Название: Lehren und Lernen
Автор: Andreas Schubiger
Издательство: Bookwire
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783035506471
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Abbildung 6 Kompetenzstufen nach Europäischem Qualifikationsrahmen
In der Zwischenzeit sind auch die nationalen Qualifikationsrahmen von Deutschland und der Schweiz in Anwendung, die beide ebenfalls acht Kompetenzniveaustufen vorsehen.
Für die schulische Kompetenzniveaubestimmung und Selbsteinschätzung lässt sich auch folgendes Stufenmodell gut einsetzen. Lernende können mit Hilfe dieser Einstufung ihren Kompetenzgrad selbstständig einschätzen.
Stufe 1 | Ich kann es unter Anleitung durch eine andere Person oder mit Hilfe einer Checkliste tun. |
---|---|
Stufe 2 | Ich kann es selbstständig unter ähnlichen Bedingungen tun. |
Stufe 3 | Ich kann es selbstständig in einem anderen Kontext tun. |
Stufe 4 | Ich kann es selbstständig in einem anderen Kontext tun, kann es erläutern und vormachen und bei Bedarf weiterentwickeln. |
Abbildung 7 Schulische Kompetenzniveaustufen
3.1.3 Wollen
Das Wollen, die dritte Dimension von Kompetenzentwicklung, wird häufig unterschätzt. Der Faktor Wollen hat aber auf dem Weg vom Wissen zum kompetenten Handeln eine wichtige Funktion. Für diesen Weg hat Gollwitzer (1996, S. 533) nach Storch und Krause (2007) das «Rubikonmodell» entwickelt:
Abbildung 8 Rubikonmodell
Der Begriff Rubikon weist auf den Übergang vom Motiv zur Intention hin, dem Auslöser einer Zielsetzung und Handlung. Er geht zurück auf Julius Caesar, der den gleichnamigen Fluss überquerte und damit den römischen Bürgerkrieg entfachte.
Bedürfnisse, Haltungen, Werte, Überzeugungen
Menschen streben nach Sicherheit, Status, Autonomie, Verbundenheit und Anerkennung. Diese Bedürfnisse liegen ihrem Handeln zugrunde, sind aber meist nicht bewusst. Abweichungen vom Soll werden durch entsprechendes Handeln wieder ins Gleichgewicht gebracht. Durch die Gestaltung von Lernumgebungen können Lehrende diese Grundbedürfnisse für das Lernen nutzbar machen (schrittweises Vorgehen bei Anfängern mit unmittelbaren Erfolgserlebnissen, Lernen in kleinen symmetrischen Sozialformen, Erfolgserlebnisse gebührend mit Wertschätzung belohnen, die Lernenden eigene Wege gehen lassen und eine Fehlerkultur aufbauen).
Durch Erfahrungen mit Mitmenschen in der Familie, im Freundeskreis und in der Berufswelt bilden sich Haltungen, Werte und persönliche Überzeugungen wie zum Beispiel:
•Als Lehrperson muss ich alles wissen und immer einen Schritt voraus sein.
•Ich muss fehlerlos sein.
•Ich bleibe lieber passiv, dann mache ich keine Fehler.
•…
In Veränderungsprozessen soll daher in einer ersten Phase des «Bearbeitbarmachens», wie das zum Beispiel Wahl (2005, S. 41 ff.) vorschlägt, den mehr oder weniger bewussten Gefühlen, Erwartungen, Einstellungen und Wünschen besondere Beachtung geschenkt werden. Darunter fallen beispielsweise:
•Angst vor dem Scheitern
•Gefühl, dass die bisherige Arbeit nicht in Ordnung war
•Respekt vor Mehraufwand
•Antipathie gegenüber Lehrenden
•Angst vor Gesichtsverlust
•Angst, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein
•…
Motive
Bedürfnisse sind meist wenig bewusst, während sich Motive durch ihre bewusste Verfügbarkeit auszeichnen. Die Vielfalt der Bedürfnisse bringt eine Vielfalt von Motiven hervor, die sich teilweise widersprechen. Motive sind Antreiber von Handlungsabsichten und Handlungen. Sie werden reflektiert und gegeneinander abgewogen. Vor einer bewussten Zielbildung muss daher zwischen solchen sich widersprechenden Motiven abgewogen und der Entscheid für die situationsadäquate und vermutlich erfolgreichste Lösung gefällt werden. Dann setzt sich im günstigen Fall ein Motiv durch und es entsteht eine Absicht (Intention).
Motive sind zum Beispiel das Interesse an einer Sache, Funktionslust oder Neugierde, aber auch Ängstlichkeit. Motive wie Machtstreben, persönliche Bereicherung, Misserfolgsvermeidung oder Erfolgsstreben haben aber genauso ihre Wirkung.
Mit der Gestaltung der Lernumgebung wird die Motivwahl der Lernenden unterstützt. Damit können aus den Motiven situationsabhängige Motivationen entstehen, die zielgerichtetes Handeln erzeugen.
Bedürfnisse und Motive sind das Ressourcenpotenzial links des Rubikons. Lehrende können dieses Potenzial mit dem Einsatz gezielter Methoden nutzbar machen und den Lernprozess entsprechend konstruktiv gestalten wie beispielsweise durch
•das Sichtbarmachen des Vorwissens und der Erfahrung (Selbstwirksamkeitsgefühl)
•das Formulieren eigener Ziele (Autonomie)
•wertschätzende Rückmeldungen (Belohnung der Leistung)
•die Ermöglichung des Einbringens von eigenen Problemstellungen (Autonomie)
•das Anbieten von Problemstellungen aus dem Alltag der Lernenden (Sinnhaftigkeit)
•die Akzeptanz СКАЧАТЬ