Der mondhelle Pfad. Petra Wagner
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Название: Der mondhelle Pfad

Автор: Petra Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867779579

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СКАЧАТЬ und sich um einen Baum wanden. Das Wasser spiegelte das Mondlicht, warf es gegen das glänzende Schwert und es sah fast so aus, als würden sich die Drachen im Takt der Strömung bewegen.

      Lautlos, bedächtig trat eine Wölfin aus den Schatten der Nacht und legte eine Pfote auf den schwarzen Edelstein. Schon tasteten sich die Finger der Nachtgöttin ganz sanft an den Krallen entlang, streiften den Lauf und warfen schließlich behutsam einen Mantel aus Mondlicht über ihr gesamtes grau-braunes Fell. Vollkommen still verharrte die große Gestalt der Wölfin in majestätischer Würde, kraftvoll, animalisch, überflutet von einer Aura aus Silber. Selbst ihre wachsamen, klugen Augen beobachteten erhaben das schlafende Wasser, das sich in ihnen widerspiegelte, sie schimmern ließ wie polierte Bernsteine.

      Viviane schlug die Augen auf, sah ihrerseits in die gelb-braunen Augen von Baria und lächelte. Auch die Wölfin schien zu lächeln und als Vivianes Hand sich auf ihre Pfote legte, schloss sie ihre Augen. Ein wohliger Laut kam aus ihrem tiefsten Inneren. Viviane ahmte den Laut nach, kniete sich vor die Wölfin und umarmte sie.

      Baria schmiegte ihren Kopf an Vivianes Hals und beide sogen den unverwechselbaren Duft der anderen ein. Gemächlich legte sich Baria ins Moos, ließ sich von Viviane streicheln und kämmen und lauschte der ruhigen Stimme ihrer Mutter.

      Später verstaute Viviane die ausgekämmten Haare in einem Holzdöschen und legte sich ebenfalls ins Moos. Baria rollte sich neben ihr zusammen und schob ihren Kopf in Vivianes Achsel. Eine Pfote legte sie auf Vivianes Unterbauch.

      Schweigend genossen beide die wohlige Wärme des geliebten Wesens, bis es plötzlich gegen Barias Pfote klopfte. Viviane hob den Kopf und sah verdutzt auf Barias Pfote, doch die Wölfin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Dann begriff auch Viviane, wer da gegen ihren Bauch geklopft hatte.

      „Das war das erste Mal, dass ich es selbst gespürt habe“, flüsterte sie strahlend und kraulte Baria mit der einen Hand die Ohren. Die andere legte sie über ihre Pfote.

      „Weißt du, es ist schon seltsam, dass ich mich deine Mutter nenne, Baria. Wo du doch viel früher gemerkt hast, dass ich ein Kind erwarte, als ich selbst. Da kannst du mal sehen, wie viel mein menschlicher Instinkt wert ist gegen deinen animalischen. Hm. Woran das wohl liegt, dass ich da nicht mithalten kann. Vielleicht, weil mein Leben einfacher ist als deines. Du bist der Jäger, immer auf der Hut, um zu überleben. Und ich …“

      Viviane gluckste leise und sah Baria in die wachsamen Augen. „ … kann noch viel von dir lernen. Doch nun steigt Ostara über den Horizont, umhüllt von ihren schönsten goldenen Gewändern. Es wird Zeit für uns.“

      Baria erhob sich und legte ihrer Ziehmutter die Pfote auf die Schulter, so, wie es Viviane mit ihr machte, wenn sie sich hinlegen sollte. Viviane verstand und wartete geduldig, bis Baria wiederkam.

      Sie war nicht allein.

      Drei kleine Wölfchen folgten ihr und tapsten zielstrebig auf Viviane zu. Sie beschnupperten ihre Hände, kletterten über ihre Beine und drehten sich ein paar Mal um sich selbst. Nach kurzem Gerangel hatte jeder einen Platz auf Vivianes Kleid gefunden und sie kuschelten sich eng aneinander. Viviane streichelte Baria mit der einen und ihre Jungen mit der anderen Hand.

      Nach einer Weile erhob sich Baria und trug ihre Kleinen der Reihe nach wieder in den Bau. Sie kam noch einmal zurück und legte Viviane ihre Pfote aufs Knie. Viviane legte ihre Hand darüber.

