Middlemarch. George Eliot
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Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783752988956

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СКАЧАТЬ erwiderte Lydgate in etwas selbstbewußtem Tone, »aber er scheint gute Ideen über Hospitäler zu haben und verwendet große Summen zu gemeinnützigen Zwecken. Er kann mir vielleicht bei der Ausführung meiner Ideen sehr nützlich sein. Was seine religiösen Anschauungen betrifft, – nun, so sage ich mit Voltaire: Zaubersprüche können eine Herde Schafe umbringen, wenn man ihnen eine gewisse Quantität Arsenik eingibt. Ich sehe mir den Mann an, der das Arsenik eingibt, und kümmere mich nicht um seine Zaubersprüche.«

      »Sehr gut. Aber Sie dürfen nur Ihren Arsenikmann nicht erzürnen. Mich würden Sie nicht erzürnen, wissen Sie,« sagte Farebrother ganz ohne Affektation. »Ich verlange nicht von Anderen, daß sie ihre Pflichten in einer, meinen Interessen zusagenden Weise auffassen. Ich habe viele Gründe, mich in Opposition gegen Bulstrode zu befinden. Ich liebe die Art von Leuten nicht, zu denen er gehört; es sind engherzige unwissende Menschen, deren Wirken mehr zur Unbehaglichkeit als zur Besserung ihrer Nebenmenschen beiträgt. Ihr ganzes System beruht auf einer Art von weltlich-geistlichem Cliquenwesen; sie betrachten die ganze übrige Menschheit nicht anders als wie einen Leichnam, der dazu verdammt wäre, sie für den Himmel zu mästen. Aber,« fügte er lächelnd hinzu, »ich behaupte nicht, daß Bulstrode's neues Hospital ein schlechtes Unternehmen sei; und was seinen Wunsch betrifft, mich aus dem alten Hospitale zu verdrängen, so kann ich nur sagen, wenn er mich für einen verderblichen Menschen hält, so erwidert er damit nur meine Gefühle gegen ihn. Und ich bin gewiß kein Muster eines Geistlichen, sondern nur eine anständige Mittelmäßigkeit.«

      Lydgate war keineswegs gewiß, daß der Pfarrer sich mit seinem Urteil über sich selbst zu nahe trete. Ein Mustergeistlicher mußte nach Lydgate's Überzeugung ebenso wie ein Musterarzt seinen Beruf für den schönsten in der Welt halten und alles Wissen lediglich als Mittel betrachten, seine moralische Pathologie und Therapeutik zu vervollkommnen. Er sagte aber nur: »Welchen Grund gibt Bulstrode dafür an, daß er Sie beseitigen will?«

      »Daß ich nicht seine Ansichten lehre, welche er die ›Religion der Seele‹ nennt; und daß ich nicht Zeit genug habe. Beide Behauptungen sind wahr. Zeit aber würde ich mir schaffen können und die vierzig Pfund würden mir willkommen sein. Das ist einfach der Stand der Sache. Aber reden wir nicht weiter davon. Ich wollte Ihnen nur gesagt haben, daß, wenn Sie für Ihren Arsenikmann stimmen, Sie mich damit noch nicht abgeschüttelt haben. Ich kann Sie nicht entbehren. Sie sind eine Art von Weltumsegler, der gekommen ist, sich unter uns niederzulassen, und der meinen Glauben an die Antipoden aufrecht erhalten wird. Und nun, erzählen Sie mir von den Antipoden in Paris.«

      18

      Oh, sir, the loftiest hopes on earth

      Draw lots with meaner hopes: heroic breasts,

      Breathing bad air, ran risk of pestilence;

      Or, lacking lime juice when they cross the Line,

      May languish with the scurvy.

      Nach dieser Unterhaltung vergingen einige Wochen, bevor die Frage der Besetzung der Kaplanstelle eine praktische Bedeutung für Lydgate erlangte, und ohne sich selbst über die Gründe dieses Verhaltens Rechenschaft zu geben, verschob er die Entscheidung darüber, für welche Partei er stimmen werde. Die Sache würde ihm in der Tat völlig gleichgültig gewesen sein, das heißt, er würde sich unbedenklich für die bequemere Wahl entschieden und seine Stimme Tyke gegeben haben, wenn er nicht ein persönliches Interesse an Farebrother genommen hätte.

      Aber seine Neigung zu dem Pfarrer von St. Botolph hatte bei näherer Bekanntschaft nur noch zugenommen. Daß Farebrother so ganz auf seine Stellung als die eines neuen Ankömmlings, der seine eigenen Berufszwecke zu verfolgen habe, eingegangen und mehr darauf bedacht gewesen war, ihn vor der Wahrnehmung seines, Farebrother's Interesse zu warnen als dafür zu gewinnen, zeugte von einer ungewöhnlich edlen Gesinnung und Delikatesse, für welche Lydgate's Natur sehr empfänglich war.

