Der mondhelle Pfad. Petra Wagner
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Название: Der mondhelle Pfad

Автор: Petra Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867779579

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СКАЧАТЬ japste Noeira. „Nein! Natürlich nicht! Der Himmel soll mir auf den Kopf fallen, wenn ich bloß darüber nachdenken sollte!“ Sie legte den Kopf schräg, um nach den ersten Anzeichen derartiger Vorkommnisse zu suchen. „Und natürlich würde ich auch nicht meine Kinder und Kindeskinder töten, so wie du auch nie Baria und den Ihren etwas tun würdest. Ja.“ Sie nickte überzeugt. „Ich schätze mal, so etwas nennt man Vertrauen!?“

      Viviane wusch schmunzelnd ihr Wolltuch aus und hängte es zum Trocknen an einen Ast. Noeira lächelte ebenfalls und klatschte in die Hände.

      „Heute Abend ist Sonnenwendfeier!“, trällerte sie beschwingt.

      „Weiß ich doch, Noeira!“

      „Und? Was kann man da gebrauchen?“

      „Durchhaltevermögen und Standfestigkeit, würde ich mal sagen“, raunte Viviane verschwörerisch und warf sich aus dem Stand in den Liegestütz.

      „Gute Idee! Davon kann man bei so einem Fest nie genug haben!“, kiekste Noeira und begann mit Hüftkreisen.

      Nach dem Frühstück gingen alle in den Schuppen und holten sich Kützen. Nur Noeira und Taberia hatten keine, denn die trugen ja schon ihre Babys auf dem Rücken. Lavinia und Robin liefen mit Ethmanja um die Wette über die Wiesen, Loranthus sah ihnen belustigt nach und atmete tief ein.

      „Sammeln wir heute wieder Blumen, Viviane?“

      „Nein, Loranthus. Heute sammeln wir Arnika, Gundermann, Beifuß, Johanniskraut und Eisenkraut.“

      „Aha. Und was macht man mit dem ganzen Grünzeug?“

      „Arnika stecken wir um unsere Felder, damit die Götter unsere Ernte segnen. Alles andere binden wir nach dem Mittag zu Röcken und Kränzen zusammen und bekleiden uns damit. Hier, schau mal! Das mit den gekerbten violetten Blüten ist Gundermann. Damit kann man prima Haarkränze flechten. Und nachher kommt auch was davon in die Suppe. Das dort, mit den kleinen schmalen Blättern und den gelben Blüten ist Johanniskraut – auch bestens geeignet für Kränze.“

      Sie gingen ein Stück weiter und Viviane zeigte auf eine buschige Pflanze mit silbrig behaarten Blattunterseiten.

      „Das ist Beifuß.“

      „Die kenne ich! Beifuß sagst du? Wir nennen sie Artemisia.“

      „Ach, nach eurer Göttin des Mondes? Interessant. Passt perfekt!“

      Loranthus zückte sein Messer und setzte es an den langen Stiel, doch Viviane hob mahnend den Finger.

      „Je länger du den Beifuß lässt, desto länger wird auch dein Rock sein, Loranthus!“

      Loranthus hielt sofort inne und musterte Viviane argwöhnisch.

      „Ich werde nur ein Röckchen aus diesem Grünzeug anhaben? Oh, nein! So was zieh ich nicht an! Da mach ich mich ja lächerlich! Ich bin der Spross einer uralten Händlerdynastie, die schon zur Hochzeit der alten Sumerer …!“

      „Ah, die alte Schule! Dann dürftest du dich ja bestens auskennen! Und ob es ein Röckchen wird oder ein Rock, liegt ganz an dir! Je nachdem, was du zeigen oder verbergen willst!“

      Loranthus kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief.

      „Ob du’s glaubst oder nicht, Viviane: Ich hab dich schon verstanden. Und die Weiber?“

      „Die haben meistens Röcke aus Eisenkraut um Hüfte und Busen.“

      „Meistens? Bei allen Göttern! Zeus sei mir gnädig! Das wird ein toller Tanz! Schlimmer kann es gar nicht kommen!“

      Kopfschüttelnd beugte er sich sehr weit hinunter und schnitt das Artemisia ganz knapp unter der Erde ab. „Jetzt weiß ich auch, warum das Kraut Bei – Fuß heißt“, vor sich hin brummelnd, betrachtete er missbilligend sein zukünftiges, im Moment noch recht dürftiges, Gewand und rannte schnell zum nächsten Büschel.

