Der Philipperbrief des Paulus. Eve-Marie Becker
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СКАЧАТЬ seinen Kommentar zum Philipperbrief 1886 ab.Franke, August H.3 Weitere Bearbeitungen wurden hier wohl wegen des frühen Todes Frankes – nur fünf Jahre später – nicht vorgenommen. Die Neukommentierung des Philipperbriefes durch Erich HauptHaupt, Erich (1841-1910) im Jahre 1897 dagegen erfuhr fünf Jahre später eine weitere Auflage (1902).Haupt, ErichGefangenschaftsbrief(e)4

      Die bislang letzte Kommentierung des Philipperbriefes im KEK erfolgte durch Ernst LohmeyerLohmeyer, Ernst (1890-1946) im Jahre 1928/19305 – es handelte sich damit insgesamt um die achte Auflage des KEK zum Philipperbrief.Lohmeyer, Ernst6 Im Jahre 1953 wurde eine Bearbeitung, die die handschriftlichen Eintragungen Lohmeyers mit aufnahm, durch Werner SchmauchSchmauch, Werner (1905-1964) vorgenommen.Lohmeyer, Ernst7 Fünf Nachdrucke dieser Ausgabe, teils zusammen mit der Kommentierung des Kolosser- und Philemonbriefes, erfolgten in den nächsten 20 Jahren (1954, 1956, 1961, 1964 und 1974). Der vierte Nachdruck erschien 1964 zusammen mit einem von Schmauch erstellten „Beiheft“, das dieser offenbar nur wenige Tage vor seinem Tod fertigstellen konnte.Schmauch, WernerLohmeyer, Ernst8

      Die bisherige Kommentierungsgeschichte des Philipperbriefes im KEK reicht von 1847-1974. Der Philipperbrief im KEK liegt – bisher letztmalig – als Ausgabe der vierzehnten Auflage von 1974 in der Kommentierung durch LohmeyerLohmeyer, Ernst vor. Wie nicht zuletzt an der Zahl der (Wieder-) Bearbeitungen oder Nach- bzw. Neudrucke erkennbar, sind Meyer und Lohmeyer die bis heute prägenden Kommentatoren des Philipperbriefes im KEK. Doch allein der Meyer-Kommentar erfuhr eine Übersetzung in die englische Sprache (1875)Meyer, Heinrich A. W.9 und fand nur wenige Jahre später noch einmal gesondert Eingang in die amerikanische Welt (1885/1889).Meyer, Heinrich A. W.10

      1. Die erstmalige Kommentierung des Philipperbriefes im KEK durch H. A. W. MeyerMeyer, Heinrich A. W. (1847-1874/75)

      Der Kommentar Heinrich A. W. MeyerMeyer, Heinrich A. W.s zum Philipperbrief erschien erstmals im Jahre 1847, und zwar zunächst als Einzelband.Haupt, ErichLohmeyer, Ernst1 In erstaunlicher Offenheit und Klarheit teilt Meyer nach der Widmung des Bandes an den „Consistorial-Director v. Derschau“ zu Beginn seiner „Vorrede“ mit, wie sich die Kommentierung des Philipperbriefes in sein persönliches akademisches Lebenswerk einfügt: Sowohl die Bearbeitung der synoptischen Evangelien als auch die Ausführung „combinirter Aemter“ sowie – nach überstandener Krankheit – ein längerer Erholungsaufenthalt „in fernen Bergen und Thälern“ haben Meyer in seiner Arbeit am Philipperbrief Unterbrechungen aufgenötigt (IX).2 Meyer sieht die Verzögerung nicht nur als Problem, sondern auch als Chance:

      „Muss ich […] Nachsicht in Anspruch nehmen, so geschieht diess mit dem Vertrauen, dass durch jene Verzögerung um so weniger verloren worden, als nun noch die neuesten Kommentare und Monographien, deren Benutzung und theilweise Bestreitung manches Interessante und Wichtige an die Hand gab, berücksichtigt werden konnten“ (IX).

      Meyer kann gerade wegen der zeitlichen Verzögerung seinen Kommentar in die aktuellsten Forschungsdebatten seiner Zeit stellen, die, wie wir gleich sehen, besonders durch die Arbeiten Ferdinand Christian BaursBaur, Ferdinand Christian und Albert SchweglersSchwegler, AlbertSchwegler, Albert3 bestimmt sind. Unverkennbar tritt in Meyers „Vorrede“ die „PersonPerson, persona des Kommentators“ hervor – ein Umstand, der gleichwohl für diese Epoche der Kommentierungsarbeit nicht ungewöhnlich ist: Denn auch zeitlich benachbarte Kommentatoren wie Bernhard WeißWeiß, Bernhard oder Wilhelm M. L. de WetteWette, Wilhelm M. L. de – und später auch Meyers Nachfolger in der KEK-Serie FrankeFranke, August H.Franke, August H.4 – legen in ihren Widmungen bzw. Vorworten oder Vorreden in ähnlicher Offenheit dar, welche Bedingungen und persönlichen Interessen ihren Zugang zur Kommentierungsaufgabe bestimmt haben.Wette, Wilhelm M. L. deWeiß, Bernhard5 Der Kommentator weist sich im 19. Jahrhundert selbstbewusst als forschendes Subjekt aus und tritt als ebensolches aktiv und autoritativ in die Forschungsdiskurse seiner Zeit.Person, persona6

