Der mondhelle Pfad. Petra Wagner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der mondhelle Pfad - Petra Wagner страница 37

Название: Der mondhelle Pfad

Автор: Petra Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867779579

isbn:

СКАЧАТЬ einem „Wirst du gleich selbst sehen“ von Viviane gingen sie näher heran und besahen sich die Bilder und Ornamente in der Holzvertäfelung. Dabei vernahmen sie Musik und sahen auch bald die Köpfe von Königin Elsbeth, Elektra, Fea, Madite und des Barden über den Windfang ragen. Als sie an der Treppe ankamen, hatten sie eine vollständige Sicht auf die dort versammelten.

      „Vierzig“, flüsterte Viviane und verbeugte sich erst vor dem Barden, dann vor Königin Elsbeth.

      „Was?“, raunte Hanibu zurück und verneigte sich ebenfalls, nur viel tiefer und länger.

      „Vierzig Schritte bis zur Hälfte, was bedeutet, dass das Haus achtzig Schritte misst“, wisperte Viviane. „Also ist es fünfmal länger als unser Langhaus und würde noch nicht mal in unsere Umfriedung passen! Das muss man sich mal vorstellen.“

      Hanibu antwortete mit einem Keuchen, denn ihr brach der Angstschweiß aus, als Königin Elsbeth sich erhob. Sicherheitshalber verbeugte sie sich gleich noch einmal.

      Die Königin kam die Treppe herunter, umfasste Vivianes Hände und schenkte sogar Hanibu ein freundliches Lächeln, als diese endlich wieder aufsah. Würdevoll geleitete sie die beiden die Treppe hinauf, und Elektra winkte ihnen grinsend zu.

      Hanibu verneigte sich noch einmal vor allen Anwesenden, doch der Barde machte sich nicht die Mühe, von ihr Notiz zu nehmen. Viviane schenkte er umso mehr Beachtung und konnte gar nicht aufhören, sie zu drücken und zu tätscheln, bis er endlich seine Leier weiter zupfte. Fea, die Frau von Afal, und Madite, die Seherin, hatte Hanibu schon zu Beltaine kennengelernt. Mit einer gewissen Genugtuung stellte sie fest, dass beide ihr freundlich zunickten.

      In diesem Augenblick stand ihre Meinung über den Barden fest und beim nächsten Wimpernschlag hatte sie ihr eigenes Schmählied im Kopf, was sie aber sofort wieder vergaß, weil der Besuch beim König nun einen Hergang annahm, mit dem nicht einmal Viviane gerechnet hatte.

      ***

      „Was? Du hast mit dem König an einem Tisch zu Mittag gegessen?“

      „Er hat nur einen Tisch, Noeira. Allerdings einen ziemlich großen.“

      Noeira lehnte sich kraftlos gegen die Wand vom Langhaus, wo sie gerade eben noch gestanden und gesponnen hatte. Höchst angestrengt richtete sie ihren Blick auf den Uhsineberga, um dort den großen Tisch von König Gort eventuell zu erkennen.

      „Was isst denn ein König so zum Mittag?“

      „Eigentlich das Gleiche wie wir, Noeira. Es gab Brot, frische Butter, kalten Braten, Käse, Zwiebeln, junge Erbsen und Möhren …“

      Noeira zog die Nase kraus und lugte jetzt sichtlich enttäuscht den Berg hinauf.

      „Und ich dachte immer, die essen da oben …“

      „Was? Den ganzen Tag nur Hirschschinken und Lammkeulen und Weißbrot mit einem Berg Butter obendrauf?“

      Noeira zuckte die Schultern.

