Seefahrt - Abenteuer oder Beruf? - Teil 3. Mario Covi
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Название: Seefahrt - Abenteuer oder Beruf? - Teil 3

Автор: Mario Covi

Издательство: Bookwire

Жанр: Математика

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isbn: 9783847684282

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СКАЧАТЬ 1978 bis 1981 war bei nautischen Offiziersbewerbern ein Rückgang von 57 % festgestellt worden. Von den technischen Offiziersbewerbern hatten sogar 74 % eine Zukunft bei der Seefahrt als Illusion erkannt. Auf Schiffen mit 12 oder 14 Mann Besatzung war es schwer vorstellbar, dass es einst die dampfenden Riesen von Passagierschiffen gegeben hatte, die bis zu eintausend Mann Besatzung fuhren! Noch 1970 zählte man rund 56.000 Seeleute an Bord deutscher Handelsschiffe. 1977 waren es keine 40.000 mehr, 1984 rund 28.000, 1988 14.000 und im Jahr 2003 gab es nur noch 7.300 Seeleute!

      Heute, 2014, gibt es etwa 3.560 Schiffe mit deutschen Eigentümern. Davon fahren allerdings nur 566 Schiffe unter deutscher Flagge. Fast 3.000 Handelsschiffe und Kreuzfahrer ziehen es vor unter der Billigflagge von Liberia, Panama oder Antigua zu segeln. So meldet die "Badische Zeitung" vom 31. März 2014, nachzulesen unter folgendem link: http://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/deutsche-schiffe-fahren-nur-selten-unter-deutscher-flagge--40958072.html

      Schwarzmalerei? Wir waren doch so anpassungsfähig wie eh und je und hielten das Maul, in der Gewissheit, sowieso nichts ändern zu können. Resignation, Verzicht, Aufgabe... So verzichteten wir stillschweigend auf tarifliche Absicherungen, hatten uns seit langem daran gewöhnt, immer weniger Forderungen an Lebensqualität oder Komfort zu stellen. Übertrieben? Wieso denn? Schrubbten wir nicht längst unsere Kammern und Scheißhäuser selbst? Wuschen die Bettwäsche, verzichteten auf Handtücher, auf gemachte Betten? Stellten uns in der Kombüse an, um auf Billiggeschirr einen proviantsatzgenormten ‚vollen Schlag‘ abzuholen? Und hockten wir dann nicht in verdreckten Messen, die schwimmenden Baubuden glichen? An Deck hatte doch der Erste die Arbeit des Bootsmanns übernommen! Und der Zweite wurde scheel angeschaut, wenn er nicht auf der Brücke Messing putzte und an Deck malte! So sah doch die nach Qualifikation schreiende, rationalisierte, hochtechnisierte Seefahrt aus! Das war doch der desillusionierende Alltag, der den jungen Männern geboten wurde, wenn sie von der Fachhochschule oder der ‚Seefahrtsakademie‘ auf das vergammelte Eisendeck einer Containerschute umstiegen, die Ohren noch voll vom großkotzigen Geseibel über fachliches Können und berufliche Herausforderung!

      Vor allem den Funkern drohte das endgültige Aus. Unser Job war gelaufen. ‚INMARSAT‘, die ‚International Maritime Satellite Organization‘ rückte uns ernsthaft auf den Pelz. Die Bundespost hätte fast den Beitritt verschlafen und hielt dämliche drei Prozent der Anteile. Auch die Kollegen bei Norddeich-Radio, der deutschen Küstenfunkstelle mit dem Ruf, weltweit eine der besten zu sein, bangten um ihren Arbeitsplatz. Natürlich wurde beschwichtigt und darauf hingewiesen, dass bis 1990 erst mal alles so weiterlaufe. Aber am 31. Dezember 1998 sollte Norddeich-Radio seinen allerletzten Funkspruch ausgestrahlt haben.

      Aber bis dahin hatten wir ja damals noch eine ganze Reihe von Jahren vor uns. Und Veränderungen waren auch durchaus etwas Positives. Zum uneinsichtigen, larmoyanten alten Hasen, der den Lauf der Zeit kopfschüttelnd bedauerte, mochte ich nicht verkommen. Auch nicht zum Schwarzmaler. Oder zum Brabbelromantiker, der viel zu früh alten Tagen nachweint und Buddelschiffe baut. Aber ich wollte mir die Freiheit erhalten, das Kind beim Namen zu nennen!

      6. MARK KNOPFLER UND DIE NAVIGATION

      Vielleicht kennt ja der eine oder andere noch den Song "Sailing to Philadelphia", den Mark Knopfler und James Taylor singen. Ein Song ganz nach meinem Geschmack! Doch nicht nur das ‚Feeling‘, welches hier rübergebracht wird, ist packend. Jeder, den die Erkundung der Welt begeistert, sollte sich den Text des Stückes genau anhören.

      „I am Jeremiah Dixon ...“ singt Mark Knopfler, und James Taylor übernimmt den Part des Charlie Mason. Sie segeln nach Philadelphia und vermessen zwischen 1763 und 1767 die ‚Mason-Dixon Line‘, jene geschichtsträchtige Grenze zwischen den damals noch britischen Kolonien Pennsylvania und Maryland. Viele Jahre später wurde diese Grenze zur Trennungslinie zwischen den Nord- und Südstaaten, zwischen Sklavenhaltern und Gegnern der Sklaverei.

