Der mondhelle Pfad. Petra Wagner
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Название: Der mondhelle Pfad

Автор: Petra Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867779579

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СКАЧАТЬ dass sie ihnen tatsächlich halfen. Großmutter Mara war sogar felsenfest davon überzeugt, dass sie sämtliche Glieder nicht nur besser bewegen konnte, sondern auch mehr Kraft hatte als früher.

      Sie blinzelte durch die Augenlider, beobachtete Viviane bei ihren geschmeidigen Bewegungen und sagte: „Kind, du machst mir heute irgendwie einen angespannten Eindruck.“

      Viviane atmete lange ein, noch langsamer wieder aus und ging mit geschlossenen Augen in den Spagat.

      „Da gebe ich mir extra Mühe …“, seufzte sie und vollführte kreisende Bewegungen mit ihrem Oberkörper. „ … und du merkst es trotzdem, Großmutter. Wie machst du das nur?“

      „Jahrelange Übung“, gluckste Mara und deutete auf Vivianes Gesicht. „Also, warum kneifst du die Augen zusammen, als müsstest du nachdenken, wie du etwas Unmögliches schaffst, weil du Silvanus diesmal nicht als deinen Komplizen hast?“

      Noeira hielt in ihrer letzten Pose inne, streckte die Arme besonders weit in den Himmel, die Augen in die Gegenrichtung und grummelte: „Sag’s uns, Viviane! Ich fühle mich auch schon ganz angespannt!“

      „Er soll Tinne nicht mit zur Sonnenwendfeier nehmen“, brummte Viviane, stemmte ihren gesamten Körper nur mit den Fingerspitzen ein Stück weit über den Boden und machte endlich die Augen auf.

      Noeira stemmte die Hände in die Hüften und schnaubte: „Das erlaubt er niemals! So etwas hat es noch nie gegeben!“

      Viviane schnappte mit einem Ruck hoch, stellte sich betont aufrecht hin und reckte entschlossen das Kinn.

      „Mich hat es auch noch nie gegeben. Wenn alle Stricke reißen, muss ich ihn eben bestechen.“ Sie legte den Kopf schief und lugte nachdenklich zur einzigen Wolke am Himmel. „Ich könnte ihm natürlich auch was zu trinken anbieten …“

      „Ha! Du kannst ihm auch ein Pferd schenken! Immerhin hast du mehr Beute gemacht als er!“

      „Das wäre wirklich eine gute Idee, Noeira! Aber wenn wir unser eigenes Land bekommen, müssen wir sowieso Abgaben darauf zahlen.“

      „Ach. Und die leistest du in Pferden?“

      „Ja, jedes Jahr zwei Fohlen seiner Wahl.“

      „So viel geschenktes Land und zwei Fohlen als Gegenleistung? Das soll alles sein?!“

      „Natürlich nicht. Er und unser Hochkönig dürfen Arion zur Zucht nehmen.“

      „Oh, oh. Ich ahne Schreckliches …“

      „Wieso?“, fragte Viviane verständnislos. „Das ist doch wirklich der günstigste Handel, den es gibt!? Wir müssen nur den Anteil von Silvanus abtreten.“

      Noeira winkte ab.

      „Ist doch klar. Immerhin bist du eine Druidin, da brauchst du dich nicht mit solch profanen Sachen wie Abgaben belasten. Silvanus muss zwar Abgaben leisten, aber ich wette mit dir, dass er ab und zu ein gutes Hirschhündchen extra übrig hat und noch ein paar Glasarmbänder oder Glasperlen, oder mal einen neuen Streitwagen, oder andere Wagen, oder ein neues Mähwerk … ganz zu schweigen von einem Paar neuer Schuhe, doppelt genäht mit wasserdichter Schweinsblase dazwischen, für den Winter mit Schafwolle …“ Noeira fuchtelte lax mit der Hand, als könnte sie noch ewig weiter aufzählen, nur sei der Tag nicht lang genug.

