The New Jim Crow. Michelle Alexander
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Название: The New Jim Crow

Автор: Michelle Alexander

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

Серия:

isbn: 9783956141591

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СКАЧАТЬ »Egalitarismus in Mangel und Armut, der Verwandschaft in einem gemeinsamen Missstand unter einem gemeinsamen Unterdrücker«.23 Tom Watson, ein prominenter Politiker der Populisten, argumentierte in einer Rede, in der er zu einem Zusammenschluss von schwarzen und weißen Farmern aufforderte: »Man bringt euch auseinander, damit man euch getrennt um euren Verdienst bringen kann. Sie säen Hass zwischen euch, weil auf diesem Hass der finanzielle Despotismus errichtet wird, der euch alle versklavt. Ihr werdet getäuscht und geblendet, damit ihr nicht seht, wie dieser Rassenantagonismus ein finanzielles System verewigt, das euch alle zu Bettlern macht.«24

      Um zu zeigen, dass sie wirklich eine multirassische Arbeiterbewegung gegen die weißen Eliten auf die Beine stellen wollten, bemühten sich die Populisten um die Integration der Rassen, für sie ein Symbol des Zusammenschlusses auf Grundlage der gemeinsamen Klassenzugehörigkeit. Bei den Afroamerikanern im gesamten Süden weckte dies große Hoffnungen, und so engagierten sie sich begeistert als Partner im Kampf für soziale Gerechtigkeit. Wie Woodward schreibt: »Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass während der kurzen Zeit in den 1890er Jahren, in der die Bewegung der Populisten blühte, die Neger und die Weißen eine größere Annäherung und Übereinstimmung in der politischen Zielsetzung entwickelten, als es sie jemals zuvor oder danach im Süden gegeben hatte.«25

      Die von den Populisten anvisierte Allianz stellte eine große Herausforderung dar, waren doch gerade bei den Weißen der unteren Einkommensschicht die Rassenvorurteile besonders ausgeprägt. Trotzdem erzielte die populistische Bewegung, beflügelt durch die Unzufriedenheit, die die schwere Krise in der Landwirtschaft in den 1880er und 1890er Jahren hervorrief, anfangs beachtliche Erfolge im Süden. Die Populisten griffen schonungslos die als Partei der Privilegierten geltenden Konservativen an und erzielten in der gesamten Region beachtliche Wahlerfolge. Aufgeschreckt durch den Erfolg der Populisten und die offensichtliche Stärke einer Allianz zwischen armen Weißen und Afroamerikanern, appellierten die Konservativen wieder an die weiße Überlegenheit und griffen zu den altbewährten Taktiken der Redemption: Betrug, Einschüchterung, Bestechung und Terror.

      Mit Segregationsgesetzen versuchte man ganz bewusst einen Keil zwischen die armen Weißen und die Afroamerikaner zu treiben. Diese Diskriminierung legte es darauf an, bei den Weißen der unteren Klassen ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber den Schwarzen zu wecken, was es sehr viel unwahrscheinlicher machte, dass sie sich mit ihnen politisch gegen die weiße Elite verbündeten. Das war wieder eine »Racial Bribe«, eine bereits bewährte Taktik. »Solange die armen Weißen ihren Hass und ihre Enttäuschung auf die schwarzen Konkurrenten richteten, blieb den Pflanzern eine gegen sie gerichtete Klassenfeindschaft erspart«, schrieb William Julius Wilson.26 Um die wohlbegründeten Befürchtungen der armen und ungebildeten Weißen zu zerstreuen, dass auch sie, nicht anders als die Schwarzen, ihr Wahlrecht verlieren könnten, führten die Führer der Bewegung vor der Rechtsenteignung der Schwarzen zunächst in allen Bundesstaaten eine aggressive Kampagne durch, in der sie die Überlegenheit der weißen Rasse zum Thema machten.

      Am Ende gaben die Populisten dem Druck nach und ließen ihre früheren Verbündeten im Stich. »Auf dem Höhepunkt der Bewegung [der Populisten] hatten die beiden Rassen einander und ihre Gegner mit ihrer Eintracht und guten Zusammenarbeit überrascht«, bemerkte Woodward.27 Aber als klar wurde, dass die Konservativen vor nichts zurückschreckten, um dieses Bündnis zu zerstören, löste sich die rassenübergreifende Partnerschaft auf, und die Führer der Populisten reihten sich bei den Konservativen ein. Selbst Tom Watson, einer der stärksten Befürworter einer Allianz der Farmer gleich welcher Hautfarbe, kam zu dem Schluss, dass die Prinzipien der Populisten vom Süden nur angenommen würden, wenn die Schwarzen aus der Politik ausgeschlossen wurden.

