OMMYA - Freund und Feind. Dennis Blesinger
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Название: OMMYA - Freund und Feind

Автор: Dennis Blesinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: OMMYA

isbn: 9783738094695

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СКАЧАТЬ Dekoration ist okay, aber keine Kostüme. Sorg' dafür, dass die Leute das mitkriegen, sonst haben wir hier wirklich noch Tote. Und mach Feierabend.« Er blickte in die Runde. Auch wenn die Inventur eigentlich längst hätte beendet sein müssen, so war klar, dass sie heute nicht mehr fertig werden würden, und keinem war damit geholfen, unnötig Überstunden zu schieben.

      »Morgen ist auch noch Zeit, das zu Ende zu bringen.« Mit einem Nicken verabschiedete er sich von der Ärztin, die mit einem amüsierten Kopfschütteln in Rich­tung der medizinischen Abteilung davon wanderte. Jo­chen gab das entsprechende Zeichen an den Schichtleiter. Wenige Sekunden später erklang das akustische Si­gnal, das den Feierabend für die Mitarbeiter der unte­ren Ebenen einläutete.

      »Als was wolltest du gehen?«, fragte Jochen, nachdem auch Sahra und Hansen verschwunden waren.

      »Als Pinhead«, entgegnete René missmutig. Es hatte ihn Wochen gekostet, die künstlichen Nägel auf der Maske gegen echte auszutauschen.

      »Bist du nicht ganz dicht?«, fragte Jochen, ehrlich überrascht. »Da würde sogar ich dich tasern!«

      »Meine Fresse. Ich weiß gar nicht, warum ihr alle so nervös seid«, entgegnete René. »Die Würfel liegen schließlich gesichert in der Kammer. Da kommt keiner ran, selbst wenn man es versuchen sollte.«

      Mit der 'Kammer' war ein spezieller Raum gemeint, der nach dem Vorfall mit Loki und dem Buch eingerichtet worden war, und in der alle Artefakte gelagert wur­den, die als zu gefährlich eingestuft wurden, um auch nur die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass sie in falsche Hände gerieten. Die Kammer verfügte nicht nur über ein dreifaches Zahlenschloss, sondern auch noch über Abwehrmaßnahmen, die laut Genfer Konventio­nen lange verboten waren. Nicht einmal René kannte alle Codes, um in den Raum zu gelangen.

      »Jetzt muss ich mir 'ne Halloweenparty suchen, um das Ding tragen zu können. Rebecca wird begeistert sein.«

      »Mag sie Halloween nicht?«

      »Nicht mehr seit der Sache mit dem Buch.«

      »Kann ich irgendwie nachvollziehen.«

      Einer der Umstände, mit denen sie damals aufgrund von Rebeccas unbeabsichtigtem Beschwören der Apokalypse zu tun gehabt hatten, war, dass die Toten ihre Gräber verlassen hatten und munter durch die Gegend spaziert waren. Alle waren in dem Zustand aufgetaucht, den die Verwesung seit ihrem Ableben herbei geführt hatte. Die Welt war kurze Zeit mit einigen Milliarden friedlichen Zombies bevölkert gewesen, deren reiner Anblick viele Personen in Angst und Schrecken versetzte hatte. Rebecca hatte immer noch Schwierigkeiten, Kin­der in Bettlaken mit ausgeschnittenen Löchern für die Augen zu sehen, ohne zu hyperventilieren oder instink­tiv nach ihrer Waffe zu greifen.

      »Soll ich dich rausbringen, oder bleibst du noch?«, fragte Jochen unvermittelt. René blickte ihn erstaunt an.

      »Nein, brauchst du nicht.« Er nestelte kurz in der Brusttasche seines Hemdes herum und beförderte eine kleine weiße Karte ans Licht, die er grinsend hoch hielt.

      »Ist heute gekommen. Ich existiere offiziell wieder.«

      Bei der unscheinbaren Karte handelte es sich um den elektronischen Schlüssel, den alle Mitarbeiter brauchten, um die Gewölbe der Abteilung zu betreten und auch wieder zu verlassen. Vor etwas mehr als drei Wo­chen hatte René seine Karte verloren. Sie hatten alles auf den Kopf gestellt, aber es war schnell klar gewesen, dass sie verschwunden war. Schweren Herzens hatte René einen Antrag auf eine Ersatzkarte gestellt.

