Название: Luft an Land
Автор: Lili B. Wilms
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783960894759
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Fabians raue Fingerspitzen in Izaaks eigenem Nacken fühlten sich himmlisch an – wie sie über den Haaransatz in seine Strähnen fuhren. Izaak reckte seinen Kopf ganz leicht nach hinten in die Berührung. Der stärkere Druck über seine Kopfhaut fühlte sich wie eine tiefe liebkosende Verbindung an.
Izaaks Stöhnen wurde in den Kokon der Musik um sie herum aufgenommen, doch er nahm seine eigenen Vibrationen aus seiner Kehle wahr. Wie Wellen schienen die Schwingungen aus seinem Hals zwischen ihren Körpern hin und her zu wandern. Gleich dem gegenseitigen Ertasten und Erkunden des anderen. Dass er mittlerweile hart war, konnte Fabian, der seinen Oberschenkel zwischen Izaaks Beinen platziert hatte, nicht entgangen sein.
Die streichelnde Hand an seinem Hinterkopf griff Izaak und zog ihn vorsichtig aus der Umarmung. Jeglicher Protest, der sich in ihm aufbäumte, verstummte unter Fabians weichen Lippen. Fast zaghaft erwiderte Izaak diese Zärtlichkeit mit sanftem Druck. Sein wild flatterndes Herz brachte für einen Moment seinen Atem zum Stocken. Mit jedem Nippen bemerkte er, wie sich seine Finger weiter in Fabians Shirt vergruben, und er zog ihn damit noch enger an sich. Offensichtlich unbeirrt davon, blieb Fabian dabei, kurze, trockene Küsschen auf Izaaks Lippen zu setzen.
Küsschen, die ein Verlangen in Izaak hervorriefen, das sich wie elektrische Spannung von seinem Kopf bis zu seinen Füßen ausbreitete. Gierig und sorgsam zugleich ließ er seine Zunge zwischen den Lippen hervorblitzen, sodass er Fabians Oberlippe antippte. Dieser hielt einen Augenblick inne, bevor er seinen Mund öffnete.
Diesmal zögerte Izaak nicht, als er seine Zunge zwischen Fabians Lippen gleiten ließ. Dort wurde er bereits erwartet. Im selben Moment fühlte er wieder diese zärtliche Hand an seinem Hinterkopf. Diesmal so, als wollte deren Besitzer sicherstellen, dass ihre Münder genau in der Position verblieben, in der sie waren. Aufeinander. Ineinander. Miteinander.
Plötzlich unterbrach Fabian den Kuss und sah ihn intensiv an. Sein Mund bewegte sich, doch Izaak verstand zunächst gar nicht, was er sagte. Als er sich ihm entgegenbeugte, wiederholte Fabian es in sein Ohr. »Wollen wir das woandershin verlegen?«
»Ja«, hauchte Izaak atemlos und nickte. Gleichzeitig rasten seine Gedanken. Er war immer noch nicht der Typ für Gelegenheitssex. Es fiel ihm schwer, sich fallen zu lassen und dummerweise kamen ihm oft seine Gefühle in den Weg. Aber das war es doch hier nicht. Er kannte Fabian kaum und lief nicht Gefahr, zu viel in die Situation hineinzuinterpretieren.
Sein Puls pochte wie verrückt an seinem Hals, seine Erektion drückte nahezu schmerzhaft gegen den Reißverschluss seiner Hose. Er hatte das Gefühl, kurz vorm Zerbersten zu sein. Er würde eine Ausnahme machen. Was schadete es, sich ein bisschen zu vergnügen? Ein Hauch von Irritation durchströmte Izaak, als Fabian einen Schritt zurücktrat und ihn mit seiner Hand in Izaaks Rücken in Richtung der Toiletten lenkte.
Wieso hatte Izaak gedacht, sie würden zu ihm gehen oder zu Fabian? Wieso war er manchmal so naiv? Innerlich wies er sich selbst zurecht. Er würde das Beste aus der Situation machen. Es ließ sich aber nicht leugnen, dass ein deutlicher Hauch Enttäuschung mitschwang. Als sie im Flur ankamen, flog Izaaks Blick von der Toilettentür zur Bürotür seines Bruders. Vielleicht konnten sie es wenigstens bequem haben, wenn sie das durchzogen. Die Umgebung sollte es ihm auch eher möglich machen, sich ihrer gegenseitigen Anziehung hinzugeben. Und vielleicht konnte er so die Stimme in sich, die ihn mahnte, vorsichtig zu sein, zum Schweigen zu bringen. Denn wenn er sich schon darauf einließ, wollte er die Sache auch genießen.
