Herzkalt. Joachim Kath
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Название: Herzkalt

Автор: Joachim Kath

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847659020

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СКАЧАТЬ und wir gingen dann gemeinsam in ein Schnellrestaurant, nur ein paar Blocks weiter.

      „Die Sache ist die“, eröffnete ich dann ziemlich direkt Lisa und Mike, „ihr bekommt von mir keine Drogen, sondern Geld. Was ihr damit anstellt, ist eure Sache. Für das Geld müsst ihr mir einen Gefallen tun.“

      „Komm, Lisa!“ sagte Mike, „wir gehen!“

      „Erst einmal hören, was das für ein Gefallen ist“, sagte Lisa.

      „Kenne ich schon“, meinte Mike abfällig, „ es ist immer etwas Kriminelles. Einen Gefallen tun ist das Synonym dafür. Und wenn man außerdem noch Geld bekommt, sowieso. In diesem Geschäft gibt es nichts für nichts. Und alles muss teuer bezahlt werden.“

      „In keinem Geschäft gibt es etwas für nichts!“ sagte ich.

      „Nun sagen sie schon, was Sie von uns wollen!“ sagte Lisa.

      „Es gibt da einen Mann, der mit Drogen dealt, für den ich mich interessiere. Ich gebe euch Geld, damit ihr bei ihm etwas kaufen könnt. Er darf nicht wissen, dass ihr mich kennt. Ich möchte weiter nichts als möglichst viele Informationen über diesen Mann.“

      „Sie sind Drogenfahnder, stimmt es?“ sagte Mike triumphierend.

      „Ich habe mit der Polizei nichts zu tun. Der Mann, um den es geht, kennt mich nicht. Aber ich kenne ihn. Und ich habe mit ihm voraussichtlich noch eine private Rechnung zu begleichen. Im Moment gehe ich davon aus, dass er mir etwas schuldet.“

      „Geld natürlich“, sagte Mike, „ es geht immer um Geld dabei!“

      „Eher um die Wahrheit!“ sagte ich.

      „Ganz so übel wie ich dachte, klingt die Geschichte nicht“, sagte Lisa neugierig.

      „Und wo ist der Pferdefuß“, fragte Mike und blickte skeptisch.

      „Wenn ihr klug seid und schweigen könnt, gibt es keinen. Ich bezahle euch eure Tagesration H und ihr kauft den Stoff bei ihm. Dabei findet ihr heraus, was er für ein Mann ist, wer mit ihm zusammenlebt, wen er kennt.“

      „Und wenn er uns fragt, weshalb wir auf ihn zugehen, woher wir wissen, dass er dealt?“

      „Dann erfindet einfach etwas: Sagt beispielsweise, da sei so ein Typ gewesen, ihr wart gemeinsam auf einem Trip und da wolltet ihr natürlich wissen, woher er diesen phantastischen Stoff hat. Zuerst wollte er nicht mit der Sprache heraus, aber weil ihr den Nachnamen dieses Freundes sowieso nicht kanntet, was in der Drogenszene durchaus üblich ist, ging er ja selbst kein Risiko ein, wenn er seinen Dealer nennt.“

      „Ziemlich dünnes Blech“, sagte Mike.

      „Mach’ die Geschichte fetter und glaubhafter! Die eigentliche Frage ist doch: Macht ihr mit oder nicht?“ sagte ich.

      „Okay, okay, verlockend ist der Job schon!“ sagte Lisa. „Na ja, so ein paar sichere Mäuse könnten wir schon gebrauchen, angesichts der Ebbe in unserem Portemonnaie“, stimmte auch Mike schließlich zu.

      „Gut, wenn ihr meint, wir wären im Geschäft, dann setzen wir jetzt einen kurzen handschriftlichen Vertrag auf, in dem ihr euch verpflichtet, Stillschweigen zu bewahren über alles, was mit diesem Job zusammenhängt. Mir ist egal, wer von euch den Text schreibt, aber ihr müsst beide unterschreiben. Es ist zugegebenermaßen eine sehr einseitige Vereinbarung, in der ich nicht auftauche. Es ist weiter nichts als ein Versprechen, das ihr mir gegenüber abgebt. Wenn ihr dieses Versprechen brecht, werde ich euch finden und dieses Stück Papier präsentieren. Was dann außerdem noch passiert, hängt davon ab, wie sich die ganze Sache entwickelt hat.“

      „Und wenn wir uns weigern, einen solchen Wisch zu verfassen?“ fragte Mike.

