Название: Handbuch der vergleichenden Zivilisatorik
Автор: D.Dere
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783742772558
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Es existieren auf dem Planeten also keine ökonomischen Polaritäten und auch keinerlei Geld im irdischen Sinne, aber dennoch einige - wenn auch relativ kleine - Unterschiede im sozial-ökonomischen Status, der aus gewissen Unterschieden der Qualität der persönlich geleisteten Arbeit und dem dabei erreichten Qualifizierungsgrad resultiert. Geregelt wird dies über ein System von "Anerkennungen"; je nach Art und Qualität der Arbeit werden je Arbeitsstunde mehr oder etwas weniger "Anerkennungen" gutgeschrieben. Unabhängig von diesen "Anerkennungen" existiert aber eine hochwertige, gleichrangige und gesunde Lebensmittelversorgung für alle, ebenso wie ein einheitliches hohes, kostenloses Gesundheits- und Transportwesen. Alle Betriebe, Einrichtungen, Bodenschätze, Ressourcen, Energie-, Sport-, Kultur- und Bildungszentren usw. gehören grundsätzlich allen gleichermaßen; es gibt auch da keinerlei private Besitzverhältnisse.
Um eine derartige hochwertige Versorgung mit allem für alle erreichen zu können, leistet jeder im arbeitsfähigen Alter eine obligatorische Pflichtarbeit, die aber weit geringer ist, als auf der Erde üblich. Sie beträgt durchschnittlich umgerechnet nur etwa 3,5 Stunden irdischer Zeit und ist abzugelten an bestimmten Tagen im Monat. Je nach Situation, Qualifizierung und Arbeitsbereich kann dieser Wert natürlich auch saisonbedingt variieren. Da es keine wirklichen Besitzunterschiede gibt, kommen die Früchte aller Arbeit, allen Forschens, allen Denkens und aller Kultur grundsätzlich allen gleichermaßen zu Gute.
Deshalb wurde gute Arbeit inzwischen zum Bedürfnis für alle und sie ergibt sich aus den Notwendigkeiten der komplexen Gemeinschaft. Es existiert die Rahmenstruktur einer gerechten Gesellschaft, in der sich der Einzelne bewusst ist, was die Gemeinschaft von ihm erwartet und auch umgekehrt; deshalb gilt es als Ehre und Befriedigung, diese Erwartung zu erfüllen und dabei möglichst effektiv zu sein. Die noch bestehenden, relativ geringen leistungsspezifischen persönlichen Unterschiede in der Bewertung der Arbeit (durch jene "Anerkennungen") kommen nur auf wenigen, ganz bestimmten Gebieten zum Tragen. Beispielsweise bei der Wahl der Wohnung, wenn z.B. aus dem vorhandenen Angebot heraus eine bestimmte qualitativ hochwertige Wohnung bzw. Gemeinschaftswohnanlage angestrebt wird, um möglichst optimal in der Nähe der Kinder zu leben.
Allerdings hängt in dieser Gesellschaft die Anzahl der Kinder, die eine Mutter bekommt, bekommen darf, nicht allein vom Willen der Beteiligten, sondern auch von der Zustimmung der Gemeinschaft bzw. des Staatswesens ab. Da müssen u.a. auch die Rahmenbedingungen einer schon eine gewisse Zeit bestehenden, relativ stabilen Partnerschaft gegeben sein. Beide müssen ein Kind wollen und sich verpflichten, wenigstens bis zu dessen Selbständigkeit in einer Familie mit ihm zusammenzuleben und für das Kind allseitig, nicht nur materiell, zu sorgen. Bei der Anzahl der so beantragten/bewilligten Kinder, deren Versorgung und Ausbildung von den beiden Eltern damit gewissermaßen geplant und quasi "vorfinanziert" wird, werden auch die vorhandenen "Anerkennungen" der beiden Eltern mit berücksichtigt.
Es ist üblich, dass die Kinder etwa bis zum 10. Lebensjahr bei ihren Eltern wohnen, der Staat die Rechte der Kinder allseitig schützt, deren Einhaltung effektiv kontrolliert und sich dann auch die Gemeinschaft zunehmend um die Entwicklung der Kinder kümmert, sie fördert, allseitig verantwortungsvoll begleitet und ihnen auch gewisse Freiräume lässt. Die Verbindung eines Paares ist eine Vereinbarung aus Liebe. Der Vertrag, den sie bei einem Kinderwunsch schließen und bei dem sie für die allseitige Absicherung der Bedürfnisse des Kindes eine wichtige komplexe und wohldefinierte ideelle Pflicht übernehmen, muß eingehalten werden. Da gibt es nur wenige Ausnahmesituationen. Erst wenn der Vertrag zeitlich eingelöst bzw. abgesichert ist, kann sich das Paar ggf. problemlos trennen.