      Einige Jahre zuvor, genau am 6. Juni 1761, beobachteten die beiden Astronomen Mason und Dixon von Südafrika aus einen so genannten ersten Venusdurchgang. Hierbei wandert unser Nachbarplanet Venus zwischen der Erde und der Sonne vorbei. Die komplizierte Konstellation der drei Himmelskörper zueinander wiederholt sich im Abstand von acht Jahren, wobei es dann zum so genannten zweiten Venusdurchgang kommt. Allerdings ereignet sich diese astronomische Sensation - also das zweimalige Vorbeiwandern der kleinen Venus vor der riesigen Sonnenscheibe - leider nur alle hundert Jahre. Folglich waren damals – 1761 und 1769 – Astronomen und Seefahrer ganz heiß darauf, diese Venusdurchgänge weltumspannend zu verfolgen. Durch exaktes Beobachten ließ sich nämlich die Entfernung zwischen Erde und Sonne berechnen. Es ließ sich überhaupt einiges an Berechnungen anstellen, um der Lösung eines großen wissenschaftlichen Rätsels näher zu kommen.

      Seinerzeit war es den Seefahrern durchaus möglich, die geographische Breite zu berechnen. Hierzu reichten Winkelmessungen der Sonne oder markanter Sterne, also das Messen ihrer Höhe über dem Horizont. So konnte man herausklamüsern, auf wie viel Grad und Minuten nördlicher oder südlicher Breite man sich befand. Aber bei der Bestimmung des Längengrades, der ja zur Bezeichnung eines genauen Standortes unerlässlich ist, kapitulierten Seefahrer, Wissenschaftler und Astronomen. Über Jahrhunderte bissen sich an der Lösung dieses Problems die schlauesten Genies die Zähne aus. Erst als es den Menschen gelang, das Verrinnen der Zeit zuverlässig zu messen, waren sie der Lösung des Rätsels näher gekommen. Denn, geographische Länge ist nichts weiter als Zeitunterschied!

      Ich versuche, es simpel darzustellen: Ein Kreis hat 360 Grad. Der Erdumfang ist – logo – ein Kreis. Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um sich selbst – also um 360 Längengrade. Nun teilen wir 360 durch 24 und erhalten 15, das heißt die Erde dreht sich in einer Stunde über 15 Längengrade.

      Wenn es jetzt dem Seemann gelang, den genauen Zeitunterschied zum Nullmeridian, wo die ‚Mittlere Greenwich Zeit‘ gilt, zu berechnen, dann wusste er, auf welcher Länge er sich befand. Wenn er beispielsweise den höchsten Stand der Sonne - astronomisch 12 Uhr - um genau 13 Uhr MGZ feststellte, dann war er logischerweise eine Stunde vom Nullmeridian entfernt, wo die Sonne ja bereits vor einer Stunde ihren höchsten Stand erreicht hatte. Wir wissen, dass eine Stunde 15 Längengraden entspricht, also befand sich der Seemann auf 15 Grad westlicher Länge!

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      Um allerdings genaue Längenberechnungen durchführen zu können, waren Zeitmesser von höchster Präzision erforderlich. Und zwar so genannte Chronometer, die den Entdeckern von einst nicht zur Verfügung gestanden hatten. Sie hatten sich mit grober Sanduhrzeit zufrieden zu geben und waren trotz guter sonstiger Navigationsmittel ziemlich orientierungslos auf den endlosen Weltmeeren herumgesegelt. Man kann sagen, dass die großen Entdeckungen zu einem guten Teil vom Zufall bestimmt worden waren.

      Ach ja! Die Navigation, diese bewundernswerte Kunst, sich in der Weite der See zurechtzufinden. Was waren wir glücklich, als zwei Freunde und ich während unseres Besuchs der (alten) Seefahrtschule (wo sich heute das 1. Polizeirevier versteckt) in Lübeck je einen alten Nonius-Sextanten aus dem Schulfundus erstehen konnten. Der Schuldirektor verlangte den seefahrtschülerfreundlichen ‚Schrottwert‘ von 25 Mark. Inzwischen werden die Dinger auf Flohmärkten für ein Vielfaches gehandelt!

      Neidvoll hatten wir stets die Studenten der ‚Kapitänsfakultät‘ beobachtet, wenn sie vom Balkon der idyllischen Schule die Sonne schossen. Natürlich hatten wir Funker nur die simple Standortbestimmung mittels Funkpeilung erlernt. Oder wir errechneten Standlinien durch das Auszählen von Punkten und Strichen der urigen Consol-Funkfeuer.

      Auf meinem ersten Schiff hatte ich Gelegenheit, an einem Navigationskurs teilzunehmen, den der Zweite für die Matrosen gab, die auf die Seefahrtschule gehen wollten. Zu jener Zeit gab es ja noch die fundamentale Ausbildung vom Schiffsjungen über den Matrosen bis zum Steuermann und Kapitän. Jedenfalls erfüllte es mich mit dem berauschenden Glücksgefühl СКАЧАТЬ