Название: Vom Glück geküsst
Автор: Mila Summers
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738052787
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Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Kleid aus dem Vorjahr kein zweites Mal auf dem Event des Jahres getragen werden durfte. Gesellschaftlich und familiär hätte ich mich mit einem solchen Fauxpas weit ins Aus gespielt. Die Medien kannten bei solchen Dingen kein Pardon. Sicherlich hätte sich eine ambitionierte Journalistin auf diese Tatsache gestürzt, nachdem sie von Ashley und Madison auf diesen Umstand hingewiesen wurde. Nicht auszudenken, welche Schlagzeilen daraufhin durch die Presse gegangen wären, und nicht auszudenken, wie Estelle darauf reagiert hätte.
Dennoch wäre das Geld, das ich für das Designerteil ausgeben musste, besser in Betsys anstehende Reparaturen investiert. Ich liebte mein Auto, dennoch war ich mir bewusst, dass es bald das Zeitliche segnen würde.
»Übrigens bekommen wir die nächsten Tage Besuch. Mitchs Studienkollege Brian kommt aus Boston für einige Zeit nach Chicago und wohnt währenddessen in unserem Gästezimmer. Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen.«
»Was meinst du damit? Wie kann ich dir helfen?«
»Mitch ist einige Tage in New York bei irgendeinem Meeting. Mein immer unförmiger werdender Körper zwingt mich mehr und mehr dazu, Pausen einzulegen und kürzerzutreten. Brian möchte sicherlich etwas von der Stadt sehen, schließlich kommt er das erste Mal nach Chicago.«
»Wie kann ich dir …? Moment Mal, willst du mich etwa verkuppeln?«
»Ich? Quatsch! Das würde ich nie tun!« Dabei zwinkerte sie mir vielsagend zu und noch ehe ich etwas erwidern konnte, ergänzte sie: »Ich hab Brian bereits von dir erzählt und ihm vorgeschlagen, dass du sein Cityguide wirst. Du kannst also gar nicht mehr Nein sagen.«
Noch ehe ich etwas darauf antworten konnte, erhob sie sich flink von ihrem Platz, schnappte sich ihren Kaffeebecher und stellte ihn bei Mildred auf dem Servierwagen ab.
Kapitel 3
»Du bist also Steuerprüfer«, versuchte ich das Gespräch am Laufen zu halten, während mir bereits der Schweiß auf der Stirn stand. Noch ehe mein Gegenüber etwas antworten konnte, wusste ich, wie tiefgründig seine Antwort ausfallen würde.
»Ja.«
So ging das jetzt bereits seit einigen Minuten. Ich stellte fleißig Fragen und bemühte mich händeringend um etwas Konversation, während mein Date mir lediglich bruchstückhafte Häppchen hinwarf, die nicht über ein Ja oder Nein hinausgingen.
Dave hatte mir vor einigen Tagen über die Datingseite geschrieben, bei der ich mich angemeldet hatte, und mich um eine Verabredung gebeten. Sein Profilbild gefiel mir, sodass ich mich nun zum vierten Mal in dieser Woche mit einem mir unbekannten Mann zum Essen traf.
Bereits beim Betreten des Restaurants musste ich feststellen, dass keiner der Anwesenden mit dem virtuellen Dave kompatibel war. Die winkende Hand, die mir den Weg wies, offenbarte eine Persönlichkeit, die nicht im Geringsten Ähnlichkeit mit dem im Netz verwendeten Foto aufwies.
So hatte der Dave in der wirklichen Welt mindestens zwanzig Kilo mehr auf den Rippen, beginnende Geheimratsecken und eine zentimeterdicke Nickelbrille. Die strahlend blauen Augen waren einem ausdruckslosen Braun gewichen und obwohl er saß, konnte ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten, dass er alles andere als ein Hüne war.
Allein aufgrund der Tatsache, dass er mich so unverschämt getäuscht hatte, hätte ich auf dem Absatz kehrtmachen und das Restaurant verlassen sollen. Jedoch rückte der Termin für den Wohltätigkeitsball immer näher und ich war nicht gewillt, von meiner persönlichen Zielsetzung – einen angenehmen Begleiter zu finden – abzukommen.