      „Dann verabschiede ich mich!“ sagte ich.

      Sie diskutierten noch ein bisschen, ob sie nun sollten oder nicht. Denn ich hätte sie ja mit einem solchen Papier in der Hand, weil ihnen die Schrift als ihre nachzuweisen wäre, und ich könnte sie wo ich wollte ans Messer liefern, bei den Dealern und bei der Polizei. Es sei unfair, ihre Situation auszunutzen und dergleichen.

      „Jetzt will ich euch mal was sagen“, wurde es mir fast zu bunt. „Ihr seid süchtig, das wisst ihr. Kann man Süchtigen trauen? Nein, das kann man nicht. Warum nicht? Weil ihr euch noch nicht einmal wirklich selbst vertraut. Süchtige machen sich ständig etwas vor. Ich will euch nichts unterstellen, aber ihr wisst doch ganz genau, dass es für die meisten Süchtigen ganz schwer bis unmöglich ist, clean zu bleiben. Entweder ihr übernehmt jetzt ein Stück weit Verantwortung, damit ich euren guten Willen sehe, oder das Geschäft ist an euch vorbei gelaufen und ihr müsst wieder über Beschaffungskriminalität nachdenken.“

      Nun, das wollten sie dann doch lieber nicht, weil es äußerst mühsam war und auch nicht ganz ungefährlich. Also verfassten sie das gewünschte Schreiben auf einem Blatt Papier, das ich ihnen gab und ich steckte es ein. Mir war schon klar, dass es keine juristische und formale Bedeutung hatte. Im Grunde hätte ich es auch lassen können, darauf zu bestehen, aber ich wollte einfach sehen, ob sie meinen Anweisungen folgen würden. Denn was nützt ein Beauftragter, den man losschickt und der macht was er will. Natürlich hatte ich keine Kontrolle über sie, sobald sie außer Sichtweite waren, aber das Risiko musste ich eingehen.

      „Gut!“ sagte ich, „der Mann um den es geht, heißt Robert Fence und lebt in Albany. Die Stadt hat knapp hunderttausend Einwohner, ist also noch überschaubar und es gibt dort nur eine Person mit diesem Namen.“

      „Albany ist so um die vier Stunden von hier und ich habe kein Auto“, sagte Mike.

      „Du nimmst den Zug“, sagte ich.

      „Das ist ja eine Tagesreise“, maulte Mike.

      „Und wenn er uns die Story nicht abnimmt?“ fragte Lisa ängstlich.

      „Dann macht einfach eure Unterarme frei!“ sagte ich lakonisch. „Sehen heißt glauben!“

      „Wie sollen wir jetzt vorgehen?“ fragte Mike.

      „Wir rufen diesen Bob Fence jetzt an und machen für Morgen einen Termin aus. Das heißt konkret, Mike spricht mit ihm, und kündigt sein Kommen an. Du fährst alleine, das ist aus mehreren Gründen besser und sicherer. Auch für den Dealer, weil es keine Zeugen gibt“, sagte ich mit Bestimmtheit, denn ich befürchtete, dass er vielleicht einen Neukunden nicht ohne weiteres akzeptieren würde.

      Doch meine Bedenken waren überflüssig. Bob Fence, offenbar von dem Junkiejargon, den Mike perfekt beherrschte, total überzeugt, bestellte ihn tatsächlich zu sich. Lisa wollte mitfahren, aber ich hielt es für vorteilhafter, wenn Mike zunächst das Terrain alleine sondierte. Außerdem würde er dann wohl eher zurück kommen, wenn ich mit seiner Freundin auf ihn in New York wartete. Ich gab ihm 100 Dollar plus Fahrgeld und Verzehr. Der Zug ging an der Penn Station los und brauchte zweieinhalb Stunden bis Albany. Es ist die Strecke der Touristen, die zu den Niagarafällen und nach Vermont wollen.

      Als Mike am Abend von seiner Reise zurückkam und wir uns wieder in dem selben Restaurant trafen, in dem wir unsere Zusammenarbeit fixiert hatten, verschwanden Lisa und er erst einmal, um sich, wie sie es nannten, mit dem neuen Stoff einen federleichten Druck zu setzen. Mir war nicht so ganz geheuer, auf was ich mich da eingelassen hatte. Also: Der Bob Fence sei so ein Sportstyp, eigentlich nicht unsympathisch, aber sehr misstrauisch. Zuerst wollte er tatsächlich den Arm und das Besteck sehen, СКАЧАТЬ