      „Wenn du mich rufst, werde ich da sein. Wenn ich dich rufe, wirst du da sein. Bis bald, meine Tochter.“

      Noeira stemmte die Hände in die Hüften.

      „Wird auch Zeit, dass du endlich zum Waschen kommst! Mutter hat sich schon Sorgen gemacht. Ich habe extra auf dich gewartet. Die anderen kochen schon den Hirsebrei. Hast du unterwegs getrödelt? Oder …“ Noeira stutzte. „Dreh dich mal! Hat Baria dich etwa …?“

      Viviane rollte mit den Augen, wandte sich übertrieben hin und her, zog ihr Kleid aus und hielt es Noeira ausgebreitet vor die Nase. Mit großer Geste schwenkte sie es zur Seite und deutete triumphierend auf ihren nackten Körper.

      „Kleid in Ordnung und an mir noch alles dran, wie du siehst. Wir haben uns ganz lange unterhalten und dann hat sie mir noch ihre drei Jungen gezeigt. Baria saß richtig stolz neben mir, und ich habe die Kleinen gestreichelt.“

       „Was? Drei Wölfchen? Gestreichelt?!“

      Noeiras Worte sprudelten aus ihrem Mund und ihre Hände schoben sie wieder zurück. Deshalb kam als nächstes nur noch ein gedämpftes „Beim Geweih von Cernunnos! Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?“, zwischen ihren Fingern hindurch.

      Viviane zog fragend die Augenbrauen hoch und wusch sich gemächlich das Gesicht. Noeira wackelte ungeduldig mit dem Kopf und legte die Hände in ihre typische Denkerpose – eine ans Kinn, die andere an die Hüfte, den Fuß noch zur Seite weg.

      „Ich meine doch: Hat sie ihre Kleinen geholt, damit sie dich kennen lernen oder zeigt ihnen Baria schon mal ihre zukünftige Beute?“

      Noeira schlug zur Verdeutlichung ihrer Worte die Zähne aufeinander. Viviane prustete in ihre mit Wasser voll geschöpften Hände und wischte sich die Tropfen von der Brust.

      „Es ist natürlich ein gutes Zeichen. Baria hat sehr viel Vertrauen in mich, sonst würde sie mir ihren Nachwuchs doch nicht schutzlos ausliefern.“

      „Schutzlos!?“, schnaubte Noeira verächtlich. „Ha! Wer’s glaubt! Ich dachte, Baria hat genau neben dir gesessen!? Da braucht sie doch nur mit dem Maul rum schnappen und zack …!“ Noeira spreizte die Finger und packte ihren eigenen Hals.

      Viviane wusch sich die Achseln und antwortete so geduldig, als müsse sie einem Kind erklären: „Baria hat einen Instinkt. Sie weiß, dass ich ihren Kindern nichts tue und ich weiß, dass sie mir nichts tut. So etwas nennt man Vertrauen.“

      „Aha. Und wenn Baria mal seeehr, seeeeeehr lange nichts gefressen hat, kann man ihr da auch vertrauen und sorglos in ihre Nähe kommen?“

      „Baria hat genug zu fressen im Wald.“

      „Aber was wäre, wenn nicht?“

      Viviane wiegte den Kopf, beäugte Noeira von oben bis unten, schnalzte mit der Zunge und schmatzte, als hätte sie an einem dicken Brocken zu kauen.

      „Mich würde sie nie angreifen, aber jeder andere sollte sich hüten. Wölfe sind gute Beobachter. Die würden sofort merken, wenn ein schwacher, wehrloser Mensch durch ihr Revier geht.“

      „Sag ich doch!“ Noeira schnappte wieder nach ihrem Hals, krächzte, röchelte, rollte mit den Augen und ließ den Kopf schlaff hängen. Dann zerrte sie sich mit ihren eigenen Händen wieder gerade und betrachtete Viviane argwöhnisch von der Seite, wie sie sich mit ihrem Wolltuch die Zähne polierte.

      „Und warum sollte sie ausgerechnet dich nicht fressen wollen? Du setzt dich ihr ja geradewegs auf den Tisch? Einfacher geht’s doch gar nicht mehr! Braucht nur noch das Maul aufzumachen! So wie früher, als du sie gefüttert hast!“

      „Weil wir Freunde sind“, stellte Viviane fest, ohne im Putzen inne zu halten.

      „Pfhh.“

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