Verbissen kämpfte ich gegen meine innere Stimme an, die mir unter den gegebenen Umständen dringend von einem Festhalten an meinem Vorsatz abriet. Fieberhaft überlegte ich, wie ich Dave dazu bewegen konnte, etwas mehr von sich preiszugeben.
Diese Verzweiflungstat war den vorangegangenen drei Dates geschuldet, die allesamt katastrophal geendet hatten. Date Nummer eins war bis zu dem Moment, als der Bewährungshelfer auf dem Handy anrief, eigentlich ziemlich gut verlaufen. Bei kleineren Delikten wäre ich sogar bereit gewesen, darüber hinwegzusehen, doch bei einem Drogendealer hört der Spaß auf.
Date Nummer zwei war an und für sich ganz nett gewesen, bis er begonnen hatte, von seiner Mutter zu erzählen. Der tiefgreifende Ödipuskomplex war überdeutlich ausgeprägt und für mich in keinem Fall vertretbar.
Date Nummer drei rülpste und gab andere undefinierbare Laute von sich, sodass alle anderen Gäste im negativen Sinne auf uns aufmerksam wurden. Während mir sein Verhalten die Schamesröte ins Gesicht trieb, schoss der Kerl den Vogel ab, als er begann, in der Nase zu popeln. Widerlich!
»Was machst du so in deiner Freizeit?«, versuchte ich es zur Abwechslung mit einer offenen Frage, in der Hoffnung, er würde mehr als eine Silbe erwidern.
»Fachbücher lesen, meine Mom besuchen oder Angeln gehen«, entgegnete er wenig euphorisch. Bei dem Wort Mom schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken. Wenn ich bis jetzt noch geglaubt hatte, den Abend zu einem guten Ende bringen zu können, musste ich mir langsam eingestehen, dass ich in einer Sackgasse gelandet war.
Was stimmte nicht mit mir? Warum war ich nicht in der Lage, einen netten Kerl kennenzulernen? Was machte ich bloß falsch? Ging ich die Sache zu verbissen an? Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, jemanden über das Internet zu suchen.
»Was ist jetzt? Gehen wir zu dir oder zu mir? Das Frage- und Antwortspiel langweilt mich und wir sollten dringend zusehen, dass du mich bei der Stange hältst. Wenn du verstehst, was ich meine …«
Ich weiß nicht, was mich mehr schockierte: Daves unverschämte Äußerung und wie er mir dabei lüstern auf das Dekolleté starrte oder die Tatsache, dass er ungefragt mehr als einen Satz von sich gegeben hatte.
»Ähm, also …, ich dachte … wir sollten …«, stotterte ich verlegen, während Daves Blick sich tief in meine Augen grub.
Jetzt war ich es, der die Sprache abhandengekommen war. Aber mal ehrlich, wer hätte bei dem untersetzten Kerl im graugestreiften Pullunder ahnen können, dass er einzig und allein auf das Eine aus war? Stille Wasser waren ja bekanntlich tief, doch dass sich gleich solche Abgründe auftun würden, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
»Also, was ist jetzt, Schätzchen?«, unterbrach mich Dave bei meinem Gedankengang. Dabei deutete er selbstsicher auf seine Armbanduhr und leckte sich lasziv über die Lippen.
Angewidert versteifte ich mich auf meinem Stuhl, unfähig etwas zu sagen oder mich zu rühren. Woher nahm dieser Kerl nur die Zuversicht, er hätte eine Chance bei mir? In meinem Bestreben, den Abend zu einem Erfolg zu führen, hatte ich ihm wohl schlichtweg Hoffnungen gemacht, die ich in diesem Maße auf keinen Fall erfüllen konnte. Was sollte ich nun tun?
»Entschuldige mich bitte, ich müsste kurz zu den Restrooms«, war alles, was mir auf die Schnelle einfiel, während ich versuchte, die Bilder in meinem Kopf beiseitezuschieben. In meiner Vorstellung entledigte sich Dave gerade seiner grauen Anzughose, strich sie glatt, ehe er sie auf dem Sofa in meinem Schlafzimmer ablegte, und stand in weißen Feinrippunterhosen vor mir, während ihm der Sabber nur so aus dem Mund lief.
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