Das Tal der Angst. Sir Arthur Conan Doyle
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Название: Das Tal der Angst

Автор: Sir Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783963181382

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СКАЧАТЬ fand der Sergeant die Zugbrücke heruntergelassen, die Fenster erleuchtet und den ganzen Haushalt in einem Zustand wilder Aufregung. In der Eingangshalle drängten sich die schreckensbleichen Dienstboten, und der verängstigte Butler stand händeringend im Torweg. Nur Cecil Barker schien Herr seiner selbst und seiner Emotionen zu sein. Er öffnete eine nahe beim Eingangstor gelegene Zimmertür und winkte dem Sergeant, ihm zu folgen. In diesem Moment traf auch Dr Wood ein, der Dorfarzt, ein energischer und zupackender Mann. Die drei Männer betraten gemeinsam das Mordzimmer, und der von Grauen geschüttelte Butler folgte ihnen auf den Fersen und schloss die Tür hinter sich, um den Dienstmädchen den Anblick der schrecklichen Szene zu ersparen.

      Der Tote lag in der Mitte des Zimmers auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt. Er war mit einem blassroten Hausmantel bekleidet, darunter trug er ein Nachthemd. Die bloßen Füße steckten in Pantoffeln. Der Arzt kniete neben der Leiche nieder und richtete eine Lampe darauf, die auf dem Tisch gestanden hatte. Ein einziger Blick auf das Opfer zeigte, dass jede ärztliche Mühe vergebens war. Der Mann war entsetzlich entstellt. Quer über seiner Brust lag eine eigenartige Waffe, eine doppelläufige Schrotflinte, deren Läufe etwa 30 cm vor den Abzügen abgesägt worden waren. Die Waffe war eindeutig aus nächster Nähe abgefeuert worden, und das Opfer hatte die volle Ladung ins Gesicht bekommen, wodurch der Schädel förmlich zertrümmert worden war. Die beiden Abzüge waren mit Draht zusammengebunden, um beide Läufe gleichzeitig abfeuern zu können und damit eine noch verheerendere Wirkung zu erzielen.

      Der Dorfpolizist war unsicher und verwirrt angesichts der großen Verantwortung, die plötzlich auf seinen Schultern lag.

      »Wir dürfen nichts anrühren, bis meine Vorgesetzten hier sind«, sagte er heiser, während er voller Grauen auf den entsetzlich verstümmelten Kopf des Toten starrte.

      »Bis jetzt ist nichts angerührt worden«, sagte Cecil Barker. »Dafür stehe ich ein. Alles ist haargenau so, wie ich es vorgefunden habe.«

      »Um welche Uhrzeit war das?« Der Sergeant hatte sein Notizbuch gezückt.

      »Halb zwölf. Ich war noch angezogen und saß in meinem Schlafzimmer vor dem Kamin, als ich einen Schuss hörte. Er war nicht sehr laut, eher gedämpft. Ich rannte die Treppe hinunter. Ich glaube, es hat keine dreißig Sekunden gedauert, bis ich hier war.«

      »Stand die Tür offen?«

      »Ja, sie war offen. Der arme Douglas lag so da, wie Sie ihn jetzt sehen. Sein Schlafzimmerleuchter mit einer brennenden Kerze stand auf dem Tisch. Ich war es, der die Tischlampe angezündet hat.«

      »Haben Sie niemanden gesehen?«

      »Nein. Ich habe gehört, wie Mrs Douglas ebenfalls die Treppe herunterkam, und bin ihr entgegengelaufen, um ihr diesen schrecklichen Anblick zu ersparen. Dann kam Mrs Allen dazu, die Haushälterin, und führte sie weg. Auch Ames war unterdessen gekommen, und wir sind zusammen wieder in das Zimmer gegangen.«

      »Ich habe gehört, dass die Zugbrücke die ganze Nacht über hochgezogen bleibt.«

      »Ja, sie war hochgezogen. Ich habe sie heruntergelassen.«

      »Aber wie hätte der Mörder dann entkommen können? Das ist doch ganz unmöglich. Mr Douglas muss sich selbst erschossen haben.«

      »Das war auch unser erster Gedanke. Aber schauen Sie!« Barker zog den Vorhang beiseite. Das große Fenster mit den Bleiglasscheiben stand weit offen. »Sehen Sie sich das hier an!« Er hielt die Lampe tiefer und wies auf einen Blutfleck auf der niedrigen Fensterbank – den Abdruck einer Fußsohle. »Das hat jemand hinterlassen, der hier durch das Fenster gestiegen ist.«

