Pearls of Bulgarian Folklore. Ivanka Ivanova Pietrek
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СКАЧАТЬ erlaubt keine entscheidende Mitwirkung der weiterhin in schweren Abwehrkämpfen gebundenen 6. Armee mehr. Bock zögert, während Halder zur einarmigen Zange drängt, die Hitler schließlich billigt.

      Am 17. Mai holt die Armeegruppe Kleist zur Konteroffensive aus, um Timoschenkos tiefe Südflanke an der Basis zu packen. Starke Luftunterstützung liefert das IV. Fliegerkorps. Heiß brennt die Sonne vom blauen Himmel. Rasch steigen die Temperaturen auf 30 Grad. Drückende Schwüle. In die Hitze des Tages platzt der Angriff des III. Panzerkorps unter General der Kavallerie Mackensen. Die völlig überraschten Truppen der 9. und 57. Sowjetarmee werden geworfen. Der Gefechtsbericht der 257. Infanteriedivision verzeichnet schwere Kämpfe. Das Regiment 466 vernichtet ein russisches Bataillon – dabei fallen 450 Rotarmisten. Mackensens gepanzerte Fäuste, die 14. und 16. Panzerdivision, schlagen mit brutaler Wucht zu. Die Einbrüche werden schnell zu Durchbrüchen erweitert.

      Am 22. Mai erreicht die 14. Panzerdivision den Schlüsselpunkt Bairak am Donez, während die 44. Infanteriedivision, die Paulus 6. Armee doch noch zur Unterstützung der Gruppe Kleist freimachen kann, das Nordufer forciert. Schließlich gewinnt auch die 16. Panzerdivision bis zum 23. Mai den Strom bei Andrejewka. Damit sind die 6. und 57. Sowjetarmee eingeschlossen. Eine dramatische Wende der Schlacht! Timoschenkos Präventivschlag hat sich tatsächlich als verhängnisvoller Stich ins Wespennest erwiesen.

      Um den Ausbruch der eingekesselten Sowjets zu verhindern, trifft der Kommandierende des III. Panzerkorps, General Mackensen, geschickte Gegenmaßnahmen. Tagelang toben schwerste Ausbruchskämpfe südlich von Charkow. Nachts, im Schein von Magnesium-Leuchtraketen, werden die ohne Rücksicht auf Verluste unter „Geschrei und Gejohle“ stürmenden Eingeschlossenen, vielfach „sinnlos betrunken“, massenhaft niedergemetzelt. Aber auch die deutsche 1. Gebirgsdivision, die im Zentrum der Ausbruchskämpfe steht und nach den gespentischen Gefechten 8.000 tote Russen vor ihrer Front zählen soll, verliert „auf dieser Straße des Todes“, wie es in einem dramatischen Gefechtsbericht von Generalleutnant Lanz27 heißt, zahlreiche Männer. Seit dem 17. Mai verzeichnet der Großverband nach späteren Angaben des Kommandeurs 431 Gefallene und über 1.300 Verwundete.28 Der Kommandeur, der an zwei Weltkriegen teilgenommen hat, kann sich nach dem Krieg an „kein vergleichbares Bild erinnern, wie damals an der Bereka. Unsere Verluste waren gewiss bitter, wenn auch nur ein kleiner Bruchteil von denen der Sowjets.“

      Der Soldat Jakob Geimer29 schreibt am 2. Juni an seine Frau: „Dann geht das große Kesseltreiben los, und das Scheibenschießen auch. Nur keine Bange Jäb, was vor die Flinte kommt, wird umgelegt, den Hunden treiben wir‘s aus. So etwas stures gibt es nicht wieder, meinst Du die kämen aus ihren Löchern raus, was bleibt da anderes übrig, als Handgranate hinein, oder ne Kugel durch den Schädel. Was kann man da anderes machen, unsere Zeit ist kostbar, lange gefackelt wird nicht. Zäh und verbissen sind die Burschen, nützt aber nichts, wir sind besser, die Infanterie muß ja das Rennen machen.“

      Und von Bocks Verbände gewinnen diese Runde. Bis zum 28. Mai meldet der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd 22 russische Schützen-, sieben Kavalleriedivisionen, 14 Panzer- und mechanisierte Brigaden als zerschlagen. 239.000 Rotarmisten werden gefangen genommen. Dazu kommen schwerste blutige Verluste, vermutlich rund 70.000 Tote, darunter der stellvertretende Oberbefehlshaber der Südwestfront, Generalmajor Bobkin, sowie die Generalleutnante Gorodnjanskij und Podlas, Führer der 6. beziehungsweise 57. Armee, die mitsamt ihren Stabsoffizieren gefallen sind. An Material büßt die Rote Armee 1.250 Panzer, 540 Flugzeuge und 2.026 Geschütze ein. Die Deutschen erleiden Verluste in Höhe von rund 20.000 Mann. Demnach ist von 5.000 Gefallenen für die an der Kesselschlacht bei Charkow beteiligten Armeen auszugehen. Ein hoher Preis für die Heeresgruppe Süd angesichts der kurz bevorstehenden großen Sommeroffensive!

