Название: Der größte Irrtum der Weltgeschichte
Автор: Hans-Erdmann Korth
Издательство: Автор
Жанр: История
isbn: 9783954889884
isbn:
Dionysius Exiguus lag, wie er in seinen Schriften erwähnt, eine Tafel vor, für den 13. metonischen 19-Jahreszyklus der Diokletianischen Ära, d. h. für die Jahre 513-531 AD.2 Daraus folgerte er völlig richtig, dass mit dem Jahr 247 nach Diokletian (531 AD) 13 metonische Zyklen innerhalb dieser Ära vergangen waren. Aus anderen Schriften entnahm er, dass zwischen dem Beginn der Ära Diokletians und dem Ende der Herrschaft des Königs Herodes fünfzehn weitere metonische Zyklen, also 285 Jahre verflossen wären. Zusammen ergab das genau einen alexandrinischen Zyklus zu 532 Jahren, nach dem Mondlauf, Wochentage und Schaltjahre sich wiederholen. Mit dem Jahr '532' begann demnach ein neuer alexandrinischer Zyklus.1 So wählte er die Inkarnationsära – 'post christum natum' (AD) für seine Vorausberechnung der folgenden fünf metonischen Zyklen bis zum Jahr '626'.
Wie bitte? Herodes wäre, folgt man Dionys, schon im Jahre 'null' d.h. vor Christi Geburt gestorben?2 Wenn nicht, dann müssten doch die von Dionysius errechneten Zyklen3 mit dem Jahr 1 bzw. 533 beginnen!
Aber warum stimmt dann die von Dionysius Exiguus angegebene Ostertafel4 trotzdem mit den astronomisch rückgerechneten Werten so gut überein? Die Antwort ist banal: Weil sie anhand 'unserer' Jahreszählung definiert wurde – und nicht durch die nach 'traditioneller Sicht' seit 'Christi Geburt' vergangenen Jahre!
„Er setzte dann in seiner Ostertabelle das Jahr 247 der Alexandriner gleich mit dem Jahr 532 der Jahre nach der Fleischwerdung des Herrn, nicht mehr und nicht weniger.“ N.A. Bär
Das wäre nun wirklich erstaunlich! Bei der Berechnung des Ostertermins ging es doch um die Fortschreibung des Gedenktages an die Auferstehung Christi. Logischerweise sollte deren Jahr an erster Stelle in der Ostertabelle und damit am Beginn eines 'christlichen' Mondzyklus stehen.1
Tatsächlich war aber das 'Kopfjahr' der alexandrinischen Mondtafel auf das astronomische2 Datum der Tagundnachtgleiche im 4. Jh. u.Z. bezogen3 – und damit auf die Anfangszeit der Indiktion sowie die Lebenszeit Jesu.4 Nur so war überhaupt eine lückenlose Berechnung des Gedenktages der Auferstehung möglich. Und nur wenn der Zyklus mit dem realen Mondlauf übereinstimmte, ließ sich das Passionsjahr errechnen.5
Im Jahr 330 u.Z., 33 Jahre nach dem Beginn der bei Lukas erwähnten allerersten Indiktion, fiel der 'Ostersonntag' auf den 22. März. Die sogenannte Epakte bezeichnet das Mondalter am 22. März. In einem Brief an den Bischof Petronius diskutierte Dionysius die Problematik dieses Datums.1 Dennoch hätte er schließlich eine Ostertafel erstellt, die offenbar keinerlei Bezug zu den christlichen Überlieferungen aufwies?2
Der 22. März wäre auch der gewiesene Bezug für die Berechnung des Wochentags mit Hilfe des Konkurrenten3 gewesen. Dionys wählte, wie seine Rechnung bei traditioneller Einordnung zu implizieren scheint, jedoch den 24. März als Referenz.1 Zwei Tage Abweichung bestehen auch zwischen Ostertagen im Abstand von 304 Jahren. Durch eine solche Verschiebung ließ sich folglich die Ostertafel um 4 kallippische Zyklen in die Vergangenheit verlängern, während die Festtage der Gegenwart unverändert blieben.
Dionysius Exiguus, der uns offenbar den wahren Abstand zwischen seiner Lebenszeit und der von Diokletian sowie Jesus nennt, hätte demnach eine Ostertafel ohne Bezug zur christlichen Heilsgeschichte erstellt. Aber warum wählte er gerade diese? Weil sie mit dem Kalender überein stimmt – zu seiner Lebenszeit und damit auch nach unserer Zeitrechnung!2 Die behauptete Abweichung der Indiktion unterstellt allerdings dem Evangelisten Lukas einen dreist erlogenen Bericht zur Christgeburt: Der heilige Joseph aus Galiläa hätte ohne den römischen Fiskus ja gar keinen Anlass gehabt, sich nach Bethlehem aufzumachen. Und auch der von Dionysius genannte Beginn des Indiktionen widerspricht dem Kenntnisstand der Historiker.
