Название: Pearls of Bulgarian Folklore
Автор: Ivanka Ivanova Pietrek
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783844287530
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Leningrad - die 1. Ladogaschlacht
Für die Heeresgruppe Nord verfolgt Hitler weitergehende Ziele. Laut Weisung Nr. 41 vom 5. April gilt es, „Leningrad zu Fall zu bringen und die Verbindung mit den Finnen herzustellen.“ Für dieses operativ zweifellos wichtige Ziel wird Mansteins 11. Armee nach der Eroberung Sewastopols zu Feldmarschall Küchlers Heeresgruppe Nord verlegt. Eine folgenschwere Fehlentscheidung Hitlers, die zulasten des deutschen Südflügels geht. Statt über die Straße von Kertsch zu springen und die strategisch wichtige Schwarzmeerküste in Besitz zu nehmen, sollen Mansteins Verbände Brückenköpfe über die Newa bilden und die Ostseemetropole erobern. Eine Alternative wäre gewesen, den Kessel von Demjansk mit seinen 100.000 Mann zu räumen und die freigewordenen Kräfte der 18. Armee zu unterstellen.
Der beabsichtigte Angriff auf Leningrad erhält zunächst den Decknamen „Feuerzauber“, später wird das Unternehmen in „Nordlicht“ umbenannt. Manstein, als Bezwinger der Festung Sewastopol zum Feldmarschall befördert, übernimmt die operative Planung. Vorgesehen ist das Überschreiten der Newa östlich des an der Flussmündung gelegenen Leningrad mit anschließendem Schwenk nach Westen zum Zwecke einer engen Einschließung. In der von deutsch-finnischen Truppen belagerten Ostsee-Metropole vegetieren zu diesen Zeitpunkt noch zirka 1,1 Millionen Menschen. Marija Bystrowa44, Leiterin einer Werkhalle, spricht davon, dass der Hunger „unerträglich“ war. „Wir ernährten uns sogar von Tischlerleim, aus dem wir eine Art Sülze machten. Während dieser Zeit konnte man feststellen, daß die schneller starben, die über den Hunger jammerten und ständig etwas vermißten.“
Doch während die einfachen Genossen in Leningrad darben und auf Leichenwagen stapeln die menschlichen Kadaver, laben sich Angehörige der Parteispitze und des Geheimdienstes an Kuchen und sogar Kaviar. Eine unerhörte Dekadenz von Eliten, die eine klassenlose Gesellschaft predigen.
Nach dem Willen des asketisch lebenden Führers soll Leningrad, wie im Falle Sewastopols erfolgreich vorexerziert, durch schwersten Artilleriebeschuss und massive Luftbombardements sturmreif geschossen werden. Anschließend ist die totale Vernichtung der Revolutionsmetropole geplant.45 In seiner pathologisch-destruktiven Phantasie malt sich der gefährlichste Brandstifter aller Zeiten das Inferno aus – es werde „in straffster Zusammenarbeit mit der Luftwaffe der größte Feuerzauber der Welt losgelassen“. Sein frisch gebackener Feldmarschall glaubt allerdings „beim Russen nicht an eine Terrorwirkung“. Manstein bemerkt gegenüber Küchler kühl, dass es wohl am zweckmäßigsten sei, „die Stadt einzuschließen und Verteidiger wie Bewohner verhungern zu lassen.“46 Denn die Blockade Leningrads ist bis dato nicht wasserdicht. Über den Ladogasee gelangt weiterhin Nachschub in die Stadt. Dieser größte Binnensee Europas konnte im Zuge der Herbstoffensive 1941 nicht mehr von der Heeresgruppe Nord und den finnischen Waffenbrüdern abgeriegelt werden.
Aber vor Leningrad kommen die Deutschen immer zu spät. Bevor Hitler seine „Nero-Vision“ verwirklichen kann, tritt der Russe selbst zum Angriff an. Einerseits zum Entsatz Leningrads. Andererseits in präventiver Absicht, um Mansteins Eroberungspläne zu durchkreuzen. Am 27. August greift die Wolchowfront unter General Merezkow mit der 8. Armee an, dem widrigen Wald- und Sumpfgelände zum Trotz. Der überraschende Stoß richtet sich gegen den 20 Kilometer schmalen „Flaschenhals“. Jener deutsche Frontvorsprung, der bis ans Südufer des Ladoga-Sees reicht und Leningrad vom sowjetischen Hinterland östlich des Wolchow trennt.