      Der sowjetische Versuch, General der Panzertruppe Paulus 6. Armee einzukesseln, ist katastrophal gescheitert. Angesichts der schweren Schlappe bei Charkow fällt Stalin ein vernichtendes Urteil über den Oberbefehlshaber der Südwestfront, Marschall Timoschenko, und dessen Armeekommissar, dem späteren Sowjetführer Nikita Chruschtschow. Der Diktator zürnt:

      „Wenn ihr nicht gelernt habt, eure Truppen besser zu führen, wird die gesamte Ausrüstung, die im Land hergestellt wird, nicht für euch ausreichen. Merkt euch das, wenn ihr eines Tages den Feind schlagen wollt!“30

      Noch schärfer rügt Stalin den Generalstabschef der Südwestfront, Generalleutnant Iwan K. Bagramian. Er wird seines Postens enthoben. In einem bitter-bösen Brief vom 26. Mai an das Frontoberkommando zürnt der Diktator:

      „Während einer Dauer von nur drei Wochen ist es, dank der Kurzsichtigkeit der Südwestfront, gelungen, nicht nur die schon halb gewonnene Charkower Operation zu verlieren, sondern auch noch gelungen, 18 bis 20 Divisionen an den Feind zu übergeben.“

      *

      Trotz des Vernichtungssieges, laut Chruschtschow die größte deutsche Leistung im Ostfeldzug, herrscht indes auch bei den Siegern eine durchaus nachdenkliche Stimmung. General von Mackensen, der Kommandierende des III. Panzerkorps, lässt am 28. Mai 1942 in einem Fernschreiben an Generaloberst Kleist verlauten: „Die Rote Führung riskiert alles. Sie faßt im Großen klare Entschlüsse und setzt alles zu ihrer Verwirklichung ein. Truppenführung und Truppe folgen ihr in der Durchführung der Entschlüsse weit mehr als im vergangenen Jahr [...] Rote Panzerwaffe und Kavallerie zeichnen sich durch unerhörten Schneid und Kampfwillen zur Vernichtung aus [...]“31

      Mackensen weiß, dass der Erfolg „nur mit letzter Kraft“ errungen werden konnte. Der US-Historiker Glantz kommt zu dem Urteil, dass der deutsche Sieg bei Charkow durch überlegene taktische Führung sowie den konzentrierten Einsatz der Panzer- und Luftwaffe erreicht worden ist. Im Prinzip haben die Russen den gleichen Fehler gemacht, der ein gutes Jahr später den Deutschen vor Kursk selbst unterlaufen soll: an der stärksten Stelle der gegnerischen Verteidigung angesichts feindlicher Panzerreserven im Hinterland anzugreifen. Zwar kann man nur mutmaßen, wie die Schlacht bei Charkow wohl geendet hätte, wenn die Rote Armee, statt ins offene Messer zu rennen, in der Defensive geblieben wäre. Es spricht zwar vieles dafür, dass die angreifende Wehrmacht, wie auf der Krim eindrucksvoll demonstriert, Timoschenkos Verbände im einen wie im anderen Fall ausmanövriert haben würde. Aber vielleicht wäre der deutsche Sieg bei einer rein defensiven Ausrichtung des Gegners nicht so deutlich ausgefallen, hätte mehr Zeit und noch wesentlich größere Opfer gekostet. Denn die Rotarmisten gelten in festen Stellungen als harte Steher. Ein Trumpf, der in Bewegungsgefechten nicht stechen kann, zumal die Deutschen in dieser Hinsicht wiederum deutlich überlegen sind. Fakt ist: Während die Deutschen 1943 mit der „Operation Zitadelle“ tatsächlich eine gewisse präventive Wirkung durch Zerschlagung eines namhaften Teils der operativen Panzerreserven des Gegners erzielen, erreicht die Rote Armee vor Charkow keines der gesteckten Ziele. Ganz im Gegenteil, Paulus und Kleists schnelle Verbände sind intakt geblieben und nehmen die Ausgangsstellungen für die Sommeroffensive 1942 ein.

      Angesichts des Triumphes spottet Hitler am Abend des 2. Juni über die Tendenz, militärische Niederlagen mit dummen Theorien zu bemänteln. „Er erinnere nur an die von uns im I. Weltkrieg nach der Schlacht bei Verdun vertretene Abnutzungstheorie. Solche Redensarten seien immer ein Beweis dafür, daß man nicht den Mut aufgebracht habe, ein nicht mehr Erfolg versprechendes Vorhaben sofort abzubrechen.“32 Als sich Paulus 6. Armee dreieinhalb Monate später in operativ sinnlosen Häuserkämpfen um die Ruinen von Stalingrad festbeißt, ist diese kluge Einsicht freilich schon wieder verflogen. Während der Schlacht an der Wolga soll sich Hitler selbst in „dumme Theorien“ von „ganz kleinen Stoßtrupps“ flüchten ...

      *

      Nachdem Bocks Heeresgruppe Süd die Donezlinie zurückgewonnen hat, sollen gleich noch die nächsten Sprünge zur finalen Vorbereitung von „Fall Blau“ gemacht werden. Die Operation „Wilhelm“ richtet sich gegen die sogenannte „Pestbeule“ bei Woltschansk. Damit will die 6. Armee geeignete Absprungbasen am Donez und Burluk gewinnen. Der Angriff beginnt am 10. Juni. Binnen СКАЧАТЬ