      Während der vergangenen drei Wochen hatte er notgedrungen auf Jochen oder einen der anderen Mitarbeiter warten müssen, um die Zentrale betreten zu können. Obwohl sie sich seit Jahren kannten und René der Leiter der Abteilung war, hatte Honk, der Chef der Sicherheitsabteilung, und einer der wenigen Außenweltler, die hier arbeiteten, darauf bestanden, dass René jeden Tag eine Besucherkarte erhielt, mitsamt al­lem Papierkram, der dazugehörte.

      Es mochte paradox klingen, aber das Sicherheitssystem der Abteilung war vorwiegend darauf ausgelegt, zu kontrollieren, wer und was das Gebäude verließ und nicht so sehr, wer es betrat. Nur mit den entsprechen­den Ausweisen und Honks Zustimmung war das Verlas­sen der Abteilung möglich. Und auch wenn der Wach­mann ein friedliches Wesen hatte, so war er imstande, eine Handfeuerwaffe mit der bloßen Hand zu einem kleinen unförmigen Metallklumpen zu zerquetschen.

      Heute war die neue Karte endlich eingetroffen. René konnte nun wieder kommen und gehen, wann er wollte. Er hasste es, sich dem Tagesrhythmus anderer Leute anpassen zu müssen.

      »Großartig«, meinte Jochen. Er wusste, dass René von nun an wieder bis tief in die Nacht in der Zentrale sein würde. René war, anders als er selbst, ein ausgesprochener Nachtmensch. Es hatte Zeiten gegeben, da Jochen ihn fast schon mit Gewalt dazu hatte bringen müssen, nach Hause zu gehen und so etwas wie ein Pri­vatleben zu haben. Seit etwas mehr als einem Jahr hat­te sich dieses Verhalten allerdings deutlich gebessert. Es gab sogar Tage, an denen René vor acht Uhr abends das Büro verließ. »Was hat denn da so lange gedauert?«

      »Siefert.« Die Antwort war genug, um allen Humor zu vertreiben, der in der Luft gelegen hatte. Auch wenn ihr letzter Verbindungsoffizier nicht mehr vor Ort war, so war er doch immer noch Teil des Verwaltungsapparates und ihre Beziehung war nicht eben herzlich gewe­sen, als sich ihre Wege getrennt hatten. Allen bei OMMYA war klar, dass Siefert noch zu Problemen führen könnte, sollte er einmal herausfinden, dass sie so ziemlich alle Berichte, die er in seiner Zeit hier verfasst hatte, abgefangen und umgeschrieben hatten. Renés Meinung nach war die letzte Gruppe von Personen, die detailliertes Wissen über die Artefakte haben sollte, die hier eingelagert waren, ihre Vorgesetzten. Allein die Büchse der Pandora hätte mit Sicherheit dazu geführt, dass ein Geschwader von Wissenschaftlern darüber hergefallen wäre, um herauszufinden, was genau sich darin befand, und wie man es – selbstverständlich rein zu Forschungszwecken – vervielfältigen könnte.

      Jochens Blick wanderte durch den sich rapide leerenden Raum. Es war schwer vorstellbar, dass in all den un­scheinbaren Kisten und Regalen, die mit Kelchen, Amu­letten und anderen Dingen voll gestellt waren, Gegenstände lauerten, die einerseits die Hölle auf Erden Wirk­lichkeit werden lassen konnten, andererseits aber auch Wunder vollbringen, von denen die Menschheit wahr­lich einige brauchen konnte. Aber das eine war nicht möglich, ohne das andere zu offenbaren. Entsprechend hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Status Quo der Geheimhaltung solange aufrecht zu erhalten, bis die Menschheit reif war, das eine zu schätzen, ohne das an­dere in Erwägung zu ziehen. Bis dahin würde Gaias Füll­horn ebenso hier verstaut werden wie auch das Necro­nomicon. Bis sich an diesen Umständen etwas änderte, hatte die Kantine zumindest immer ausreichend frisches Obst und keiner beschwerte sich.

      »Gewöhn dir nicht wieder an, in dem Bett zu schlafen.«

      »Keine Sorge. Werde ich nicht tun.« Nicht, bevor das Bett neu bezogen worden war, fügte er in Gedanken hinzu.

      »Dann bis morgen«, meinte Jochen.

      René war bereits einige Meter weit gegangen, als er fragte: »Als was wolltest du gehen?«

      »Darth Vader.«

      Renés Lachen hallte von den Wänden wider.

      2

      »Ich mach mich gleich auf den Weg«, meinte René ins Telefon, während er die Ruhe genoss, die jetzt im Lager herrschte. Rebecca hatte sich gemeldet und erklärt, dass sie ihre Verabredung etwas verschieben mussten, was ihm ganz recht war. Er ließ den Tag gerne СКАЧАТЬ