Middlemarch. George Eliot
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Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

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СКАЧАТЬ von Schubfächern und Borden und der mit kostbaren Illustrationen von Gegenständen der Naturgeschichte angefüllte Bücherschrank ließen ihn wieder an die Gewinne des Pfarrers im Kartenspiel und deren Bestimmung denken. Aber er fing an zu wünschen, daß die günstigste Auslegung alles dessen, was Farebrother tat, der Wahrheit entsprechen möchte. Die Offenheit des Pfarrers machte nicht den Eindruck jener widerwärtigen Art, welche aus einem unbehaglichen Bewusstsein hervorgeht und dem Urteil Anderer zuvorzukommen sucht, sondern schien einfach der Ausdruck des Wunsches zu sein, so anspruchslos wie möglich aufzutreten. Offenbar fühlte er recht gut, daß seine freimütige Art zu reden als unzeitig erscheinen könnte, denn er sagte gleich darauf:

      »Ich habe Ihnen noch nicht gesagt, daß ich im Vorteil gegen Sie bin, Herr Lydgate, und daß ich Sie besser kenne, als Sie mich. Erinnern Sie sich wohl Trawley's, der eine Zeit lang Ihr Stubenkamerad in Paris war. Ich korrespondierte jener Zeit mit ihm und er erzählte mir viel von Ihnen. Ich war, als ich Sie zuerst sah, nicht ganz sicher, ob Sie derselbe seien, und war sehr froh zu finden, daß Sie es seien. Aber ich vergesse nicht, daß Sie nicht in gleicher Weise zum Voraus über mich unterrichtet sind.«

      Lydgate erriet, daß diesen Äußerungen eine gewisses Zartgefühl zu Grunde liege, aber er verstand nicht recht, um was es sich handle. »Beiläufig,« sagte er, »was ist aus Trawley geworden? Ich habe ihn ganz aus dem Gesichte verloren. Er war ein leidenschaftlicher Anhänger der französischen sozialen Systeme und dachte daran, in den Urwald zu gehen, um eine Art von pythagoräischer Gemeinde zu gründen. Hat er seinen Plan ausgeführt?«

      »Keineswegs. Er ist Badearzt in einem deutschen Badeorte und hat eine reiche Patientin geheiratet.«

      »Dann habe ich ihn also so weit ganz richtig beurteilt,« sagte Lydgate mit einem kurzen geringschätzigen Lachen. »Er behauptete immer, die ärztliche Kunst müsse in der Praxis unvermeidlich zum Humbug werden. Ich erwiderte ihm; die Schuld liege an den Menschen, welche sich den Lügen und der Torheit willig fügen. Anstatt extra muros gegen den Humbug zu Felde zu ziehen, wäre es richtiger, intra muros etwas für den Gesundheitszustand wahrhaft Nützliches zu leisten. Kurz – ich berichte treu, was wir mit einander sprachen –, Sie können sich darauf verlassen, daß aller gesunde Menschenverstand dabei auf meiner Seite war.«

      »Und doch ist Ihr Plan sehr viel schwieriger auszuführen, als die Gründung der pythagoräischen Gemeinde. Sie haben nicht nur den alten Adam, der in Ihnen wie in jedem Menschen steckt, sondern die Abkömmlinge des wirklichen Adam gegen sich, welche die Gesellschaft um Sie her bilden. Sie sehen, ich habe zwölf oder vierzehn Jahre in der Kenntnis des praktischen Lebens mit seinen Schwierigkeiten vor Ihnen voraus. Aber« – Farebrother hielt einen Augenblick inne, und fügte dann hinzu: »Sie liebäugeln wieder mit der gläsernen Kruke. Wollen Sie einen Tausch machen? Sie sollen sie nicht umsonst haben.«

      »Ich habe einige schöne Exemplare von Seemäusen in Spiritus. Und ich will die neueste Schrift von Robert Brown – Mikroskopische Beobachtungen über den Blütenstaub – noch in den Kauf geben, wenn Sie sie nicht vielleicht schon haben.«

      »Nun, da ich sehe, wie sehnlich Sie den Besitz des Monstrums wünschen, könnte ich wohl einen noch höheren Preis fordern. Wie wäre es, wenn ich verlangte, daß Sie meine Schubfächer durchsähen und sich über alle meine neuen Spezies mit mir einigten?« Während er so sprach, ging der Pfarrer bald rauchend auf und ab, bald stand er mit seinen Insekten liebäugelnd vor seinen Schubfächern still. »Das wäre eine gute Schule, wissen Sie, für einen jungen Doctor, der seinen Patienten in Middlemarch gefallen will. Sie müssen lernen, sich mit Grazie ennuyieren zu lassen. Bedenken Sie das wohl. Indessen Sie sollen das Monstrum für Ihr Gebot haben.«