      „Aber das mein ich doch nicht, Viviane! Guck dich doch mal um!“, rief sie und deutete auf die Berggipfel um sie herum. „Wenn sich das mit Arion erst herumspricht, kommen alle Könige mit ihren Stuten und wollen sie bei ihm auf die Weide stellen. Dann hat er schrecklich viel zu tun und natürlich schrecklich viel … Spaß.“

      Noeira stellte diesen Spaß sogleich gestenreich dar, damit auch jeder wusste, was sie meinte. Alle lachten und prusteten los, als sie es mit einem Pferdegesicht in Ekstase versuchte. Ihre Augen quollen vor, ihre Zunge hing sabbernd heraus und wippte im Takt ihrer Hüften auf und ab … Großmutter Mara musste sich sogar gegen die Weide lehnen und die Augen wischen.

      Viviane winkte schnaufend ab und gluckste.

      „Es hat sich schon herumgesprochen, Noeira. Was meinst du, was man da alles geboten bekommt, damit Arion seinen Spaß haben kann.“

      Noeira holte ihre Augen und Zunge wieder in Normalposition zurück, nickte überzeugt und wackelte Achtung heischend mit dem Finger.

      „Das kann ich mir vorstellen! Da sind sicher die tollsten Sachen dabei!“

      Mara klatschte schallend in die Hände und alle drehten sich zu ihr um.

      „Mir ist etwas eingefallen, mit dem du König Gort bestechen kannst! Glaube mir, der erfüllt dir jeden Wunsch, wenn er nicht zu abwegig ist. Da brauchst du ihm nicht mal was untermischen.“

      „Was zu trinken? Was da genau …?“

      Viviane visierte ihre Großmutter an, aber die rieb sich nur die Hände und grinste verschlagen.

      „Lass dich überraschen! Ich gebe dir nach dem Frühstück einen Krug mit auf die Burg.“

      Zu ihrer aller Verdruss war auf dem Rückweg ins Langhaus nichts aus Großmutter Mara herauszubekommen. Also aß Viviane ein gekochtes Ei und Haferbrei mit Ahornsirup und starrte grübelnd vor sich hin. Daneben Noeira, die grübelte jedoch nicht, weil sie damit beschäftigt war, Großmutter Mara nicht aus den Augen zu lassen, die wiederum so tat, als wäre sie weitsichtig.

      Medan brach die erwartungsvolle Spannung, indem er vom Tisch aufstand, um auf den Dietrichsberg zu Amaturix zu gehen. Viviane hatte plötzlich zu Ende gegrübelt.

      Sie sprang auf, strich alle Eierschalen zusammen und huschte nach draußen, um sie zerbröselt ins Hühnergehege zu werfen. Beschwingt rannte sie hinter Medan her und dirigierte ihn zur Pferdekoppel um.

      Als er die vielen Pferde sah, seufzte er traurig und ließ die Schultern hängen.

      „Meinst du, ich soll sie mir noch mal ansehen, Viviane? Denn wenn ich heute Abend wiederkomme, sind sie schon mit ihnen weggeritten und ich habe wieder das Nachsehen wie immer.“

      Medan trat gegen einen Stein, dass er im hohen Bogen ins Gras hüpfte. Viviane tätschelte ihrem jüngsten Bruder beschwichtigend die Schulter.

      „Eigentlich wollte ich dich um etwas bitten, Medan …“

      „Ja, ja, das wollen sie alle!“ Er spuckte aus. „Medan, nimm die Sense, der Weinberg muss gemäht werden und bring vom Heimweg gleich noch Wasserflöhe mit, wir wollen rote Wolle machen, weil das Blau schon alle ist. Medan, bring feinen Flusssand, wir haben frischen Essig gemacht und wollen die Tontöpfe scheuern. Medan, wir müssen Leinsamen pressen, unsere Schweinsblasen an den Fenstern brauchen bei der Hitze eine Ölung. Medan, räucher die Bienen aus, wir wollen Honig schleudern …“ Er hob flehend die Hände zum Himmel. „So ging es die ganze Zeit, als ihr nicht da wart! Beim Geweih von Cernunnos! Es ist wirklich anstrengend, das Oberhaupt im Dorf zu sein.“

      Viviane tätschelte ihn immer noch.

      „Jetzt ist Vater wieder da und du hast ihn würdig vertreten. Dafür sind wir dir sehr dankbar und deshalb …“

      „Ja, ja. Ich weiß“, seufzte er, steckte die Daumen in seinen СКАЧАТЬ