Название: Das Tal der Angst
Автор: Sir Arthur Conan Doyle
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783963181382
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»Hier hat sich jemand versteckt, eindeutig!« Er bückte sich mit der Lampe, und in ihrem Licht wurden in einer Ecke schlammige Stiefelabdrücke sichtbar. »Ich würde sagen, das bestätigt Ihre Theorie, Mr Barker. Sieht ganz so aus, als ob der Mann nach vier Uhr ins Haus gelangt ist, als die Vorhänge bereits zugezogen waren, aber vor sechs Uhr, als die Zugbrücke hochgezogen wurde. Er ist in dieses Zimmer geschlüpft, weil es am nächsten zum Eingangstor liegt. Ein besseres Versteck fand er nicht, da hat er sich hinter diesem Vorhang versteckt. Das scheint alles ziemlich klar zu sein. Es ist gut möglich, dass er eigentlich auf Diebstahl aus war und dass Mr Douglas ihn zufällig ertappt hat. Da hat er ihn erschossen und ist geflohen.«
»So sehe ich es auch«, sagte Barker. »Aber meinen Sie nicht, dass wir kostbare Zeit vergeuden? Sollten wir nicht lieber hinausgehen und die Umgebung absuchen, bevor der Kerl endgültig entkommt?«
Der Sergeant überlegte eine Weile. »Vor sechs Uhr früh geht kein Zug mehr – mit der Eisenbahn kann er also nicht entkommen. Und wenn er bis zum Bauch pitschnass über die Landstraße marschiert, wird er bestimmt von ein paar Leuten bemerkt. Ich kann mich nicht vom Tatort wegrühren, bevor ich abgelöst werde. Und ich glaube, Sie sollten auch hierbleiben, bis wir die Dinge etwas klarer sehen.«
Der Doktor hatte die Lampe ergriffen und examinierte den Leichnam sorgfältig.
»Was ist das für ein Zeichen?« fragte er. »Könnte es etwas mit dem Mord zu tun haben?«
Der rechte Arm des Toten ragte, bis zum Ellbogen entblößt, aus dem Hausmantel hervor. Etwa auf halber Höhe des Unterarms war ein sonderbares braunes Mal zu sehen, das sich deutlich von der fahlen Haut abhob: ein Dreieck in einem Kreis.
»Das ist keine Tätowierung«, sagte der Doktor, scharf durch seine Brille spähend. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Es ist ein Brandzeichen, wie man es beim Vieh macht. Was hat das nun wieder zu bedeuten?«
»Ich kann nicht behaupten, dass ich weiß, was es bedeutet«, sagte Cecil Barker, »aber gesehen habe ich dieses Zeichen an Douglas häufig in den letzten zehn Jahren.«
»Ich auch«, fiel der Butler ein. »Mir ist dieses Zeichen auch aufgefallen, wenn der gnädige Herr die Hemdärmel hochgekrempelt hat. Ich habe mich oft gefragt, was es wohl bedeutet.«
»Dann kann es mit dem Verbrechen nichts zu tun haben«, meinte der Sergeant. »Aber komisch ist es trotzdem. Alles an diesem Fall ist komisch. – Was ist denn jetzt wieder los?«
Der Butler hatte einen erstaunten Ruf ausgestoßen und wies auf die ausgestreckte Hand des Toten.
»Sie haben seinen Ehering gestohlen!« stieß er hervor.
»Was?«
»Ja, wirklich! Der gnädige Herr trug immer seinen schlichten goldenen Trauring am kleinen Finger der linken Hand. Diesen Ring dort mit dem kleinen Nugget trug er darüber und den mit der gewundenen Schlange am Mittelfinger. Der Nugget-Ring ist da, und der Schlangenring auch, aber der Ehering fehlt.«
»Stimmt«, sagte Barker.