      „Ja, so ähnlich.“

      „Ha! Dann gäbe es bald kein Wild mehr in den Wäldern und kein Vieh mehr auf den Weiden! Aber ich hätte nicht mal im Traum daran gedacht, dass uns Königin Elsbeth dazu einlädt!“

      „Uns? Hanibu saß auch mit …?“

      „Nein! Nicht ganz! Eine alte Sklavin hat sie in den Raum mitgenommen, wo die Sklaven essen. Aber da hat es ihr auch gefallen. Beim Essen hat übrigens kein Sklave bedient. Sie haben nur den Tisch gedeckt und sind gegangen. Das ist praktisch für König Gort, so erhält er sich einen großen Teil seiner Privatsphäre. Man konnte sich ungestört unterhalten.“

      „Was unterhält man sich denn so mit dem König, wenn man nicht gerade den Mund voll hat?“

      „Königin Elsbeth und Elektra wollten viel wissen. Ich musste ihnen von Großmutter Dana erzählen, von Königin Birgie und natürlich von Lothaar, von unserem Lagerplatz, dem Spähtrupp und dann noch von den Vorkämpfen und der Schlacht …“

      „Da wundert es mich aber, dass sie dich nicht gleich zum Abendbrot dabehalten haben – dem morgigen, versteht sich.“

      „Da ist doch Mittsommer. Bis dahin sind ihnen sicher noch ein paar Fragen eingefallen.“

      „Und was hat Hanibu die ganze Zeit gemacht?“

      „Das Selbe wie du, Noeira. Sie hat mit den anderen Weibern draußen auf dem Vorbau gesponnen. Königin Elsbeth war ganz begeistert.“ Viviane drehte sich zu Hanibu und nickte ihr zu. „Hanibu! Zeig Noeira mal dein Geschenk!“

      Hanibu hielt Noeira strahlend einen Stoffbeutel hin.

      „Oooh! Der ist aber schön gewebt, mit Ornamenten und einer feinen Kordel“, seufzte Noeira und drehte den Beutel hin und her. Ach, ein Bär und ein Hirsch sind auch noch eingewebt! Hast ihn wohl von Elektra bekommen?“

      Hanibu nickte begeistert und erklärte langsam: „Von Königin Elsbeth habe ich das geschenkt bekommen, was drinnen ist.“

      Noeira zog an der Kordel und lugte hinein.

      „Beim Geweih von Cernunnos! Das nächste Mal nimmst du mich auch mit, Viviane, wenn du wieder zum König musst! Eine geschnitzte Spule aus Lindenholz und auch noch bis zum Geht-nicht-mehr mit feinstem roten Lein voll!“

      Viviane lachte auf.

      „Das Garn hat Hanibu selbst gesponnen, als sie bei den Weibern draußen saß. Königin Elsbeth wollte ihr etwas zu tun geben, solange sie auf mich warten musste. Als sie dann Hanibu beobachtet hat, war sie so zufrieden mit ihr, dass sie ihr die Spule geschenkt hat. Und damit sie die nicht den ganzen Heimweg in der Hand tragen muss, hat ihr Elektra noch ein Täschchen geschenkt.“

      Das dünne Garn ging von Hand zu Hand, wurde gebührend gelobt und natürlich wollte jeder wissen, wie es Hanibu bei Königin Elsbeth ergangen war.

      Hanibu redete in der Mundart der Hermunduren, Griechisch, Äthiopisch und mit Gebärden. Flora und Taberia hörten aufmerksam zu, Noeira saugte förmlich jedes ihrer Worte und Gesten in sich ein – so wie sie dastand: nach vorne gebeugt, mit offenem Mund.

      Großmutter Mara nahm derweil Viviane am Arm und zog sie Richtung Backofen.

      „Und?“

      Viviane feixte.

      „Es hat besser funktioniert, als ich erhoffen konnte. Ich habe ihm erklärt, wie wichtig das Baby für Tinne ist und dass ich von diesem Glücksfall viel lernen kann. Er hat auch eingesehen, dass man mit so einem Winzling weit vorsichtiger umgehen muss, als mit einem normalen Baby. Wir haben einen Kompromiss geschlossen. König Gort will Tinne selbst das Essen vorbeibringen. Stell dir vor, was für eine Ehre! Dann nimmt er Tinne mit zum Göttertanz und ihre Sklavin bleibt so lange bei Germania. Für den Segen haben wir auch eine Lösung gefunden. Afal kommt extra für die Kleine mit geweihtem Wasser zu Tinne ins Haus. Aber er wird nur ihre Stirn benetzen und im nächsten Jahr bekommt sie ihre richtige Lebensweihe.“

      Großmutter Mara nickte anerkennend.

      „Und was hat er zu deinem Geschenk gesagt?“

      Viviane prustete СКАЧАТЬ