Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil. Gustav Schwab
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Название: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil

Автор: Gustav Schwab

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742772916

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СКАЧАТЬ den Schiffen treffen, Greis, weder jetzt

       noch in Zukunft; deine Tochter ist und bleibt meine Dienerin und wird in meinem Königshause zu

       Argos bis ins Alter hinter dem Webstuhl sitzen! Geh, reize mich nicht, mache, daß du gesund in deine

       Heimat kommst!«

       Chryses erschrak und gehorchte. Schweigend eilte er an den Meeresstrand; dort aber erhob er seine

       Hände zu dem Gotte, dem er diente, und flehte ihn an: »Höre mich, Smintheus, der du zu Chryse,

       Killa und Tenedos herrschest! Wenn ich je dir deinen Tempel zum Wohlgefallen geschmückt und dir

       auserlesene Opfer dargebracht habe, so vergilt jetzt den Achivern mit dem Geschosse!«

       So betete er laut: und Apollo erhörte seine Bitte. Zorn im Herzen, verließ er den Olymp, Bogen und

       Köcher mit den hallenden Pfeilen auf der Schulter, so wandelte er einher wie die düstere Nacht; dann

       setzte er sich in einiger Entfernung von den griechischen Schiffen nieder und schnellte Pfeil um Pfeil

       ab, daß sein silberner Bogen grauenvoll erklang. Wen aber sein unsichtbarer Pfeil traf, der starb den

       plötzlichen Tod der Pest. Anfangs nun erlegte er im Lager nur Maultiere und Hunde, bald aber

       wandte er sein Geschoß auch gegen die Menschen, daß einer um den andern dahinsank und bald die

       Totenfeuer unaufhörlich aus den Scheiterhaufen loderten. Neun Tage lang wütete die Pest im

       griechischen Heere. Am zehnten Tage berief Achill, dem die Beschirmerin der Griechen, Hera, es ins

       Herz gelegt, eine Volksversammlung, nahm das Wort und riet, einen der Opferpriester, Seher oder

       Traumdeuter im Heere zu befragen, durch welche Opfer der Eifer Phöbos Apollos besänftigt und das

       Unheil abgewendet werden könne.

       Hierauf stand der weiseste Vogelschauer im Heere, der Seher Kalchas, auf und erklärte, den Zorn des

       fernhintreffenden Gottes deuten zu wollen, wenn ihm der Held Achill Schutz zuspräche. Der Sohn des

       Peleus hieß ihn getrost sein, und Kalchas sprach: »Keine versäumte Gelübde oder Hekatomben

       haben den Gott erzürnt. Er ist ergrimmt über die Mißhandlung seines Priesters durch Agamemnon

       und wird seine Hand zu unserm Verderben nicht zurückziehen, bis das Mägdlein dem erfreuten Vater

       zurückgegeben und ohne Entgelt mit einem hundertfachen Sühnopfer nach Chryse heimgeführt wird.

       Nur auf diese Weise möchten wir die Gnade des Gottes wiedergewinnen.«

       Im Blute des Königes Agamemnon kochte es bei diesen Worten des Sehers; sein Auge funkelte, und

       er begann mit drohendem Blicke: »Unglücksseher, der noch nie ein Wort gesprochen, das mir

       Gedeihen gebracht hätte, auch jetzt beredest du das Volk, der Fernhintreffer habe uns die Pest

       gesandt, weil ich das Lösegeschenk für die Tochter des Chryses verworfen habe. Wahr ist's, ich

       behielte sie gern in meinem Hause; denn sie ist mir lieber als selbst Klytämnestra, das Weib meiner

       Jugend, und stehet ihr an Wuchs, Schönheit, Geist und Kunst nicht nach! Dennoch will ich sie eher

       zurückgeben, als daß ich das Volk verderben sehe. Aber ich verlange ein anderes Ehrengeschenk zum

       Ersatze für sie!«

       Nach dem Könige nahm Achill das Wort. »Ich weiß nicht, ruhmvoller Atride«, sprach er, »welches

       Ehrengeschenk deine Habsucht von den Achivern verlangt. Wo ist denn noch viel Gemeinschaftliches

       aufgespeichert? Alle Beute aus den eroberten Städten ist längst verteilt, und den einzelnen kann man

       doch das Ausgeteilte nicht wieder nehmen! Darum entlaß die Tochter des Priesters! Wenn uns

       dereinst Zeus die Eroberung Trojas gönnt, so wollen wir dir den Verlust drei‐ und vierfach ersetzen!«

       »Tapferer Held«, rief ihm der König zu, »sinne nicht auf Trug! Meinst du, ich werde deinem Befehle

       folgen und mein Geschenk hergeben, während du das deinige behältst? Nein. Geben mir die

       Griechen keinen Ersatz, so gehe ich hin, mir einen aus eurer Beute zu holen, sei es ein Ehrengeschenk

       des Ajax oder des Odysseus oder auch das deinige, Pelide; möget ihr dann noch so sehr zürnen. Doch

       davon reden wir ein andermal. Jetzt aber immerhin ein Schiff und die Hekatombe gerüstet; sie selbst,

       die rosige Tochter des Chryses, möget ihr einschiffen, und einer der Fürsten, meinethalb du, Achill,

       mag das Schiff befehligen!«

       Finster entgegnete Achill: »Schamloser, selbstsüchtiger Fürst, wie mag dir nur ein Grieche noch

       gehorchen! Ich selbst, dem die Trojaner nichts zuleide getan haben, bin dir nur gefolgt, um deinen

       Bruder Menelaos dir rächen zu helfen. Und das achtest du nun nicht, sondern willst mir mein

       Ehrengeschenk entreißen, das ich mir mit meinem Schweiße errungen und die Griechen mir

       geschenkt haben! Bekam ich doch nach keiner Städteeroberung je ein so herrliches Geschenk wie du;

       die schwerste Last des Kampfes hatte mein Arm stets zu tragen, aber wenn es zur Teilung kommt,

       trägst du das Beste davon, und ich kehre streitmüde und mit wenigem vergnügt zu den Schiffen

       zurück! Jetzt aber gehe ich heim nach Phthia; versuch es und häufe dir Güter und Schätze ohne

       mich!«

       »Fliehe nur, wenn dir's dein Herz gebeut«, rief ihm Agamemnon zu, »ich habe genug Helden ohne

       dich, du bist doch einer der zanksüchtigsten! Aber wisse, die Tochter des Chryses erhält zwar ihr

       Vater wieder, ich dagegen hole mir selbst die liebliche Brisëis aus deinem Zelte, damit du lernest,

       wieviel ich höher als du sei, und keiner mehr es wage, mir ins Antlitz zu trotzen, wie du tust!« Achill

       entbrannte, sein Herz ratschlagte unter seiner Männerbrust, ob er das Schwert ziehen und den

       Atriden auf der Stelle niederhauen oder seinen Zorn beherrschen solle. Da stand plötzlich unsichtbar

       hinter ihm die Göttin Athene, enthüllte sich ihm allein, indem sie ihn am braunen Lockenhaar faßte

       und sprach flüsternd: »Fasse dich, zücke das Schwert nicht, schelten magst du immerhin. Wenn du

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