Die Argumente des Dionysius Exiguus:
Fassen wir noch einmal die wichtigsten Aussagen zusammen: Den uns überlieferten Abschriften zufolge berechnete er die Inkarnationsära mit Hilfe des römischen Indiktionszyklus, indem er eine Reihe von Regeln aufstellte und diese an Beispielen für das Jahr 525 AD erläuterte. Die wichtigsten besagen Folgendes:
I. Die Zählung der Inkarnationsjahre startet 3 Jahre vor dem Beginn der Indiktionsrechnung der Römer.
IV. Willkürliche Basis der Konkurrente ist der 24. März. Die Berechnung der Wochentage aus der Jahreszahl liefert damit die tatsächlichen Werte nach u.Z.
V. Die Ostertafel basiert auf dem Inkarnationsjahr '532' als Beginn des Metonzyklus der alexandrinischen Mondtafel1, was einem Startjahr '0' entspricht. Herodes wäre demnach vor Jesu Geburt verstorben.
Dass unsere Jahreszählung dennoch korrekt erscheint, braucht nicht zu überraschen. Durch seine willkürlichen, dabei zunächst plausiblen, wenngleich eigenartigen Festlegungen stimmen Indiktion und Wochentag nun allerdings 297 Jahre verfrüht überein!2
Lebte Dionysius dagegen 4 kallippische Zyklen später als traditionell angenommen, so sind seine Angaben nachvollziehbar und frei von Widersprüchen:
I* Die Überlieferung des Neuen Testaments beginnt im dritten Jahr vor Beginn der Indiktionszählung, dh. 295 u.Z.
IV* Basis der Konkurrente ist der 22. März, auf den 330 u.Z. (33 Jahre nach Jesu Geburt 297) der Ostersonntag fiel. Die Berechnung der Wochentage zur (AD-) Jahreszahl liefert damit die tatsächlichen Werte.
V* Die Ostertafel basiert auf dem Startjahr 304 u.Z. eines 19-jährigen Mondzyklus, der Anfang des 4. Jh. u.Z. mit dem realen Mondlauf übereinstimmte.
So bleibt schließlich nur die Frage, wann Dionysius, der sich selbst 'Exiguus', dh. der Unbedeutende nannte, tatsächlich gelebt hat – nach unserer Zeitrechnung. Gehen wir davon aus, dass seine Angaben zum Jahr 525 AD und zum Zeitabstand von Diokletian korrekt sind, so entspricht dies den Verhältnissen im Jahr 828 u.Z.1
Tatsächlich liefert seine Tafel jedoch die Termine des Osterfests ab 532 u.Z. Die Nutzer der Tafel mussten folglich annehmen, der Verfasser mit dem eigentümlichen Pseudonym habe sie bereits drei Jahrhunderte früher erstellt.2
Dionysius hatte damit dem Papst, seinem Auftraggeber, eine Ostertafel konstruiert, die in Einklang zu dem stand, was einem Großteil der Christenheit als gesicherte Wahrheit galt. Was bisher nur geglaubt werden konnte, bekam durch Dionys eine überprüfbare, wissenschaftliche Basis!
Damit war allerdings auch jede Möglichkeit verbaut, irgendwann zur ursprünglichen Inkarnationszählung zurückzukehren. Nun konnte man sich nicht mehr mit einem Irrtum herausreden. Das Geburtsjahr Jesu gegen die Indiktionszählung der Römer zu verschieben, war eine vorsätzliche Fälschung, deren Rücknahme den Verlust jeder Glaubwürdigkeit bedeutet hätte. Es gab fortan nur noch eine Möglichkeit, zu einer widerspruchsfreien Jahreszählung zu gelangen: Die alte, allein durch Tradition gestützte Inkarnationszählung musste verschwinden!
Dionys hatte sich abgesichert und die eigentlich nahe liegende direkte Verknüpfung des Geburtsjahres von Jesus mit einer der zu seiner Zeit gängigen Jahreszählungen vermieden. Statt dessen hatte er lediglich angegeben, wie weit dieses in Wahrheit zurück lag. So war völlig auszuschließen, dass irgendwer auf Grund der willkürlichen und widersprüchlichen Verknüpfung der Ostertafel mit den Inkarnationsjahren, СКАЧАТЬ