Название: Der größte Irrtum der Weltgeschichte
Автор: Hans-Erdmann Korth
Издательство: Автор
Жанр: История
isbn: 9783954889884
isbn:
Nach Rechnung der Hydrologen ging der Strom jedoch an diesem Tag bis zum Abend in Richtung Südwest.
Nur durch Annahme eines Schreibfehlers und damit eines um drei Tage früheren Termins konnte D. Olson2 Bericht und Gezeiten in Einklang bringen. 297 Jahre später gibt es dagegen keinerlei Problem: Der letzte Sommervollmond des Jahres 243 u.Z. fiel auf den 16.9. und fand rund drei Stunden früher statt als jener -54 u.Z. Am Tage des Berichts setzte der Tidenstrom demnach gegen 15 Uhr ein und trieb die Schiffe wie berichtet nach Nordosten...
Der Julianische Kalender, so wird überliefert, geht auf den römischen Herrscher Gaius, aus dem Geschlecht der Julier zurück, der den Beinamen Cäsar erhielt. Dieser ersetzte den bis dahin in Rom geltenden Kalender, der bis dahin mit Hilfe von bei Bedarf eingefügten Schaltmonaten mit dem Jahreslauf abgeglichen worden war, durch einen Vierjahreszyklus. Nur zu oft waren bis dahin die Schaltungen aus wirtschaftlichen oder politischen Interessen manipuliert worden und so schließlich 'gänzlich ins Wilde' gelaufen.1
Cäsars Reform unter Anleitung des Astronomen Sosigines aus Alexandria sah vor, dass von nun an alle vier Jahre ein Schalttag das Auseinanderdriften von Kalender und Sonnenjahr verhindern sollte. Jahresbeginn sollte in Zukunft der 1. Januar sein. Um diesen Ausgangszustand herzustellen, seien im Umstellungsjahr 45 v. Chr., dem 'Jahr der Verwirrung' drei zusätzliche Monate mit insgesamt 80 Tagen eingefügt worden. Auf den 23. Februar folgten 23 Schalttage und zwischen dem 29. November und 1. Dezember wären die Schaltmonate Undecembris mit 33 Tagen und Duodecembris mit 34 Tagen eingefügt worden. Infolgedessen verschob sich der 21. März, der zuvor am Platz des heutigen 1. Januar im Jahreslauf2 lag, nun auf den traditionellen Jahresbeginn der Römer am Tag der Frühlings-Tagundnachtgleiche, wo er sich auch heute befindet.
Irgendwas stimmt auch hier nicht! Wenn der 21. März erst seit Cäsars Zeiten den Frühlingsanfang bestimmt, dann fand auch der 1. Januar seinen Platz erst nach der Umstellung. Davor wäre er, auf das Sonnenjahr bezogen, im Oktober gelegen. Cäsar hätte demzufolge zwar die Kalenderabweichung korrigiert, den Beginn des römischen Amtsjahres aber beibehalten? Wozu hätte das gut sein sollen?
Die Sonnenuhr des Augustus hätte, wie wir sahen, nur deshalb die Tagundnachtgleiche am 23. September angezeigt, weil zuvor irrtümlich geschaltet wurde? Und Augustus selbst hätte diese Abweichung vom julianischen Kalender später berichtigt, obwohl die Anzeige seiner monumentalen Sonnenuhr sich damit gegen den römischen Kalender verschob, sodass sein Geburtstag zur Tagundnachtgleiche nun auf den 26. 9. fiel? Wie man es auch dreht und wendet: Die Überlieferungen bleiben unvereinbar.
Könnte, möglicherweise, der 'julianische' Kalender auch auf einen anderen römischen Kaiser zurückgehen?1 Man mag's kaum glauben, aber fast drei Jahrhunderte nach dem Cäsar unserer Schulbücher lebte der Kaiser Gaius Julius Verus Maximinus Thrax. Nehmen wir einmal an, jener Kaiser hätte die Kalenderreform durchgeführt, sodass der Jahresbeginn auf die Tagundnachtgleiche fiel. Viel später erst wären dann Reformer samt Reform um dreihundert Jahre vorgezogen worden.2 Damit sich die überlieferten Datumsangaben nicht gegen den Jahreslauf verschoben, musste natürlich nach dem Sonnenkalender zurückgerechnet werden. Da jedoch vor der Reform keine regelmäßigen Schaltjahre begangen wurden, fehlten in 300 Jahren 75 Schalttage und der so errechnete 1. Januar -44 u. Z. lag entsprechend weit vor dem Frühlingsbeginn.
