Herzkalt. Joachim Kath
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Название: Herzkalt

Автор: Joachim Kath

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847659020

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СКАЧАТЬ der aus der Musikbox dudelte. Seine Augen schienen einem Tennisball zu folgen.

      „Waiting for somebody?“ fragte ich um ins Gespräch zu kommen.

      Er nickte fast unmerklich und ohne mich anzusehen. Bald darauf kam ein hünenhafter Schwarzer mit Sonnenbrille und diesem bekannten schwarzen Trilby-Hut mit weißem Band herein, schaute sich kurz um und ging dann durch das Lokal zum Waschraum. Mein Nachbar, der das Eintreffen des Mannes mit sichtlicher Erleichterung registriert hatte, bewegte sich ebenfalls in Richtung Toilette. Ich drückte auf die Stopptaste meiner Armbanduhr. Nach exakten zweieinhalb Minuten kam er wieder und setzte sich auf seinen Platz. Kurz darauf verließ der Schwarze das Restaurant.

      Ich setzte alles auf eine Karte und überwand meine Ängste.

      „Wissen Sie, wo man hier Hasch bekommt?“ fragte ich leise. Ihn mit der Einstiegsdroge anzubaggern, erschien mir weniger direkt.

      „An jeder Ecke“, sagte er mitleidig, „an jeder verdammten Ecke von ganz New York!“

      „Und härtere Sachen?“ bohrte ich nach.

      „Wenn Sie genug Geld haben, Sir“, sagte er höflich, „schickt man Ihnen das Zeug per Post!“

      „Airmail oder normal?“ fragte ich lächelnd.

      „Sie sind wohl ein Aufkäufer von der Polizei“, sagte er so wie man etwas sagt und nicht meint.

      „Sehe ich so aus?“

      „Nicht gerade, Sir. Sie sehen aus wie einer dieser Bürotypen, so einer von der Sorte, die alles besser weiß. Mein Alter hat eine ganze Horde von denen bei sich im Geschäft herumlaufen.“

      „Was macht denn Ihr alter Herr?“

      „Der verdient seine Kohlen in der Werbebranche! Cash wäscht so weiß, weißer geht’s nicht und so!“

      „Ich mache auch so etwas Ähnliches!“

      „Sehen Sie, habe ich doch gleich gewusst! Sie sind nicht von der Polizei. Die Bullen, die auf Junkiefang gehen, verkleiden sich immer wie echte Junkies nach ihrer Meinung aussehen. Daran erkennt man sie dann zehn Meilen gegen den Wind.“

      „Sie sehen nicht wie ein Junkie aus!“

      „Nein, noch nicht. Dazu bin ich erst zu kurz dabei.“

      „Sie sehen aus wie ein Bursche aus wohlhabendem Hause!“

      „Wenn man mal an der Nadel hängt, ist man schnell arm dran. Nur einmal probiert, weil man nicht feige sein wollte und auch weil man neugierig ist und sich Willenstärke zutraut, und schon haben sie einen.“

      „Wer, sie …?“

      „Die kleinen, dreckigen, oft selbst drogenabhängigen Dealer, die davon leben, sich ein paar Dutzend Milchkühe zu schaffen.“

      „Meine einzige Tochter ist an einer Überdosis gestorben“, log ich. Genau genommen war das mein Alptraum und als ich ihn aussprach wurde er zur Realität. Ich erschrak und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Unsere Jane sollte sich auch einen goldenen Schuss gesetzt haben, genauso wie ihre Freundin Dorothy? Nein, das konnte gar nicht sein, niemals würde sie das freiwillig tun. Irgendjemand hatte sich schuldig gemacht, wenn es wirklich so wäre. Vielleicht auch ich, weil ich mich zu wenig um sie gekümmert hatte. Der Beruf, keine Zeit, andere Interessen. Doch es würde jemand geben, der die Hauptschuld an ihrem vermeintlichen Schicksal trug. Hoffentlich nicht ich, denn durch mein jetziges Engagement zur Klärung einer möglichen Tat könnte ich mich nicht reinwaschen. Ach was, Zweifel! Schuldgefühle sind nichts als neurotische Störungen, versuchte ich mich zu beruhigen. Weiter nichts as die Angst des Ichs vor dem Über-Ich.

