Der Philipperbrief des Paulus. Eve-Marie Becker
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СКАЧАТЬ Schon Marvin R. VincentVincent, Marvin R. (1834-1922) schrieb allerdings 1911 in durchaus kritischer Bewunderung:

      „Meyer stands in the very front rank of exegetes. Great learning; remarkable exegetical insight; devout, fair, independent, clear and forcible in statement; strong historic sense. He leans somewhat towards excessive literalism, and is not a good authority on text […]“.Vincent, Marvin R.21

      1.3. Die folgenden Auflagen des Meyer-Kommentars bis 1874 und die englischsprachigen Ausgaben der Jahre 1875 und 1889

      Die zweite Auflage des Meyer-Kommentars zum Philipper-, Kolosser- und Philemonbrief erscheint 1859.Meyer, Heinrich A. W.1 Meyer hat aus der Literatur, was zwischenzeitlich erschienen ist, „zu Rathe gezogen“ (V). Das gilt insbesondere im Blick auf den „grossartigen christologischen Erguss Phil. 2,6 ff.“, über den „neuerlich wieder viel und viellerlei verhandelt [wurde], Zutreffendes und Verfehltes“ (V). Insgesamt hat Meyer den Kommentar also durchgesehen – er hat „die ganze kritische und exegetische Mühwaltung auf’s neue durchgemacht“ (V). So wächst der Kommentarteil insgesamt um knapp zehn Seiten (6-153), indem Meyer teils in den Fußnoten Literatur ergänzt, teils die Anmerkungen nach der Textkommentierung erweitert. Sein Vorgehen wird, wie wir bei der Analyse von Phil 2,6ff. sehen werden, sogar zu Revisionen beim Textverstehen führen.2 Auch die dritte und vierte Auflage des Kommentars (1865 und 1874) sind noch einmal durch Meyer selbst bearbeitet und – besonders um weitere Literatur – ergänzt worden. So wächst der Kommentarteil in der dritten (7-169) und vierten Auflage deutlich (7-203). Auch in der dritten Auflage bietet Meyer eine neue „Vorrede“ (V-VII), in der er sich kritisch, teils polemisch mit der Philipperbrief-Forschung seiner Zeit befasst und besonders jede mögliche Infragestellung einer paulinischen Präexistenz-Christologie zurückzuweisen sucht (VI). Da die vierte Auflage erst kurz nach dem Tode Meyers erscheint – Meyer hatte von dem „Manuscripte […] selbst noch die eine Hälfte nach Göttingen befördert“ (41874: xviii) –, tritt anstelle einer Vorrede des Verfassers nun die schon erwähnte biographische Einleitung des Sohnes, auf die auch schon William P. DicksonDickson, William P. in der englischen Ausgabe des Kommentars 1875 hinweist.Meyer, Heinrich A. W.3

      Denn die erste englische Übersetzung des Meyer-Kommentars zum Philipperbrief erschien nur kurz nach dem Tode Meyers, und zwar in einem Kommentarband, der wie in der deutschen Ausgabe auch den Kolosserbrief enthielt, während der Philemonbrief zusammen mit dem Epheserbrief herausgegeben wurde. Die Übersetzung des Philipperbrief-Kommentars (1-233) wurde zunächst von G. H. Venables auf der Basis der dritten Auflage des Meyer-Kommentars vorgenommen, dann aber von John C. Moore unter Berücksichtigung der gerade erst erschienenen vierten Auflage von Meyers Philipperbrief-Kommentar durchgesehen und bearbeitet.Dickson, William P.4 Die Wissenschaftskommunikation geschieht – wie auch sonst im 19. Jahrhundert – zügig, ja umgehend. Im Jahre 1885/1889 wird dann noch einmal eine englische Ausgabe speziell für den amerikanischen Buchmarkt herausgebracht.Meyer, Heinrich A. W.5 Es handelt sich dabei um eine Kommentarsammlung, die aus Meyers Kommentierung des Philipper-, Kolosser- und Philemonbriefes und zudem aus der Kommentierung der beiden Thessalonicherbriefe durch LünemannLünemann, Gottlieb besteht. Dieser Sammelband entspricht damit der 9. und 10. Abteilung der deutschen Ausgabe von 1874 bzw. 1867.

      In der amerikanischen Ausgabe wird Meyers Philipperbrief-Kommentar (1-191) entsprechend der englischen Übersetzung von 1875 wieder veröffentlicht. Im Unterschied zur englischen Ausgabe bietet der amerikanische Band von 1889 eine leicht erweiterte Literaturliste (vii-xii) und eine veränderte Druckform – die Fußnoten sind nun in Kolonnen gedruckt. Bemerkenswert sind aber vor allem einige in den laufenden Text eingestellten „notes“ des amerikanischen Herausgebers TimothyTimotheus/Timothy DwightDwight, Timothy (z.B. 188f.), in welchen Meyers Exegese und Textinterpretation – anders als in der englischen Ausgabe von 1875 – ihrerseits teils durchaus kritisch kommentiert wird.Meyer, Heinrich A. W.Dwight, Timothy6 Dwight (1828-1916), damaliger Präsident der Yale University, fügt ein Vorwort ein (iii-vi), in dem er die Funktion dieser „notes“ begründet: Sie sollen der amerikanischen „edition a value of its own, and thus a reason for its existence“ geben (iv). Darüber hinaus legt Dwight die Geschichte der vorliegenden Übersetzung und seine persönliche Arbeit an vorausliegenden Übersetzungen von Meyer-Kommentaren, besonders des Römerbriefes, dar. Er führt den Leser so nicht nur in die Bedeutung des neutestamentlichen Kommentarwesens ein, sondern beschreibt auch die Mühen, besonders aber den Mehrwert eines solchen Übersetzungsprojekts.

