Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil. Gustav Schwab
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Название: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil

Автор: Gustav Schwab

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742772916

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СКАЧАТЬ daß sie diesem Gott als Apollo Smintheus ‐ unter solchem Namen

       wurde er in der Landschaft Troas verehrt ‐ eine Hekatombe an der Stelle opfern sollten, wo seine

       Bildsäule und sein Tempel stand, und Palamedes war von dem Gotte auserwählt worden, die

       stattlichen Opfertiere nach der heiligen Stätte zu führen. Dort wartete ihrer Chryses, der Priester des

       Gottes, der das feierliche Opfer vollbrachte. Die Verehrung Apollos in dieser Landschaft hatte einen

       seltsamen Ursprung. Als die alten Teukrer, aus Kreta herüber mit ihrem Könige Teucer kommend, an

       dieser Küste Kleinasiens gelandet waren, gab ihnen das Orakel den Befehl, da zu bleiben, wo sie ihre

       Feinde aus der Erde würden hervorkriechen sehen. Als sie nun in Hamaxitos, einer Stadt dieser

       Landschaft, angekommen waren, benagten die Mäuse, aus der Erde hervorschlüpfend, in einer Nacht

       alle ihre Schilde. Sie sahen auf diese Weise den Spruch des Gottes erfüllt, ließen sich in der Gegend

       nieder und erbauten dem Apollo eine Bildsäule, der eine Maus, was in äolischer Mundart Smintha

       bedeutet, zu Füßen lag.

       Diesem Apollo Smintheus, der seinen Tempel nicht weit von Chryse auf einer Anhöhe stehen hatte,

       ward nun unter Palamedes' Anführung von seinem Priester Chryses eine Hekatombe oder

       Hundertzahl heiliger Schafe geopfert. Die Ehre, die dem Palamedes durch die Anordnung Apollos

       selbst widerfuhr, beschleunigte seinen Untergang. Denn in Odysseus' sonst nicht unedlem Gemüte

       gewann jetzt ganz der Neid die Oberhand, und er sann auf eine fluchwürdige List, durch welche er

       dem edlen Manne den Untergang bereitete. Er verbarg eigenhändig in tiefster Heimlichkeit eine

       Summe Geldes in dem Zelt des Palamedes. Dann schrieb er im Namen des Priamos einen Brief an

       den griechischen Helden, in welchem dieser von überschicktem Gelde sprach und dem Palamedes

       seinen Dank ausdrückte, daß derselbe ihm das Heer der Griechen verraten habe. Dieser Brief wurde

       einem phrygischen Gefangenen in die Hände gespielt, bei demselben sodann von Odysseus entdeckt

       und der unschuldige Träger auf seine Veranstaltung sofort auf der Stelle niedergemacht. Den Brief

       zeigte Odysseus vor der Fürstenversammlung im griechischen Lager. Palamedes wurde von den

       entrüsteten Häuptern der Danaer vor einen Kriegsrat gestellt, welchen Agamemnon aus den

       vornehmsten Fürsten zusammensetzte und in welchem Odysseus sich den Vorsitz zu verschaffen

       wußte; auf seine Veranlassung ward im Zelte des Beschuldigten geforscht, endlich nachgegraben und

       so die Summe Goldes, die der trügerische Odysseus dort versteckt hatte, unter seiner Lagerstätte

       aufgefunden. Die Richter, nichts vom wahren Vorgang der Sache ahnend, sprachen einstimmig das

       Todesurteil aus. Palamedes würdigte sie keiner Selbstverteidigung: er durchschaute den Trug, aber er

       hatte keine Hoffnung, Beweise seiner Unschuld sowie der Schuld seines Gegners vorzubringen. Als

       daher das Urteil gefällt war, das auf Steinigung lautete, brach er nur in die Worte aus: »O ihr

       Griechen, ihr tötet die gelehrteste, die unschuldigste, die gesangreichste Nachtigall!« Die

       verblendeten Fürsten lachten über diese Verteidigung und führten den edelsten Mann im

       griechischen Heere zum unbarmherzigsten Tode fort, den er mit heldenmütiger Standhaftigkeit

       ertrug. Als ihn schon die ersten Steinwürfe niedergeschmettert hatten, brach er in die Worte aus:

       »Freue dich, Wahrheit, du bist vor mir gestorben!« Als er diese Worte gesprochen, fuhr ihm, von

       Odysseus' rachsüchtiger Hand geschleudert, ein Stein an die Schläfe, daß er umsank und starb. Aber

       Nemesis, die Göttin der Gerechtigkeit, schaute vom Himmel herab und beschloß, den Griechen und

       ihrem Verführer Odysseus noch am Ziel ihrer Taten den Frevel zu vergelten.

       Taten des Achill und Ajax

       Von den nächsten Kriegsjahren vor Troja erzählt die Sage nichts Ausführliches. Die Griechen lagen

       nicht untätig vor Troja, da aber die Bewohner dieser Stadt ihre Kräfte schonten und selten Ausfälle

       machten, so wandten die Danaer ihre Macht gegen die Umgegend. Achill zerstörte und plünderte

       allmählich zwölf Städte mit seiner Flotte, elf nahm er zu Lande ein. Dem Priester Chryses führte er

       auf einem Streifzuge nach Mysien seine schöne Tochter Astynome oder Chrysëis gefangen fort. Bei

       der Einnahme von Lyrnessos überfiel er den Palast des Königes oder Priesters Brises, der in der

       Verzweiflung den Strick um den Hals schlang und sich den Tod gab. Sein holdseliges Kind Brisëis oder

       Hippodameia wurde dem Sieger zuteil, und er führte sie als eine Liebslingsbeute ins griechische Lager

       mit sich davon. Auch die Insel Lesbos und die Stadt Theben in Kilikien, am Fuße des Berges Plakos

       gegründet, unterlagen seinen Angriffen. In der letztern Stadt herrschte der Eidam des Königes

       Priamos, der König Eëtion, dessen Tochter Andromache mit dem tapfersten Helden Trojas, mit

       Hektor, vermählt war. Sieben blühende Söhne wuchsen noch in seinem Königshause. Da kam Achill,

       stürmte die hochragenden Tore der Stadt und erschlug den König mit den sieben Söhnen. Als der

       Leichnam des hohen Fürsten, der von herrlicher, Ehrfurcht gebietender Gestalt war, vor dem jungen

       Helden ausgestreckt lag, bemächtigte sich desselben ein Grauen und eine Scheu, und er wagte es

       nicht, den Liegenden der Waffen zu berauben und sich dieselben als rühmliche Siegesbeute

       anzueignen. Er verbrannte daher den Leichnam zur ehrlichen Bestattung im vollen, kunstreich

       gearbeiteten Waffengeschmeide und türmte ihm ein mächtiges Denkmal auf, das noch lange, von

       hohen Ulmen umschattet, die Gegend schmückte. Die Gemahlin des Königes, die Mutter

       Andromaches, führte er mit sich fort in die Sklaverei; doch gab er sie später gegen ein reiches

       Lösegeld frei, und sie kehrte nach der Heimat zurück, wo ein Pfeil der Göttin Artemis sie am

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