OMMYA - Freund und Feind. Dennis Blesinger
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Название: OMMYA - Freund und Feind

Автор: Dennis Blesinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: OMMYA

isbn: 9783738094695

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СКАЧАТЬ auch nie sein. Und genau dies war wichtig. Es erinnerte ihn daran, dass sie hier genau einen halben Schritt vom Chaos entfernt waren. Unbekümmertheit war etwas, das bei OMMYA absolut fehl am Platz war.

      »Entschuldige nochmal«, meinte Rebecca. Sie klang verärgert. Halloween warf seine Schatten voraus und auch wenn es hierzulande nicht so populär war wie in anderen Ländern, so war die Anzahl der Vorfälle, die kostümierte Kinder und Jugendliche beinhaltete, während der letzten Jahre stetig gestiegen.

      Gerade als sie sich dazu bereitgemacht hatte, das Büro zu verlassen, war die erste Gruppe Minderjähriger eingetroffen, verkleidet als Teenage Mutant Ninja Turtles. Auch wenn die Sache eigentlich nicht in ihre Zuständigkeit fiel, schließlich arbeitete sie offiziell bei der Mordkommission, so war sie dennoch dageblieben, um sicherzustellen, dass es sich bei den vier Individuen um Jugendliche, und nicht wirklich um mutierte Schildkröten handelte. René hatte alles, was er an Selbstbeherr­schung besaß, gebraucht, um nicht laut loszulachen. Es brauchte ein wenig, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Meldungen als normal einzustufen waren und welche einer besonderen Beobachtung bedurften.

      »Du musst dich nicht entschuldigen«, versuchte er sie zu beruhigen. »Was haben die Jungs ausgefressen?«

      »Michelangelo hat mit seinen Nunchacku herumgespielt und einem Passanten dabei fast den Schädel ein­geschlagen. Wir mussten auf die Eltern warten.«

      »Wenigstens hat er keine Wurfsterne benutzt.« Ein humorloses Lachen erklang aus dem Lautsprecher.

      »Halbe Stunde?«

      »Alles klar. Bis gleich.«

      René steckte das Telefon ein und ließ seinen Blick ein letztes Mal über das Meer von Artefakten gleiten, die auf dem halben Quadratkilometer um ihn herum gelagert waren. Alles war ruhig, selbst der Phönix hatte sich zur Ruhe gelegt und schlief in seinem Käfig. Er schob sich an einem Regal vorbei, das die Lagerarbeiter halb im Gang hatten stehen lassen, und wanderte gemächlichen Schrittes in Richtung Ausgang. Er blickte auf die Uhr. Zehn nach neun. Fast pünktlich. Ein silberner Funkenstrahl war in einiger Entfernung zu erkennen, den er als den Schweif von einer der Pixies identifizier­te.

      »Gute Nacht, Wendy«, rief er halblaut in den Raum hinein, dann wandte er sich der Tür zu und verließ das Lager.

      * * *

      Christopher blickte auf seine Uhr. Halb eins. Er gähnte ausgiebig. Auch wenn er bereits seit mehreren Tagen die Nachtschicht hatte, so konnte er sich nicht daran gewöhnen, mitten in der Nacht wach zu sein. Hier machte es eigentlich keinen Unterschied, wie er wusste. Die ge­samte Anlage von OMMYA befand sich zwanzig Meter unter dem Erdboden und kein Tageslicht drang jemals nach hier unten. Dennoch weigerte sich etwas ihn ihm, den natürlichen Schlafrhythmus komplett auf den Kopf zu stellen. Darüber hinaus war die Beleuchtung der Zen­trale der Tageszeit angepasst, was bedeutete, dass nachts ein Dämmerlicht herrschte, was die Müdigkeit bei ihm nur noch verstärkte.

      Langsam arbeitete er sich durch die Listen der Inventur. Sie lagen deutlich hinter dem Zeitplan, und er hatte keine Lust, morgen Abend noch an der Sache zu sitzen.

      In seine Arbeit vertieft, entging ihm die Bewegung, die am anderen Ende der Zentrale stattfand, ebenso wie das leise Summen, als sich das Handy von Honk meldete, der wie üblich am Eingang stand. Der Wachmann brauchte quasi keinen Schlaf, war imstande, sich im Stehen auszuruhen und damit zufrieden, mehrere Tage hintereinander seinen Job zu erledigen, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.