      2. Die Kommentierungen des Philipperbriefes durch A. H. FrankeFranke, August H. (1886) und E. HauptHaupt, Erich (1897/1902)

      August H. FrankesFranke, August H. Kommentar zum Philipperbrief erschien erstmalig und einzig im Jahre 1886. Die Auslegung erfolgte, wie bei H. A. W. MeyerMeyer, Heinrich A. W., zusammen mit dem Kolosser- und dem Philemonbrief.Franke, August H.1 Franke, seit 1882 Privatdozent in Halle, wurde kurz vor Erscheinen des Kommentars auf einen Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität zu Kiel berufen. Sein Ordinariat dort hatte er allerdings lediglich für drei Jahre inne – er musste es wegen schwerer Krankheit schon 1889 aufgeben. 1891 verstirbt Franke, mit nur 37 Jahren. Frankes Grab befindet sich – wie das seines Nachfolgers bei der Kommentierung des Philipperbriefes im KEK, Erich HauptHaupt, Erich – auf dem Laurentiusfriedhof in Halle. Auf Frankes Grabstein ist Phil 1,21 zu lesen: „Christus ist mein Leben“2. Wie wir auch bei Ernst LohmeyerLohmeyer, Ernst sehen werden (s.u.), sind bei Franke Leben und Forschen erkennbar eng verbunden. Dies wird bereits in der knappen, aber persönlich gehaltenen, zweiseitigen „Vorrede“ in dem Kommentar deutlich, wo Franke seine krankheitsbedingten Unterbrechungen bei seiner Arbeit am Philipperbrief beschreibt.

      Auf diese „Vorrede“ folgt eine Einleitung (1-25), die sich mit den drei Forschungsproblemen befasst, die ähnlich schon Meyers Einleitung die Struktur vorgegeben hatten (s.o.): der Rekonstruktion der Gemeinde in PhilippiPhilippi (§ 1: 1-7), Fragen nach „Veranlassung, Zweck und Inhalt des Briefes“ (§ 2: 7-15) und der Frage nach der „Einheit und Echtheit“ des Philipperbriefes (§ 3: 15-25). FrankesFranke, August H. Zugang zu den Einleitungsfragen bleibt im Ergebnis nahe bei den Einschätzungen Meyers:

      So rechnet auch FrankeFranke, August H. mit einer Abfassung des Philipperbriefes in RomRom im Jahre 63 oder 64 n.Chr. (8). Frankes Darstellung ist jedoch deutlich länger, in Teilen auch umfassender als die des Vorgängers: Franke diskutiert unter § 1 ausführlich „die Frage nach dem nationalen Bestande und dem religiösen Charakter der Gemeinde zu PhilippiPhilippi“ (3) und stellt in diesem Zusammenhang die wechselvollen Forschungstrends, entweder von judaisierenden Parteiungen (mit Verweis auf MatthiesMatthies, Conrad S.)Matthies, Conrad S.Philippi3 oder von einer aus Juden und Heiden gemischten Gemeinde auszugehen, dar (5).

      Auch die Diskussion über die Einheit und Echtheit des Philipperbriefes in § 3 ist weitaus umfangreicher geraten – sie gleicht in vielen Abschnitten einem zumeist unpolemisch gehaltenen Literatur- und Forschungsbericht (15-25). FrankeFranke, August H. sieht in Phil 3,1ff. den eigentlichen Ansatzpunkt für die Infragestellung der literarischen Einheit (15), weicht aber auch hier in seiner Gesamtbeurteilung der Einleitungsfragen kaum von Meyer ab. Franke versteht offensichtlich seinen Kommentar als Fortführung und Aktualisierung des Meyer’schen Projekts (vgl. 20). Zur Aktualisierung gehört auch, dass Franke erstmalig eine Gliederung des Textes nach Sinneinheiten bietet (schon 14f.), die kurz formal und inhaltlich charakterisiert werden – so etwa bereits Phil 1,1-11 (25f.) als „Eingang des Briefes“, der dann wiederum in kleineren Einheiten kommentiert wird (Phil 1,1f.; 1,3-6; 1,7f.; 1,9-11 [25-43]). Doch sogar in vielen Detailfragen sieht sich Franke weitestgehend an die Kommentierung Meyers wie an eine Vorlage gebunden.Franke, August H.4 So gibt er bei der Deutung von Phil 1,7 (s.o.) fast wörtlich Meyer wieder: Die Wendung διὰ τὸ ἔχειν με … sei „Ausdruck der innigen Liebe […] des Ap(ostels) zu den Lesern, nicht umgekehrt“ (35). Bei seiner Auslegung von Phil 2,5ff. wiederum setzt sich Franke – jedenfalls im Detail – durchaus auch kritisch mit Meyer auseinander (s.u.).

      FrankesFranke, August H. СКАЧАТЬ