Die Ungerächten. Volker Dützer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ungerächten - Volker Dützer страница 18

Название: Die Ungerächten

Автор: Volker Dützer

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839268742

isbn:

СКАЧАТЬ welchem Lager warst du?«, fragte der erste Mann.

      »Sachsenhausen.«

      »Was hast du mit Mitschke gemacht?«, fragte die Rothaarige.

      Pawel schwieg und presste die Lippen aufeinander.

      Einer der Männer stöhnte auf. »Sag bloß nicht, du hast ihn umgebracht.« An die Frau gewandt sagte er: »Ich hab doch geahnt, dass er Scherereien macht, aber du musstest ihn ja unbedingt mitschleppen.«

      Pawel dachte an Gomulka. »Der Kerl mit den Hunden«, sagte er.

      »Was ist mit dem?«, fragte die Frau.

      »Er hat mich gesehen und er kennt meinen Namen.«

      »Wir müssen ihn loswerden«, sagte einer der Männer.

      Die Frau zählte das Geld und gab ihm die Hälfte. »Den Rest behalten wir als Entschädigung.« Sie klopfte gegen das kleine Fenster. »Halt an!«

      Der Laster wurde langsamer und kam zum Stehen. Pawel steckte die Scheine ein und kletterte auf die Straße hinab.

      Bevor der Wagen anrollte, erschien der rotblonde Haarschopf der Frau. »Komm morgen Abend nach Frankfurt in den Baumweg Nummer 5. Frag nach Esther.«

      Sie zog die Plane zu, der Laster fuhr an. Pawel blieb allein zurück. Inzwischen musste Gomulka seinen toten Chef gefunden haben. Nun würde die Polizei nach Pawel suchen, nach Pawel Kowna, dem Mörder.

      7

      Hannah zog zum letzten Mal die Uniform an, die sie als Zivilangestellte der »War Crimes Group« auswies: Eine weiße Bluse und darüber eine olivgrüne, kurz geschnittene Jacke, dazu beigefarbene Hosen. Aufnäher mit der Aufschrift WCG und dem Weißkopfseeadler – dem Wappentier der Vereinigten Staaten von Amerika – zierten die Ärmel.

      Nach Kriegsende hatte Scott seine Vorgesetzten beim CIC davon überzeugt, wie wertvoll eine enge Zusammenarbeit mit den Deutschen auf der Suche nach Kriegsverbrechern sein würde. Es hatte Hannah großen Spaß bereitet, mit ihm gemeinsam die neue Uniform zu entwerfen. Scott hatte ihr das Gefühl gegeben, gebraucht zu werden und eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.

      Wenn ihre verrückte Idee einer eigenen Frachtfluggesellschaft Erfolg haben sollte, brauchte sie seine Unterstützung. Nach ihrem Streit hegte sie allerdings wenig Hoffnung, dass er ihr helfen würde. Schließlich hatte er deutlich zum Ausdruck gebracht, was er davon hielt, wenn sie als Pilotin arbeiten würde. Andererseits ging es jetzt nicht mehr darum, eine Anstellung zu finden, sondern ein eigenes kleines Unternehmen zu gründen. Daher fuhr sie mit der Roundup-Linie 13 zum I.G.-Farben-Haus. Die vor den Fenstern vorbeiziehende Trümmerwüste drohte ihr jedes Mal das Herz zu zerreißen, denn Frankfurt war und blieb ihre Heimatstadt. Heute jedoch nahm sie den Anblick kaum wahr, ihre Gedanken weilten bei dem bevorstehenden Treffen. Ihre Zukunft hing davon ab, ob sie Scott würde überzeugen können.

      Mit klopfendem Herzen passierte sie die Kontrollen der Sperrzone und ging zu seinem Büro im Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte. Scott war nicht da. Ein Sergeant teilte ihr mit, dass sich Scott auf einer Dienstreise befand und nicht vor Ablauf einer Woche zurückkehren würde. Hannah machte sich auf den Rückweg zum Hangar, wo sie Pohl dabei half, die Ju 52 flugtüchtig zu machen. Sie verbrachte Tage quälender Ungewissheit, ob ihr verrückter Plan sich in die Tat umsetzen ließ. Bei einer gründlichen Inspektion entdeckten sie Korrosion an Teilen der tragenden Rumpfkonstruktion – ein Schaden, der häufig bei den alten Junkersmaschinen auftrat. Daraufhin mussten Hannah und Max schwitzend und schimpfend die Verkleidungen der Front abnehmen, um den Rost zu beseitigen.

