Die Ungerächten. Volker Dützer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ungerächten - Volker Dützer страница 14

Название: Die Ungerächten

Автор: Volker Dützer

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839268742

isbn:

СКАЧАТЬ ein reges Kommen und Gehen, ich höre so allerlei. Vielleicht kann ich Ihnen einen Tipp geben. Was darf’s denn sein?«

      Hannah musterte ihn abschätzend. Wie eine Anmache klang sein Angebot nicht. Wahrscheinlich war ihm langweilig, und geschwätzig schien er obendrein zu sein. Was er sagte, war allerdings nicht von der Hand zu weisen. Nicht nur Fluggäste, sondern auch das Personal der Fluglinien besuchte das Café. Dabei schnappte er ganz sicher jeden Tag Neuigkeiten auf.

      »Ich bin Pilotin«, sagte sie.

      Er bedachte sie mit einem Blick, in dem eine Mischung aus ungläubigem Erstaunen und Belustigung lag. Sein Mundwinkel zuckte amüsiert.

      »Im Ernst?«, fragte er.

      »Ja, im Ernst«, antwortete Hannah. »Was ist daran so komisch?« Sie ballte die Fäuste und funkelte ihn wütend an.

      Der Kellner legte den Lappen hin und stützte sich auf den Tresen. »Nichts. Ich frage mich, was ein so hübsches Mädchen dazu bringt, einen Beruf zu ergreifen, in dem es nicht die geringste Chance auf eine Anstellung hat.«

      »Die Amerikaner sind nicht so engstirnig wie die Deutschen«, gab sie bissig zurück.

      »Kann sein. Vor allem dürfen ausschließlich sie und sieben weitere ausländische Gesellschaften Inlandsflughäfen ansteuern.«

      »Das wird sich ändern.«

      Er betrachtete sie mit unverhohlener Neugier. »Sie sind von der hartnäckigen Sorte, was? Das gefällt mir, vielleicht hab ich was für Sie. Können Sie ein Flugzeug auch warten oder reparieren? Verstehen Sie etwas von Motoren?«

      Hannah dachte an die vielen Stunden, die sie mit Scott auf dem Flugfeld oder im Hangar verbracht hatte. Sie konnte den Motor einer Tiger Moth mit geschlossenen Augen auseinandernehmen und wieder zusammensetzen.

      »Ja, das kann ich. Jedenfalls besser als Teller waschen oder Getränke servieren.«

      Er verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. »Warum so feindselig? Ich will Ihnen doch nur helfen. Fragen Sie mal im Fracht-Terminal nach Max Pohl. Der kann einen Mechaniker gebrauchen.«

      »Danke, ich werde mir den Namen merken.«

      Hatte sie den Kellner falsch eingeschätzt? Sie befolgte seinen Rat, suchte sich den Weg durch das weitläufige Flughafenareal und gelangte schließlich in den Abfertigungsbereich der Frachtmaschinen. Dort fragte sie nach Pohl, was ihr Kopfschütteln oder ein anzügliches Grinsen einbrachte. Fast war sie bereit zu glauben, dass der Kellner sich einen Spaß mit ihr erlaubt hatte, doch dann beschrieb ein Zollbeamter ihr den Weg zu einem Hangar, der etwas abseits lag.

      Die rostige Nissenhütte mit dem abgerundeten Dach stand in der Nähe der neuen Startbahn, die deutsche Kriegsgefangene 1945 für die Amerikaner gebaut hatten. Unweit des Hangars konnte Hannah die Reste des ehemaligen KZ-Außenlagers Walldorf erkennen, in dem sich ungarische Jüdinnen für die erste betonierte Startbahn zu Tode geschuftet hatten.

      Das breite Rolltor war herabgelassen. Nachdem auf ihr Klopfen niemand geantwortet hatte, drückte sie probeweise die Klinke einer Nebentür. Sie war unverschlossen.

      Hannah betrat den Hangar und wartete, bis sich ihre Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten. Ein Fieseler Storch mit demontiertem Fahrwerk ruhte auf Holzböcken, daneben stand der Rumpf eines Lastenseglers, den man seiner Bespannung beraubt hatte. In einem Winkel der Halle brannte Licht, ein schwerer Schraubenschlüssel fiel klappernd auf den Betonboden, ein derber Fluch erschallte.

