Название: Ghostsitter
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783964260529
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»Eilt ja nicht«, brummte Welf und sah zu Vlarad.
Der nickte. »Du bestimmst den Zeitpunkt, Mimi. Vorsicht ist unsere wichtigste Tugend. Wombie, bitte setze doch so lange schon einmal die Wagen in die Schienen. Hop-Tep, bitte bemächtige dich der schnelltrocknenden Farbe und des Pinsels und bessere die Stellen in der Deko aus, wo man das Styropor durchscheinen sieht.«
Ohne eine weitere Regung zu zeigen, stapfte der Zombie davon. Hop-Tep brummelte immerhin etwas, das man wie eine Zustimmung deuten konnte, und machte sich ebenfalls an die Arbeit.
»Ihr seid so unfassbar krass«, sagte Tom noch einmal, und Mimi lachte ihr glockenhelles Lachen. »Schön, dass es dich so beeindruckt hat. Vlarad ist auch ganz schön stolz drauf.«
»Zu Recht, Mimi«, bekräftigte Tom. »Aber sag mal, kannst du mir nicht wenigstens ein bisschen mehr über diese Gefahr erzählen, in der wir angeblich alle schw…«
Tom hätte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht mit dem, was nun geschah. Zunächst spürte er, dass die Erde wieder bebte. Doch dabei blieb es nicht.
Kapitel 5: Die erste Attacke
Ein lauter Krach und ein unterdrückter Schrei ließen Tom und Mimi erschrocken aufblicken: Direkt vor ihnen schlug etwas in den Boden ein und explodierte wie eine Feuerwerksrakete in unzähligen Farben. Gleichzeitig spürte Tom, wie ihn etwas Feuchtes im Gesicht traf. Er schrie auf, wischte sich das Zeug von den Augen, und als er daraufhin seine blutverschmierten Hände sah, schrie er gleich noch viel lauter.
Tom stolperte panisch zur Seite, hörte dabei etwas scheppern, spürte plötzlich, dass sein linkes Bein von irgendwem festgehalten wurde, und schlug der Länge nach hin. Abermals krachte es blechern, und als Tom sich aufrappeln wollte, rutschte er auf dem nassen Boden aus und fiel sofort wieder mit dem Gesicht in die ekelerregende Suppe.
»Hilfe …«, hustete er und krabbelte blind vorwärts, um dem glibberigen Zeug irgendwie zu entkommen. Dabei stieß er gegen irgendetwas Weiches, das sich zu seinem Horror auch noch bewegte.
»Ah! AAHHH!«, schrie Tom und schlug mit Händen und Füßen panisch um sich. Irgendwer oder irgendwas gab ein dumpfes Stöhnen von sich, und Tom bemühte sich sofort, noch mehr und noch fester um sich zu prügeln, um das Ding möglichst weit von sich fernzuhalten.
Doch von einem Moment zum nächsten konnte er sich nicht mehr bewegen, seine Arme und Beine waren wie festgenagelt. Dazu hörte er die raue Stimme seines Onkels Welf direkt neben seinem rechten Ohr. »Tom. Beruhig dich. Alles okay.«
»Alles okay?!«, schrie Tom. »Ich bin voller Blut, und hier ist irgendwer, und ich kann ihn nicht sehen! Tu doch was! AAAAAAHHH!«
»Tom. Es ist alles gut. Wirklich«, hörte er da Mimi an seinem linken Ohr flüstern, und ihre Stimme half ihm tatsächlich, sich zu beruhigen. Tom atmete ein paarmal so entspannt durch, wie es ihm möglich war.
»Ich lass jetzt deine Arme los, Tom«, vernahm er Welfs Stimme ruhig neben sich. »Wisch dir erst mal das Zeug aus den Augen und sieh dich um.«
Tom spürte, dass sich der eiserne Griff um seine Handgelenke lockerte, und verstand, dass es Welf war, der ihn festgehalten hatte. Er tat, wie ihm geheißen, und strich sich mit den Fingern über die Augen, bis er sie öffnen konnte. Dann sah er sich um.