Durch die Restabweichung gegenüber dem Sonnenjahr von einem Tag alle 128 Jahre wäre dann aber die Sonnenuhr des Augustus ursprünglich um drei Tage vorgegangen. Damit dessen Geburtstag auf die Tagundnachtgleiche fiel, mussten zuvor eben drei Schalttage ausgefallen sein. Diese waren Cäsars Reform zuzuschlagen, sodass jene nun 78 Schalttage umfasste. So fehlen gerade noch 2 von den 80 Schalttagen der julianischen Kalenderreform. Mit denen wäre auch der in dreihundert Jahren aufgelaufene Fehler des julianischen Kalenders berücksichtigt und so die Selbsttäuschung perfekt. Cäsars Kalenderreform könnte also durchaus das Produkt einer Rückrechnung sein!1
Widersprüchliche Überlieferungen zum Julianischen Kalender
In diesem Falle hätte die spätere Korrektur Papst Gregors tatsächlich die Verhältnisse nach der Julianischen Reform wieder hergestellt – wenn auch mit einer falschen Begründung.
Damit wäre auch gleich das bei Titus Livius zu findende Datum des 11. Juli für die Sonnenfinsternis des Jahres 190 v. Chr. erklärt.1 Wie die astronomische Rückrechnung zeigt, fand diese jedoch am 14. März jenes Jahres statt. 'Der Kalender lief der astronomischen Zeit also um rund vier Monate voraus.' 2 Dies wäre umso erstaunlicher, als die Überlieferungen des folgenden Jahrhunderts auf weitgehende Übereinstimmung hin deuten.
Wurde jedoch über den angenommenen Beginn des Julianischen Kalenders hinaus ohne Schaltjahre rückgerechnet, so ergibt sich genau das genannte Datum. Und wenn es in den beiden Jahrhunderten vor Cäsar keinerlei Kalenderkorrektur gegeben hätte, wären zur Zeit des Sonnenfinsternis 37 Tage weniger als bei Cäsar aufgelaufen gewesen und nicht mehr!
Dionysius Exiguus: Zählung nach Christi Geburt
Begeben wir uns nun einige Jahrhunderte weiter – in die christliche Spätantike. Der aus Skythien stammende Astronom und Kirchenrechtler Dionysius Exiguus, der für seinen Papst auch Übersetzungen griechischer Werke fertigte, gilt als der Urheber unserer bis heute gültigen Jahreszählung. Auch wenn die Schriften des Dionysius später vielfach bearbeitet und modifiziert wurden, so erschien doch ihre Grundlage bislang als gesichert. Dionysius' Todesjahr wird, bezogen auf seine eigenen Berechnungen, mit 543 AD angegeben.
Wegen des umstrittenen Ostertermins im Jahre '526' wandte sich Dionysius dem Thema Osterrechnung zu. In seiner Schrift, dem Liber de Paschate3 verwarf er die von ihm selbst zunächst noch benutzte Jahreszählung nach Diokletian, da dieser Kaiser als grimmiger Christenverfolger einer solchen Ehre nicht würdig sei. Statt dessen schlug er eine Jahreszählung nach Christi Geburt vor. Hierzu gab er (sinngemäß) die folgende Berechnung1 an:
Willst du das Jahr seit der Fleischwerdung des Herren wissen, errechne die Anzahl der Jahre der [vollendeten 2] Zyklen; zähle 12 hinzu und füge noch die Indiktion des Jahres an.
Seltsam. Über das Jahr 313 u.Z. als Beginn der Indiktionszyklen herrscht weitgehend Einigkeit. Von einem zyklischen System konnte natürlich erst die Rede sein, nachdem der erste Zyklus bereits abgeschlossen war. Erste Anfänge dieser Methode der Steuererhebung im Osten des Reichs wurden folglich auf den 1. September 297 u.Z.3 datiert. Die Inkarnationsjahre (AD) lägen demnach also um 297 Jahre später als nach unserer gebräuchlichen Jahreszählung!4
Aber warum rechnete Dionys überhaupt so kompliziert? 'Indiktionszyklen mal 15 minus 3' hätte doch auch als Bezug ausgereicht. Allerdings wäre dann der Widerspruch zur Zeit der allerersten Schätzung im Lukasevangelium sofort ins Auge gesprungen.
Wie mag Dionysius überhaupt auf die Idee gekommen sein, das Jahr der Geburt Jesu um drei Jahre früher zu suchen, als bei Lukas angegeben? Als Astronom könnte er sich auf den Bericht des Matthäus bezogen haben, nach dem der Stern von Bethlehem vor den Drei Königen zu eben jener Zeit sichtbar gewesen wäre. Tatsächlich war ja der Komet Halley im Frühjahr 295 u.Z. erschienen.
Ostern СКАЧАТЬ