      Hannah umrundete die Flugzeugwracks. Das Licht eines starken Scheinwerfers erhellte eine silbern glänzende Junkers 52. Vor dem rechten Tragflächenmotor balancierte ein untersetzter Mann von etwa fünfundfünfzig Jahren auf einer Stehleiter. Er trug derbe Schuhe, ein verwaschener blauer Overall spannte über dem fassförmigen Bauch. Auf seinem Kopf thronte eine zerknautschte Fliegermütze. Die Ohrenwärmer hatte er zum Schutz gegen die Kälte heruntergeklappt. Er lutschte an seinem Daumen, schüttelte die Hand und fluchte erneut.

      Hannah hob den Schraubenschlüssel auf.

      »Hier, den haben Sie verloren.«

      Aufgeschreckt sah er nach unten, die Leiter wackelte bedrohlich. Im letzten Augenblick hielt er sich an dem freigelegten Motor fest. Hannah sah, dass sein linker Arm in einer Prothese endete. Ungelenk stieg er auf den Boden herab, stakste steifbeinig auf sie zu und entriss ihr den Schraubenschlüssel.

      »Was zum Teufel hast du hier zu suchen, Mädchen?«, fragte er drohend.

      »Ich will zu Max Pohl.«

      Er blickte sie übellaunig an. Sein Gesicht ähnelte dem eines Seemanns, der jahrzehntelang Wind und Wetter ausgesetzt gewesen war. Pohl – wenn er es denn war – besaß die hellsten Augen, die Hannah je gesehen hatte. Sie schimmerten in einem wässrigen Blau, das beinahe durchsichtig war.

      »Und was willst du von ihm?«, fragte er.

      Sie presste die Lippen zusammen und schwieg trotzig. Sollte sie diesem ungehobelten Kerl wirklich verraten, warum sie gekommen war? Sie würde nur einen weiteren Lachanfall provozieren. Das alles erschien ihr sinnlos. Andererseits hatte sie nichts zu verlieren. Pohl war ihre letzte Chance, schlimmer konnte es nicht mehr kommen.

      »Sind Sie nun Max Pohl oder nicht?«

      »Der bin ich.«

      »Ich suche Arbeit. Sie wurden mir empfohlen.«

      »Empfohlen?« Er kicherte und steckte sich umständlich mit der verbliebenen Hand eine Zigarette an. »Glaub ich nicht. Ich brauche keine Putzfrau und erst recht keine Köchin. Tut mir leid, Mädchen.«

      »Ich bin Pilotin.«

      Pohl starrte sie mit offenem Mund an. Die Zigarette klebte an seiner Unterlippe und versengte ihm beinahe das Kinn. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte, dass es von den Blechwänden des Hangars widerhallte. Hannah verspürte Lust, ihm den Schraubenschlüssel über den Schädel zu ziehen. Stattdessen kletterte sie trotzig die Leiter empor und untersuchte den Tragflächenmotor.

      »Was stimmt denn nicht mit ihm?«, fragte sie.

      Pohl lachte blubbernd und wischte sich Tränen aus den Augen. »Sag bloß, du verstehst was von Mechanik?«

      »Das ist ein BMW-Hornet-132-Sternmotor. Wie beim R-1690 besteht das Gehäuse aus fünf Teilen – dem geteilten Kurbelgehäuse, dessen Hälften durch neun Schrauben miteinander verbunden sind, dem Gemischladergehäuse und dem Geräteträger«, erklärte sie. »Im Gehäusevorderteil sieht man die Befestigungszapfen für den Nockentrommelantrieb, der die Nocken und das mit der Kurbelwelle verbundene Vorgelege enthält. Die Übersetzung beträgt eins zu acht. Die 801-Triebwerke drehen höher und kraftvoller, haben aber Probleme mit der Kühlung.« Hannah schnalzte kopfschüttelnd mit der Zunge. »Sieht ziemlich trocken aus, das Goldstück.« Sie untersuchte den Sternmotor genauer. »Ah, hier leckt es raus. Ich tippe auf die Dichtungen der Ölförderpumpe. Die machen häufig Ärger.«

      Sie wischte sich die Hände ab und stieg die Leiter hinunter. »Wie sieht’s aus? Haben Sie nun Arbeit für mich?«

      Pohls mächtiger Brustkorb begann zu zittern. Er gluckste und fiel in ein dröhnendes Lachen. Diesmal klang es nicht mehr spöttisch.

      »Da СКАЧАТЬ