, aus der er kam, orten. Mein Blick fraß sich an der mir gegenüberliegenden Wand fest. Das Weiß flimmerte. Wurde die Helligkeit allmählich zu viel für meine Augen? Der Klang kam näher. Was war das? Ein feiner Staub schien sich vor der Wand, die ich ununterbrochen fixierte, auszubreiten. Das Flimmern verstärkte sich, der hohe Klang wurde lauter, viel lauter.

      Es war kaum zu glauben, aber gegenüber erschienen hinter dem flimmernden Weiß die Gestalten der drei Außerirdischen von vorhin. In der Wand löste sich eine Fläche auf, durch die man hindurchtreten konnte. Der Stein, poröser und poröser werdend, wurde zu wirbelndem Staub. Die harte Materie verwandelte sich in eine Art Nebel. Der vorne und zugleich in der Mitte stehende Außerirdische hatte ein seltsames Gerät in der Hand. Ich begriff sofort, dass er damit diesen singenden Klang erzeugte. Es war ein schwarzer Trichter, der hinten einen ebenfalls schwarzen Resonanzkasten hatte, über den sich eine Saite spannte. Der Außerirdische zog mit einem dünnen und nicht sehr langen Bogen darüber. Auf diese Weise brachte er sie zum Schwingen. Der Trichter verstärkte den dabei entstehenden Klang und warf ihn gegen den weißen Stein. Ich nahm an, dass er sich infolge der Schwingung des Klangs auflöste.

      Die drei Außerirdischen befanden sich nun in dem Raum, in dem ich, СКАЧАТЬ