Nebeleck. Elisabeth Nesselrode
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Название: Nebeleck

Автор: Elisabeth Nesselrode

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Oberpfalz Krimi

isbn: 9783960417958

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СКАЧАТЬ ich über den Herrn Berger auch nicht sagen.« Ihre Stimme drohte zu brechen.

      »Fühlen Sie sich wohl hier? In Schwanghaus?«

      Stefanie Schweiger nickte heftig. »Ja, sehr, es ist ein wirklich schöner Fleck. Die Kinder lieben es auch. Wir sind sehr glücklich hier.«

      Ulrike lächelte sie an. »Alles klar, Frau Schweiger. Danke für Ihre Zeit. Wir melden uns, falls wir noch Fragen haben. Es könnte sein, dass Sie nach Neumarkt kommen müssen, um eine Aussage zu machen. Wäre das möglich?«

      Stefanie Schweiger sah beunruhigt zu Franka Brandl, die ihr ermutigend zunickte. »Ja klar, ich denk schon.«

      »Vielen Dank! Sie haben uns sehr geholfen«, sagte Ulrike freundlich und schüttelte ihr die Hand.

      »Wir sehen uns«, fügte Franka Brandl hinzu, drückte ihre Cousine, dann traten sie zurück in die Abendsonne.

      Ulrike visierte das Holzhaus mit der Baustelle an. Der Mann im Blaumann stand wieder an der Tür und rauchte.

      Als sie gerade in den Wagen gestiegen war, klingelte ihr Handy. Yusuf Kayas tiefe Stimme raunte durch den Hörer. »Wir haben bei Bergers ehemaliger Schule angerufen, aber da war heut keiner mehr. Wir müssen es morgen noch mal versuchen. Die Kollegen in München waren bei dem Sohn Anton Berger zu Hause und haben mit ihm gesprochen. Er kommt morgen vorbei. Hat sich bei der Frau Schweiger noch was ergeben?«

      Franka Brandl ließ den Motor an, und der Wagen rollte um die Straßenecke.

      »Ich ruf gleich zurück«, sagte Ulrike unvermittelt und legte auf. »Bleiben Sie stehen, Frau Brandl!« Im Rückspiegel konnte man gerade noch das Haus von Stefanie Schweiger sehen sowie ein Stück der Straße rechts davon. »Schalten Sie den Motor aus.«

      Für einen Augenblick geschah nichts, dann schlenderte tatsächlich der Mann im Blaumann langsam den Gehweg entlang, direkt auf Stefanie Schweigers Haus zu. Davor angekommen, drehte er sich kurz um und entdeckte den Streifenwagen in der Kurve. Er holte sein Handy aus der Tasche, blickte darauf, ging dann beiläufig weiter die Straße hinunter und verschwand schließlich aus Ulrikes Blickfeld. »Bitte drehen Sie und fahren Sie ein Stück zurück.« Sie drückte die Wahlwiederholung auf ihrem Handy. Yusuf Kaya nahm das Gespräch ungehalten entgegen. In knappen Worten berichtete sie ihm von dem Besuch bei Stefanie Schweiger. »Eine Sache noch«, sagte sie am Ende des Gesprächs. »Drosselweg 28. Ich will wissen, wer da wohnt.«

      Sie schaute wieder aus dem Fenster, die Straßen waren leer, der Himmel blutrot gefärbt. Ulrike dachte an das Gespräch mit Stefanie Schweiger und war sich nun sicher: Die junge Frau hatte vor irgendetwas Angst gehabt.

      ***

      Hallo du,

      ich wollt dich nicht erschrecken vorhin. Tut mir leid. Sei mir nicht böse. Nur ein schneller Brief heute, um dir zu sagen, dass ich das war an deinem Fenster.

      X.

      4

      Im Lichtkegel der Straßenlaternen schwirrten Insekten im Kreis, dicke Motten ließen sich flatternd auf den Leuchten nieder. Die Straßen waren zu dieser späten Uhrzeit fast leer, nur ab und zu rauschte noch ein Auto über die Kreuzung. Ulrike saß noch immer hinter dem Schreibtisch am Fenster. Sie blätterte im Tatort- und Spurensicherungsbericht, studierte den rechtsmedizinischen Befund sowie ihre eigenen Aufzeichnungen. SCHWANGHAUS, stand in großen schwarzen Lettern auf einer Seite. Immer wieder zeichnete sie den Ortsnamen nach, bis das Papier fast rissig war. Erst am späten Nachmittag hatten die Kollegen mit den Befragungen der Nachbarschaft in dem Örtchen begonnen. Zu Ulrikes Verärgerung lag der Bericht dazu noch nicht vor.

