Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen
Автор: Ludwig Bechstein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742749215
isbn:
deutschen Heinzchen, Hütchen, Heimchen sind; der
deutsche Name Heimchen findet sich im Nordischen
als Chimeken wieder, und sonst haben sie auch noch
gar verschiedene Eigennamen, wie guter Johann,
Koome u.a. Zum gleichen Geschlecht werden gezählt
die Schreckgespenster, der Büsemann, was in
Deutschland der Butzemann, Pötz, Pöpel, Hullenpöpel,
der Pulterklaes, der Roppert – in Deutschland der
Herscheklaes (Nikolaus), Knecht Rupprecht und dgl.
Auf einem Schiff in See klingelte der Kapitän dem
Schiffsjungen und befahl eine Flasche Wein und zwei
Gläser zu bringen. Verwundert fragend sah der Junge
ihn an. Wie er das Verlangte brachte, saß ein Klabautermann
am Tisch beim Kapitän, der Geist des Schiffes,
sprach mit dem Kapitän und trank dann mit ihm.
Ein kluger Kapitän wird stets gut Freund mit dem
Klabautermann seines Schiffes sein, denn dann geht
alles gut, kein Sturm hat dem Schiff etwas an, kein
Brand bricht aus, kein Mangel, keine Krankheit, kein
Seeräuber kann es kapern. Findet das Gegenteil statt,
wird der Klabautermann ungut behandelt, so gibt es
Lärm, Unordnung, Verwirrung, Meuterei, Feuer,
Sturm und Untergang und im besten Falle viele viele
unsichtbar erteilte Maulschellen und Prügel. – Einst
fuhr Doktor Faust über See. Er hatte sich ein gläsern
Schiff erbaut; weil er alle Wissenschaft der Erde
kannte und studiert hatte, wollte er auch nun das Meer
ganz genau ergründen, und da hatte er in seinem gläsernen
Schiffskasten einen Niß, der mußte das Schiff
lenken, vor Klippen bewahren, mit ihm untertauchen
bis zum Grunde, daß Doktor Faust alle Untiefen kennenlernte
und alle guten Fahrwasser. Und dazumal hat
Doktor Faust die Seekarten erfunden und hat die ersten
gezeichnet, denn vor ihm gab es keine. Eines
Tages kamen sie an die Fährstelle am Eingange des
Flensburger Hafens, da hatte es aber einen Faden –
und war eine recht gefährliche Stelle, und das Glasschiff
wäre um ein Haar krachen gegangen. Aber
Doktor Faust schrie seinem Niß zu: Hol Niß! – da
hielt der Niß das Schiff, daß es stand und nicht weiter
gegen die Strandklippen fuhr. Von der Zeit an heißt
jene Stelle bei den Schiffsleuten Hol-Niß-Fähr.
Die Nissen wohnen in den Häusern in kleinen Balkenlöchern
und sonstigen Winkeln; wird ihnen brav
Grütze mit Butter, auch Milch und Butterbrot vorgesetzt,
so sind sie die hülfreichsten Gäste, wer es mit
ihnen nicht gut meint und trifft, dem geht alles die
Quer, er verarmt und geht zugrunde.
Zur Sage von den Nissen mischt sich ein Zug, der
mit jener vom Alraun und Galgenmännlein tiefinnig
zusammenhängt, nämlich der, erkauft zu werden um
den billigsten Preis. Wer den Niß nicht mehr loswerden
kann vor seinem Tode – denn höher, als man ihn
selbst kaufte, ihn weggeben oder wegwerfen, verschenken
und dgl. kann und darf man nicht, da kehrt
er immer wieder – verfällt dem bösen Feind. Ein solcher
Niß ist dann nicht mehr Hausgeist, er ist Alraun,
Spiritus familiaris, und wer ihn besitzt, ist Teufelsbündner.
Ein solcher Niß wird insgemein in einem
Kasten verwahrt und gut gepflegt, gleich dem Alraun.
In der Regel trägt er ein rotes Mützchen. Es kommt
auch vor, daß Nissen miteinander uneins werden, da
sie ohnehin heftiger und jähzorniger Natur sind, und
sich prügeln. Ein Niß zu Süderenleben stahl für seinen
Bauer in einer Zeit, da es sehr an Heu gebrach,
als für seinen Herrn Heu aus der Scheune eines Hufners
in Söderup, und dieses Hufners Niß stahl zu gleicher
Zeit Heu vom Boden des Süderenlebener Bauers.
Unterwegs trafen sie aufeinander und prügelten sich
die ganze Nacht hindurch bis zum Tagesanbruch, so
daß sie darüber ganze große Haufen von Heu verloren
und auf einer Wiese verstreuten, die heißt davon noch
heute Pugholm. So ging es auch mit zwei Nissen in
Sundewitt, die Hafer gestohlen hatten an verschiedenen
Enden, die stießen aufeinander, daß sie über vier
Scheffel ausgedroschenen Hafer aus den Hafergarben
verloren, welche sie trugen. Der Nissen Hochzeitzüge
gingen oft unsichtbar, den Begabten auch sichtbar,
durch die Stuben, mit großer Pracht und höchst zahlreich,
wie in der deutschen Sage.
Die Wolterkens wohnen vornehmlich in reichen,
vorratbegabten Häusern, verrichten Küchendienste,
Mägde- und Knechtearbeit, ziehen Wasser, besorgen