      »Sie meinen, jemand ist durch den Wassergraben gewatet?«

      »Genau.«

      »Aber wenn Sie innerhalb einer halben Minute nach der Tat hier im Zimmer waren, muss der Mörder zu dieser Zeit im Graben gewesen sein.«

      »Ganz bestimmt. Himmel und Hölle! Ich wünschte, ich wäre zum Fenster gerannt. Aber es war ja durch den Vorhang verdeckt, wie Sie sehen, da ist mir das nicht in den Sinn gekommen. Dann habe ich Mrs Douglas’ Schritte gehört, und ich musste verhindern, dass sie hier hereinkam. Es wäre zu grauenhaft für sie gewesen.«

      »Grauenhaft ist nicht zu viel gesagt«, bemerkte der Doktor mit einem Blick auf den zerschmetterten Kopf und die grässlichen Spuren ringsum. »Seit dem Eisenbahnunglück in Birlstone damals habe ich keine so fürchterlichen Verletzungen gesehen.«

      »Aber sagen Sie mir bitte«, bemerkte der Polizeibeamte, dessen ländlich-behäbiger Verstand immer noch mit dem offenen Fenster beschäftigt war, »es ist ja schön und gut, was Sie da sagen, dass jemand durch den Graben waten und auf diese Art entkommen kann, aber ich möchte doch gern wissen, wie er überhaupt ins Haus gelangt ist, wenn die Brücke hochgezogen war?«

      »Ah, das ist allerdings die Frage«, sagte Barker.

      »Um welche Zeit wurde sie hochgezogen?«

      »Kurz vor sechs Uhr«, antwortete der Butler Ames.

      »Ich habe gehört«, sagte der Sergeant, »dass dies gewöhnlich bei Sonnenuntergang geschieht. Um diese Jahreszeit ist das eher gegen halb fünf als um sechs Uhr.«

      »Mrs Douglas hatte Gäste zum Tee«, antwortete Ames. »Ich konnte die Brücke erst hochziehen, nachdem sie gegangen waren. Das habe ich dann auch eigenhändig getan.«

      »Dann läuft es also auf Folgendes hinaus«, sagte der Sergeant. »Wenn der Mörder von draußen gekommen ist – ich sage ausdrücklich wenn –, dann muss er vor sechs Uhr abends über die Brücke gekommen sein und sich hier versteckt haben, bis Mr Douglas nach elf Uhr nachts hereinkam.«

      »Genauso ist es. Mr Douglas machte jeden Abend vor dem Zubettgehen noch eine Runde durch das Haus, um nachzusehen, ob alle Lichter gelöscht sind. Das war es, was ihn hierhergeführt hat. Der Mann hat hier gelauert und ihn niedergeschossen. Dann ist er durch das Fenster geflohen, hat seine Waffe aber zurückgelassen. Nur so kann ich es mir erklären – alles andere würde nicht zu den vorliegenden Tatsachen passen.«

      Der Sergeant hob eine Karte auf, die neben dem Toten auf dem Fußboden lag. Sie trug einen mit Tinte gekritzelten Schriftzug: die Buchstaben V. V. und darunter die Zahl 341.

      »Was ist das?«, fragte er und hielt das Kärtchen hoch.

      Barker betrachtete es neugierig.

      »Das ist mir gar nicht aufgefallen«, sagte er. »Das muss der Mörder hinterlassen haben.«

      »V. V. 341 – was soll das bedeuten?« Der Sergeant drehte das Kärtchen in seinen dicken Fingern. »Was bedeutet V. V.? Vermutlich die Initialen von jemandem. Was haben Sie denn da, Dr Wood?«

      Es war ein großer Hammer, der auf dem Teppich vor dem Kamin gelegen hatte – ein solides, schweres Werkzeug. Cecil Barker zeigte auf eine Schachtel Messingnägel, die auf dem Kaminsims stand.

      »Mr Douglas hat gestern Bilder umgehängt«, sagte er. »Ich habe ihn gesehen, wie er auf dem Stuhl dort stand und das große Bild befestigt hat. Daher der Hammer.«

      »Wir legen ihn am besten auf den Teppich zurück, wo wir ihn gefunden haben«, sagte der Sergeant und kratzte sich ratlos am Kopf. »Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, braucht es die besten Köpfe, die wir bei der Polizei haben. Ich glaube, das ist ein Fall für London.« Er nahm die Lampe vom Tisch und schritt damit langsam das Zimmer ab. »Holla!« rief er СКАЧАТЬ