Paare wohnen in kleinen Häusern, incl. Wohnraum, Schlafraum, Bad und kleiner Küche; die Außenwände sind teilweise aus einer Art Glas, das ggf. nach Belieben durchsichtig gemacht werden kann. Alle Häuser stehen in einem Garten, der stets verschieden individuell gestaltetet ist. Die Nachbarhäuser befinden sich in etwa 100 m Entfernung und bevorzugen zumeist eine etwas andere Blickrichtung zur Wahrung der Privatsphäre. Innerhalb der Wohnung kann auch eine besondere, an die jeweilige Tageszeit angepasste gesunde Nahrung eingenommen werden. Statt konventioneller Badewanne/Dusche gibt es im Bad einen etwa 1.80 m hohen Zylinder, der zum Waschen, ggf. mit Schaum, auf angenehme, schnelle und ökologische Art genutzt werden kann. Anschließend wird nicht durch Handtücher, sondern mit warmer Luft getrocknet.
Für den allgemeinen Transport nutzt man ein besonderes System, bestehend aus Rollbändern, Bahn und Fahrzeugen, mit dem jeder relativ schnell nach überall hin, auch zum Arbeitsplatz, kommt. Auf Grund des hohen Freizeit-Anteils gibt es z.B. viele Möglichkeiten, um einzeln oder in Gruppen Sport zu treiben oder auch, um sich künstlerisch/kulturell auf die verschiedenste Weise zu betätigen. All diese Transporte und Betätigungen sind natürlich kostenlos, zumal es ja keinerlei soziale Unterschiede mehr gibt, auch nicht bezüglich irgendeiner Gruppenzugehörigkeit. Statt irdischer Rangkämpfe oder Kommerzinteressen dominiert hier das Prinzip der Freundlichkeit, Gleichheit und Gerechtigkeit.
Auch die Entwicklung der Spiritualität wird gefördert, aber man kennt keine religiös-konfessionellen Dogmen bzw. Gebetshäuser. Der menschliche Körper gilt als der einzig wahre Tempel, die einzige "Religion" ist die Wissenschaft vom Wesen der Welt als Ganzheit. Als "Schöpfer der Welt" wird eine Kraft erkannt, die genauso verehrt wird wie all seine Geschöpfe und diese Verehrung kommt zum Ausdruck durch das tatsächliche tägliche, in Freundlichkeit, Verantwortung und Fürsorge gelebte Miteinander aller Planetenbewohner. Für die Unmenge der auf uns täglich einwirkenden Gewalttätigkeiten, Rivalitäten, Profitinteressen, Werbelügen und anderen Verantwortungslosigkeiten gibt es dort keine gesellschaftliche Basis.
Es existieren offenbar viele Ähnlichkeiten zwischen den in diesem Kapitel beschriebenen Gesellschaftsstrukturen auf dem "Kinderplaneten", Ganymed, APU und Milburbek; auch die jarganischen Verhältnisse entsprechen ja dieser Grundrichtung einer prinzipiell klassenlosen und gleichzeitig spirituellen Gesellschaft. Daher lässt sich daraus schlussfolgern, dass eine galaktische Gemeinschaft, der demnach die Mehrheit aller ethisch und technologisch hochentwickelten Zivilisationen angehört, auch diesem Gleichheitsprinzip verpflichtet ist und entsprechend verantwortungsvoll agiert. So eine Gemeinschaft dürfte auch Podium einer Integration verschiedener Denkrichtungen und ggf. im Detail auch etwas unterschiedlicher spiritueller Ansätze sein. Dennoch dominiert über alles evtl. Trennende hinweg stets die Grundrichtung einer auf Liebe und Mitgefühl basierenden Philosophie.
Immerhin gibt es in den einzelnen Konzepten auch gewisse, spürbare Unterschiede des Herangehens, der wirkenden Physik, der beschriebenen kosmischen Transporttechnologien und es ist schon ein qualitativer Unterschied, wenn der eine Kontaktbericht für die Entfernung Erde - Ganymed 3 Tage mittels Ionen- oder Gravitationsantrieb veranschlagt und der andere Kontaktbericht in Sekunden viele Lichtjahre überbrücken lässt. Wenn wir andrerseits vermuten, dass der Technologieunterschied zwischen befreundeten Hochzivilisationen eigentlich vernachlässigbar klein sein sollte, wären allem Anschein nach dann wohl einige der hier beschriebenen Ansätze falsch, bzw. nur ausgedacht. Möglich ist auch, dass z.B. das sekundenschnelle "Situierungsprinzip" bei Pedros transsolarer Exkursion tatsächlich eine Xendra-Reise war, so dass es keinen wirklich gravierenden Technologieunterschied zwischen diesen beschriebenen Zivilisationen gibt.
Letzlich dürften aber derartige Technologie-Fragen von der Sache her eher nebensächlicher Natur sein und wir wissen letztlich nicht, ob hier noch weitere verborgene Interpretationsmechanismen oder gar Missverständnisse eine Rolle spielen. Die Möglichkeit, dass den Autoren ggf. in der Unterscheidung zwischen Realität und Phantasie auch menschliche Fehler unterlaufen sind, sollte dabei stets offenbleiben und nicht überbewertet werden. D.h. in der Rangfolge sollte vor dem Vorwurf, ein Lügner zu sein, stets das juristische Prinzip der Unschuldsvermutung stehen. Bezüglich der aufgezeigten gesellschaftlichen Alternativen bzw. religiösen Grundinhalte sind ja alle bisher beschriebenen СКАЧАТЬ