Sie. Henry Rider Haggard
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Название: Sie

Автор: Henry Rider Haggard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754183830

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СКАЧАТЬ seit unserer Abreise aus England hatte ich meinen von Natur aus üppigen Bart ungehindert wuchern lassen. Die beiden anderen hingegen waren verhältnismäßig gut rasiert, was dem Feind natürlich ein viel größeres Angriffsfeld geboten hatte. Nur Mahomed hatten die Moskitos gänzlich verschont – wahrscheinlich weil sie in ihm den wahren Gläubigen witterten. Wie oft wünschten wir uns in den nächsten Wochen, so zu riechen wie ein Araber!

       Als wir uns, soweit das unsere geschwollenen Lippen zuließen, ausgelacht hatten, war es hell, und vom Meer her wehte eine frische morgendliche Brise, welche die über dem Sumpf hängenden Nebelschwaden zerriß und sie da und dort in großen bauschigen Ballen vor sich her trieb. Wir setzten unser Segel, warfen noch einen Blick auf die toten Löwen und das Krokodil, deren Häute wir leider zurücklassen mußten, da uns die Mittel, sie zu präparieren, fehlten, und verließen die Lagune. Als gegen Mittag der Wind abflaute, entdeckten wir zum Glück einen Fleck trockenen Landes, der sich zum Kampieren eignete. Wir zündeten ein Feuer an und brieten uns zwei wilde Enten und ein Stück Fleisch von dem erlegten Wasserbock. Das restliche Bockfleisch schnitten wir in Streifen und hängten es zum Trocknen in die Sonne, um nach Art der Buren ›Biltong‹ daraus zu machen. Auf diesem trocknen Fleck Land blieben wir bis zum nächsten Morgen und brachten die Nacht natürlich wieder im Kampf mit den Moskitos zu, doch ansonsten ohne Störung. Auch die nächsten ein, zwei Tage vergingen ohne besondere Abenteuer, abgesehen davon, daß wir einen überaus graziösen hornlosen Bock schossen und mancherlei Arten von Wasserlilien in voller Blüte sahen; einige davon waren blau und von besonderer Schönheit, doch kaum eine unversehrt, da es in dieser Gegend zahlreiche weiße Wassermaden mit grünen Köpfen gab, die sich von ihnen nährten.

       Am fünften Tage unserer Reise, als wir uns nach meiner Schätzung einhundertfünfunddreißig bis einhundertvierzig Meilen westlich der Küste befanden, hatten wir das erste bedeutsame Erlebnis. An jenem Vormittag gegen elf Uhr legte sich der Wind, und nachdem wir noch ein Stück gerudert waren, machten wir erschöpft an einer Stelle halt, wo unser Fluß sich mit einem anderen von etwa fünfzig Fuß Breite vereinigte. Am Ufer wuchsen einige Bäume, unter denen wir kurz rasteten. Da das Land ziemlich trocken war, gingen wir sodann eine kurze Strecke den Fluß entlang, um die Gegend zu erkunden und ein paar Wasservögel zu schießen. Schon nach kaum fünfzig Metern erkannten wir, daß es unmöglich war, mit dem Walboot noch weiter stromauf zu fahren, denn keine zweihundert Meter von der Stelle, wo wir an Land gegangen waren, befand sich eine Reihe von Untiefen und Sandbänken, über denen das Wasser höchstens sechs Zoll maß. Wir waren in eine Wassersackgasse geraten.

       Wir machten kehrt und gingen ein Stück das Ufer des anderen Flusses entlang, wobei wir bald aus verschiedenen Anzeichen den Schluß ziehen konnten, daß es sich um gar keinen Fluß, sondern um einen alten Kanal handelte, ähnlich jenem, der oberhalb Mombasas an der Küste von Sansibar den Tana mit dem Ozy verbindet und es den auf dem Tana herabkommenden Schiffen ermöglicht, unter Vermeidung der gefährlichen Sandbank vor der Tanamündung die See zu erreichen. Der Kanal vor uns war offenbar in einem fernen Zeitalter von Menschenhand angelegt worden, woher auch die aufgeworfenen Ufer rührten, die einstmals sicherlich als Treidelpfade gedient hatten. Von wenigen Stellen abgesehen, wo sie ausgehöhlt oder eingestürzt waren, standen diese aus festem Ton bestehenden Ufer im gleichen Abstand voneinander, und auch das Wasser schien überall gleich tief zu sein. Es hatte so gut wie keine Strömung, und so war seine Oberfläche dicht mit schwimmenden Pflanzen bedeckt, zwischen denen Wasservögel, Leguane und anderes Getier schmale Wasserbahnen freigehalten hatten. Da wir auf dem Fluß nicht mehr weiter konnten, gab es für uns nur zwei Möglichkeiten: zu versuchen, den Kanal zu benützen, oder zum Meer zurückzukehren. Hier konnten wir jedenfalls nicht bleiben, wenn wir uns nicht von der Sonne braten, den Moskitos auffressen lassen oder am Sumpffieber zugrunde gehen wollten.

       »Nun, ich glaube, wir sollten es wagen«, sagte ich, und die anderen stimmten auf ihre Weise zu – Leo, als hätte ich den besten Witz der Welt gemacht; Job mit höflich unterdrücktem Widerwillen; und Mahomed mit einer Anrufung des Propheten und einer Verwünschung aller Ungläubigen und ihrer Art, zu denken und zu reisen.

