Nebeleck. Elisabeth Nesselrode
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nebeleck - Elisabeth Nesselrode страница 10

Название: Nebeleck

Автор: Elisabeth Nesselrode

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Oberpfalz Krimi

isbn: 9783960417958

isbn:

СКАЧАТЬ Harry, war fünfzehn Jahre älter als sie gewesen. Ein Kollege aus dem LKA, mit dem sie zuvor eng zusammengearbeitet hatte. Die Faszination für ältere Männer konnte sie gut nachvollziehen, doch bei Tanja und Leonard lag der Altersunterschied bei fast vierzig Jahren. Wie hatte diese Beziehung funktioniert, in der einer alles erlebt und gefühlt hatte und die andere noch so wenig? Welche Verbindung hatte zwischen ihnen bestanden?

      Nachdem sie von Petra die Kontaktdaten der Familie Grass bekommen hatte, reichte sie Schneider zum Abschied die Hand.

      »Melden Sie sich, falls Sie noch Fragen haben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg«, sagte dieser und lächelte freundlich.

      Gerade wollte sie das Sekretariat verlassen, da vernahm sie die quäkende Stimme von Petra hinter sich. »NRW?«, fragte sie.

      »Recklinghausen«, antwortete Ulrike.

      »Düren«, sagte die Hagere, und sie nickten sich verschworen zum Abschied zu.

      Als Ulrike im Auto saß, wählte sie die Nummer, die auf dem Zettel stand.

      »Ja?«, tönte eine schroffe Stimme.

      »Herr Grass?«

      »Wer will das wissen?«

      »Kork, Kriminalpolizei Regensburg. Ich hätte gern mit Ihrer Tochter Tanja gesprochen.«

      »Worum geht es?« Seine Worte stolperten, die Stimme hatte einen krächzenden Unterton. Ulrike vermutete, dass er schwer alkoholisiert war.

      »Herr Grass, ich muss mit Ihrer Tochter in einer vertraulichen Angelegenheit sprechen.«

      »Dann rufen Sie woanders an. Bei diesem Perversling zum Beispiel.«

      »Herr Grass, wissen Sie, wo Ihre Tochter ist?«

      »Ich hab meine Tochter seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie sie gefunden haben. Und wenn Sie sie haben, dann machen Sie Ihren gottverdammten Job und sperren Sie diesen Pädophilen weg.«

      Es klickte in der Leitung.

      ***

      Hallo du,

      ich muss ein bisschen vorsichtig sein, deswegen kann ich nicht mehr so oft schreiben. Aber ich bin immer noch hier, hörst du? Ganz in deiner Nähe. Ich hab so oft an dich gedacht, du machst mich ganz verrückt, weißt du das eigentlich? Bald wird alles anders. Ich hab schon einen Plan. Du musst nur warten, bald verrat ich ihn dir. Und dann können wir zusammen sein, weil dann bin ich endlich frei.

      Ich denk an dich. Jede Sekunde.

      X.

      7

      Die Sonne strahlte genau wie gestern und hatte an diesem Mittag bereits jeden Winkel des Besprechungszimmers aufgeheizt. Sie waren zu fünft, neben Yusuf und ihr bestand die neu gebildete Sonderkommission nur aus drei weiteren Beamten, die rund um die Uhr mit der Aufklärung des Falles beschäftigt waren. Der Gedanke verursachte Ulrike Übelkeit. Alle Hebel waren in Bewegung gesetzt worden, um Tanja Grass ausfindig zu machen. Man hatte ihre Freundinnen aus Schulzeiten und ihre Lehrer befragt, und man hatte ihre Mutter in einer kleinen Mietwohnung in der Nürnberger Südstadt ausfindig gemacht.

      »Zugedröhnt bis in die Haarspitzen«, war die Rückmeldung der Beamten gewesen, die Frau Grass aufgesucht hatten. Konnte man dem Bericht Glauben schenken, hatte es einiger subtiler Hilfestellungen bedurft, sie an die Existenz ihrer Tochter zu erinnern. Doch auch danach war nicht viel aus ihr herauszubekommen gewesen. Seit ihr das Sorgerecht nach der Scheidung des Ehepaars Grass vor zehn Jahren entzogen worden war, hatte sich der Kontakt zwischen Mutter und Tochter auf ein absolutes Minimum beschränkt.

