Название: Luft an Land
Автор: Lili B. Wilms
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783960894759
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»Ich seh schon, was wir in meinen Stunden mehr üben müssen. Du kriegst eine Hausaufgabe auf bis nächstes Mal. Die Übung der Baum – oder mehr Stabilität zum Nachspannen blonder Jünglinge, wie wir sie ab jetzt nennen – machst du mindestens fünf Mal täglich. Mindestens drei Minuten auf jeder Seite.« Nadine strahlte ihn mit höchst amüsiertem Blick an. »Konntest du ihn sehen?«
Izaak wollte sich nicht eingestehen, dass Fabians Anwesenheit ihn mehr als nur ein bisschen freute. Sein Herz schlug schneller und seine Wangen wurden etwas wärmer. »Ja. Da hinten steht er. Mit irgendeinem Kerl.« Nonchalant wedelte er mit der Hand in die Richtung, in der er Fabian gesehen hatte. Vor ihm grinste ihn Nadine mit weit gedehnten Lippen an, sodass er Sorge hatte, die Mundwinkel rissen ihr ein, während Tobis Mund aufklappte.
»Hi«, hörte Izaak an seinem Ohr.
Mit leicht geneigtem Kopf drehte er sich zu der Quelle des warmen Baritons um. »Hi«, erwiderte er nicht halb so überzeugt, wie er es geplant hatte.
Gewohnt ruhig lächelte ihn Fabian an. »Willst du etwas trinken?«
»Ja, gerne, wir sind gerade erst gekommen. Aber ich kann das übernehmen.«
Noch bevor Izaak einen Kellner heranwinken konnte, wiegelte Fabian energisch ab. »Ich habe dich eingeladen, ich erledige das.«
»Hast du mich wirklich eingeladen?« Wenn es möglich gewesen wäre, hätte Izaak die Worte in seinen Mund zurückgestopft. Er hörte sich needy an. Sie hatten kaum zwei Worte miteinander gewechselt und schon traten seine ganzen Bedenken zu Tage.
Fabian zog eine Augenbraue hoch und musterte Izaak skeptisch. »Na, das dachte ich zumindest bis eben.«
Der unsichere Gesichtsausdruck verursachte bei Izaak sofort ein schlechtes Gewissen. Er legte seine Hand auf Fabians Unterarm und redete eindringlich auf ihn ein: »Ignoriere mich. Da spricht nur meine eigene Unsicherheit. Ich hatte es gehofft. Aber man weiß ja nie.«
Etwas gequält lächelnd nickte Fabian. »Da hast du wohl recht. Was kann ich dir denn holen?«
»Gin Tonic.«
Izaak sah ihm nach, als er sich ganz nach vorne an die langgezogene Bar schob und ihre Bestellung aufgab.
Neben ihm seufzte Tobi. »Na los, Nadine, wir gehen ein bisschen das Tanzbein schütteln. Ich kann mir dieses Gebalze nicht mitansehen.«
»Was redest du?«, fragte ihn Izaak überrascht. »Wir haben bisher nur geredet.«
»Schätzchen, wenn du denkst, es fällt niemanden auf, wie du ihn mit den Augen ausziehst – und er dich – dann täuschst du dich gewaltig.« Er deutete an, sich Luft mit der Handfläche zuzuwedeln. »Die sexuelle Spannung zwischen euch ist so gewaltig, dass ich Angst habe, in Flammen aufzugehen, wenn ich dazwischenkomme.«
Nadine gab einen grunzartigen Laut von sich, den man von einem derart zierlichen, kleinen Persönchen nicht erwarten würde, und schüttelte den Kopf. »Zum Glück bist du nicht dramatisch.«
Mit einer Hand winkend zog Tobi Nadine auf die Tanzfläche. Izaak setzte sich auf den von Nadine verlassenen Barhocker und sah zu Fabian, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand. Mittlerweile hatte er zwei Gläser in der Hand. Das mit dem durchsichtigen Inhalt war für Izaak, das mit Cola offenbar für Fabian selbst.
»Wo sind die anderen zwei hin?«
Izaak deutete auf die Tanzfläche, auf der Tobi und Nadine alle Blicke auf sich zogen. Fabian lächelte und schob Izaaks Gin Tonic zu ihm die Bar entlang. Izaak musterte ihn dabei, wie er mit der konzentrierten Miene, die er seit Wochen beobachtete, auch diese kleine Tätigkeit vornahm. Wo war der lachende, strahlende Mann von gerade eben hin?