      Die Krise der Landwirtschaft sowie eine Reihe gescheiterter Reformen und gebrochener politischer Versprechen hatten zu einem starken Anstieg der sozialen Spannungen geführt. Die herrschenden Weißen sahen nun, dass es in ihrem politischen und wirtschaftlichen Interesse lag, die Schwarzen zu Sündenböcken zu erklären. So wurde die »Erlaubnis zum Hass« gegeben. Ihr schlossen sich auch Kräfte an, die sich zuvor einer solchen Politik verweigert hatten, darunter die Liberalen aus dem Norden, die sich mit dem Süden aussöhnen wollten, die Konservativen aus dem Süden, die einst den Schwarzen versprochen hatten, sie vor rassistischen Extremisten zu schützen, und die Populisten, die ihre dunkelhäutigen Verbündeten im Stich ließen, als die Partnerschaft mit ihnen unter Beschuss geriet.28

      Die Geschichte schien sich zu wiederholen. So wie die weiße Elite nach Bacons Rebellion erfolgreich einen Keil zwischen die armen Weißen und Schwarzen getrieben hatte, indem sie die Institution der schwarzen Sklaverei erfand, tauchte beinahe zwei Jahrhunderte später ein neues rassisches Kastensystem auf, teilweise aufgrund der Bemühungen der weißen Eliten, eine multirassische Allianz der Armen zu verhindern. Um 1900 hatten sämtliche Staaten des Südens Gesetze erlassen, die die Schwarzen entrechteten und sie in praktisch allen Bereichen des Lebens diskriminierten. Die rassistische Ausgrenzung erfasste Schulen, Kirchen, das Wohnungswesen, den Arbeitsplatz, Toiletten, Hotels, Restaurants, Krankenhäuser, Waisenhäuser, Gefängnisse, Beerdigungsinstitute, Leichenhallen und Friedhöfe. Politiker wetteiferten miteinander um immer strengere Diskriminierungsmaßnahmen und erließen manchmal geradezu lächerliche Gesetze (beispielsweise ein Verbot für Schwarze und Weiße, miteinander Schach zu spielen). Über das gesamte politische Spektrum hinweg unterstützten die Weißen öffentliche Symbole, die ständig an die Unterjochung der Schwarzen erinnerten. An den Nöten der armen Weißen änderte sich unterdessen nichts. Die »Racial Bribe« zahlte sich für sie allenfalls psychologisch aus.

      Die neue Rassenordnung, die unter dem Namen Jim Crow bekannt wurde – der Ausdruck stammt von der Karikatur eines Schwarzen aus einer Minstrel Show – wurde als »abschließende Lösung«, »Rückkehr zur Vernunft« oder als »das dauerhafte System« betrachtet.29 Natürlich hatte auch das vorherige System auf Rasse gegründeter Gesellschaftskontrolle – die Sklaverei – bei seinen Unterstützern als unabänderlich, vernünftig und ewig gegolten. So wie das vorherige System schien auch Jim Crow »natürlich«, und man konnte sich kaum noch daran erinnern, dass Alternativen nicht nur schon einmal möglich gewesen, sondern beinahe sogar umgesetzt worden waren.

       Das Ende von Jim Crow

      Akademiker streiten sich seit langem darüber, wann die Reconstruction begann und endete, auch darüber, wann Jim Crow endete und die Bürgerrechtsbewegung oder »zweite Reconstruction« begann. Für die Ära der Reconstruction gibt man in der Regel den Zeitraum von 1863 bis 1877 an, in dem die Truppen der Nordstaaten den Süden besetzt hielten. Viel weniger klar ist, wann die Ära von Jim Crow begann und wann sie endete.

      Die Öffentlichkeit verknüpft das Ende von Jim Crow gewöhnlich mit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs im Fall Brown v. Board of Education, die zum Verbot der Rassentrennung an den Schulen führte, obwohl das System schon Jahre vorher Schwächen zeigte. Um das Jahr 1945 kamen immer mehr Weiße im Norden zu der Überzeugung, dass sich das Jim-Crow-System dringend ändern müsse, wenn nicht gar ganz abgeschafft gehöre. Dieser Konsens hatte eine ganze Reihe von Gründen, darunter die gewachsene politische Macht der Schwarzen infolge einer starken Abwanderung nach Norden sowie die steigenden Mitgliedszahlen und den zunehmenden Einfluss des NAACP, insbesondere seine äußerst erfolgreiche Kampagne, vor Gerichten gegen die Jim-Crow-Gesetze zu Felde zu ziehen. Viele Forscher hielten jedoch den Einfluss des Zweiten Weltkriegs für viel bedeutender. Der offenbare Widerspruch zwischen dem Widerstand des Landes gegen die Verbrechen des Dritten Reichs an den europäischen Juden mit der andauernden Existenz eines rassischen Kastensystems in den Vereinigten Staaten war peinlich und beschädigte den Anspruch des Landes, Führer der »freien Welt« zu sein. Zudem befürchtete man, die Schwarzen könnten angesichts von Russlands Einsatz für rassische und wirtschaftliche Gleichheit empfänglich für den Einfluss der Kommunisten sein, wenn man nicht für größere Gleichheit sorgte. Gunnar Myrdal hielt 1944 in seinem einflussreichen Buch An American Dilemma ein leidenschaft liches Plädoyer für die Integration der Schwarzen. СКАЧАТЬ