      Die Nachricht, die Honk auf dem Display las, führte jedoch zu einer dieser wenigen Gelegenheiten. Erstaunt runzelte er die Stirn und blickte sich um. Nur wenige Schreibtische waren besetzt, alle Mitarbeiter waren jedoch mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt. Der große Bildschirm, der die Zentrale dominierte, spulte stumm und langsam die eingehenden Daten und Meldungen ab. Am anderen Ende der Halle saß Christopher in dem kleinen Büro, das tagsüber von René und Jochen be­nutzt wurde, und starrte abwechselnd auf drei Bildschir­me und die Papiere, die vor ihm lagen. Alles war ruhig. Er überlegte eine Weile, dann trat er zu dem Mitarbei­ter, der am nächstgelegenen Tisch saß.

      »Ich muss mal kurz weg«, ertönte seine tiefe Stimme. Der Mitarbeiter sah verwirrt auf. Honk blickte ernst, aber ruhig auf ihn herab.

      »Stimmt was nicht?« Es war ungewöhnlich, dass Honk seinen Posten verließ. Der Wachmann schüttelte den Kopf.

      »Nein. Nachricht von der Ärztin.« Er hielt sein Handy hoch. In der Hand eines anderen hätte es als Tablet-PC durchgehen können. Sie hatten Monate gebraucht, um ein Modell zu finden, das Honks außerirdischer Physis entgegenkam.

      »Wird nicht lange dauern.«

      »Alles klar.« Der Blick des Angestellten glitt hinüber zu der schweren Tür, dann zu dem muskelbepackten Außenweltler, der sich langsam in Richtung Krankenstation entfernte. Offiziell war es nicht gestattet, dass der Hauptein- und -ausgang unbewacht blieb. Jedoch war es mitten in der Nacht und sollte jemand auf die Idee kommen, sich ohne Autorisierung Zutritt zu verschaffen, würden diverse Alarme losgehen, noch bevor die erste Sicherheitsabfrage beendet sein würde. Vom Verlassen der Anlage ganz zu schweigen. Nichtsdestotrotz behielt er die Tür im Blick, nur für den Fall der Fälle. Als er nach etwa zwei Minuten erneut aufblickte, ging das Licht aus.

      Christopher brauchte eine Sekunde, bis er sich von der Überraschung erholt hatte. Im Stockdunkeln saß er da und zählte langsam bis zehn. Er konnte nicht fassen, dass so etwas schon wieder passierte, während er das Kommando hatte.

      Vor knapp zwei Jahren hatte der Phönix den Feueralarm ausgelöst und die komplette Zentrale war unter Wasser gesetzt worden. Es hatte mehr als einen Tag ge­braucht, alles trocken zu legen und die Geräte wieder zum Laufen zu bringen. Just zu diesem Zeitpunkt war René aufgrund eines Trauerfalls abwesend gewesen und Jochen hatte Urlaub gehabt. Alle waren sich einig gewesen, dass Christopher die Situation so souverän wie nur möglich gemeistert hatte, was in der gegenwärtigen Situation jedoch nicht im Geringsten half.

      Im Gegensatz zu damals war keinerlei Alarm zu hören, nur das leise Fluchen der anderen Mitarbeiter, die, wie er, plötzlich vor schwarzen Bildschirmen saßen. Glücklicherweise hatte Sahra seinerzeit eine Routine installiert, die die Daten alle dreißig Sekunden speicherte. Der Schaden würde also überschaubar sein.

      * * *

      Es war dunkel. Die Tür bewegte sich einige Millimeter, stand anschließend still. Kein Geräusch ertönte. Schließlich schwang die Tür wie in Zeitlupe ganz auf und verharrte. Dann, unsichtbar in der Dunkelheit, betraten mehrere Gestalten die dunklen und stillen Gewölbe der Halle 1 des Lagers von OMMYA.

      Nachdem der Letzte der Truppe das Tor durchschritten hatte, erklangen die Geräusche einer kurzen geflüs­terten Unterhaltung, die jedoch schnell beendet wurde. Schritte von schweren Stiefeln hallten durch die weit­läufige Halle. Wieder kehrte Ruhe ein, das Scharren von Holz auf Stein war zu hören, das Knarren von Scharnie­ren, das Knistern von Papier, dann ein Zischen, das viel­leicht ein Seufzer hätte sein können. Dann wieder Schritte. Das stählerne Tor ragte in der Dunkelheit auf wie ein Berg in der Nacht, ebenso hoch wie undurch­dringlich. Das Rascheln von Papier erklang erneut, ge­folgt von dem charakteristischen Piepen einer Konsole, auf der Zahlen eingegeben wurden. Dem leisen Knir­schen von Zahnrädern folgte das donnernde Rumpeln der Tür, die sich in den Angeln bewegte.

      * * *

      Christopher suchte im Schein seines Handys in der Schublade nach der Taschenlampe, als das rumpelnde Geräusch des sich öffnenden Tores erklang, das zum Lager führte. Im Dunkeln schien es ihm, als ob das Geräusch doppelt so laut erklang.

      Wenigstens СКАЧАТЬ