Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein
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Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742749215

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СКАЧАТЬ Bäume ringsumher, ihre Zweige standen alle kreuzweis,

       ihresgleichen war nirgends zu finden. Jahr auf

       Jahr ergrünte sie frisch, trotz ihres hohen Alters, und

       die Rede ging, solange des Landes Freiheit blühe und

       grüne, werde auch der Wunderbaum also fortbestehen.

       Und so geschah es. Als der Dithmarschen Freiheit

       gebrochen ward, verdorrte die Wunderlinde. Aber

       noch geht die Sage: auf der dürren Linde wird eine Elster

       ihr Nest bauen und wird darinnen ausbrüten fünf

       weiße Junge. Das wird das Zeichen sein von der Freiheit

       Wiederkehr, und dann wird die Linde wieder ausschlagen

       und grünen, wie der dürre Birnbaum auf

       dem Walserfeld, wann der Kaiser Friedrich hervortritt

       und die große Freiheitsiegesschlacht schlägt. Und

       dann wird das Dithmarschenland auch wieder zu seiner

       Freiheit kommen. – Ein verheißungenreicher Holunder

       ist aus der Nortorfer Kirchhofmauer herausgewachsen

       und ein anderer in Schenefeld, an welche

       Bäume ganz ähnliche Prophezeiungen sich knüpfen.

       176. Der wilde Jäger in Dithmarschen

       Auch in Dithmarschen kennt man den wilden Jäger,

       wie am Rheine, auf dem Harz, in Thüringen, im

       Vogtlande und sonst. Also wird vom Freischützen zu

       Marne erzählt, daß er ein ziemlich wilder Bauernbursch

       gewesen, der die Jagd über alles geliebt, aber,

       nachdem er sich verheiratet und ein kleines Gütchen

       bewirtschaftete, dieses über der Jägerei vernachlässigt,

       mit dem Weidwerk aber gar wenig aufgesteckt

       habe. Da ging er einstmals ganz mißmutig durch den

       Wald nach Hause, denn er hatte den ganzen Tag noch

       keine Krähe und keine Klaue geschossen, siehe, da

       ging ein fremder Jagdgesell vor ihm her, der trug ein

       schönes Gewehr und eine bauschende Jagdtasche, und

       der Bauer mochte ihn gern einholen. Jener aber führte

       einen tüchtigen Schritt. Endlich tat der Bauer einen

       hellen grellen Jagdpfiff, jener jedoch kehrte sich gar

       nicht daran und stand nicht, bis er an einen Kreuzweg

       kam, da stand er endlich und erwartete den Bauer, und

       war ein ganz feiner, gutgekleideter Gesell. – Ihr habt

       wohl besser Glück gehabt als ich, sprach der Bauer

       zu ihm. Ich seh's Euerm Jagdranzen an, der ist gut gefüllt.

       – Ja, sprach der Fremde, kannst's auch so haben,

       kannst Kugeln schießen, die immer treffen, mit deinen

       Kugeln triffst du freilich nichts. Guten Weg! – Und

       wollte damit weitergehen, aber der Bauer-Jäger hielt

       ihn zurück und bat, ihm sein Geheimnis des

       Stetstreffens und Niefehlens zu lehren, und versprach

       ihm hohen Lohn. Jener aber sprach: Ich will es dir

       wohl lehren, du mußt mir aber schwören, keiner lebenden

       Seele mein Geheimnis zu verraten, denn tätest

       du das, so würde es dir übel ergehen. – Jener schwur

       und hob die Hand gen Himmel, da flogen zwei Raben

       auf und krächzten und schwirrten um die beiden Männer,

       und der fremde Jäger sagte jenem sein Geheimnis.

       Sotanes Geheimnis war aber gar entsetzlich, und

       der Bauer trug schwer daran, und lastete ihm auf dem

       Gemüte, und probierte es nicht, ging lieber gar nicht

       mehr hinaus in den Wald, sondern blieb zu Hause,

       aber auch da still und träumerisch. Die Frau sah ihres

       Mannes Veränderung, und hatte ihr sein Jagdgehen

       nicht gefallen, so gefiel ihr sein in sich gekehrtes

       Wesen noch viel weniger, und sie drang in ihn, ihr zu

       sagen, was ihm denn fehle. Er aber schwieg, sie aber

       ließ nicht nach mit Forschen und Fragen, Bitten und

       Betteln, bis er endlich ihr vertraute und sprach: Ich

       soll, wenn ich will, daß jede meiner Kugeln treffe,

       mein Gewehr mit einer geweihten Hostie laden statt

       mit einer Kugel, dann im Walde auf einen freien Platz

       gehen zur Mittagsstunde, da ein weißes Tuch ausbreiten,

       darauf treten und gerade in die Sonne schießen.

       Von da an soll jeder meiner Schüsse treffen und des

       Wildes nimmer fehlen.

       Wohl war das der Frau graulich zu hören, doch allmählich

       stillte sich ihr Grauen, und da sie mehr und

       mehr in Not, ihr Hauswesen aber in Verfall kam, so

       meinte sie, probieren könne er das Kunststück ja doch

       einmal, so sehr viel könne es doch nicht auf sich

       haben, es sei ein Jägerstücklein wie viele andere, und

       wenn es probat sei, wie sie gar nicht glaube, so hülfe

       es ihnen aus aller Not, und was ihres Zuredens Worte

       mehr waren. Und da dachte er es endlich zu wagen. Er

       hatte aber ganz und gar vergessen, daß er seinen

       Schwur schon gebrochen und das Geheimnis verplaudert

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