Um Tom herum sah es aus, als hätte man eine Kindergartengruppe mit tausend Litern Fingerfarben auf ihn gehetzt. Das Kopfsteinpflaster schillerte in allen Regenbogenfarben, und Tom selbst ganz genauso. Ja, seine Hände waren rot, aber der Rest von ihm war blau, gelb, grün, lila, schwarz, weiß, rosa, aubergine, beige und mehrere Mischformen all dessen.
Neben ihm hob Hop-Tep den Kopf. Er war nicht nur über und über mit allen Farben bekleckert, es klebten auch diverse Pinsel an ihm, und obendrauf thronte ein Farbeimer, als hätte er sich zum Schutz einen sehr albernen Helm aufgesetzt.
Tom sah an sich hinunter und erkannte nun auch, dass ihn in Wirklichkeit niemand am Fuß festgehalten hatte. Er war einfach nur in einen Farbeimer getreten, und sein Schuh hatte sich mit der Gummisohle ganz wunderbar darin festgeklemmt.
Er hob den Blick, und aus dem ersten Stock der Geisterbahn gähnte ihn das große Loch an, durch das Hop-Tep offensichtlich gebrochen war.
»W… was war denn los, um Gottes willen?«, fragte Tom und rappelte sich auf.
Hop-Tep brabbelte aufgeregt unter seinen Bandagen hervor und zeigte wiederholt nach oben zu dem Loch.
Mimi schwebte vor ihm hin und her. »Er sagt, er hätte gerade mit den Malerarbeiten begonnen, als sich etwas direkt vor ihm aus dem Boden erhob. Bevor er sehen konnte, was es war, hat es ihn gepackt und einfach durch die Wand geworfen. Und schalte endlich deine Telepathie ein, ich will nicht dauernd übersetzen.«
Tom nickte abwesend und sah zu den anderen, die sich natürlich längst an dem überbunten Tatort eingefunden hatten. Welf war da und Vlarad ebenso.
»Wo ist Wombie?«, fragte er, und gleichzeitig rollte er seinen Ärmel hoch.
Tom war dank einer magischen Verbindung nicht nur in der Lage, mit den anderen telepathisch zu kommunizieren – also in Gedanken zu sprechen. Mit einer Art Geister-Navi auf seinem Arm konnte er jederzeit sehen, wo sich wer befand. Wenn er es nicht mal wieder vergaß …
Ein rötlich schimmernder Punkt unter der Haut am Unterarm zeigte ihm, dass sich Wombie wohl nach wie vor im Inneren der Schreckensfahrt befinden musste. Der Punkt bewegte sich nicht. Das war für Wombie normalerweise nichts Ungewöhnliches. Der Zombie konnte tagelang an der gleichen Stelle stehen und so lange auf eine Bodenfliese starren, bis diese grau anlief. Aber vorhin hatte er ja eine Aufgabe bekommen, und eigentlich konnte ihn nichts daran hindern, diese auszuführen.
»Mimi, kannst du bitte mal nachsehen, ob mit Wombie alles okay ist?«, bat Tom das Gespenstermädchen.
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, war sie weggesaust, und nur einen Augenblick später war sie auch schon wieder da.
»Schnell, kommt mit! Ihr müsst helfen! Los!«, rief sie aufgeregt und flatterte voraus. Welf und Vlarad rannten sofort die Stufen zum Eingang der Geisterbahn hinauf und verschwanden im Inneren. Auch Hop-Tep und Tom wollten ihnen folgen, aber das war nicht ganz so einfach …
»Oh Mann, wir kleben fest!«, rief Tom zu der Mumie hinüber. »Die verdammte Farbe ist getrocknet, ich fass es nicht. Was machen wir denn jetzt?«
Tom schaffte es immerhin, den Fuß vom Boden zu lösen, der nicht in dem Eimer klemmte. Aber sein Hosenboden pappte bombenfest auf dem Kopfsteinpflaster. Er sah zu Hop-Tep, den es noch viel schlimmer erwischt hatte: Seine Bandagen hatten sich voll Farbe gesogen, klebten nun überall auf dem Boden, auf ihm und vor allem aneinander.
Es war erstaunlich, was СКАЧАТЬ