Название: Vom Glück geküsst
Автор: Mila Summers
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738052787
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Ich beschleunigte meine Schritte, wandte mich nicht mehr um und sah keinem der anderen Gäste oder Kellner ins Gesicht. Mein Blick war wie gebannt auf das Schild gerichtet, das mir den Weg zu den Restrooms zeigte. Als ich die Tür zu den Toiletten schließlich erreichte, stieß ich diese ungestüm auf und verbarrikadierte mich in der erstbesten Kabine. Puh, erst mal durchatmen und wieder zur Besinnung kommen.
Was sollte ich nur machen? Ich konnte mich ja schlecht den Rest des Abends hier verstecken. Einfach abhauen, war auch keine Option, da wir die Rechnung noch nicht beglichen hatten und ich diesem schleimigen Widerling nichts schuldig bleiben wollte. Man wusste nie, wann man sich das nächste Mal traf, denn meist sah man sich wirklich zweimal im Leben.
Sollte ich Stacy anrufen und sie um Hilfe bitten? Nein, ich wollte ihr und mir nicht eingestehen müssen, dass sie mit der Datingsache recht gehabt hatte, und entschied mich dagegen. So saß ich also auf dem heruntergeklappten Klodeckel, hörte ein ums andere Mal wie Türen klapperten, die Spülung betätigt wurde und Papiertücher raschelten, als plötzlich eine Stimme nach mir fragte: »Drew, bist du hier drinnen?«
»Was erlauben Sie sich? Das ist hier die Damentoilette, Sie Flegel!«, hörte ich die Stimme einer älteren Dame schimpfen. Durch den Türschlitz konnte ich sehen, wie sie mahnend ihren Zeigefinger erhob und Dave kräftig die Leviten las: »Wenn Sie nicht sofort das Weite suchen, schreie ich so laut, dass man mich noch in Oklahoma hören kann. Haben Sie mich verstanden?«
Anscheinend reagierte Dave für ihre Verhältnisse nicht schnell genug, denn noch ehe er wusste, wie ihm geschah, pfefferte ihm die rüstige Rentnerin ihre Handtasche um die Ohren.
Wäre ich nicht unmittelbar in die Sache involviert gewesen, hätte ich mit Sicherheit schallend zu lachen begonnen. Es war einfach zu komisch, wie sich die kleine gebrechliche Gestalt mit dem Dutt und den spitzen Marry-Poppins-Stiefeln vor Dave aufbäumte und ihn allen Ernstes fragte, ob er nun genug habe oder sie ihn mit weiteren Argumenten davon überzeugen müsse, die Tür nebenan zu benützen.
Während er schützend die Arme vors Gesicht nahm und damit versuchte, die nächsten Schläge abzuwehren, sah ich meine Chance gekommen. Ich schickte mich an, den Riegel meiner Tür zu entsperren, rüttelte heftig daran, als sie sich nicht gleich öffnen lassen wollte, und sprang schließlich mit einem Satz aus der Kabine. Dave schien von dem Ganzen nichts mitzubekommen. Vielmehr wartete er noch immer auf den nächsten Hieb und hielt dabei die Augen fest verschlossen.
Ohne etwas zu sagen, verließ ich den Raum, stürmte zu einem der Kellner und bat um die Rechnung. Schließlich überreichte ich diesem meine Kreditkarte, wartete geduldig darauf, dass er die Getränke auf dieser belastete – zur Bestellung der Speisen waren wir glücklicherweise noch gar nicht gekommen – und machte mich schließlich auf, das Restaurant zu verlassen.
Wenige Schritte vor dem Ausgang fiel mein Blick in den Korridor, in dem sich die Restrooms befanden. Neben Dave stand eine hübsche Brünette, die sich offensichtlich um ihn kümmerte. Ungläubig hielt ich bei dem Anblick inne und lauschte den Stimmen.
»Kann ich noch etwas für Sie tun? Geht es Ihrem Kreislauf etwas besser? Meinen Sie, Sie können aufstehen?«, piepste eine besorgte weibliche Stimme, nachdem Dave die Gunst der Stunde genutzt hatte und sich nach der Attacke der alten Lady vor Schmerzen krümmte.
Dave räusperte sich, während sein Kopf weiter auf dem Schoß der jungen Frau verharrte und entgegnete in mitleiderregendem Tonfall: »Sie haben mir das Leben gerettet. Ohne Sie wäre ich bestimmt nicht mehr hier.«
»Oh, mein Gott, soll ich einen Arzt rufen? Brauchen Sie irgendwelche Medikamente?«
»Nein, mit Ihnen an meiner Seite geht es mir bereits viel besser. Sie sind mein Schutzengel. Wie heißen Sie? Wie kann ich mich für meine Rettung nur erkenntlich zeigen?«, wisperte Dave, während er ihr gegenüber eindeutige Avancen machte.
