Nebeleck. Elisabeth Nesselrode
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Название: Nebeleck

Автор: Elisabeth Nesselrode

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Oberpfalz Krimi

isbn: 9783960417958

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СКАЧАТЬ stieß verärgert die Luft aus. »Die Kollegen sind gerade wieder vor Ort. So klein ist das Dorf nicht, mit dem Neubaugebiet sind das immerhin an die tausend Bewohner. Und außerdem denke ich, wir sollten uns eher auf Bergers direktes Umfeld konzentrieren. Wie zielführend kann es denn sein, jeden Nachbarn abzuklappern, zumal wir ohnehin schon wissen, dass Berger ein Außenseiter war?«

      »Eben. Er war ein Außenseiter. Die Frage ist doch, warum. Es gibt kein direktes Umfeld.«

      »Es gibt den Sohn, es gibt diese Geschichte mit der Schülerin«, gab Yusuf gereizt zurück.

      »Das ist mir klar, aber was spricht dagegen, sich die nähere Umgebung anzuschauen? Wir müssen in alle Richtungen ermitteln«, warf sie ein.

      »Mit welchem Personal? Uns werden jedes Jahr Gelder gestrichen, gleichzeitig bleibt auch das Tagesgeschäft nicht stehen, nur weil irgendein Wahnsinniger mit einem Küchenmesser durch die Gegend streift. Ich kann meine Leute nicht dazu abstellen, jeden Nachbarn in Schwanghaus zu befragen, es sei denn, die Inspektion in Regensburg schickt zusätzliches Personal.«

      »Falls jemand im Ort etwas weiß, was gesehen hat, müssen wir das jetzt in Erfahrung bringen. Jetzt sofort. Du weißt, wie so etwas ist«, erwiderte sie.

      »Mein Vorschlag ist, wir konzentrieren uns auf sein privates Umfeld, und dann sehen wir weiter.«

      Er bedachte sie mit einem herausfordernden Blick, und Ulrike spürte, wie sie sich unwillkürlich verkrampfte. Sie beugte sich vor. »Das ist nicht der richtige Augenblick, um Kante zu zeigen, Yusuf. Ich leite die Ermittlungen, und ich möchte, dass das Dorf auf links gekrempelt wird. Der Bericht liegt heute Nachmittag auf meinem Schreibtisch.«

      Sie lehnte sich zurück und trank von ihrem Kaffee. Er war kalt geworden.

      »Euch geht’s gut? Braucht ihr noch was?«, flötete Jackie aus der Tür des Cafés in die drückende Stille hinein. Bevor einer der beiden antworten konnte, klingelte Yusufs Handy.

      »Er ist da?«, hörte Ulrike ihn sagen, nachdem er das Gespräch angenommen hatte. Anton, dachte sie, wickelte den Rest ihres Croissants in eine Serviette und trank den letzten Schluck Kaffee. Yusuf legte auf und winkte Jackie zu.

      »Ich schreib’s an!«, rief sie ihm hinterher.

      Anton Berger kam nach seinem Vater. Dieselben Augen, dasselbe Lächeln, das in dem Moment der Begrüßung schwach und flüchtig über sein Gesicht huschte. Er sah übernächtigt aus, das schwarze Polohemd war zerknittert und sein Haar leicht zerzaust. Seine Freundin war ebenfalls dabei, eine brünette Schönheit mit langen dünnen Beinen, vollen Lippen und einer frechen Stupsnase.

      »Vanessa Lehmann, angenehm«, sagte sie und schüttelte Ulrikes Hand.

      »Fischhändchen«, hatte ihre Großmutter immer gesagt, wenn Ulrike beim Handschlag nicht zudrückte. Ein Fischhändchen hatte auch Vanessa Lehmann gegeben. Sie wirkte unsicher und genau wie ihr Freund übernächtigt. Yusuf und Ulrike führten sie in Yusufs Büro, Ulrike schloss die Tür hinter ihnen und wies sie an, sich auf die Stühle vor Yusufs Schreibtisch zu setzen. Er stellte sich in den Türrahmen, Ulrike nahm auf seinem Stuhl Platz.

