Herzkalt. Joachim Kath
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Название: Herzkalt

Автор: Joachim Kath

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847659020

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СКАЧАТЬ Ich mache eine Ausnahme, weil ich Leute, die hartnäckig sind, mag. Aber sie dürfen nichts mitnehmen und niemand etwas davon sagen“.

      „Einverstanden!“ sagte ich erfreut.

      Nachdem ich drei Stunden lang Namen für Namen verglichen hatte, ließ meine Konzentration nach. Nichts hatte ich gefunden, was mir verdächtig erschien. Aber ich wollte noch nicht aufgeben, sondern nach einem Imbiss weiter machen. Der Direktor verständigte seine Sekretärin, mich wieder einzulassen, weil er selbst nachmittags nicht da war.

      Bei Schinkensandwich, einem Glas Milch und anschließendem Reispudding als Dessert in einer der zahlreichen Cafeterias, die sich um die Bürohochhäuser in Manhattan scharrten und deren Besitzer recht einträglich von dem Heer der Angestellten lebten, kam mir die Idee, gleich klingende Namen miteinander zu vergleichen. Denn Flugkarten werden oft telefonisch bestellt. Mir war es auch schon trotz meines einfachen Namens passiert, dass dann Cook oder Cos statt Koch auf dem Schein stand. Mein Vorname David war immer korrekt, weil die Schreibweise allgemein bekannt war.

      Euphorisch ging ich nach der Pause wieder an die Arbeit, weil mir meine Vermutung plausibel erschien. Nach ungefähr vier Stunden und kurz vor Büroschluss, hatte ich neben den Namen Brown und Miller, die todsicher dabei sind, wenn zehn US-Amerikaner sich treffen, folgende ähnlich klingende Nachnamen mit gleichen Vornamen entdeckt:

      Paul Wester und Paul Vester

      Robert Vance und Robert Fence

      Mike Harris und Mike Lavis

      Hinzu kamen noch ein Peter Brown und ein Tom Miller, die beide doppelt waren. Insgesamt fünf Männer, die ich genauer unter die Lupe nehmen musste. Im Prinzip kein Problem, denn auf der Autokäuferliste standen die Anschriften, weil sie die Adressen für ihre Werbung nutzten und die Fluggesellschaft hatte sich die Telefonnummern notiert. So ganz war ich mir über das weitere Vorgehen noch nicht klar, doch irgendwie keimte Hoffnung, es könnte einen Treffer geben.

      Als ich gerade zu Hause zur Tür hereinkam, klingelte das Telefon. Es war Judith. Sie hatte schon den ganzen Tag versucht, mich zu erreichen. Aber ich hatte mein Handy abgeschaltet, weil ich in dem Airline-Büro niemand stören wollte, vor allem aber auch, weil ich mir mehr und mehr bewusst wurde, dass es vielleicht Leute geben könnte, die von meinen Recherchen nicht sonderlich begeistert sein könnten. Und ich wollte nicht geortet werden können, wenn die möglicherweise Hacker beschäftigen oder Personen bestechen, die Zugang zu sensiblen Daten haben. Judith hatte die Ungewissheit nicht mehr ausgehalten. Jane müsse schließlich zur Schule, bestimmt sei ihr auch etwas passiert. Ob ich schon eine Spur hätte?

      „Ich weiß noch nicht, ob es eine Spur ist!“ sagte ich, „aber in spätestens einer Woche werde ich es wissen.“ „In einer ganzen Woche, dass schaffe ich nicht?“ sagte Judith. Sie wollte Einzelheiten wissen und fing an zu weinen. „Sobald ich etwas weiß, rufe ich dich an“, tröste ich sie.

      In ziemlich mieser Stimmung griff ich anschließend zum New Yorker Telefonbuch. Wahrscheinlich hatte Judith recht mit ihrem Pessimismus. Aber ich hatte mein ganzes Leben lang an den Erfolg systematischer Arbeit geglaubt, jetzt wollte ich nicht nur auf den Zufall hoffen. Es hätte einfach nicht meinem Charakter entsprochen. Hoffnung hatte ich immer gesagt, wäre keine Strategie, wenn etwas aussichtslos erschien. Aufgeben kam nicht in Frage.

      Die Namen Brown und Miller schieden beim Blick ins Telefonbuch schon gleich aus. Das hatte ich erwartet. Dubletten waren das Wahrscheinlichste bei so gebräuchlichen Namen. Ihre Adressen stimmten mit den Telefonnummern aus der Airline-Liste nicht überein. Was kein Wunder war, denn im New Yorker Telefonbuch standen seitenweise Peter Browns und Tom Millers.