      »Finden Sie nicht, daß die Menschen die Notwendigkeit, sich Jedermanns unverständigen Grillen zu fügen, übertreiben, bis sie selbst von den Narren, denen sie sich gefügt haben, verachtet werden?« fragte Lydgate, indem er sich neben Farebrother stellte und seine etwas abwesenden Blicke über die Insekten schweifen ließ, welche in einer feinen Stufenfolge mit kalligraphisch schön geschriebenen Namensbezeichnungen aufgestellt waren. »Der kürzeste Weg zum Ziele ist immer der, seinen Wert so entschieden zur Geltung zu bringen, daß die Leute uns schon nehmen müssen, wie wir sind, gleichviel ob wir ihnen schmeicheln oder nicht.«

      »Völlig einverstanden. Aber dann müssen Sie auch Ihres Wertes gewiß sein und müssen sich ihre Unabhängigkeit bewahren, und das können sehr wenige. Entweder Sie müssen sich jeder praktischen Tätigkeit enthalten und darauf verzichten, sich irgendwie nützlich zu machen, oder Sie müssen das gemeinschaftliche Joch tragen und zum guten Teil in der Richtung ziehen, in welche Ihre Fachgenossen Sie drängen. Aber sehen Sie sich doch diesen zierlichen Gradflügler an!«

      Lydgate mußte sich, wohl oder übel, doch schließlich jedes Schubfach etwas genauer ansehen, da der Pfarrer, über sich selbst lachend, in der Präsentation seiner Schätze nicht nachließ.

      »Apropos dessen, was Sie vorhin vom Jochtragen sagten,« fing Lydgate wieder an, als sie sich endlich gesetzt hatten. »Vor einiger Zeit habe ich mir fest vorgenommen, mich dieser angeblichen Notwendigkeit so wenig wie irgend möglich zu fügen. Darum habe ich mich entschlossen, mich wenigstens für eine gute Reihe von Jahren von London fern zu halten. Was ich dort als Student gesehen habe, gefiel mir nicht – so viel hinderlicher Zopf und so viel leere Scharlatanerie. In der Provinz haben die Leute weniger den Ehrgeiz, etwas zu wissen, und sind weniger gute Gesellschafter; aber dafür wird man auch von ihnen in seiner Eigenliebe weniger verletzt; man gibt weniger Anstoß und kann ruhiger seinen eigenen Weg gehen.«

      »Ja – gut – Sie haben einen guten Anlauf genommen; Sie haben sich Ihren Beruf als den Ihnen zusagendsten frei gewählt. Nicht Allen ist es so gut geworden und die Reue kommt oft zu spät. Aber Sie müssen sich Ihrer Unabhängigkeit nicht zu sicher glauben!«

      »Sie reden von Familienbanden?« sagte Lydgate, indem er wohl begriff, daß solche Bande auf Farebrother drückend lasten möchten.

      »Nicht nur von diesen. Natürlich machen sie manches schwerer. Aber ein braves Weib, eine gute, nicht weltlich gesinnte Frau kann einem Manne bei der Behauptung seiner Unabhängigkeit eher förderlich sein. Da ist unter den Mitgliedern meiner Gemeinde Einer, ein vortrefflicher Mensch, der es aber schwerlich ohne seine Frau so weit gebracht haben würde; kennen Sie die Garths? Ich glaube nicht, daß sie zu Peacock's Patienten gehörten.«

      »Nein; aber ein Fräulein Garth ist bei dem alten Featherstone in Lowick.«

      »Das ist die Tochter, ein prächtiges Mädchen.«

      »Sie ist sehr ruhig; ich habe kaum Notiz von ihr genommen.«

      »Sie hat aber sicher Notiz von Ihnen genommen, darauf können Sie sich verlassen.«

      »Ich verstehe Sie nicht,« sagte Lydgate, der doch nicht füglich antworten konnte: »Natürlich.«

      »O sie beobachtet alle Menschen sehr scharf. Ich habe sie auf ihre Konfirmation vorbereitet; sie ist mein Liebling.«

      Da Lydgate kein Verlangen äußerte, mehr über die Garths zu erfahren, rauchte Farebrother eine Weile, ohne etwas zu sagen. Dann legte er seine Pfeife bei Seite, streckte die Beine von sich und sagte, indem er Lydgate lächelnd mit seinen hellen Augen ansah:

      »Aber wir Middlemarcher sind nicht so zahm, wie Sie von uns zu glauben scheinen. Wir haben unsere Intrigen und unsere Parteien. Ich gehöre zum Beispiel zu einer Partei und Bulstrode zu einer andern. Wenn Sie mir Ihre Stimme geben, so werden Sie es mit Bulstrode verderben.«

      »Was ist denn gegen Bulstrode zu sagen?« fragte Lydgate sehr nachdrücklich.

      »Ich habe nicht behauptet, daß irgend etwas gegen ihn zu sagen ist, – nur daß Sie, wenn Sie gegen СКАЧАТЬ