Название: El Raval
Автор: José R. Brunó
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783960082033
isbn:
*
Es war inzwischen vierzehn Uhr geworden. Zu dieser Zeit machte sich Pep immer Gedanken, wo er zu Mittagessen sollte. Für heute war sein Bedarf gedeckt.
Es war mal wieder unerträglich heiß und die Temperaturen waren in der Mittagszeit auf achtunddreißig Grad Celsius gestiegen. Die Geschäfte waren geschlossen und wer nicht unbedingt etwas zu erledigen hatte, versuchte, der Hitze entkommen.
Xavi und Pep beschlossen, sich auf den Ramblas ein schattiges Plätzchen zu suchen. Hier wehte von Zeit zu Zeit ein schwacher Wind, den das Meer in die Allee trieb. Der Tag war ohnehin für sie gelaufen, sie hatten keine Lust mehr auf eine Streife durch das Viertel. Beide waren für heute bedient.
Am nächsten Morgen stand Pep schon früh auf. Er hatte die Nacht zuvor schlecht geschlafen. Da war die nächtliche Hitze, die ihm zu schaffen machte und der gestrige Vorfall ging ihm nicht aus dem Kopf.
Er fuhr schon früh auf die Jefatura und ihm fiel auf, dass das Auto von Xavi auch schon in der Garage stand.
Er bevorzugte es, mit dem eigenen Auto zu kommen, das er sich gerade gekauft hatte, obwohl er nur einige hundert Meter entfernt wohnte.
Als Pep das Büro betrat, saß sein Kollege gelangweilt hinter seinem Schreibtisch. Es war erst acht Uhr dreißig und so früh war er noch nie im Büro gewesen.
»Was machst du denn schon so früh hier?«, fragte Xavi erstaunt.
»Das gleiche könnte ich dich fragen«, sagte Pep und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. »Wir gehen gleich mal in die Pathologie und schauen, was der Doc sagt. Ich hoffe, dass Laura oder Montes uns schon etwas sagen können und außerdem muss ich noch beim Chef mündlich berichten.«
Es war inzwischen neun Uhr geworden und Pep hatte Xavi aufgetragen, mit dem Bericht zu beginnen. Das Schreiben auf der alten klapprigen Schreibmaschine beherrschte der Kollege Javier weitaus besser als er und so sollten diese unerfreulichen Berichte für Xavi zur allmorgendlichen für ihn Routine werden.
Pep war gerade dabei, sich eine Zigarette anzuzünden, als die Bürotür ohne Klopfen aufgerissen wurde. In der Tür stand sein Chef Comisario Lopez, der wie immer schon sehnsüchtig auf einen Bericht seiner Beamten wartete.
›Na, zu dem muss ich dann ja wohl nicht mehr‹, dachte Pep.
»Da habt ihr ja eure zweite Leiche«, bemerkte Lopez zynisch und lächelte. »Wenn ihr was habt, möchte ich das sofort wissen, und bitte den Bericht von gestern.«
«Okay Chef, Javier Fernandez ist gerade dabei, den Bericht zu schreiben und dann werden wir sofort in die Pathologie fahren, um weitere Einzelheiten zu erfahren«, beruhigte Pep seinen Vorgesetzten.
»Ich hoffe, dass Laura oder Montes uns schon etwas sagen können.«
Lopez machte eine abwinkende Handbewegung und verließ wortlos den Raum.
Nach mehrmaligen Anrufen in der Pathologie sagte man ihnen, dass Doktor Montes sich zurzeit noch außer Haus befände und erst um elf Uhr zur Verfügung stünde. Um elf Uhr dreißig war der Doc immer noch nicht zurück.
Zunächst gingen Pep und Xavi zu Laura ins Labor, die damit beschäftigt war, Fingerabdrücke und sonstige Spuren auszuwerten.
Das Ergebnis war ernüchternd: Es gab keine. Der Täter hatte peinlich darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Er hatte offensichtlich Handschuhe getragen.
Gerade dort hatte Pep sich etwas erhofft, weil er wusste, dass jeder Ausweis, jeder Pass und jede Aufenthaltsgenehmigung neuerdings mit einem Fingerabdruck versehen wurde. Somit waren Inhaber dieser Dokumente erkennungsdienstlich erfasst.