      Blieben noch drei Namen, von denen zwei im Telefonbuch standen, aber nicht in der Mercedesliste. Jedenfalls nicht in der richtigen Schreibweise. Ein Name blieb zunächst einmal übrig, den ich nicht im Telefonbuch fand. Die vermeintliche Fährte schien sich als Flop zu entpuppen. Eine Woche Arbeit umsonst!

      Allerdings sah ich nach längerer Überlegung noch eine hauchdünne Chance darin, auch das Telefonverzeichnis vom Staat New York zu überprüfen. Deshalb rief ich als letzte Rettung die Dame von der Telefongesellschaft an.

      „Here is your operator, what can I do for you, Sir?” meldete sie sich mit ihrer auf absolute Freundlichkeit trainierten Stimme.

      „Geben Sie mir bitte die Nummer von Robert Vance oder Fence“, sagte ich.

      „Can you spell it, please?”

      “Vielleicht ist es besser, wenn ich Ihnen die Telefonnummer gebe, die ich habe und Sie können mir sagen, wie sich der Teilnehmer schreibt!“ sagte ich.

      „No problem, Sir, our system works also the other way!”

      Es stellte sich innerhalb einer Minute heraus: ein Robert Fence hatte die Telefonnummer, die in der Passagierliste unter Vance stand. Und genau dieser Robert Fence war eben auch der Käufer eines silberfarbenen Mercedes-Benz, vor fast drei Jahren erworben, ein Achtzylinder, neu.

      Was soll ich sagen: Das war’s! Meine Zähigkeit hatte sich gelohnt. Die Spur schien heiß. Doch ich jubelte nicht.

      4. Kapitel

      Natürlich brannte ich darauf, diesen Robert Fence kennenzulernen. Am liebsten wäre ich sofort hinausgefahren, um ihn zu konfrontieren. Doch was wusste ich schon, so etwas musste minutiös vorbereitet werden. Ich konnte schlecht einfach an seiner Haustür klingeln und fragen: „Hey Bob, wo ist Jane?“ Vielleicht war er verheiratet und hatte Kinder. Dann würde er womöglich aus Gründen leugnen, die Mädchen gekannt zu haben, die mir in der Situation völlig gleichgültig waren.

      Auch wenn er mit Drogen zu tun hatte, was ich wegen Dorothys Tod stark annahm, würde er es mir nicht einfach ins Gesicht sagen. Nur einem Süchtigen würde er seine Identität offenbaren, wenn er überzeugt wäre, ein Geschäft machen zu können. Aber dealte er überhaupt und wenn ja, dealte er selbst direkt, oder war er schon weiter oben in der Hierarchie und brauchte sich die Hände nicht mehr schmutzig zu machen? Wenn das so wäre, dann allerdings wäre es lebensgefährlich, nicht nur für mich, auch für Judith und erst recht für Jane. Nicht, dass ich eine Ahnung gehabt hätte von diesen kriminellen Organisationen, aber als Medienkonsument ist man schließlich nicht ganz unbedarft und hat das böse Wort vom angeheuerten Killer ab und zu in Prozessberichten wahrnehmen dürfen.

      Es blieb mir nichts anderes übrig, als Robert Fence zunächst nur zu beobachten.

      Ich nahm meinen alten, abgewetzten Feldstecher und steckte ihn in den Aktenkoffer. Eine Waffe hatte ich nicht. Außerdem kaufte ich bei Ernesto drei Sandwichs und zwei Büchsen Bier und machte mich auf den Weg nach Albany, der Hauptstadt des Bundesstaates New York, gelegen wo der Mohawk River in den Hudson mündet. Es war doch ein ganzes Stück in Richtung Nordosten, immerhin um die 240 Kilometer und weil man in den USA nicht so schnell fahren darf, brauchte ich mehr als vier Stunden.

      Er wohnte in einer ruhigen Straße mit Vorgärten. Es war nicht möglich, sich dort lange aufzuhalten, ohne aufzufallen. Der Mercedes stand nicht vor der Tür, war aber vielleicht in der Garage. Im Moment wäre es sinnlos gewesen, zu warten und ich wollte gerade wegfahren, als mich genau der Wagen, den ich suchte, überholte und in die Garteneinfahrt bog, das Garagentor offenbar über Funk geöffnet wurde und sich sofort wieder hinter der Limousine schloss. Den Fahrer hatte ich nur als Schatten zu Gesicht bekommen.

      Ich blieb erst einmal wo ich parkte und dachte darüber nach, ob es sinnvoll wäre, sich als Vertreter für irgendetwas auszugeben, um Robert Fence, den seine Freunde sicherlich wie СКАЧАТЬ