      Auch sonst hatte Tanja wenig Aufsehen erregt. So schilderte es Franka Brandl während der Besprechung. Sie hatte den ganzen Vormittag am Telefon verbracht. »Keiner ihrer Mitschüler hatte wirklich was mit ihr zu tun. Sie war manchmal dabei, irgendwie hat sie wohl niemanden gestört, nettes Mädchen anscheinend, aber sehr still, extrem schüchtern. Keines von den Mädels, mit denen ich gesprochen habe, wusste, dass es einen Mann in ihrem Leben gab. Generell konnte niemand etwas Konkretes über sie sagen, außer, dass sie gut in der Schule war und dass ihr Elternhaus wohl nicht unproblematisch gewesen ist.« Franka zuckte mit den Schultern. »Sonst absolut gar nichts.«

      »Keine beste Freundin? Keine enge Vertraute?«

      »Eine engere Freundin ist, laut den Mitschülerinnen, Jennifer Hellwig. Wohnhaft in Nürnberg. Ich habe sie bisher noch nicht erreicht. Da bleibe ich dran.«

      Ulrike betrachtete die Kopie des Passfotos, das sie von Tanjas Mutter erhalten hatte. Tanja war keine typische Schönheit. Und dennoch lag etwas in ihrem Blick, das einen fesselte und zweimal hinschauen ließ. Das braune, glatte Haar hing über ihrer Schulter, die Augen waren mandelförmig und groß, sie hatte auffallend hohe Wangenknochen und schmale Lippen, auf denen ein seltsames Lächeln lag.

      Wo bist du?, dachte Ulrike und ließ alle möglichen Szenarien in ihrem Kopf wie einen Schnellfilm ablaufen: nichts ahnend, untergetaucht, entführt, tot. Selbst wenn sie in Nebeleck gewesen war, es gab keine Spur, sie hatte nichts zurückgelassen. Tanja war ein Phantom. Ulrike stellte sich das geisterhafte Wesen auf dem verlassenen Hof vor und hatte für einen Augenblick den absurden Gedanken, dass sie immer noch dort war, in einer Ecke stehend, auf einem Stuhl sitzend und sich über all den Trubel wundernd. Vielleicht hatte man sie einfach übersehen.

      »Ich möchte, dass heute noch eine Fahndung herausgegeben wird. Wir müssen sie so schnell wie möglich finden.«

      »Ich kümmere mich darum«, sagte Yusuf und machte eilig eine Notiz auf seinem Block.

      »Und in Schwanghaus ist auch nichts herausgekommen?« Ulrike blätterte durch den Bericht, den Yusuf ihr gestern übergeben hatte. »Wer hat die Befragungen durchgeführt?«

      Die beiden anderen Beamten, die neben Franka und Yusuf im Raum saßen, hoben simultan die Hände, der eine räusperte sich. Sein Name war Stefan Brunner. Ulrike hatte sich das markante Gesicht schon eingeprägt, seine Augen hatten unterschiedliche Farben, das eine tiefbraun, das andere eisblau.

      »Wir haben immer nur dasselbe gehört«, berichtete Brunner. »Berger war ein Perverser, ein Trinker, Kauz aus der Stadt. Anscheinend konnte keiner was mit ihm anfangen oder wollte was mit ihm zu tun haben.«

      »Man muss dazu sagen, dass viel davon der übliche Klatsch war«, sagte der zweite Polizist, ein etwas untersetzter Blonder mit rotem Gesicht. »Irgendeine Sau wird ja immer durchs Dorf getrieben.«

      »Ich frage mich, woher dieser Unmut kommt«, überlegte Ulrike laut. »Wenn keiner was mit ihm zu tun haben wollte, woher stammen dann all diese Geschichten?«

      »Das haben wir auch gefragt. Und auch das wusste niemand so genau«, sagte der Untersetzte, dessen Namen Ulrike vergessen hatte.

      »Es kann natürlich auch sein, dass sie sich dazu einfach nicht äußern wollten«, fügte Stefan Brunner hinzu.

      Ulrike schaute zu Franka. »Deine Cousine, die hat auf diese Frage ganz ähnlich reagiert. Sie hat auch gesagt, dass sie nichts über den Ursprung dieser Gerüchte wüsste.«

      Franka schien nachzudenken und nickte dann vorsichtig. »Das stimmt«, gab sie leise zurück.

      Es СКАЧАТЬ