      Auch wenn sie wusste, dass es noch zu früh war, sinnvolle Schlussfolgerungen anzustellen, versuchte sie krampfhaft, zwischen all den Zetteln irgendetwas zu erspähen. Der Gedanke an die leere Wohnung, an all die Umzugskartons ließ sie frösteln, und so hatte sie beschlossen, noch zu bleiben. Yusuf Kaya hatte ihr widerwillig das Sofa in seinem Büro für den Notfall angeboten. Sie wollte nicht schlafen, doch ihre Augen begannen zu schmerzen, und ihr Kopf wurde von Minute zu Minute schwerer. Als sie noch jünger gewesen war, hatte sie nächtelang durchgearbeitet. Sobald es Nacht wurde und alle im Bett waren, sobald sie allein war, wurde sie damals noch von einer seltsamen Energie durchflutet, die jeden Anflug von Müdigkeit zunichtemachte und ihr einen so klaren Blick auf Zusammenhänge gestattete, wie es am Tag nie möglich gewesen wäre.

      Lutz hatte das nie gemocht. Ständig war er nachts aufgestanden, hatte sich neben ihren Schreibtisch gestellt wie ein Schlafwandler und sie gebeten, nun endlich ins Bett zu kommen, er könne sonst nicht einschlafen. Irgendwann war sie dann einfach im Präsidium geblieben, aber das hatte es nur schlimmer gemacht. Die Nachtschwärmerei hatte sie sich Lutz zuliebe also abgewöhnt. Zur Scheidung war es trotzdem gekommen. Jeder Versuch, danach in den Zustand der nächtlichen Konzentration zurückzukehren, war erfolglos geblieben, und so schien es auch heute.

      Ulrike stützte den Kopf auf den Händen ab. Aus dem Augenwinkel nahm sie das blinkende Handy neben dem Computerbildschirm wahr, das sie an all die Anrufe und Textnachrichten erinnerte, die sie seit Tagen, seit der Trennung von Thorsten, erreichten und bislang noch unbeantwortet geblieben waren. Sie drehte es um und blickte auf ihre Armbanduhr. Es war bald Mitternacht.

      Ein letztes Mal beschloss Ulrike, alle Ermittlungsergebnisse des heutigen Tages zu ordnen. Sie rekapitulierte: Leonard Berger war vor einigen Tagen in seinem Haus brutal niedergestochen worden. Die Einschnitte in Brust und Bauch hatten jeweils eine Länge von etwa drei bis vier Zentimetern und waren bis zu acht Zentimeter tief. Man ging davon aus, dass es sich bei der Mordwaffe um ein großes Küchenmesser oder einen ähnlichen Gegenstand handelte, sicher konnte man das allerdings nicht sagen. Die Tür war nicht aufgebrochen worden, entweder hatte sie offen gestanden oder Berger hatte den Mörder hereingelassen, weil er die Person kannte. DNA-Spuren und Fingerabdrücke waren ans kriminaltechnische Labor weitergeleitet worden, Ergebnisse wurden bis zum Ende der Woche erwartet.

      Auf den ersten Blick wirkte Nebeleck völlig verwahrlost, die Wohnung provisorisch, die Einrichtung zusammengewürfelt, das Mobiliar heruntergekommen. Mitten im Wald hatte sich Leonard Berger ein letztes Refugium der Trostlosigkeit erschaffen, in dem er hauste wie ein Obdachloser, als gehörte ihm das nicht, als ginge es ihn nichts an. Ein bisschen Holz schien er zu machen, manchmal kochte er wohl, den ungewaschenen Töpfen und Pfannen in der Küche nach zu urteilen. Alkoholischen Getränken gegenüber war er nicht abgeneigt, wie die zahllosen Flaschen und Bierkästen in der Abstellkammer neben der Küche zeigten. Bemerkenswert war seine Angewohnheit, Papiere und Dokumente zu horten, die stapelweise in seinem Arbeitszimmer gefunden worden waren. Sie befanden sich in Kartons neben dem Schreibtisch, quollen aus Ordnern oder lagen lose verstreut herum. Er schien sich nie die Mühe gemacht zu haben, sie ein- oder auszusortieren.

      In all dem Chaos wirkten das große bunte Kissen von Theo vor dem Ofen und die grün angestrichene Hundehütte im Zwinger neben der Scheune wie die einzigen Orte der Gemütlichkeit. Berger hatte seinen Hund geliebt, so viel war sicher.

      Er war vor einem Jahr aus Regensburg hierhergekommen. Finanziell schien er nicht schlecht gestellt gewesen zu sein, doch der Hofkauf hatte seine gesamten Reserven verschlungen. Nebeleck und den dazugehörenden Grund sowie ein kleines Stück Wald hatte er sofort bezahlt, ohne Kredit und ohne Raten für den stolzen Preis von über vierhunderttausend Euro. Ein Rückzugsort für seinen Lebensabend hätte es sein können, vielleicht hatte er extra dafür gespart.

      Fotos von Berger, die sich im Internet finden ließen, vermittelten den Eindruck eines attraktiven, freundlichen Mannes, der seine Arbeit liebte. Die Freistellung im letzten Jahr schien plötzlich gekommen СКАЧАТЬ