Als Fabian die Tür zu den Toiletten aufstoßen wollte, löste sich Izaak von ihm. »Warte kurz.«
Mit schnellen Schritten ging er, am Notausgang vorbei auf Nicks Büro zu. Er drückte den Griff nach unten und schloss schnell die Tür mit seinem Ersatzschlüssel auf, als sie sich nicht öffnete. Ein kleines, schlechtes Gewissen machte sich in seiner Magengegend breit. Es hatte definitiv Vorteile, der Bruder des Eigentümers zu sein; der vertrauensselig genug war, dem kleinen Bruder einen Ersatzschlüssel zu geben, weil er ihm regelmäßig im Büro half. Geholfen hatte. Während des Studiums. Das schon seit über drei Jahren beendet war. Er musste Nick dringend den Schlüssel zurückgeben. Izaak war sich sicher, dass er eine derartige Aktion nicht so schnell wiederholen würde – dennoch. Einmal in Versuchung geführt und sofort gestolpert reichte, sein Gewissen genügend zu belasten.
Hinter sich bemerkte er Fabian, der eine Hand an Izaaks Rücken legte. »Brechen wir ein?«
»Nein. Aber komm schnell rein.« Sein Bruder würde frühestens in zwei Stunden ankommen. Und sein erster Stopp in der Bar wäre sicher nicht das Büro. Bis zur Kassenabrechnung waren es noch Stunden. Fabian und er hatten genügend Zeit. Schnell schlüpften sie in das kleine Zimmer und Izaak knipste das Licht an. Er schloss die Tür wieder hinter ihnen ab, worauf er den Schlüssel vorsorglich im Schloss steckenließ.
Fabian umarmte ihn von hinten und küsste seinen Nacken. Izaak lehnte sich sofort zurück. Er genoss Fabians Arme um seine Mitte, die seinen Oberkörper abtasteten. Einen Arm nach hinten gestreckt, legte er seine Hand in Fabians Nacken und zog ihn zu sich. Fabian setzte seine Küsse nach und nach in Richtung Ohr, bis er schließlich Izaaks Ohrläppchen einsog. Izaak spürte das sanfte Ziehen bis in seine Zehen. Genüsslich drückte er seinen Rücken durch. Auf der Suche nach dem Mund, der seinen Nacken so sehr liebkoste, drehte er sich leicht, sodass Fabian sein Ohr loslassen musste. Gierig streckte sich Izaak ihm entgegen. Sobald sich ihre Lippen trafen, war dieses elektrisierende Gefühl wieder da. Wie ein Schauer lief es über Izaaks Haut. Beide unterbrachen den Kuss, um nach Luft zu schnappen.
Izaak schloss die Augen, während Fabian ihm zärtlich übers Gesicht strich. Vor seinem inneren Auge fühlte er die Finger in seinem Haar, die Kopfhaut entlang.
»Mach die Augen auf.«
Überrascht von der Forderung sah er auf. In dieses sanfte Grau, das ihn so ernst und ruhig und erregt gleichzeitig beobachtete.
»Deine Augenfarbe. Dieses Blau ist … « Doch bevor Fabian seinen Satz beendete, drehte er Izaak an den Schultern um und hielt ihn an den Hüften fest. Das kam … überraschend und für einen Moment kämpfte Izaak damit, wie er reagieren sollte, ohne die Sache sofort zu beenden. Vor ihm war Nicks Schreibtisch. Der PC. Geöffnete Post. Der Stuhl war an die Wand zurückgeschoben und vom Tisch weggedreht. Er dachte krampfhaft nach.
»Kannst du das ausziehen? Kann ich …?« Fabian hatte, während er sprach, seine Hände unter Izaaks Hemd geschoben und fuhr über dessen Seiten nach oben in Richtung seiner Schultern. Izaak schüttelte amüsiert den Kopf und knöpfte zügig die Hemdleiste auf. Der Stoff gab nach und fiel nach hinten über seine Schultern. Fabian sog vernehmbar die Luft ein. Für einen Moment stand Izaak einfach da und lauschte.
Als er sich umdrehen wollte, hielten ihn die Hände an seinen Hüften fest. »Er ist unglaublich. Wirklich, das ist das faszinierendste Tattoo, das ich je gesehen habe.« Izaak fühlte raue Hände seinen Rücken entlang streichen. Ihm war bewusst, dass sein riesiges Meermann-Tattoo die Aufmerksamkeit von jedem, der es entdeckte, auf sich zog.
»Ich hab dich letzte Woche in der Umkleide ohne Shirt gesehen – ich wollte dich nicht so anstarren, aber das ist der Wahnsinn.«
Izaak lächelte. Er liebte sein Tattoo. Es verband ihn mit seiner Heimat. Auch wenn er es nicht immer sehen konnte – er wusste, es war da. Genau wie seine Insel.
Doch so sehr er die Anerkennung seines Körperschmuckes schätzte, so sehr war er nicht deshalb hier. »Wolltest du nur mein Tattoo ansehen, oder hast du noch was anderes vor?«
Fabian ging СКАЧАТЬ