      »Ich weiß nicht, wie viel die Kollegen in München Ihnen schon erzählt haben, Herr Berger, aber Ihr Vater wurde gestern früh –«

      »Er wurde ermordet«, unterbrach Anton Berger sie, seine Stimme hatte eine seltsame Klangfarbe angenommen, als er diese drei Worte ausgesprochen hatte. Für einen Augenblick wurde es ruhig, Vanessa legte einen Arm um seine Schulter. Er blickte auf seine Hände, die flach auf den Oberschenkeln lagen. »Er wurde ermordet, ich weiß.«

      »Ich kann mir vorstellen, wie sich das für Sie anfühlen muss. Ich verspreche Ihnen, dass wir unser Möglichstes tun werden, um denjenigen zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen, der das getan hat.« Ulrike hasste diese Momente, jedes Mal hatte sie das Gefühl, diese Worte, die sie sprechen musste, seien hohl und leer, aufgesetzt, völlig bedeutungslos.

      Anton Berger sah schweigend aus dem Fenster. Es war still, nur die Stimmen der Kollegen im Großraumbüro drangen gedämpft herein.

      »Mein Vater ist …«, begann Berger irgendwann mit zitternder Stimme, »mein Vater war nicht einfach. Und ich werde nicht lügen und behaupten, dass unser Verhältnis besonders gut war. Im Gegenteil. Aber er war kein schlechter Mensch. Die Umstände waren schwer.«

      »Welche Umstände?«, fragte Ulrike.

      »Meine Mutter ist vor fünf Jahren gestorben, und das hat er … Er hat’s nicht verkraftet. Bis heute nicht. Er hat’s versucht, aber er ist immer wieder eingeknickt.«

      »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«

      »Vor etwa zehn Monaten, im Juni letztes Jahr. Ich sage ja … Unser Verhältnis war nicht leicht. Er hat sich ja bemüht, es zu verbessern. Dann war er mal wieder für ein paar Monate präsent, hat angerufen, ist vorbeigekommen. Und dann war er wieder weg, ist abgetaucht, hat gesoffen, sich selbst bemitleidet. Er war nicht konstant. Er war kein Vater, auf den man sich wirklich verlassen konnte.«

      »Und als Sie sich im Juni gesehen haben, wie war er da?«

      Wieder bebte Antons Stimme. »Er war … Er war gut drauf damals. Er hat uns besucht, in München. Wir sind essen gegangen. Hat vom Hof erzählt, wie sich alles da entwickelt. Wir haben ihm versprochen vorbeizukommen … Daraus ist nichts geworden.«

      Vanessa drückte seine Hand. »Wir wollten ja«, sagte sie, »aber er ist nicht mehr ans Telefon. Anton hat ihn nicht erreicht.«

      »Können Sie mir sagen, wie es zu dieser Entscheidung kam, dass er den Hof gekauft hat?«

      Anton zuckte mit den Schultern. »Sie kannten ihn nicht. Er war schnell zu begeistern, und spontan war er auch. Er hat ständig was anderes gehabt, was ihn interessiert … eine neue Ablenkung. Vom Hof hat er mir erst erzählt, als er längst da gelebt hat. Das war typisch für ihn, er hat es halt einfach gemacht. Job gekündigt, Hof gekauft, abgehauen. Als ich davon gehört hab, da hab ich mich nicht mal gewundert. Ich dachte sogar, dass es vielleicht gut ist, wenn er mal zur Ruhe kommt.«

      Ulrike zögerte, bevor sie die nächste Frage stellte. »Herr Berger, es gibt da ein Gerücht über einen Grund, warum Ihr Vater so plötzlich gekündigt hat.«

      Plötzlich veränderte sich die Atmosphäre im Raum, Ulrike konnte regelrecht spüren, wie Anton Berger seine Aufmerksamkeit schärfte. »Was für ein Gerücht?« Die Worte brachte er gepresst heraus, zischte sie beinah.

      »Es gibt das Gerücht, dass Ihr Vater mit einer Schülerin angebandelt hat.«

      »Schwachsinn!«, brachte Berger aufgebracht hervor. »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, mein Vater war seltsam, er war verschroben, aber das … Das stimmt nicht.«

      »Mit Verlaub«, schaltete sich Yusuf ein, »Sie haben Ihren Vater so lang nicht gesehen, Ihr Verhältnis war auch nicht das beste, wie können Sie da so sicher sein?«

      Ulrike presste die Lippen aufeinander und beobachtete, wie sich Antons Augen zu Schlitzen verengten. »Ich weiß, dass mein Vater kein Kinderficker war!« Die letzten Worte brüllte er.

      »Beruhig dich, Schatz«, sagte Vanessa leise und streichelte ihm über die Schulter.

      Ulrike schaltete sich wieder ein. »Herr Berger, mein Kollege СКАЧАТЬ