Ich verließ das Restaurant ohne ein Wort des Abschieds. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass Dave mich nicht vermissen würde.
Kapitel 4
Ich hasste Montage. Nicht nur, weil diese den Auftakt der Arbeitswoche darstellen, sondern auch, weil jeder meinte, sich an diesem Tag über sein ach so tolles Wochenende austauschen zu müssen. Erträglich war das Ganze nur, solange man auch etwas an interessantem und aufregendem Gesprächsstoff beisteuern konnte.
Nach der Pleite mit der Datingseite – wobei diese noch am allerwenigsten dafür konnte, dass meine, über sie arrangierten Verabredungen allesamt zu einem Fiasko geführt hatten – hatte ich mich entschieden, am Wochenende einfach gar nichts zu unternehmen.
So verkrümelte ich mich mit einem Buch auf die Couch, kuschelte mit meinem Kater Brownie und aß tonnenweise Oreokekse. Das Highlight der beiden vergangenen Tage, wenn man es denn überhaupt so nennen konnte, hatte darin bestanden, dass Estelle anrief und mir Instruktionen für den Ball übermittelte.
Auf gar keinen Fall durfte mein Ballkleid rosa oder türkis sein, denn das waren bereits die Farben, die ihre Lieblinge Ashley und Madison ausgewählt hatten. Wenn überhaupt sollte ich mir ein passendes Exemplar in Flieder oder Ocker aussuchen, wobei Letzteres nicht zu kräftig ausfallen dürfe. Schwarz oder Weiß war natürlich tabu, die passende Erklärung dazu hatte ich vergessen.
In der Teeküche begann mein ganz eigener Spießrutenlauf, als ich Miranda über den Weg lief. Der perfekten Miranda, sollte ich an dieser Stelle vielleicht noch ergänzen, denn an ihr war kein Gramm zu viel, die Frisur war wie immer top, von ihrem Teint gar nicht erst zu sprechen.
»Guten Morgen, Drew. Na, wie war dein Wochenende?«
Und da war sie auch schon: die unausweichliche Frage nach dem wahren Sinn des Lebens. Was sollte ich tun? Ehrlich antworten oder mir eine Geschichte von Mr. Right und seinen Fähigkeiten als Liebhaber und Romantiker aus den Fingern saugen? Ehe mir jedoch die ersten Schweißperlen auf die Stirn treten konnten, kam Stacy mir zu Hilfe.
»Guten Morgen, meine Lieben. Ich hab furchtbar geschlafen und brauche dringend einen Kaffee«, hörte ich sie hinter mir sagen.
»In der Schwangerschaft sollte man auf Koffein verzichten. Wie wäre es ersatzweise mit einem Tee oder einem Kakao?«, flötete Miranda und auch ohne Stacy direkt ins Gesicht zu sehen, wusste ich, dass sie einmal tief ausatmen würde, um schließlich Folgendes zu erwidern:
»Liebe Miranda, ein bis zwei Kaffee am Tag sind in der Schwangerschaft vollkommen in Ordnung. Wusste gar nicht, dass du in diesem Bereich bereits so viel Erfahrung gesammelt hast. Wenn ich mich recht erinnere, bist du Single und deinem makellosen Körper nach zu urteilen auch noch keine Mutter.«
Oh, der saß richtig. Das war der eine Punkt, den sie in ihrem bisherigen Leben, trotz perfekter Figur, perfektem Haar und perfektem Teint, nicht hinbekommen hatte: eine Familie. Tief getroffen nahm sie ihre Tasse, drängte an mir vorbei aus dem kleinen Raum und ließ uns beide ohne ein Wort zurück.
»Was?«, forderte mich Stacy auf zu sprechen, nachdem ich sie einige Sekunden sprachlos angestarrt hatte.
»Fandest du nicht, das war etwas zu hart?«, gab ich schließlich zu bedenken.
»Meinst du? Wahrscheinlich hast du recht. Dieser Schlafentzug macht einen Zombie aus mir und wenn mir dann auch noch meine tägliche Ration Koffein versagt wird, kann ich unausstehlich werden. War es denn wirklich so schlimm?«
»Naja, ich finde schon, dass du dich bei ihr entschuldigen solltest. Versteh mich nicht falsch. Ich bin kein СКАЧАТЬ