Am dritten Tag der Offensive sind die Sowjets auf 5.000 Meter Breite bis zu sieben Kilometer tief eingebrochen. Die Angriffsspitzen stehen vor den strategisch wichtigen Höhen von Sinjawino. Im Führerhauptquartier herrscht „größte Aufregung“. Hitler sieht „ein Bild willenloser Führung“. Er beauftragt Manstein mit der Abriegelung des sowjetischen Einbruches. Starke Luftunterstützung und neu zugeführte „Tiger“ der 1. Kompanie/Schwere Panzerabteilung 502 sollen die deutsche Schlagkraft erhöhen und die Initiative zurückgewinnen. Es ist die Premiere der schweren Kampfwagen mit der nahezu unverwüstlichen Frontpanzerung von 120 Millimetern und der vernichtenden Feuerkraft der 88-Millimeter-Kanone. Ihr Einsatz markiert einen Wendepunkt der Waffentechnik im Osten. Bis zum Auftreten der Tiger, die pro Kampfwagen 90 Schuss Kanonenmunition mitführen, verfügten die Sowjets mit ihren T 34 und KW über die schwersten Tanks mit der größten Feuerkraft.
Die 20 Kilo schwere Panzergranate des Tiger erreicht beim Abschuss eine Mündungsgeschwindigkeit (V0) von 810 Metern in der Sekunde. Damit vernichtet die rasante „Acht-Acht“ den T 34 bereits auf über zwei Kilometer Entfernung (günstigste Durchschlagsleistung bis 1.500 Meter); also lange bevor der russische Kommandant seinerseits wirksames Feuer eröffnen kann. Das große Manko des 700 PS starken 57 Tonners mit den eckigen Formen stellt die mangelnde Beweglichkeit dar. Das niedrige Leistungsgewicht, zehn PS pro Tonne, ermöglicht im Gelände nur eine Marschgeschwindigkeit um die zehn km/h (bei einer theoretischen Höchstgeschwindigkeit von 38 Stundenkilometern, die allerdings feste Straßen bedingt). Die Planungen für den Bau schwerer Panzer reichen auf eine Weisung Hitlers vom 26. April 1941 zurück, knapp zwei Monate vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Es ist also eine Legende, wenn vielfach behauptet wird, der Tiger sei eine hastige Neuentwicklung gewesen, geschuldet dem unerwarteten Auftreten der T 34 und KW auf russischer Seite. Allerdings haben die schweren Sowjetpanzer die deutsche Produktion ganz sicher massiv beschleunigt.
Über die legendäre Kampfkraft des „Panzer VI“ schwärmt der ehemalige Tiger-Kommandant Alfred Rubbel47 noch im 21. Jahrhundert: „Wer wie ich in der Panzertruppe der Bundeswehr zwanzig Jahre mit Panzerausbildung, Panzereinsatz und Panzerentwicklung beschäftigt und danach noch jahrelang in der panzerbauenden Industrie tätig war, kommt beim Vergleich von heute zu damals zu dem Urteil, dass die Tiger einen technischen und waffenmäßigen Vorsprung bedeuteten, der weder im Krieg noch in den (außerdeutschen) Nachkriegsentwicklungen jemals eingeholt werden konnte. Ich wage die Behauptung, dass die heutigen, mit Elektronik hochgezüchteten und über alle Maßen im rauen Kriegseinsatz empfindlichen Panzer dem Tiger in einem länger dauernden Einsatz unterlegen sein würden.“
Ihre Überlegenheit können die neuen Superpanzer bei ihrem ersten Einsatz im September 1942 freilich (noch) nicht unter Beweis stellen. Generaloberst Guderian, der Schöpfer der deutschen Tanktruppe, kommt zu dem deprimierenden Urteil:
„Er [Hitler] bestimmte eine ganz nebensächliche Aufgabe, nämlich einen örtlich begrenzten Angriff in einem völlig ungeeigneten Gelände: die sumpfigen Wälder bei Leningrad, in denen schwere Panzer nur in Kolonne zu einem auf den Schneisen vorfahren konnten und somit direkt vor die Rohre der natürlich auch an den Wegen postierten Abwehrgeschütze fuhren. Schwere, vermeidbare Verluste und die Preisgabe des Geheimnisses und damit zukünftiger Überraschungen waren die Folge.“48
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Bis zum 9. September wird die russische Offensive, der sich inzwischen das IV. Garde-Schützenkorps und die wieder aufgestellte 2. Stoßarmee angeschlossen haben, gestoppt. Mansteins Verbände gewinnen nach und nach die Initiative zurück. Der sowjetische Hauptmann Posselenow49 schreibt am 12. September in sein Tagebuch:
„Die ganze Erde bebt von Bombeneinschlägen. Es scheint, als wenn die Deutschen alles mit der Erde vermischen wollen. In ununterbrochenem Strom kommen ihre Kampfmaschinen und werfen Bomben, Bomben, wann nimmt das ein Ende? Ringsum die Hölle [...] Im Streifen von 2 km bis zur vorderen Linie Leichen, Leichen von Menschen und Pferden. Ein höllischer Gestank.“
Auch die Newa-Gruppe der Leningrader Front, die bei Dubrowka von Westen her angetreten ist, bleibt nach Überschreiten der Newa in einem СКАЧАТЬ