      Diesen Eigenschaften gingen andere selten schöne Züge in Farebrother's Charakter zur Seite, welche sein ganzes Wesen jenen südlichen Landschaften ähnlich erscheinen ließen, die auf den Beschauer zugleich den Eindruck großer Naturschönheit und vernachlässigter sozialer Zustände machen. Es gibt gewiß wenige Männer, welche sich so kindlich und so ritterlich wie er gegen eine Mutter, eine Tante und eine Schwester benommen haben würden, deren Abhängigkeit von ihm sein Leben in vielen Beziehungen für ihn selbst unbehaglich gestaltet hatte. Wenige Männer, welche unter dem Drucke kleiner Bedürfnisse seufzen, haben die edle Entschlossenheit Farebrother's, ihre unvermeidlich selbstsüchtigen Neigungen nicht durch angeblich bessere Motive herauszuputzen. Hinsichtlich dieser Seite seines Lebens war er sich bewußt, die strengste Prüfung aushalten zu können, und vielleicht gab ihm dieses Bewusstsein den Mut, der kritischen Strenge von Leuten gegenüber, deren intimes Verhältnis zum Himmel keinen günstigen Einfluß auf ihr Benehmen im Hause zu üben schien und deren hohe Ziele nicht immer mit ihrer Handlungsweise in Einklang standen, etwas herausfordernd aufzutreten.

      Ferner waren seine Predigten geistreich und markig wie die Predigten in der englischen Kirche zur Zeit ihres kräftigen Mannesalters und er trug sie frei vor. Leute, die nicht zu seinem Kirchspiele gehörten, kamen, ihn predigen zu hören; und da es allgemein für die schwierigste Berufspflicht eines Geistlichen galt, seine Kirche zu füllen, so lag für Farebrother in dieser Beliebtheit nur eine weitere Veranlassung, sich sorglos dem Gefühl einer gewissen Überlegenheit hinzugeben.

      Überdies war er ein liebenswürdiger Mensch von sanftem Temperament, von schlagfertigem Witz, von offenem Wesen, ohne die sauer-süßen Ausbrüche einer verhaltenen Bitterkeit oder andere angenehme Eigenheiten, welche die Unterhaltung mit so Vielen unter uns zu einem Kreuz für unsere Freunde machen.

      Lydgate hatte ihn sehr gern, und wünschte ihn zum Freunde zu haben. Von diesem Gefühle beherrscht fuhr er fort, seine Entscheidung in Betreff der Kaplanschaft zu verschieben und sich zu überreden nicht nur, daß die Sache ihm eigentlich ganz fern liege, sondern auch, daß die leidige Notwendigkeit seine Stimme abzugeben, wahrscheinlich gar nicht an ihn herantreten werde.

      Auf Bulstrode's Verlangen entwarf er Pläne für die inneren Einrichtungen des neuen Hospitals und beide berieten oft mit einander. Der Bankier glaubte noch immer im Allgemeinen auf Lydgate's Beistand rechnen zu können, kam aber nicht speziell auf die bevorstehende Entscheidung zwischen Tyke und Farebrother zurück.

      Als Lydgate jedoch benachrichtigt wurde, daß der Gesamtvorstand des Hospitals beschlossen habe, die Frage der Kaplanschaft einer aus den Direktoren und Ärzten bestehenden Commission zur Entscheidung zu überweisen und daß diese Commission am nächsten Freitage zusammentreten werde, empfand er es mit Verdruss, daß er nun doch in dieser kleinlichen Middlemarcher Angelegenheit zu einem Entschluss kommen müsse. In seinem Innern vernahm er, ohne dieser Stimme sein Ohr verschließen zu können, die sehr bestimmte Erklärung, daß Bulstrode Premierminister, und daß die Tyke-Angelegenheit für seine Anstellung eine Lebensfrage sei, und er konnte sich einer ebenso entschiedenen Abneigung, der Aussicht auf diese Anstellung zu entsagen, nicht erwehren. Denn seine Beobachtungen bestätigten ihm fortwährend Farebrother's Versicherung, daß der Bankier ihm ein oppositionelles Verhalten nicht nachsehen würde.

      »Hol' der Henker ihre Lokalpolitik!« Das war einer seiner Hauptgedanken bei dem zu Reflexionen so geeigneten Prozess des Rasierens an drei aufeinander folgenden Morgen, als er sich der Überzeugung nicht länger verschließen konnte, daß er wirklich über diese Angelegenheit mit seinem Gewissen zu Rate gehen müsse.

      Sicherlich ließen sich triftige Gründe gegen Farebrother's Wahl geltend machen; er hatte bereits zu viel zu tun, besonders wenn man in Betracht zog, wieviel Zeit er auf nicht geistliche Beschäftigungen verwendete. Dann aber drängte sich Lydgate immer wieder der Gedanke auf, daß der Pfarrer offenbar um des Geldes willen spiele, daß er zwar das Spiel an und für sich gern СКАЧАТЬ