      1.1. Der zeitgeschichtliche Kontext der Erstausgabe 1847

      Im zeitlichen Umfeld des Meyer-Kommentars aus dem Jahre 1847Weiß, BernhardLohmeyer, Ernst1 sind einige wichtige Kommentare zum Philipperbrief entstanden, die die Geschichte seiner Interpretation und so auch die Kommentierung Meyers beeinflusst haben.Meyer, Heinrich A. W.2 Zu nennen sind etwa die Kommentare von Conrad S. MatthiesMatthies, Conrad S. (1835)Matthies, Conrad S.Wette, Wilhelm M. L. deMeyer, Heinrich A. W.3 und Wessel A. van HengelHengel, Wessel A. van (1838)Hengel, Wessel A. van4. Dazu kommt die in einer kombinierten Ausgabe erschienene Kommentierung des Philipperbriefes durch Wilhelm M. L. de WetteWette, Wilhelm M. L. de (1843, 18472),Wette, Wilhelm M. L. de5 die der Kommentarkonzeption Meyers zeitlich und sachlich am nächsten steht, sowie der etwas später entstandene, eher als Monographie konzipierte Kommentar von Bernhard WeißWeiß, Bernhard (1859),6 mit dem sich Meyer dann in der dritten Auflage seines Kommentars explizit (kritisch) auseinandersetzt (1865)Meyer, Heinrich A. W.7. Die Bedeutung des Philipperbriefes für die protestantische Exegese und Theologie in der Mitte des 19. Jahrhunderts ist keineswegs gering, auch wenn diesem Brief gerne unterstellt wird, „nicht im Zentrum der Paulusforschung“ zu stehen (oder gestanden zu haben).8 Stellvertretend für viele Exegeten beschreibt Weiß (1827-1918) die paradox anmutende Notwendigkeit der Kommentierungsaufgabe wie folgt:

      „Daß es gerade der Philipperbrief war, den ich erwählte, dafür könnte ich mancherlei Gründe anführen, die verhältnißmäßig geringe Zahl seiner neueren Bearbeitungen, wie die verhältnißmäßig große Zahl der dogmatischen loci, die er enthält“ (vi).

      Gerade letztere Feststellung mag sich auf die theologische Bedeutung von Phil 2,5ff. beziehen – einen Text, den wir später eigens betrachten werden,9 nicht zuletzt auch wegen seiner Bedeutung für die christologische Lehre von der KenosisKenosis im 19. Jahrhundert, die von Phil 2,7 ausgeht.10

      Wenn wir Meyers Kommentarband zunächst im forschungsgeschichtlichen Kontext seiner Entstehungszeit würdigen, zeigt sich, dass insbesondere die Jahre 1842-1847 – im mehrfachen Wortsinne – die eigentlich „kritischen“ Jahre der Philipperbrief-Exegese sind. Zeitlich genau in die Vorgeschichte des Meyer-Kommentars zum Philipperbrief fallen die historisch-kritischen Paulus-Studien BaursBaur, Ferdinand Christian aus dem Jahre 1845 (18672),Baur, Ferdinand Christian11 die zwar bereits durch dessen Arbeit an den Pastoralbriefen (1835) vorbereitet waren,Baur, Ferdinand Christian12 nun aber direkt auf die Exegese und Auslegung des Philipperbriefes ausstrahlten. Baur (1792-1860) stellte nämlich 1845 auf der Basis ausführlicher religionsgeschichtlicher und historischer, später auch stilkritischer Beobachtungen nun auch die Echtheit des Philipperbriefes in Frage. Damit ging Baur weit über die zeitgenössischen Tendenzen der historischen Paulus-Kritik, die Echtheit der Paulusbriefe in Zweifel zu ziehen, hinaus, wie Gottlieb LünemannsLünemann, Gottlieb (1819-1894) Erwiderung aus dem Jahre 1847,Lünemann, Gottlieb13 aber auch Baurs kritische Auseinandersetzung mit de WetteWette, Wilhelm M. L. deBaur, Ferdinand Christian14 verdeutlicht. De Wette (1780-1849) hatte seinerseits zuletzt – übrigens im Unterschied zu Meyer, der insgesamt im Echtheitsdiskurs eine wohl eher gemäßigte Position vertrittWette, Wilhelm M. L. de15 – die Echtheit des Epheserbriefes bezweifelt,Wette, Wilhelm M. L. de16 hielt aber an der Echtheit des Philipperbriefes fest.Wette, Wilhelm M. L. de17

      Bei seiner Beurteilung der Unechtheit des Philipperbriefes im Jahre 1845 leiten BaurBaur, Ferdinand Christian im Wesentlichen drei Beobachtungen:Baur, Ferdinand Christian18 Der Philipperbrief bewege sich, wie Phil 2,5ff. zeigten, „im Kreise gnostischer Ideen und Ausdrücke“ (458);Baur, Ferdinand Christian19 der Brief sei von einer vorherrschenden „Subjectivität des GefühlsGefühl(e)“ geprägt (464), gekennzeichnet durch „Gedankenarmuth“ und Mangel an einem bestimmten „Zweck und Grundgedanken“ (1843: 464; 18672: 59); die historische Situationsbeschreibung des Paulus in Phil 1,12 etc. „steht ganz für sich“ (469).Baur, Ferdinand ChristianZeller, Eduard20 Hiermit ist die eigentliche Kontrastfolie beschrieben, vor der Meyers vielfältige PolemikPolemik in seinem Kommentar verständlich wird. Wie de WetteWette, Wilhelm M. L. de nimmt auch Meyer zum einen bereits in seiner 6-seitigen СКАЧАТЬ