      Während der komplizierten Arbeiten lernte sie den alten Flieger kennen und schätzen. Unter seiner rauen Schale besaß Max einen gutmütigen Kern, aber sein Wesen hatte auch Schattenseiten offenbart. Er soff wie ein Loch, wenn sie nicht auf ihn aufpasste.

      Eine Woche später fuhr sie noch einmal zum I.G.-Farben-Haus.

      Überall standen Kartons mit Akten und Ordnern herum, Mitarbeiter waren damit beschäftigt, die Räume für eine anderweitige Nutzung herzurichten. Die meisten Möbel waren bereits abtransportiert worden. Scott telefonierte. Als er Hannah sah, gab er ihr einen Wink, auf dem einzigen Stuhl Platz zu nehmen, der noch verfügbar war. Sie zog es vor zu stehen und versuchte heimlich, in seiner Miene nach Anzeichen zu lesen, wie er auf ihr Vorhaben reagieren würde. Endlich legte er auf und kam zögernd auf sie zu. Etwas unsicher umfasste er ihre Schultern und küsste sie behutsam auf die Wange.

      »Ich hatte nicht damit gerechnet, dich vor meiner Abreise noch einmal zu sehen«, sagte er. »Ich freue mich umso mehr, dass du gekommen bist.« Er rieb sich den Nacken und blickte sich hilflos um. »Ich fürchte, in diesem Chaos kann ich dir nichts zu trinken anbieten.«

      »Ich wollte nicht, dass wir im Streit auseinandergehen.«

      Auf der Fahrt durch die Stadt hatte sie nur darüber nachgedacht, wie sie ihn überreden könnte, ihr zu helfen. Nun, da der endgültige Abschied bevorstand, wurde ihr bewusst, dass sie sehr viel mehr für ihn empfand, als sie sich eingestanden hatte. Hannah kämpfte mit den Tränen.

      Scott setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs, wie er es so oft getan hatte, wenn sie über Strategien diskutierten, Naziverbrecher aufzuspüren.

      »Das bedeutet wohl, dass du deine Meinung nicht geändert hast«, sagte er.

      »Scott, es tut mir leid, ich kann nicht anders. Versteh doch, ich würde nicht glücklich werden in Amerika. Nicht, bevor ich meine Aufgabe hier erfüllt habe.«

      »I know. Nun, vielleicht hilft dir das hier, schnell zu einem Ergebnis zu kommen.« Er ging um den Tisch herum und zog eine dünne Akte aus einer Schublade. »Ich habe meine Leute angewiesen, alles zusammenzutragen, was wir über Rolf Heyrich wissen. Die Gerüchte, dass er in der Gegend von Köln gesehen wurde, haben sich bestätigt. Er hat als Knecht auf einem Bauernhof gearbeitet. Als ihm der Boden unter den Füßen zu heiß wurde, ist er untergetaucht. Möglicherweise befindet er sich auf dem Weg nach Südtirol.«

      »Danke. Das ist … sehr nett von dir.«

      »Ich habe veranlasst, dass du dein Büro weiterhin benutzen darfst, bis sie unseren Laden endgültig dichtmachen. Ich lege das Dossier in deinen Schreibtisch.«

      Er lächelte und blickte sie zugleich traurig an. Hannah wandte sich ab, damit er ihre Tränen nicht sah.

      »Wer weiß, wohin das Leben uns führt? Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder«, sagte sie.

      »Ich werde auf dich warten.«

      »Das solltest du nicht.«

      »Ich werde es trotzdem tun.« Er riss einen Zettel von einem Block ab und schrieb etwas auf. »Hier. Das ist meine Adresse in Boston, Massachusetts, und eine Telefonnummer, unter der du mich erreichen kannst.«

      Sie nahm das Papier entgegen und drehte es nervös in den Fingern. Schweigend standen sie sich eine Weile gegenüber.

      »Scott, es tut mir leid, dass …«

      »Vergiss den dummen Streit. Ich liebe dich, Hannah. Und ich werde auf dich warten. Das verspreche ich dir. Tu, was du tun musst, und dann lass all dies hinter dir.«

      Sie antwortete nicht und schluckte heftig.

      »Kann СКАЧАТЬ