       So brachen wir denn, als die Sonne schon ziemlich tief am Horizont stand, wieder auf. Etwa eine Stunde lang konnten wir, wenn auch mit großer Mühe, das Boot rudern, doch dann wurden die Wasserpflanzen so dicht, daß wir uns einer höchst primitiven und beschwerlichen Methode bedienen und das Boot schleppen mußten. Zwei Stunden lang mühten Mahomed, Job und ich, den man für stark genug hielt, soviel wie die beiden anderen zu ziehen, uns am Ufer ab, während Leo im Boot saß und mit Mahomeds Messer die Pflanzen, die sich an seinem Bug sammelten, wegstieß. Nach Einbruch der Dunkelheit rasteten wir ein paar Stunden zur Freude der Moskitos, doch um Mitternacht zogen wir, die verhältnismäßige Kühle der Nacht nutzend, weiter. Vor Morgengrauen ruhten wir wiederum einige Stunden aus und setzten dann unsere Arbeit fort, bis gegen zehn Uhr vormittags ein Gewitter mit einem fürchterlichen Wolkenbruch auf uns niederging und wir die nächsten sechs Stunden praktisch unter Wasser zubringen mußten.

       Ich halte es nicht für nötig, die nächsten vier Tage unserer Reise in allen Einzelheiten zu schildern; es genügt wohl, wenn ich sage, daß sie die gräßlichsten meines ganzen Lebens waren – eine eintönige Folge von Schinderei, Hitze, Mühsal und Moskitoplage. Die ganze Zeit zogen wir durch ein Gebiet scheinbar endloser Sümpfe, und daß wir dem Fieber und dem Tod entgingen, verdanken wir wohl nur der ständigen Einnahme von Chinin und Abführmitteln und unserer ununterbrochenen schweren Arbeit. Am dritten Tag unserer Kanalfahrt erblickten wir einen runden Hügel, der durch die Sumpfnebel schimmerte, und als wir am vierten Abend kampierten, schien dieser Hügel nur noch fünfundzwanzig bis dreißig Meilen entfernt. Wir waren nun völlig erschöpft und glaubten das Boot mit unseren mit Blasen bedeckten Händen keinen Meter weiterziehen zu können. Am liebsten hätten wir uns hingelegt und in dieser entsetzlichen sumpfigen Einöde auf unser Ende gewartet. Es war eine furchtbare Situation, in der sich wohl kaum ein anderer zivilisierter Mensch je befunden hat; und als ich mich im Boot ausstreckte, verfluchte ich, bevor ich in einen Schlaf tiefster Erschöpfung sank, bitterlich die Torheit, die mich veranlaßt hatte, mich an einem so wahnwitzigen Unternehmen, das, wie mir jetzt klar war, nur mit unserem Tod in diesem grausigen Land enden konnte, zu beteiligen. Während ich langsam einschlummerte, stellte ich mir vor, wie unser Boot und seine unglückliche Mannschaft in zwei oder drei Monaten aussehen würden. Mit klaffenden Fugen würde es daliegen, halb voll stinkendem Wasser, das der den Nebel vor sich hertreibende Wind über unsere modernden Gebeine spülte, und das würde das Ende von uns sein, die wir uns anmaßten, einen Mythos zu erforschen und die Rätsel der Natur zu entschleiern.

       Schon glaubte ich zu hören, wie das Wasser gegen unsere ausgedörrten, klappernden Gebeine schlug, wie mein Schädel gegen den Mahomeds und seiner gegen meinen rollte, und dann richtete Mahomed sich auf und starrte mich mit leeren Augenhöhlen an und verfluchte mich mit grinsenden Kinnladen, weil ich, ein Hund von einem Christen, einen wahren Gläubigen in seiner letzten Ruhe störte. Ich öffnete die Augen und erschauderte über meinen grauenvollen Traum, und sodann packte mich ein neuer Schauder, doch dies war kein Traum – zwei große Augen starrten funkelnd durch das trübe Dunkel auf mich nieder. Ich fuhr hoch und stieß einen entsetzten Schrei aus, so daß die anderen erwachten und gleichfalls schläfrig taumelnd und verwirrt aufsprangen. Und plötzlich blitzte kalter Stahl auf, und ein langer Speer berührte meinen Hals, und dahinter sah ich das Glitzern anderer Speere.

       »Friede«, sagte eine Stimme auf arabisch oder in einem Dialekt, der dem Arabischen stark glich. »Wer seid ihr, die ihr auf dem Wasser dahergeschwommen kommt? Sprecht, oder ihr seid des Todes« – und der Stahl drückte sich so fest in meinen Hals, daß es mich kalt überlief.

       »Wir sind Reisende, die der Zufall hierher verschlagen hat«, erwiderte ich in meinem besten Arabisch, das sie zu verstehen schienen, denn der Mann wandte den Kopf und sagte zu einer großen Gestalt im Hintergrund: »Vater, sollen wir sie töten?«

       »Was ist die Farbe dieser Männer?« antwortete eine tiefe Stimme.

       »Weiß ist ihre Farbe.«

       »Tötet sie nicht«, lautete die Antwort. »Vor vier СКАЧАТЬ