Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen
Автор: Ludwig Bechstein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742749215
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Sieger aus solchen Kämpfen zu gehen, er hatte deren
aber so viele, daß er auch gar manche böse Scharte
davon trug. Als er zu hohen Jahren kam, hatte er nur
noch ein Auge, ein Ohr, einen Arm und ein Bein und
außerdem noch an seinem Leibe sechsundfunfzig
Male schwerer Wunden.
184. Schwertmann
In einem Hofe namens Rothwisch in der Krempnermarsch
lebte vordessen auch solch ein Raufbold, aber
noch viel schlimmer, denn er trieb es gar arg mit allen
tollen Streichen, und hieß Schwertmann. Der hat für
seine Übeltaten gar lange als Gespenst umgehen müssen,
als Feuermann, und hat die Leute geschreckt und
geängstigt. Als Schwertmann gestorben war, sah man
ihn auf seinem Leichenwagen wieder nach Hause fahren.
Beim Leichenschmause saß Schwertmann unter
den Leidträgern. Bald guckte er da, bald dort aus
einem Fenster, einem Korbe, einer Luke, mit schrecklicher,
abschreckender Fratze. Als Pfarrer und Küster
kamen und diesen Geist bannen wollten, warf er ihnen
alles Böse, das sie heimlich getan, laut vor, bis zum
Geringsten. Endlich überwand ihn der Schulmeister,
der im Überwinden Übung hatte, und trug ihn nun
nach dem wilden Moor, ihn zu bannen. Da zischelte
ihm Schwertmanns Geist ins Ohr: Nur nicht zu tief in
den Sumpf, hörst du? Nur nicht zu tief. Als Schwertmann
nun dorthin gebannt war, aber eben nicht zu
tief, so wandelte er von Zeit zu Zeit als Feuermann
herum und schreckte viele Leute. Die größte Pein litt
er an seinen brennenden Füßen; wo er Schuhe fand,
zog er sie an, weil sie seinen Brandschmerz linderten,
es paßten ihm auch alle, nur konnte er kein Paar lange
tragen, weil er jedes gleich durchbrannte. Oft bat er
selbst Leute um Schuhe, die gleich verschwanden, sobald
sie ihm hingesetzt wurden. Endlich hat ein Bäkkergesell
diesen ruhelosen Geist in einer Kiepe gefangen
und sie ins Meer gesenkt, seitdem war Ruhe vor
ihm, aber sein tolles Wesen bei seinem Leben und
nach seinem Leben, das blieb im Gedächtnis der
Leute, und sie sprachen sprüchwörtlich, wenn es wo
recht wild und toll und übel herging: Da regiert
Schwertmann.
Wenn einmal einer etwa die Kiepe zufällig auffischt
und öffnet, da wird er schon sehen, was für
einen Fisch er gefangen hat.
185. Die schwarze Gret und das Danewerk
König Christoph I. von Dänemark hatte zur Gemahlin
des Pommerherzogs Sambor Tochter, das war ein
arges Zauberweib; sie hieß nur die schwarze Gret und
hatte den Beinamen Springhest. Sie ist die Urheberin
des berühmten Danewerkes, jenes riesigen und weiten
Walles; den zu erbauen schloß sie einen Bund mit
dem Teufel und gebot ihm, in einer Nacht den Wall
fertig zu machen; nur ein einziges und zwar eisernes
Tor solle hineinkommen, dafür solle dem Teufel gehören,
was zuerst durch das vollendete Werk schreite.
Da stellte der Teufel ein zahlloses Heer von Arbeitern
in das Feld, davon füllte jeder nur dreimal seinen eisernen
Hut voll Erde, so war der Wall fertig, und der
Teufel stellte sich hinter dem Torflügel auf die Lauer,
sah auch schon einen gutgekleideten Reiter die Landstraße
daherkommen und freute sich auf den Fang.
Aber zufällig hatte der Reiter einen Pudel bei sich, der
lief vornweg nach Hundeart, und der Teufel riß ihn
wütend in Stücke, wie auf der Reußbrücke die Gemse,
auf der Regensburger Brücke den Hund, im Dom zu
Aachen den Wolf, und wo sich sonst dieser Sage ein
Widerhall findet.
Da nun die wilde schwarze Gret, Springhest genannt,
überhaupt ein gottloses, unseliges Leben führ-
te, so ward ihr zur Strafe ihrer schrecklichen Sünden
von Gott geboten, allnächtlich über ihr Teufels- und
Danewerk als Geist zu reiten. Da haben viele Leute
sie gesehen. Ihr Anzug ist ganz schwarz, aber ihr
Pferd ist weiß, und sein Odem ist Feuer. Zwei Geister
in weißen Kleidern folgen ihr, und da rennen und
sprengen die Drei wie der wilde Jäger von Hollingstede
bis Haddeby. Dieses Gespenst leidet nicht, daß auf
seinem Walle etwas angebaut werde. In der Nähe von
Haddebye heißt ganz besonders eine Stelle im Danewerke
nach der Springhest Margretenwerk, da läßt sie
sich am häufigsten sehen.
Einstmals erschien sie armen Fischern vom Schleswiger
Holm, die traurig waren, daß sie nach einer arbeitvollen