      Allerdings hatte Loranthus seinen allmächtigen Göttervater Zeus nicht überzeugt, denn es kam noch viel schlimmer. Und das lag nicht am langen Weg, den er in einem sehr dichten und sehr langen Rock aus wohlriechenden Kräutern gehen musste, die auch hierzulande der Mondgöttin geweiht waren. Zeus kam extra zu Besuch und hatte einen Heidenspaß.

      Das ganze Königreich traf wieder auf der großen Wiese vor der Burg zusammen, wo schon ein neuer Wall aus Holz und Gras aufragte, im Kreis darum viele kleinere Holzhaufen. Die Leute begrüßten sich, als hätten sie sich schon ewig nicht mehr gesehen und Loranthus verkniff sich das Lachen, indem er sich fest auf die Zunge biss. Seine Mundwinkel zeigten jedoch verräterisch nach oben und zuckten ab und zu.

      Er fand es einfach urkomisch, dass alle wie wandelnde Büsche aussahen. Aber das Interessanteste war, dass es keinem außer ihm abnormal erschien und schon gar nicht amüsant.

      Hanibu stand so ungezwungen bei Hirlas und Susanne, als würde sie jeden Tag in ihrem Kräuterzweiteiler herumlaufen. Dass sie dabei mit Händen und Füßen redete, passte irgendwie perfekt zum Gesamterscheinungsbild ‚äthiopischer Busch im Sturm‘ … Naschu streichelte Ninives gerundeten Bauch, den das Eisenkraut umrahmte, aber nicht verdeckte, und rutschte an seinem eigenen Rock den Beifuß zurecht … Silvanus und Tarian zupften johlend an Nions allzu kurz geratenem Röckchen herum, als könnten sie es durch Gegröle doch ein Stück verlängern … Nion sah derweil zufrieden in die Runde, weil viele aufmerksam wurden und kicherten … Noch schlimmer war es bei den jungen Maiden, die noch nicht ihre Weihe hatten. Die trugen tatsächlich nur einen Rock, obwohl manche von ihnen schon üppige Brüste vorzeigen konnten.

      Loranthus wurde es ganz warm unter seinem behaarten Blattwerk. Erschrocken schielte er nach unten, um zu prüfen, ob nichts die Formvollendung seines Meisterwerkes störte. Sicherheitshalber lenkte er sich mit den freien Oberkörpern der Männer ab, das entspannte … Sehr schnell sogar, denn da bekam er nun massenhaft Muskeln zu sehen.

      Nachdenklich strich sich Loranthus über die Brust, als müsse er sich auf das Kraulen der dortigen Haarkringel konzentrieren und betastete dabei unauffällig seinen Bauch … noch einmal zur Kontrolle … Doch, da war schon was! Zwar noch nicht viel, aber wenn er weiter so fleißig auf den Feldern arbeitete, konnte er vielleicht schon bald mithalten. Bis er so aussehen würde wie Conall und Arminius, müsste er allerdings die Felder des gesamten Königreiches beackern, des Großkönigreichs wohlgemerkt.

      Bloß gut, dass keiner seine Gedanken lesen konnte. Also lachte auch keiner über ihn, während sie in Gruppen zusammen standen und erzählten und erzählten und erzählten. Wenn es nichts mehr zu erzählen gab, löste sich die Gruppe auf und hatte sich nach ein paar Schritten schon wieder umstrukturiert. Austausch von Neuigkeiten im keltischen Stil – unterhaltsam und effizient.

      Loranthus hätte mit diesem besonders interessanten Informationstanz noch den ganzen Abend zugebracht, wenn nicht Lavinia und Robin so schnell angerannt gekommen wären, dass ihre Kräuterröckchen wie im Orkan hüpften und flatterten.

      Natürlich drehten sich alle sofort um und komprimierten sich zum Pulk, denn es war ja wohl offensichtlich, dass hier die neuesten Neuigkeiten auf sie zugestürmt kamen. Dementsprechend lauschte jeder höchst aufmerksam, während Lavinia und Robin aufgeregt von ihrem Besuch bei Tinne und dem winzigen Baby erzählten, sowie mindestens zwei Dutzend Fragen gleichzeitig beantworteten.

      Erst, als keinem mehr etwas fragwürdig erschien, durften sie mit СКАЧАТЬ