Sie. Henry Rider Haggard
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Название: Sie

Автор: Henry Rider Haggard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754183830

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СКАЧАТЬ und breiteten unsere Kleider sowie den Inhalt des Bootes in der Sonne zum Trocknen aus. Sodann ließen wir uns im Schatten einiger Bäume nieder, bereiteten uns aus den Büchsen mit eingemachter Zunge, von denen wir einen ansehnlichen Vorrat besaßen, ein kräftiges Frühstück und beglückwünschten uns, daß wir am Tag zuvor, ehe der Orkan die Dhau zerstörte, unsere Sachen und den Proviant in das Walboot umgeladen hatten. Als wir mit dem Essen fertig waren, schlüpften wir in unsere indessen getrockneten Kleider und fühlten uns wie neugeboren. Sieht man von unserer Müdigkeit und einigen Schrammen ab, so hatten wir das schreckliche Abenteuer, das unsere Gefährten das Leben kostete, heil überstanden. Leo war zwar halb ertrunken, doch für einen kräftigen jungen Mann von fünfundzwanzig Jahren ist das keine große Sache.

       Nach dem Frühstück hielten wir Umschau. Wir befanden uns auf einem zweihundert Meter breiten und fünfhundert Meter langen Streifen trockenen Landes, der auf der einen Seite vom Fluß und auf der anderen, so weit das Auge reichte, von endlosen öden Sümpfen begrenzt war. Dieser Landstreifen war etwa fünfundzwanzig Fuß höher als der Fluß und die ihn umgebenden Sümpfe, und es sah fast so aus, als sei er von Menschenhand angelegt.

       »Dies war einst ein Landeplatz für Schiffe«, sagte Leo mit Bestimmtheit.

       »Unsinn«, erwiderte ich. »Wer wäre denn so töricht, inmitten dieser schrecklichen Sümpfe in einem – falls überhaupt – von Wilden bewohnten Land einen Landeplatz zu bauen?«

       »Vielleicht waren hier nicht immer Sümpfe, und vielleicht haben hier nicht immer Wilde gelebt«, sagte er trocken und blickte das steile Ufer hinab. »Sieh dir das an«, fuhr er fort und deutete auf eine Stelle, wo der Orkan der vergangenen Nacht einen Magnolienbaum entwurzelt und ein großes Stück Erde aus dem Ufer herausgerissen hatte. »Ist das nicht Mauerwerk? Wenn nicht, so sieht es doch ganz ähnlich aus.«

       »Unsinn«, sagte ich wiederum, kletterte jedoch mit ihm zu der Stelle hinunter, und wir traten zwischen die herausgerissenen Wurzeln und das Ufer.

       »Nun?« sagte er.

       Diesmal gab ich keine Antwort, sondern pfiff nur leise durch die Zähne, denn an dem Fleck, wo die Erde sich gelöst hatte, sah man deutlich solides Mauerwerk aus mit braunem Zement verbundenen Steinblöcken, und der Zement war so hart, daß er sich mit der Feile meines Jagdmessers nicht ritzen ließ. Doch das war noch nicht alles; irgend etwas schimmerte durch die Erde am unteren Rand des Mauerwerks, und als ich die Erde wegschob, kam ein riesiger Steinring zum Vorschein, der etwa einen Fuß im Durchmesser maß und ungefähr drei Zoll dick war. Ich war sprachlos.

       »Meinst du nicht auch, Onkel Horace, daß dies einmal ein Anlegeplatz war, an dem recht große Schiffe festgemacht haben?« sagte Leo grinsend.

       Diesmal blieb mir mein ›Unsinn‹ in der Kehle stecken – der Ring sagte genug. In fernen Zeiten mußten hier wirklich Schiffe gelegen haben, und diese Steinmauer war zweifellos der Rest eines massiven Kais. Vermutlich lag die dazugehörige Stadt unter den Sümpfen begraben.

       »Es scheint fast, als ob an der Geschichte doch etwas dran ist, nicht war Onkel Horace?« sagte Leo triumphierend. Ich dachte an den mysteriösen Negerkopf und ging nicht darauf ein.

       »Gewiß«, sagte ich, »gibt es in einem Land wie Afrika mancherlei Überreste längst versunkener und vergessener Kulturen. Niemand kennt das Alter der ägyptischen Kultur, die sich sicherlich weit ins Innere des Landes ausgebreitet hat. Außerdem gab es die Babylonier und Phönizier und Perser und viele andere mehr oder weniger kultivierte Völker, ganz zu schweigen von den Juden, die heute in der ganzen Welt verstreut sind. Möglicherweise hatte eines dieser Völker hier Kolonien oder Handelsniederlassungen. Denke doch an die versunkenen persischen Städte bei Kilwa, die uns neulich der Konsul zeigte.«*

       »Ganz recht«, sagte Leo, »aber vorhin hast du etwas völlig anderes gesagt.«

       »Schön – aber was wollen wir jetzt anfangen?« fragte ich, das Thema wechselnd.