»Bist du mit jemandem hier?«
Irritiert sah Fabian auf. Er zog die Augenbrauen zusammen und sein Mund öffnete sich leicht, wobei sich gleichzeitig seine Lippen kräuselten. »Was?«
Izaak biss sich auf die Unterlippe und verfluchte sich innerlich. Um seine Reaktion zu überspielen, nahm er einen Schluck aus seinem Glas. Wieso hatte er überhaupt gefragt? »Du, ähm, hast mit deinem Freund vorhin geredet.« Und gelacht, dachte Izaak. Du hast gelacht und dein Gesicht hatte Lachfältchen um die Lippen und die Augen. Warum bist du jetzt so angespannt? Das alles verkniff er sich aber. Stattdessen sah er zu, wie sich Fabians Gesichtsmuskeln entspannten.
»Das ist ein Kollege. Er … braucht mich nicht. Der kommt schon allein zurecht.«
»Was …«
Doch Izaak hatte keine Gelegenheit, eine Frage zu stellen. Fabian deutete mit seinem Kinn zur Tanzfläche. »Magst du?«
Dankbar nickte Izaak. Während Fabian sein Getränk in einem großen Schluck leerte, nippte Izaak noch mal an seinem. Er wollte den ganzen Alkohol nicht auf die Schnelle in sich kippen und schob schließlich die Gläser an den Thekenrand, damit die Barkeeper sie leicht abräumen konnten.
Er ergriff die ausgestreckte Hand und gemeinsam gingen sie auf die Tanzfläche. Die Musik war treibend und der Bass durchdringend. Sofort begannen sie, sich im Rhythmus zu bewegen. Als sie auseinanderdrifteten, war Izaak versucht, sofort wieder nach Fabians Fingern zu greifen. Um nicht anhänglich zu wirken, zwang er sich, seine Arme bei sich zu halten. In kleinen Schritten tanzten sie aufeinander zu und wieder voneinander weg. Mit jeder Bewegung im Takt der Musik streiften sich ihre Arme leicht und trennten sich wieder, um sich im nächsten Moment erneut näher zu kommen.
Izaak beobachtete den Oberkörper seines Tanzpartners, wie dieser sich auf ihn zubewegte. Langsam sah er auf in Fabians Augen, die ihn zu fixieren schienen. Während der nächsten Bewegung zueinander, hob Izaak seine Hände und fuhr über die ihm sich nähernden Oberarme. Seine Finger verfingen sich an den umgenähten Ärmeln, die sich über den Bizeps spannten. Die definierten Muskeln unter seinen Fingern bewegten und spannten sich mit jedem Schritt.
Er war so konzentriert auf die Hautberührung, dass er leicht zusammenzuckte, als er Fabians Hände an seinen Hüften fühlte. Dessen Augen blitzten auf und er bewegte sich noch näher auf Izaak zu.
Izaak spürte warmen Atem an seiner Wange. »Ich will dir nicht zu nahe treten. Du bist interessiert?«
Ein Nicken war alles, was Izaak zu Stande brachte. Fabian konnte ihm durchaus noch näher sein. Jedoch machte dieser genau das Gegenteil. Er trat einen Schritt zurück und musterte prüfend Izaaks Gesicht. Dieser versuchte, durch seinen Ausdruck klarzumachen, dass er völlig mit allem hier einverstanden war. Als sein Gegenüber anscheinend zufrieden war mit dem, was er sah, nickte er und sprach wieder in Izaaks Ohr: »Ich wollte nichts in das, was heute im Studio war, hineininterpretieren.«
Izaak ließ mit einem Ächzen seinen Kopf kurz auf Fabians Brust sinken. Dieser schlang sofort einen Arm um seinen Rücken und zog ihn näher zu sich.
»Das war nun wirklich kein Glanzmoment meinerseits – oder der meiner Freunde.« Über die laute Musik konnte Izaak die Antwort kaum hören. In jedem Fall vernahm er ein tiefes Lachen. Ahhh. Er hatte ihn zum Lachen gebracht. Wie gern hätte er sein Gesicht dabei gesehen. Doch seinen eigenen Kopf gegen Fabians Brustkorb zu lehnen, hatte auch einen ganz eigenen Reiz, den er ebenso wenig missen wollte.
Mittlerweile waren sie komplett aus dem Takt der schnellen Beats und bewegten sich in ihrem eigenen Tempo, das ganz anderen Regeln als der Metrik der Musik folgte. Wichtiger war es für Izaak, die Nähe zwischen СКАЧАТЬ