Название: Ghostsitter
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783964260567
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»Tiffany Schuster, richtig«, lachte es aus den Locken hervor. »Und wer bist du?«
Tom streckte ihr höflich die Hand entgegen: »Mein Name ist Tom Röschenberg. Ich betreibe zusammen mit meinem Onkel Welf diese Geisterbahn, und dass Sie morgen hier Fotos machen wollen, finden wir alle echt toll!«
Nicht alle, näselte es da in seinem Kopf, und Tom verdrehte die Augen. Ich weiß das, Vlarad. Nun lass mich doch bitte trotzdem höflich sein, ja?
»Na, so toll kannst du es nicht finden, wenn du dabei die Augen bis in die Stirn hochrollst«, entgegnete da die Frau vor ihm, und Tom spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. »Was? Neinnein! Er, ich, sie, ich meine, wir sind nur ziemlich aufgeregt!«
Die Autorin lachte: »Ihr auch? Warum solltet ihr denn aufgeregt sein? Ich stehe morgen zum ersten Mal vor einem Pressefotografen, der versuchen muss, zwischen all den Haaren mein Gesicht zu finden. Und das, obwohl ich alles dafür tun werde, mich möglichst tief darin zu verstecken.«
Tom runzelte die Stirn. »Warum sollten Sie das tun?«
»Ich bin Autorin und kein Model, Tom Röschenberg«, seufzte Tiffany Schuster und ließ sich auf der untersten Stufe der Geisterbahn nieder. »Ich weiß nicht, wie ich mich morgen hinstellen soll, welches Gesicht ich machen muss … Soll ich lächeln, ernst schauen, breit grinsen, die Arme verschränken oder ausbreiten, locker irgendwo lehnen, sitzen …«
Oder einfach zu Hause bleiben …, warf der Vampir ein. Doch Tom ignorierte ihn einfach. Die Frau unter der Haarmähne tat ihm leid, und er konnte sich ganz gut vorstellen, wie es ihr gerade ging.
»Wie wär’s denn, wenn wir mal zusammen reingehen in die Geisterbahn und Sie schauen sich an, wo morgen das Fotoshooting stattfindet?«, schlug er dann vor. »Vielleicht können wir uns ja sogar gemeinsam überlegen, was cool rüberkommt.« Tom zückte sein Smartphone: »Ich könnte ja sogar ein paar Testaufnahmen machen. Dann sehen wir gleich, was doof ist und was nicht.«
Da strich sich die Autorin eine dicke Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Tom aus großen, dunklen Augen dankbar an: »Das … das wäre wirklich sehr nett von dir! Geht das denn wirklich? Müsst ihr nicht gleich öffnen?«
Die Frau war so nett und höflich, dass sie Tom seltsamerweise fast verdächtig vorkam. Pah, ich bin’s nur nicht mehr gewohnt, dass Leute einfach mal nett sind und nicht sofort neue Probleme mitbringen, dachte er bei sich und schaute dann auf die Uhr im Display. »Wir haben noch dreiundvierzig Minuten Zeit, bis das Kirchweihfest offiziell aufmacht. Ich muss noch ein paar Glühbirnen wechseln, die Kasse holen und fünfmal gegen die Hebel treten, damit sich der Rost löst. Das dauert maximal fünfzehn Minuten. Also haben wir noch eine knappe halbe Stunde. Wollen wir?«
Tom machte eine galante Geste in Richtung der Einfahrt, und die Autorin lächelte dankbar.
Kapitel 4: Das Problem
Bitte achten Sie auf die Gleise, da stolpert man gerne mal drüber in der Dunkelheit«, warnte Tom, doch fast gleichzeitig hörte er das typisch metallische BONK, gefolgt von einem unterdrückten »Autsch«. Sofort leuchtete er mit dem Lämpchen seines Smartphones auf den Boden, um der Frau den Weg zu erhellen. »Entschuldigung, das hätt ich gleich machen sollen, aber ich bin das schon so gewohnt. Haben Sie sich sehr wehgetan?«
»Nein, nein, alles gut«, antwortete die Autorin. »Ich wär fast hingefallen, bin aber gottseidank gegen irgendetwas Weiches gestoßen.«
Tom wusste, dass auf dem Weg zu Vlarads Sarg nichts »Weiches« herumstand und schickte kurz eine telepathische Nachricht an alle anderen: Wer auch immer von euch das war, vielen Dank!