»Ich habe eventuell doch noch etwas für euch«, sagte Laura, »Fußspuren, die euch weiterhelfen könnten. Ich werde mal versuchen, herauszufinden, welchem Schuh das zugeordnet werden kann. Ich denke, dass ich richtig liege mit der Vermutung, dass das eine Art Sportschuh ist.«
Pep, der krampfhaft versuchte, eine Überleitung zu finden, um sich für den gestrigen Vorfall zu entschuldigen, nickte nachdenklich mit dem Kopf.
»Die Geschichte von gestern tut mir leid, Laura, soll nicht wieder vorkommen«, sagte Pep, dem es offensichtlich schwerfiel, diesen Satz über die Lippen zu bringen.
»Ist schon okay, Pep, ich möchte dich nur bitten, meine Arbeit in Zukunft zu respektieren.«
Laura wandte sich ab, während Pep noch eine Zeitlang in einer Art Schockstarre verharrte. Der unerfahrene junge Kriminalist hatte die Wichtigkeit der Forensik und die Tatsache, dass die Polizei eigentlich nur für das Grobe zuständig war, noch nicht erkannt. Für die Aufklärung eines Falles waren kleine Details von großer Bedeutung, wie Pep in seiner langen Karriere noch erfahren sollte.
Inzwischen war auch Doktor Montes eingetroffen, der die beiden Inspektoren schon erwartete.
Pep und Xavi betraten den großen Raum, der aussah wie ein Operationssaal. Das war das Reich des Pathologen Montes. Die Wände waren deckenhoch weiß gefliest und in der Mitte des Raumes stand ein großer Keramiktisch, der eigentlich nicht an einen Operationstisch erinnerte, sondern eher an eine Schlachtbank.
Über dem Tisch hing eine große Leuchte, die in den Operations-Sälen der Krankenhäuser verwandt wurden. Doktor Montes, der bereits alles für die Leichenschau vorbereitet hatte, steuerte auf den Tisch zu, auf dem ein Leichnam lag. Pep vermutete, dass sich unter dem weißen Tuch, das die Leiche bedeckte, Melisa Agramontes befände.
Der Doc hob das Tuch an und unter dem weißen Laken lag Melisa, die zu schlafen schien. Sie war vom Blut gereinigt worden und auf ihrer Brust war ein riesiger Y-Schnitt zu erkennen. Der Pathologe hatte die Leiche geöffnet und sie dann wieder fachgemäß zugenäht.
Eigentlich hatte sich Pep das alles viel schlimmer vorgestellt, er hatte etwas Angst vor diesem Augenblick gehabt. Ihn überkam ein Gefühl, das er nicht so recht erklären konnte. Es war einerseits ein Gefühl der Erleichterung, diesen Moment überstanden zu haben, anderseits übermannte ihn wieder große Traurigkeit.
»Wisst ihr schon, wer das ist?«, fragte der Doc.
»Das ist Melisa Agramontes. Sie stammt aus Calella.«
Doktor Montes schaute ihn fragend an und bemerkte, dass Xavi sich aus dem Raum entfernt hatte.
»Dem ist sicherlich etwas unwohl geworden, aber das ist nicht außergewöhnlich beim ersten Mal«, bemerkte Montes lächelnd.
»Diese drei Einstiche auf der rechten Brustseite waren nicht tödlich. Der Halsschnitt jedoch schon«, sagte der Doc, der auf den Schnitt wies, den er ebenfalls fachmännisch zusammengenäht hatte. »Der Schnitt wurde von rechts nach links ausgeführt, also hat der Täter hinter seinem Opfer gestanden. Er hat ihr die Kehle durchgeschnitten und anschließend dreimal in die Brust gestochen«, berichtete Doc Montes.
»Merkwürdig, genau wie bei der Engländerin. Ihr erst die Kehle durchschneiden und ihr dann dreimal in die Brust stechen. Was macht das für einen Sinn? Ist das ein Ritual?«
»Das СКАЧАТЬ