      „Und jetzt wollen Sie den Detektiv spielen!“ riss mich der junge Mann aus meinen Gedanken. „Liebender Vater sucht den Mörder seiner Tochter. Das ist definitiv zu spät. Die Tragik vieler Eltern. Immer sind sie das ganze Leben ordentlich und pünktlich gewesen. Oft sogar gläubig. Und wenn es wirklich darauf ankommt, verpassen sie den Zug der Zeit!“

      „Können Sie mir helfen?“ wollte ich das Gespräch auf ein mir in die Karten spielendes Gleis bringen.

      „Nee, kann ich nicht. Wo der Tod war, hilft kalte Rache wenig. Jeder muss sich in dieser Welt um sein eigenes Seelenheil bemühen.“ Grußlos stand er auf und verschwand.

      Mein erster Versuch, jemanden zu finden, der unverdächtig genug wäre, Informationen über Bob Fence zu sammeln, war kläglich gescheitert. Totale Fehlanzeige. Mir wurde klar, es war nicht der Weg, der zum Ziel führen würde. So konnte ich kein Vertrauen bei den Süchtigen erlangen. Auch schon gar nicht deshalb, weil man mir wahrscheinlich anmerkte, dass ich ihnen grundsätzlich nicht vertraute.

      Ich beschloss, zum Schein selbst zu dealen, selbstverständlich ohne zu liefern. Gut, damit würde ich ein nicht ganz kleines Risiko auf mich nehmen, von verdeckten Drogenfahndern gestellt zu werden. Doch im Falle eines Falles konnte ich denen meine Story und mein Motiv darstellen. Außerdem hatte ich keine Ware und folglich würden sie kein einziges Gramm bei mir finden können. Eine Nacht in Polizeigewahrsam wäre vermutlich der Höchstpreis.

      Also machte ich mich an Leute in dem Restaurant heran, von denen ich annahm, sie könnten an Drogen Interesse haben und erzählte ihnen, aus der Türkei, genauer aus Kurdistan, sei eine reinrassige Sendung H4 angekommen. In irgendeinem Zeitungsbericht hatte ich davon gelesen und natürlich existierte der Stoff nur in meiner Phantasie.

      Offenbar sprach sich die gestreute Botschaft in der Szene schneller herum als ich gedacht hatte. Denn als ich am nächsten Tag kaum meinen Stammplatz in dem Bistro wieder eingenommen hatte, meinte ich, von mehreren Seiten misstrauisch beäugt zu werden. Irgendwie spürte ich, dass Blicke auf mich gerichtet waren. Bald darauf setzten sich vermehrt junge Leute an meinen Tisch, obwohl noch woanders genügend Platz war und fingen harmlose Gespräche über das Wetter und Elvis an, um dann schließlich ziemlich übergangslos auf die Mohnfelder von Ostanatolien zu kommen. Meine gezielt verbreiteten Informationen verfehlten offenbar ihre Wirkung nicht.

      Doch die Zeit drängte! Wenn ich diesen selbst gewählten Part glaubwürdig durchhalten wollte und die mir unbekannte Organisation, in deren Absatzrevier ich eingedrungen war, nicht über Gebühr reizen wollte, musste die Sache jetzt schnell über die Bühne. Möglichst noch bevor mein Angebot bis zu deren Entscheidungsstruktur vorgedrungen war und sie mir einen vermutlich für mich wenig erfreulichen Besuch abstatten ließen. Wer mag schon Drohungen, die gesundheitlich beeinträchtigend sind oder gar das Leben gefährden?

      Inzwischen gab es eine ganze Reihe von Interessenten meines wohlfeilen Angebots. Nicht alle waren mir geheuer und passten in das Schema meiner Vorstellungen. Außerdem hatte ich einen Auswahlpunkt revidiert und ein Pärchen in die engere Wahl genommen. Sie nannten sich Lisa und Mike, angeblich beide Studenten, die mir noch am vertrauenswürdigsten erschienen. Lisa war klein und dunkelhaarig, Mike mehr als einen halben Kopf größer und strohblond. Eigentlich war mir das Paar fast zu auffällig und eine Einzelperson wäre mir lieber gewesen, aber sie wirkten nicht so heruntergekommen und verschlagen wie die anderen.

      Aus verständlichen Gründen forcierte ich einen Ortswechsel, nachdem ich mich entschieden hatte, es mit den beiden zu versuchen, indem ich sagte: „Passt auf, damit mich keiner bei der Polente oder anderen Dealern anschwärzen kann, denn ich gebe wirklich unverdünntes, hochwertiges Zeug weit unter Kurs ab, tauche ich jetzt unter und wir treffen uns in einer Stunde am Time Square, direkt unter der Zeittafel!“

      Sie СКАЧАТЬ