Die Antwort war ein gutmütiges Gmmmhhh, und Tom hütete sich, das Licht seines Handys dorthin scheinen zu lassen, wo der Zombie in der schützenden Dunkelheit stand.
»Alles okay, Frau Schuster?«, fragte er stattdessen und zeigte nach vorne. »Hier geht’s um die Ecke, und dann sind wir da.«
»Alles okay, danke«, antwortete diese. Tom sah, dass sie die Nase rümpfte und sich dabei fragend umblickte.
Einer Ahnung folgend schnupperte auch Tom in die Richtung, und schon tränten ihm die Augen von dem stechend süßlichen Gestank, den er nur allzu gut kannte. Hustend und sich die Augen wischend bedeutete er der Autorin, ihm zu folgen: »Ja, das … das … puh … ahem … das tut mir leid. Ab und zu lassen die Besucher hier drin vor Schreck schon mal eine Bockwurst oder Ähnliches fallen. Wenn wir das abends nicht finden, dann schimmelt’s, und das kann schon mal … Also, wir suchen heute Abend alles gründlich durch, und morgen riecht da nix mehr, versprochen! Bitte hier entlang.«
Wie hätte Tom ihr auch erklären können, dass der bestialische Gestank von Wombies Kuschelhasen Odor stammte? Der hatte seit vielen Jahrzehnten kein Waschmittel mehr gekostet, da es niemand wagte, dem Zombie sein geliebtes Knuffeltier zu entwenden. Wombie war das friedfertigste Wesen auf dem gesamten Erdenrund – solange sich Odor bei ihm befand. War das abgewetzte, ehemals rosafarbene Gestanksinferno aber mal nicht aufzufinden, verwandelte sich der gutmütige Wombie in einen tollwütigen, zombieförmigen Panzer. Als dieser machte er alles platt, was so dumm war, ihm im Weg zu stehen.
»Bo, da bimb bir«, sagte Tom.
»Bitte was?«
Tom nahm die Finger von der Nase. »Ich meinte: So, da sind wir. Hier will der Fotograf morgen die Fotos machen. Moment, ich schalte noch die Beleuchtung ein …«
Er legte den Schalter um, und die Lampen tauchten die Deko in effektvolles Licht.
»Hey, das sieht ja wirklich cool aus!«, lachte Tiffany Schuster begeistert. »Und da hinten war sogar ein Blitz über der Burg, sehr schön. Ja, so stellt man sich Draculas Schlafplatz vor. Und … wow! So stellt man sich Dracula persönlich vor, das ist ja unglaublich …«
Verwundert hatte sich Tom zu ihr umgedreht, und nun staunte auch er: Hop-Teps Vlarad-Puppe sah so unglaublich echt aus, dass er im ersten Moment gedacht hatte, der Vampir selbst hätte sich regungslos hinter den Sarg gestellt.
Die Autorin schien wirklich schwer beeindruckt zu sein, denn sie hatte sich an den Sarg gelehnt und musterte kopfschüttelnd den künstlichen Vlarad.
»Perfekt … Absolut perfekt …«, sagte sie dann überraschend leise. »Der elegante Gehrock, das rote Halstuch um den blütenweißen steifen Kragen und die perfekte Haltung eines wahren Aristokraten. Dazu die hohen Wangenknochen und diese dunklen Augen, in denen man sich verlieren könnte … hach …«
Vlarad, das solltest du hören, telepathierte Tom dem Vampir. Ich glaube, Frau Schuster ist ein richtiges Dracula-Fangirl und findet dich schon als Puppe zum Anbeißen.
Du glaubst wirklich, Hop-Teps Plastikvampir kann das Blut einer Frau in solch wogende Wallungen bringen?, antwortete ihm Vlarad überraschend amüsiert. So sehr ich sein einzigartiges Talent schätze: Das vermag unser ägyptischer Künstlerprinz dann doch nicht.
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