Spanische Lexikologie. Bernhard Pöll
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Название: Spanische Lexikologie

Автор: Bernhard Pöll

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823301059

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СКАЧАТЬ teórico und herético), encezannarse ‘sich in Cézanne vertiefen’, enciclomedia (Wortkreuzung aus enciclopedia und comedia).1 In der Regel werden solche Neologismen nicht in das aktuale Lexikon übernommen und natürlich auch nicht in Wörterbüchern beschrieben.

      3.2 Grundbegriffe: Morphem, Allomorph, Basis etc.

      3.2.1 Konstituentenanalyse: ausgewählte Beispiele

      Die meisten Wörter, denen wir in Texten begegnen, lassen sich in kleinere Einheiten zerlegen; untersuchen wir die folgenden Beispiele: ilusionistas, descolgar, deseoso, por.

       ilusionistas: Unter der Bedingung, dass die Teile noch in irgendeiner Form eine “Bedeutung” haben sollen, ergibt die Zerlegung dieses Wortes drei Komponenten: ilusión, -ista und -s. Alle drei haben eine bestimmte Bedeutung, und nur diese Analyse des Wortes führt zu kleineren Einheiten, die die genannte Bedingung erfüllen. Eine weitergehende Analyse würde – auf der Ebene der Lautung – zu Phonemen, also bedeutungsunterscheidenden Einheiten führen. Die bedeutungstragenden Minimaleinheiten nennt man in der Regel Morpheme.1 Welche Bedeutung oder Funktion kann man nun diesen Komponenten zuschreiben? Als das Grund- oder Basismorphem trägt ilusión die lexikalische Bedeutung; es bildet den Ausgangspunkt für die Ableitung des Substantivs ilusionista. Das Morphem -ista ist offensichtlich dafür verantwortlich, dass die komplexe Bildung jemanden bezeichnet, der das realisiert, durchführt oder betreibt, was durch die Basis ausgedrückt wird, also einen Handelnden. Beim Vergleich mit anderen Substantiven auf -ista – z.B. violonista, fisioterapista, comentarista – ist zu erkennen, dass diese Bedeutung durchaus systematisch ist. Neben anderen Funktionen, die dieses Suffix hat, bildet man damit also sog. Nomina agentis. Die Endung -s schließlich hat keine Bedeutung im engeren Sinn, sie drückt nur die Kategorie PLURAL aus. Wenn man den Begriff Morphem dafür auch gelten lassen will, muss er erweitert werden: ‘kleinste bedeutungstragende oder funktionale Einheit’.

       descolgar: Hier ist die Morphemanalyse schon etwas komplizierter, weil nicht auf den ersten Blick klar ist, ob drei oder vier Komponenten vorliegen. Das Grundmorphem ist zweifelsohne in jedem Fall colg-. Allerdings könnte man die Frage stellen, ob die weiteren Morpheme (1) des-, -ar, d.h. Präfix mit der ungefähren Bedeutung ‘weg’ und Infinitivendung oder (2) des-, -a-, -r mit einer sog. Stammerweiterung (auch: Themavokal) und -r als Infinitivendung sind. Zwar ist bei der Stammerweitung keine Bedeutung nachweisbar, man kann ihr aber eine grammatische Funktion zuschreiben, da sie Ausgangspunkt für die Flexion (z.B. colgamos) und auch die Derivation (z.B. colgadura) ist. Andererseits kommt sie nicht in allen flektierten Formen vor, was dazu verleiten könnte, sie als Teil der Endung anzusehen (z.B. cuelgo, cuelguen). Bleiben noch zwei weitere Fragen: (a) Wie ist die Alternanz des Basismorphems zu interpretieren, die in einigen flektierten Formen von colgar und descolgar auftritt? (b) In welcher hierarchischen Beziehung stehen die einzelnen Glieder zueinander?In den stammbetonten Formen vieler Verben treten andere Vokale bzw. Diphthonge auf als in den nicht stammbetonten Formen. Dieses Phänomen lässt sich nur sprachhistorisch erklären, denn es hängt mit einem der charakteristischen Lautwandelprozesse des Spanischen zusammen, dem Wandel Ŏ > [we], der nur in betonten Silben auftritt: CŎLLŎCÁRE > vlat. CŎLGÁRE > sp. colgar vs. vlat. CŎ́LGO > sp. cuelgo.2 Alternanzen von Morphemen sind häufig und betreffen auch Konsonanten, z.B. indivisible vs. imbatible vs. irregular/ilimitado. Da diese Formen die gleiche Funktion haben und bedeutungsgleich sind, werden sie als Allomorphe, d.h. verschiedene Realisierungen eines Morphems, aufgefasst. Allomorphische Variation kann frei (z.B. delinea-mento = delinea-miento), phonologisch (unser obiges Beispiel) oder lexikalisch (moned-a vs. monet-ario) bedingt sein (cf. Schpak-Dolt 2012, 8f.).Spontan, dem modernen Sprecherbewusstsein folgend, würde man descolgar wohl so zerlegen: des- + colgar. Bei dieser Analyse müssten aber die Verbalformen als Ableitung der jeweils flektierten Form des Verbs colgar gelten, also des- + colgasen, des- + cuelguen usw. Als Ausgangspunkt der komplexen Form geht man deshalb von colg- aus, an das des- tritt, und diese Form wird dann flektiert. Als Klammerausdruck kann man das so darstellen [[des- [colg -a- ]] r] – übersichtlicher ist die Visualisierung als Baumdiagramm:

       deseoso: Im Unterschied zum Verb descolgar lässt sich dieses Adjektiv nicht in ein Präfix und eine Basis zerlegen. Was wie ein Präfix aussieht, ist in Wirklichkeit ein unabtrennbarer Teil des Substantivs deseo, von dem unter Tilgung des Auslautvokals mit -oso ein Adjektiv abgeleitet wird.

       por: Auf der Ebene der Wortbildung oder der Flexion kann dieses Wort nicht weiter zergliedert werden.

      3.2.2 Typen von Morphemen

      Aus den oben diskutierten Beispielen kann man die folgende Klassifikation von Morphemen ableiten:

frei gebunden
lexikalisch deseo; ilusión -oso; des-; -ista;
grammatisch por -s; -a-; -r

      Freie lexikalische Morpheme und freie grammatische Morpheme fassen wir intuitiv als Wörter auf; erstere sind in jedem Fall Autosemantika, die eine volle kontextunabhängige Bedeutung aufweisen, letztere sind immer Synsemantika (grammatische Wörter, Funktionswörter): y, con, él, para usw. Freilich können aber auch Funktionswörter aus mehreren Morphemen bestehen.

      Gebundene lexikalische Morpheme dienen der Wortbildung, während gebundene grammatische Morpheme Funktionen innerhalb der Flexion (Deklination, Konjugation, Komparation) haben.

      Die gebundenen wie die freien grammatischen Morpheme bilden ein im Wesentlichen geschlossenes Inventar, das sich kaum verändert. Die lexikalischen Morpheme sind eine offene Klasse.

      3.3 Verfahren der Wortbildung

      Je nach theoretischem Standpunkt unterscheidet man verschiedene Verfahren der Wortbildung. Wir gehen im Folgenden von zwei Grundtypen aus: Derivation (Ableitung), in der wir einen Überbegriff für Suffigierung und Präfigierung sehen, und Komposition (Zusammensetzung). Daneben gibt es noch andere, quantitativ weniger bedeutende Bildungstypen, auf die wir am Schluss eingehen.

      3.3.1 Derivation

      Bei Derivationsprozessen, deren Ergebnisse Derivate heißen, wird eine Basis mit Hilfe von Derivationsaffixen erweitert. Bei der Präfigierung geht das Affix der Basis voran; bei der Suffigierung folgt es der Basis.

      3.3.1.1 Bei der Suffigierung gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: (a) durch den Derivationsprozess tritt keine Änderung der Wortart ein (homogene Derivation) und (b) das Derivat gehört einer anderen Wortart an als die Basis (heterogene Derivation).

      1 Homogene Derivation: Zu dieser Gruppe gehören die qualifizierend-quantifizierenden Suffixe, z.B. -ito, -iño (nur regional), СКАЧАТЬ