»Wollen Sie damit sagen«, fragte der Sergeant, »dass er den Ehering unter dem anderen trug?«
»Ja, immer.«
»Dann muss der Mörder – oder wer auch immer – erst den Ring abgezogen haben, den Sie ›Nugget-Ring‹ nennen, und dann den Ehering, und dann den Nugget-Ring wieder aufgesteckt haben.«
»So ist es.«
Der brave Dorfpolizist schüttelte den Kopf. »Mir scheint, je schneller wir London hinzuziehen, desto besser«, sagte er. »White Mason ist ein kluger Kopf. Kein Fall, den wir hier in der Gegend hatten, war jemals zu verzwickt für White Mason. Es dauert nicht mehr lange, dann ist er hier und hilft uns weiter. Trotzdem glaube ich, wir müssen uns an London wenden, bevor wir mit der Sache durch sind. Egal wie, ich geb jedenfalls gerne zu, dass das hier ’ne Nummer zu groß ist für jemanden wie mich.«
4. KAPITEL
Dunkelheit
Um drei Uhr morgens traf, dem dringenden Ruf von Sergeant Wilson aus Birlstone folgend, ein leichter, von einem schweißnassen Traber gezogener Einspänner vom Hauptquartier her am Schauplatz ein, und mit ihm der oberste Kriminalbeamte der Grafschaft Sussex. Mit dem ersten Frühzug um 5.40 Uhr schickte er eine Nachricht an Scotland Yard, und um 12 Uhr mittags stand er auf dem Bahnhof von Birlstone, um uns in Empfang zu nehmen. Mr White Mason war ein ruhiger, gemütlich aussehender Mann in einem etwas zu weiten Tweedanzug, mit glattrasiertem, rötlichem Gesicht, korpulenter Statur und mächtigen, mit Gamaschen bekleideten O-Beinen. Er wirkte eher wie ein kleiner Farmer oder ein pensionierter Wildhüter oder dergleichen, aber keineswegs wie einer der fähigsten Kriminalpolizisten, die die Grafschaft aufzuweisen hatte.
»Das ist ja wirklich ein Riesending, Mr MacDonald«, wiederholte er mehrfach. »Die Zeitungsmenschen werden sich drauf stürzen wie Fliegen auf ein Stück Aas, sobald sie davon erfahren. Ich hoffe nur, wir sind mit unserer Arbeit fertig, bevor sie ihre Nasen hier reinstecken und alle Spuren zertrampeln. So einen Fall hatten wir hier noch nie, so weit ich weiß. Ich müsste mich sehr irren, wenn es da nicht einige Punkte gäbe, die Ihre Spezialität sind, Mr Holmes. Und auch Ihre, Dr Watson, denn die Herren Ärzte werden ein gewichtiges Wort mitzureden haben, bevor alles geklärt ist. Ich habe Sie übrigens im Westville Arms untergebracht. Ein anderes Gasthaus gibt es hier nicht, aber ich habe gehört, es ist sauber und ordentlich. Dieser Mann kümmert sich um Ihr Gepäck. Hier entlang, Gentlemen, wenn ich bitten darf.«
Ein kompetenter und umgänglicher Mann war er, dieser Inspektor aus Sussex. Zehn Minuten später hatten wir unser Quartier bezogen, und weitere zehn Minuten später saßen wir im Privatsalon des Gasthauses beisammen und bekamen eine knappe Schilderung der Ereignisse serviert, so wie ich sie im vorigen Kapitel in groben Zügen beschrieben habe. MacDonald machte sich gelegentlich eine Notiz, während Holmes ruhig und konzentriert dasaß. Sein Gesicht drückte Faszination und andächtige Bewunderung aus, wie das eines Botanikers angesichts einer seltenen und kostbaren Blüte.
»Interessant!« sagte er, als der Bericht zu Ende war. »Höchst interessant! Ich kann mich kaum an einen eigentümlicheren Fall erinnern.«
»Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen würden, Mr Holmes«, sagte White Mason erfreut. »Wir sind hier in Sussex ganz auf der Höhe der Zeit. Jetzt habe ich Ihnen erzählt, wie ich die Sache vorgefunden habe, als ich sie zwischen drei und vier Uhr morgens von Sergeant Wilson übernommen habe. Donnerwetter, was hab ich die alte Mähre laufen lassen! Und dann hat sich herausgestellt, dass diese Eile gar nicht nötig war, denn es gab nichts, was ich sofort hätte tun müssen. Sergeant Wilson hatte alle Fakten beisammen. Ich bin sie durchgegangen, habe alles überdacht und vielleicht noch um ein paar Kleinigkeiten ergänzt.«
»Und die wären?« fragte Holmes gespannt.
»Zuerst habe ich mir den Hammer genau angesehen, zusammen mit Dr Wood. Aber wir haben nicht den geringsten Hinweis gefunden, dass er als Waffe benutzt worden ist. Ich hatte gehofft, dass Mr Douglas, falls er sich mit dem Hammer verteidigt hat, dem Mörder vielleicht noch eins damit verpasst hat, bevor er ihn auf den Teppich fallen ließ. Aber da ist keine Blutspur dran.«
»Das beweist natürlich gar nichts«, warf Inspektor MacDonald ein. »Es gibt jede Menge Hammer-Morde ohne Spuren an dem Ding.«
»Allerdings, СКАЧАТЬ