       Leo schwieg, und wir gingen zum Rand des Sumpfes und sahen uns dort ebenfalls um. Er schien grenzenlos, und hier und dort flatterten aus ihm ungeheure Schwärme wilder Wasservögel der verschiedensten Art auf, die zuweilen fast den Himmel verdunkelten. Die Sonne stand jetzt hoch am Firmament, und in der Hitze stiegen dünne, widerliche Wolken giftiger Dünste von der Oberfläche des Sumpfes und den schaumbedeckten trägen Tümpeln auf.

       »Zweierlei ist klar«, sagte ich zu meinen drei Gefährten, die angewidert das Schauspiel betrachteten, »erstens, daß wir durch diesen Sumpf nicht hindurchkommen, und zweitens, daß wir, falls wir hierbleiben, am Fieber sterben werden.«

       »Das ist klar wie Tinte, Sir«, sagte Job.

       »Gut, dann gibt es also nur zwei Möglichkeiten. Entweder kehren wir um und versuchen, mit unserem Boot irgendeinen Hafen anzulaufen, was allerdings ein ziemlich riskantes Unternehmen wäre, oder wir segeln oder rudern weiter stromauf und warten ab, wohin wir kommen.«

       »Ich weiß nicht, was ihr vorhabt«, sagte Leo entschlossen, »ich jedenfalls fahre den Fluß hinauf.«

       Job verdrehte die Augen und stöhnte, und der Araber murmelte ebenfalls stöhnend »Allah«. Was mich betrifft, so bemerkte ich gelassen, daß es in unserer Lage ganz gleich sei, wohin wir gingen. Doch in Wirklichkeit brannte ich nicht weniger darauf, die Reise fortzusetzen, als Leo. Der riesige Negerkopf und der steinerne Anlegeplatz hatten derart meine Neugier angeregt, daß ich fest entschlossen war, sie um jeden Preis zu befriedigen. So bestiegen wir denn wieder unser Boot, verstauten alles, richteten den Mast auf, legten unsere Gewehre bereit und setzten unsere Fahrt fort. Glücklicherweise wehte der Wind vom Meer landeinwärts, so daß wir das Segel hissen konnten. Wie wir später herausfanden, wehte der Wind meistens bei Tagesanbruch einige Stunden lang landeinwärts und bei Sonnenuntergang seewärts, was ich mir nur so erklären kann, daß, wenn die Erde durch den Tau und die Nacht abgekühlt war, die heiße Luft nach oben stieg und der Wind vom Meer hereindrang, bis die Sonne auch ihn erwärmt hatte.

       Unter Ausnützung dieses günstigen Windes segelten wir drei oder vier Stunden lang rasch stromauf. Einmal stießen wir auf eine Herde Flußpferde, die sich aufrichteten und uns so schrecklich anbrüllten, daß es Job und, wie ich gestehen muß, auch mir angst und bange wurde. Es waren die ersten Flußpferde, die wir gesehen hatten, und nach ihrer Neugier waren wir auch die ersten weißen Menschen, die sie zu Gesicht bekamen. Ein oder zwei Mal fürchtete ich fast, sie würden zu uns ins Boot kommen, um ihre Neugier zu stillen. Leo wollte auf sie schießen, doch ich brachte ihn davon ab, denn ich fürchtete die Folgen. Wir sahen auch Hunderte von Krokodilen, die sich am schlammigen Ufer sonnten, und aber Tausende von Wasservögeln. Wir erlegten einige davon, darunter eine Wildgans, die außer scharfen Sporen an den Flügeln auch zwischen den Augen einen dreiviertel Zoll langen Sporn hatte. Wir schossen keine zweite dieser Art, und so weiß ich nicht, ob es sich um eine Laune der Natur oder um eine besondere Spezies handelte. Job gab ihr den Namen ›Einhorngans‹.

       Gegen Mittag wurde es unerträglich heiß, und aus den Sümpfen, die den Fluß säumten, stieg ein so gräßlicher Gestank auf, daß wir sogleich zur Vorsicht eine tüchtige Portion Chinin schluckten. Bald darauf flaute der Wind gänzlich ab, und da nicht daran zu denken war, unser schweres Boot in der Hitze gegen den Strom zu rudern, waren wir froh, am Ufer eine Gruppe weidenartiger Bäume zu entdecken. Wir legten uns in den Schatten darunter und ruhten uns, nach Luft schnappend, aus, bis der Sonnenuntergang unserer Qual ein Ende bereitete. Weiter stromauf sahen wir eine weite Wasserfläche, und wir beschlossen, erst einmal dorthin zu rudern und uns dann zu überlegen, wie wir die Nacht verbringen sollten. Gerade als wir das Boot losmachen wollten, kam jedoch in etwa fünfzig Meter Entfernung ein schöner Wasserbock mit großen, nach vorn gekrümmten Hörnern und einem weißen Streifen auf dem Rücken an den Fluß, um zu trinken. Trotz unserer Nähe bemerkte er uns nicht. Leo erblickte ihn zuerst, und als passionierter Jäger, der schon seit Monaten darauf versessen war, solch ein СКАЧАТЬ